Vox Romanica
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Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniFrancisco Rodríguez Adrados, Geschichte der Sprachen Europas. Aus dem Spanischen übersetzt von Hansbert Bertsch, Innsbruck (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft) 2009, 392 p.
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Andreas Schor
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présenter les objectifs, les défis (les problèmes de typologie, par exemple) et les étapes d’une telle initiative. À la date de la publication de notre ouvrage, six cent quarante-trois manuscrits avaient été répertoriés et deux cent cinquante d’entre eux soumis à une numérisation. Marc Baratin, Bernard Colombat et Louis Holtz souhaitaient en publiant ce volume «faire le point sur l’état des recherches [sur Priscien] . . . et . . . ouvrir de nouvelles perspectives» (xiv): l’objectif est bien suffisamment atteint. L’un pourrait certes reprocher aux éditeurs le style peu homogène de l’entreprise, leur manque d’appétit pour les textes-sources en annexes (lacune compensée par une bibliographie substantielle et des indices pertinents), puelques défauts d’uniformisation au niveau de la mise en pages, l’absence de conclusion générale récapitulative, etc. Mais quiconque côtoie un jour ou l’autre des sources grammaticales antiques et médiévales et est le moindrement familier avec les sciences du langage médiévales saluera cet ouvrage comme l’une des premières portes ouvertes sur le fondamental et incontournable univers priscianien. La diversité des nations représentées au colloque de Lyon sur Priscien témoignerait à elle seule de l’étendue de son prestige. L’Italie privilégie le «Priscien philologique», alors que la France cherche à discerner toujours un peu mieux le rôle complexe joué par les Institutions grammaticales dans les débats philosophiques du Bas Moyen Âge. Des chercheurs d’autres pays s’y attardent aussi, sans doute pleinement conscients du caractère universel de la réflexion linguistique offerte par Priscien de Césarée. René Létourneau ★ Francisco Rodríguez Adrados, Geschichte der Sprachen Europas. Aus dem Spanischen übersetzt von Hansbert Bertsch, Innsbruck (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft) 2009, 392 p. In seiner Geschichte der Sprachen Europas, die im Original 2008 beim Verlag Editorial Gredos in Madrid 1 erschienen ist, gibt Francisco Rodríguez Adrados einen Überblick über die sprachliche Entwicklung in Europa von der vorchristlichen Zeit bis heute. Er beginnt mit der Ankunft der Indogermanen um das Jahr 5000 v. Chr. Zur selben Zeit gelangten auch benachbarte und vielleicht mit dem Indogermanischen verwandte Sprachen uralischer und finnougrischer Völker nach Europa. Vielleicht kam um dieselbe Zeit auch das Baskische. Von all diesen Sprachen hat das Indogermanische in Europa die Hauptrolle gespielt. Von ihm stammen die Mehrheit der Sprachen Europas und vor allem auch die Sprachen, die sich dann über Europa hinaus verbreiteten, nämlich das Portugiesische, das Spanische, das Französische, das Englische und das Russische, ab. Die Einwanderung des Indogermanischen muss man sich als eine Abfolge von Wellen, die zuerst von der Ebene zwischen der Wolga und dem Dnjestr nach Westen und dann nach Süden vorstießen, vorstellen. Rodríguez Adrados unterscheidet zwischen verschiedenen, zeitlich aufeinanderfolgende Arten von Indogermanisch: das präflexionale IG I, das monothematische IG II, das IG III, das Deklinationen und Konjugationen mit verschiedenen Stämmen bildete, und schließlich das IG IV, zu dem die heute in Europa gesprochenen Sprachen gehören. Das IG I und das IG II sind in Europa nicht direkt präsent. Beim IG III unterscheidet der Autor dann zwei Stämme, das IG IIIA und das IG IIIB. Das IG IIIA stieß südlich der Karpaten nach Europa vor und bildete die Grundlage des Griechischen. Das IG IIIB stieß nördlich der Karpaten zuerst Richtung Westen und dann nach Süden vor, und von ihm stammen alle übrigen indogermanischen Sprachen in Europa ab. 237 Besprechungen - Comptes rendus 1 Francisco Rodríguez Adrados, Historia de las lenguas de Europa, Madrid (Gredos) 2008. Ein zweiter Teil des Buches ist der Geschichte der indogermanischen Sprachen in Europa gewidmet. Der Autor plädiert für die Ähnlichkeit zwischen den Sprachen Europas. Diese Ähnlichkeiten sind laut dem Autor von zweierlei Art: «Die erste betrifft die grammatischen und lexikalischen Ähnlichkeiten zwischen den indogermanischen Sprachen untereinander, die von ihrem gemeinsamen Ursprung im Indogermanisch III herrühren. . . . Die zweite betrifft die Gemeinschaft der europäischen Sprachen, und nur diese, auf Grund von späteren historisch-kulturellen Entwicklungen» (107). Hierin liegt eine der Kernaussagen des Buchs: Die Sprachen Europas stammen zwar letztlich von außerhalb Europas, bilden aber aufgrund der gemeinsamen Religion und der gemeinsamen Kultur und Geschichte eine eigene Familie und heben sich von den Sprachen, die im Rest der Welt gesprochen werden (auch von den indogermanischen Sprachen in Asien), ab. Dabei vernachlässigt der Autor auch die nichtindogermanischen Sprachen Europas (Baskisch, Finnisch, Ungarisch) nicht. Sie konnten sich dieser Entwicklung nicht entziehen, was sich in zahlreichen Lehnwörtern und Lehnübersetzungen aus den indogermanischen Sprachen zeigt. Schließlich mussten diese Sprachen eine ähnliche kulturelle Realität beschreiben wie die indogermanischen. Andererseits haben die nichtindogermanischen Sprachen auch Spuren vor allem im Wortschatz gewisser indogermanischer Sprachen hinterlassen, so hat beispielsweise das Rumänische eine beträchtliche Anzahl von Lehnwörtern aus dem Ungarischen 2 . Der Kern dieser sprachlichen Konvergenz wird dann im dritten Teil des Buches dargestellt: die kulturellen Leistungen Griechenlands und Roms. Die Griechen entwickelten einen reichhaltigen Wortschatz, aus dem dann auch die Wissenschaften in den übrigen Sprachen schöpften, wenn sie für eine neuartige Erfindung eine Bezeichnung suchten. Der griechische Wortschatz gelangte zunächst in Form von Lehnwörtern und Lehnübersetzungen auch ins Latein, da gebildete Römer des Griechischen mächtig waren. Die Texte der griechischen und lateinischen Geschichtsschreiber, Philosophen und Schriftsteller galten lange als Vorbilder auf ihrem jeweiligen Gebiet. Schließlich gelangte ein beträchtlicher Teil des Wortschatzes über die Religion in die modernen europäischen Sprachen. Im Osten Europas übte Byzanz und dann die orthodoxe Kirche, im Westen die katholische Kirche einen bedeutenden Einfluss aus. Einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der europäischen Sprachen leistete auch das griechische Alphabet, das mit Variationen von allen europäischen Sprachen übernommen wurde. Darüber hinaus verbreitete sich das griechisch-lateinische Alphabet auch auf Sprachen anderer Familien. Nicht zuletzt bildete es die Grundlage für modernste Entwicklungen wie die Schreibmaschine und dann die elektronische Textverarbeitung. Zwar gibt es diese auch für Sprachen, die nicht mit unserem Alphabet geschrieben werden, aber es handelt sich im Wesentlichen um Anpassungen westlicher Versionen. Im vierten Teil des Buches wird dann die Geschichte der großen Gemeinsprachen Europas teils anhand von geografischen Räumen (Iberische Halbinsel, Italien), teils anhand von Sprachfamilien (germanische, slawische Sprachen) dargestellt. Da die romanischen Sprachen nicht als Familie behandelt werden, fällt eine romanische Sprache, nämlich Rumänisch, gewissermaßen durch die Maschen. Ein Kapitel ist schließlich dem Neugriechischen gewidmet. Einige Ausführungen zur Verbreitung der europäischen Sprachen außerhalb Europas schließen das Werk ab. Die Darstellung eines solch weiten Gebiets auf knapp 400 Seiten bleibt gezwungenermaßen summarisch. So findet man des Öfteren Behauptungen, die einfach in den Raum gestellt werden, ohne dass der Leser sie nachvollziehen kann. Unterlegt werden solche Behauptungen lediglich durch Hinweise auf die Bibliografie (meistens des Autors). Der 238 Besprechungen - Comptes rendus 2 Das ist natürlich auf die gemeinsame Geschichte zurückzuführen: Bis 1918 gehörte Siebenbürgen zur ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Leser bleibt stellenweise sur sa faim, wie man im Französischen so schön sagt. So würde er vielleicht gern erfahren, auf was sich der Autor stützt, wenn er versucht, die verschiedenen Formen des Indogermanischen zu rekonstruieren. Der Autor steht, zumindest zu Beginn des Werkes, (zu) sehr im Zentrum. Das zeigt sich nicht nur daran, dass die meisten bibliografischen Angaben auf seine eigenen Bücher und Artikel verweisen. Auch im Text wimmelt es nur von Sätzen, die mit ich oder mit wir beginnen. Meinungen, die von den Ansichten des Autors abweichen, werden manchmal etwas gar schroff abgewiesen. Ein kleines Muster dieses Tons möchte ich den Lesern dieser Rezension nicht vorenthalten: «Da die Arbeiten von Meid und Neu vor der deutschen Übersetzung meines Beitrags von 1979 veröffentlicht wurden, war es in Deutschland üblich, diese Hypothese zum Archaismus des Hethitischen als die ‹Meid-Neu-Hypothese› zu zitieren, ohne dass mein Verbo indoeuropeo von 1963 oder meine frühere Publikation von 1962 überhaupt erwähnt wurden - ja es wurde sogar geschrieben, ich sei Meid und Neu gefolgt! Die Gerechtigkeit ist nicht von dieser Welt! » (78-79). Der Leser wundert sich dann nicht mehr, dass von 31 Seiten Bibliografie am Schluss des Werkes 10 den Arbeiten des Autors gewidmet sind. Der Übersetzer sagt in seinem Kommentar sehr treffend, dass der Leser der deutschen Ausgabe Gelegenheit hat, «insbesondere das Lebenswerk des Verfassers, der sich, von den frühesten indogermanischen Anfängen bis heute, mit allen Fragen der Sprachgeschichte und Philologie, besonders des Griechischen, in zahlreichen Aufsätzen und Büchern beschäftigt und in Spanien geradezu schulbildend gewirkt hat» (373), kennenzulernen. So gesehen bildet die Geschichte der Sprachen Europas so etwas wie die Zusammenfassung des Lebenswerks von Francisco Rodríguez Andrados. Leider artet sie manchmal zur Selbstbeweihräucherung aus, und das ist schade. Das Ganze ist auch ein kulturelles Problem: Als Leser von spanischer wissenschaftlicher Literatur ist einem dieser Tonfall durchaus vertraut, aber im Deutschen wirkt er etwas befremdend. Es stellt sich deshalb die Frage, ob der Übersetzer diesem bisweilen etwas überheblichen Ton nicht ein bisschen die Spitze hätte nehmen sollen. Diese Frage rührt zugegebenermaßen am Selbstverständnis des Übersetzers, der immer hin- und hergerissen ist zwischen möglichst treuer Wiedergabe des Originals und Zugeständnissen an das zielsprachliche Publikum. An der vorliegenden Übersetzung gibt es sonst an sich nichts zu tadeln, sie liest sich flüssig und ist gut verständlich. Einzig am wiederholt auftauchenden Wort rezent (für ‘kürzlich erfolgt, neuer’, von Spanisch recién) habe ich mich am Anfang etwas gestoßen, als Angehöriger der süddeutschen Sprachfamilie dachte ich dabei eher an würzigen Käse. Eine Nachforschung im Duden gab dem Übersetzer allerdings Recht, rezent hat in erster Linie tatsächlich die von ihm verwendete Bedeutung. Der Übersetzer fügt am Schluss noch seine eigenen Bemerkungen an, in denen er darauf hinweist, dass die Beschäftigung mit den europäischen Sprachen in der Europäischen Gemeinschaft in all ihren Formen notwendiger denn je ist, «weit über den linguistischen Erkenntnisgewinn hinaus» (373). Schließlich ergänzt der Übersetzer seine Bemerkungen noch mit einer ergänzenden Bibliografie. Hat sich nun die Übersetzung dieses Werks, die viel Zeit und sicher auch viel Geld gekostet hat, gelohnt? Meiner Meinung nach ja, denn die Geschichte der Sprachen Europas von Francisco Rodríguez Andrados gibt dem Leser einen guten Überblick über die Entwicklung der Sprachen auf unserem Kontinent, von der Einwanderung der Indogermanen bis heute. Diese Betrachtung bildet eine gute Grundlage für das Studium der Geschichte der einzelnen europäischen Sprachen. Auf die in diese Richtung weiterführenden Werke (z. B. Lapesa für das Spanische) wird in der Bibliografie verwiesen. Andreas Schor ★ 239 Besprechungen - Comptes rendus Alessandro Capone (ed.), Perspectives on language use and pragmatics. A volume in memory of Sorin Stati, München (Lincom Europa) 2010, 332 p. Il volume qui recensito, pur avendo l’aspetto di Festschrift in onore di Sorin Stati, lo studioso rumeno recentemente scomparso, si presenta come un importante contributo teorico, per il modo in cui, seppur nella varietà di approcci che lo caratterizza, viene affrontato il nesso fra significato, contesto e cotesto. L’introduzione del curatore, Alessandro Capone, che a Stati fu legato da un profondo rapporto d’amicizia, sottolinea, attraverso considerazioni biografiche e teoriche il ruolo giocato dal linguista rumeno nella diffusione della teoria dell’argomentazione. Ad una ricostruzione del contributo teorico di Stati è dedicato anche il saggio di H. Walter, presidente della Société Internationale de Linguistique fonctionnelle, di cui Stati fu a lungo vicepresidente. Il legame con la linguistica funzionale è evidenziato anche dal saggio di J. Martinet. Alla linguistica rumena è dedicata interamente la lectio magistralis di J. L. Mey. Uno degli argomenti più discussi del volume è costituito dalla persuasione e dai conflitti linguistici. A questo tema sono dedicati il saggio di F. van Eemeren e B. Garssen, che si rifà esplicitamente al lavoro di Stati sulla teoria dell’argomentazione, come pure quello di M. Dascal, che mostra efficacemente come il tentativo di persuadere l’interlocutore pervada ogni sorta di scambi linguistici, dallo scambio quotidiano al dibattito politico. Il linguaggio politico è al centro di un corposo contributo di C. Llie. C. Kerbat-Orecchioni propone un’originale applicazione dell’idea di Stati espressa nella Transfrastica, che dimostra come, a molti anni di distanza, quell’intuizione sia ancora feconda, benché non risulti costantemente applicata dagli studiosi di pragmatica. Due contributi del curatore sono dedicati ai pragmemi in due diverse situazioni, la classe scolastica e il funerale; tale analisi presenta sicuramente un interesse anche per gli studiosi di linguistica antropologica. Oggetto del lavoro di F. Paglieri e C. Castelfranchi è la cooperazione linguistica, che, alla base nella socialità umana, è da loro considerata come un fenomeno emergente della nostra inclinazione a perseguire scopi individuali. Il saggio di M. Metzeltin descrive efficacemente un possibile modello dei fenomeni di mentalizzazione che presiedono al passaggio dall’enunciato al contenuto mentale e viceversa. M. Srpová tratta la varietà interculturale nel dialogo e le forme in cui essa si manifesta nella traduzione, con particolare riferimento alla lingua francese. Al rapporto tra le lingue regionali francesi e il mondo globalizzato è dedicato lo studio di H. Walter. D. Zielinska, una studiosa di fisica convertitasi alla linguistica, studia gli effetti pragmatici delle preposizioni nei contesti e mette a frutto le sue conoscenze matematiche nel proporre una direzione di ricerca assai promettente. Lo sfondo teorico, pur distante, ai diversi saggi, ci sembra essere costituito dall’opera di Wittgenstein. D’altronde, al filosofo austriaco è dedicato un saggio fortemente innovativo di F. Lo Piparo, che propone una lettura originale della genesi intellettuale della nozione wittgensteiniana di «gioco linguistico». La tesi di Lo Piparo, che verisimilmente farà molto discutere, vuole mostrare che Wittgenstein, negli anni 30, fu influenzato dal pensiero di Gramsci, a lui noto attraverso le sue discussioni con l’economista italiano Piero Sraffa. Tale ipotesi fu proposta alcuni anni fa da Amartya Sen e viene adesso finalmente sviluppata e corroborata da un’efficace ricostruzione critica. La ricchezza del lascito di Stati ci induce a riflettere sull’importanza dell’emigrazione intellettuale rumena e del suo straordinario contributo alla cultura europea. Una storia ancora tutta da scrivere. Un’ultima notazione sul volume: il costo, che potrebbe ostacolarne la diffusione, è temperato dal fatto che l’editore offre un generoso sconto agli studenti. Marco Carapezza 240 Besprechungen - Comptes rendus
