Vox Romanica
vox
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2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2012
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Kristol De StefaniHélène Carles, L’émergence de l’occitan pré-textuel. Analyse linguistique d’un corpus auvergnat (IXe-XIe siècles). Préface d’Anthony Lodge, Strasbourg (Éditions de Linguistique et de Philologie) 2011, xxvii + 564 p. (Bibliothèque de Linguistique Romane 7)
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Nelson Puccio
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Quali delle considerazioni fatte per i canali IRC transalpini si attaglino a quelli italiani sarà parte del compito degli studi successivi, che potranno certamente giovarsi della proposta diacronica fatta propria da Esther Strätz e della mole virtualmente (è il caso di dirlo! ) infinita di materiali che sono disponibili tramite il web, a cominciare dai sempre maggiori messaggi scambiati tramite Facebook e Twitter per proseguire con le forme di CMR che avranno successo in futuro e che oggi possiamo solo immaginare. Emanuele Miola Galloromania Hélène Carles, L’émergence de l’occitan pré-textuel. Analyse linguistique d’un corpus auvergnat (IX e -XI e siècles). Préface d’Anthony Lodge, Strasbourg (Éditions de Linguistique et de Philologie) 2011, xxvii + 564 p. (Bibliothèque de Linguistique Romane 7) Auch heutzutage hat eine Einschätzung des Typs «[W]e are still only starting to understand the linguistic state of the early Romance communities» 1 grundsätzlich nichts von ihrer Gültigkeit verloren, erweisen sich doch die Anfänge der Überlieferung der romanischen Volkssprachen als nach wie vor fruchtbares, zumal bei Weitem nicht abgearbeitetes Untersuchungswie auch Diskussionsfeld innerhalb der romanistischen Sprachgeschichtsforschung. Ein noch einzulösendes Forschungsdesiderat besteht vor allem in Bezug auf die bis dato nicht ausreichend erfassten bzw. erfassbaren Prozesse und Mechanismen der volkssprachlichen Verschriftung als auch auf eine dafür angemessene, interdisziplinär ausgerichtete Methodenwahl und Bearbeitungsinitiative. Der Konturierung oder vielmehr Beleuchtung eines ausgewählten Ausschnitts dieser Grauzone der historischen Linguistik nimmt sich die von der Universität Paris-Sorbonne angenommene Dissertation von Hélène Carles zu den Ursprüngen der okzitanischen Schriftlichkeit an. Auf der Grundlage eines auvergnatischen Korpus lateinisch abgefasster Urkunden nimmt die Verfasserin mittels einer großmaßstäbig angelegten und gründlich durchgeführten Bottom-up-Studie anhand vornehmlich toponymischer, aber auch lexikalischer Zeugnisse mit Verve die «m[ise] en lumière [du] processus d’élaboration complexe de l’écrit au stade de l’occitan fragmentaire» (520) in Angriff. Dabei gelingt es ihr trotz des recht begrenzten Quelleninventars aufzuzeigen, dass sich die Verschriftung des Okzitanischen nicht als creatio ex nihilo mit den ersten Textzeugnissen im 11. bzw. 12. Jahrhundert vollzieht, sondern dass die Ausbildung der medialen Schriftlichkeit stattdessen als kontinuierlicher, chronologisch weitestgehend kohärenter Prozess zu begreifen ist, der bereits zweieinhalb Jahrhunderte zuvor - in enger Korrelation mit dem Aufbrechen der diglossischen Sprachsituation infolge der Karolingischen Reform und der damit einhergehenden Veränderung des soziolinguistischen Status der okzitanischen Niedrigvarietät in Bezug auf das Latein als Hochvarietät 2 - eingeleitet wird. Im Lichte dieser neuen Forschungsergebnisse sind (ungeachtet deren relativ regionaler Gültigkeit, d. h. Aussagekraft) prinzipiell auch Rückschlüsse auf den Ablauf und die soziokulturelle Fundierung der Ausbildungs- 296 Besprechungen - Comptes rendus 1 R. Wright, «Speaking, reading and writing late Latin and early Romance», Neophilologus 60/ 2 (1976): 186. 2 Ausreichend berücksichtigt und schlüssig geklärt wird bei dieser Fragestellung auf morphosyntaktischer Ebene auch das Verhältnis in der Verwendung zwischen dem Okzitanischen und der scripta latina rustica, also der mesolektalen Kompromissvarietät des Lateins: Unter diachronischem Blickwinkel kommt es für diese beiden nähesprachlich orientierten Varietäten zu einer Domänenaufteilung in pragmatisch unterschiedlich markierten Gebrauchskontexten. prozesse volkssprachlicher Graphietraditionen im Allgemeinen möglich. Es erscheint dank dieser Studie in gewissem Maße gar eine einzelsprachenübergreifende Methodenentwicklung bzw. Hypothesenbildung bezüglich der Entstehungsgeschichte der romanischen Schriftsprachen durchführbar. Das der differenzierten Ortsnamenbzw. Wortschatzanalyse zugrundeliegende Untersuchungskorpus setzt sich aus Listen und Schenkungsurkunden unterschiedlicher Provenienz zusammen, welche chronologisch gestaffelt den Zeitraum zwischen Anfang des 9. und Mitte des 11. Jahrhunderts abdecken. Abgesehen von der Berücksichtigung eines Urbars (aus Mauriac) und von Protokollen des Domkapitels in Clermont - beides Originaldokumente - erscheint vor allem die Verwendung zweier Kopialbücher (aus Brioude und Sauxillanges) auf den ersten Blick hinterfragbar und wird deshalb im Folgenden einer gesonderten Auseinandersetzung bzw. spezifischeren Thematisierung zu unterziehen sein. Um die noch zahlreichen weißen Flecken auf der Landkarte der diachronischen Sprachforschung zur Emergenz des Okzitanischen zu tilgen, wird im Verlauf der fünf zentralen Kapitel der Publikation - dieser umfangreiche Inventarisierungs- und Explikationsteil der Arbeit (46-518) wird neben einem Geleitwort von Anthony Lodge (xvii-xx), den obligatorischen auktorialen Danksagungen und Vorbemerkungen (xxi-xxvii) noch durch eine «Einleitung» (1-45), eine «Konklusion» (519-41) wie auch eine «Bibliographie der Primär- und Sekundärquellen» (542-64) eingefasst - das Untersuchungsmaterial auf allen Sprachbeschreibungsebenen in Hinblick auf volkssprachliche Elemente, also auf Spuren des «l’oral dans l’écrit» 3 bzw. der «l’oralité mise par écrit» 4 in Augenschein genommen. In diesem Zusammenhang stellen in erster Linie Toponyme - so die Hypothese Carles’ - aufgrund ihrer desemantisierten Natur und pragmatischen Aufladung bzw. Affinität zu (volks)sprachlicher Akkomodation in den relevanten urkundlichen Textpassagen den «lieu priviligé des débuts de la mise à l’écrit de l’occitan» (18) dar und erweisen sich somit als wertvolles, leider aber oftmals vernachlässigtes Analyseobjekt für durchaus vielschichtige Fragestellungen zur historischen (Sozio- oder Pragma-)Linguistik. Es ist insofern begrüßenswert, dass die Verfasserin eine Lanze für die häufig zur mauerblümelnden Hilfswissenschaft degradierten, im Extremfall gar als «discipline étroite, vieillie ou dépassée» 5 verschrienen (Orts-)Namenkunde bricht und ihre Bedeutung wie auch Anwendungsrelevanz für wesentliche Forschungsbereiche innerhalb der Romanistik unter Beweis stellt. Die traditionell gestellte Frage «Welchen Beitrag kann die Toponomastik für die Aufhellung der Lautentwicklung und Graphementwicklung im Frühromanischen leisten? » 6 erweitert die hier besprochene Studie um weitere Interessensdimensionen und Analyseebenen signifikant. Das ausführlich behandelte Interpretationsmaterial besteht aus insgesamt 330 toponymischen sowie 64 lexikalischen Einheiten, an denen Spuren okzitanischer Prägung oder Verschriftungsintention aufgespürt werden sollen - in der vorgenommenen Kategorisierung wird zwischen rein okzitanischen und rein lateinischen Formen (calques formels) 297 Besprechungen - Comptes rendus 3 W. Oesterreicher, «L’oral dans l’écrit. Essai d’une typologie à partir des sources du latin vulgaire», in: L. Callebat (ed.): Latin vulgaire - latin tardif IV. Actes du 4 e colloque international sur le latin vulgaire et tardif, Hildesheim etc. 1995: 145-57. 4 P. Koch, «Pour une typologie conceptionelle et mediale des plus anciens documents/ monuments des langues romanes», in: M. Selig et al. (ed.), Le passage à l’écrit des langues romanes, Tübingen 1993: 44. 5 M. Grimaud, «Les Onomastiques. Champs, méthodes et perspectives», Nouvelle Revue d’Onomastique 15-6 (1990): 5. 6 M. Pfister, «Sonorisierungserscheinungen in der galloromanischen und italoromanischen Toponomastik vor dem Jahre 900», in: R. Schützeichel (ed.), Philologie der ältesten Ortsnamenüberlieferung. Kieler Symposion (1.-3. Oktober 1991), Heidelberg 1992: 311. sowie okzitanisch-lateinischen Hybriden differenziert - und die in Kapitel 2 (46-274) semasiologisch-lexikographisch aufbereitet, in Kapitel 3 (275-323) im Hinblick auf ihre Bildungsweise systematisch klassifiziert werden. Der Wörterbuchteil zeichnet sich durch eine erschöpfende Inventarisierung der für die Studie zu untersuchenden Ortsnamenwie auch Wortschatzelemente aus und bildet somit eine solide Grundlage für die Interpretationsarbeit zur verschrifteten Volkssprachlichkeit. Die zehngliedrige Mikrostruktur der einzelnen Artikel umfasst dabei unter jedem Lemma u. a. dessen Definition bzw. Lokalisierung, dessen quellen-kotextuelle Einbettung, einen bibliographischen Überblick zu dessen forschungshistorischer Bearbeitung, eine etymologische Interpretation sowie einen für die weitere Analyse entscheidenden Kommentar zu graphophonetischen wie auch morphologischen Auffälligkeiten bezüglich des Okzitanisierungsgrades. Letztere Fragestellung wird in den abschließenden Kapiteln 4 bis 6 vertieft, welche einer dezidierten, auf lexikalischer (324-43), morphosyntaktischer (344-71) wie auch graphematisch-phonologischer (372-518) Ebene ansetzenden Mikroanalyse gewidmet sind. Ziel dieses Vorgehens ist die differenzierte Beschreibung von «tout phénomène ayant éventuellement trait à l’émergence de l’occitan à la scripturalité» (18) unter Berücksichtigung der pragmatischen wie auch soziokulturellen Zusammenhänge zur Erklärung der historischen Entwicklung der Sprachverwendung. Das eigentliche Herzstück der Analyse bildet zweifelsohne das Kapitel zur Rekonstruktion der orthographischen Emergenz des Okzitanischen, in dem die Elaborierung einer auf der Lautung beruhenden Schreibtradition skizziert und Ordnung in das «chaos seulement apparent» (517) der Sprachverschriftung gebracht wird. Diesbezüglich werden minutiös sowohl die phonematischen Werte eines jeden Graphems, aber umgekehrt auch die graphematischen Realisierungen eines jeden Phonems im occitan pré-textuel aufgeführt, wobei bezüglich letzterem vor allem die diachronische Entwicklung, d. h. die Konventionalisierung der verschiedenen Notationen von besonderem Interesse ist. Insgesamt ergibt sich auf diese Weise ein überraschend klares Bild, wie die historische Praxis der Graphieerfindung vom 9. Jahrhundert, dem Zeitraum größter Kreativität und Varianz in der Graphem-Phonem- Zuordnung, über einen mehr als 200 Jahre dauernden, komplexen Prozess der Selektion und Reduktion, der ganz im Zeichen des Ökonomiesowie Eindeutigkeitsstrebens steht, verlaufen ist. Die mittelalterlichen Schreiber ließen sich dabei offensichtlich einerseits von ihrer Intuition, andererseits aber auch in besonderem Maße von der Intention leiten, den allgemeinen Anschein von Latinität zu wahren und dabei die textuelle Kohärenz und Harmonie der verfassten Dokumente durch zu deutlich volkssprachlich markierte Elemente nicht zu gefährden. Darüber hinaus waren sie allerdings auch bemüht, das Verständnis und die Dekodierung der pragmatisch aufgeladenen Schlüsselpassagen in den Niederschriften - abhängig vom Urkundentyp eben toponymische Nennungen - von Seiten der illettrés nicht zu behindern. Unter Zuhilfenahme der morphologischen sowie lexikalischen Beschreibungsebene gelingt es Carles alles in allem, eine transparente Chronologie bzw. Periodisierung der okzitanischen Verschriftung unter Berücksichtigung des thematischen Facettenreichtums und der unterschiedlichen Gewichtung der entsprechenden volkssprachlichen Züge oder Elemente herauszuarbeiten. Die von der Autorin vorgelegten Ergebnisse erscheinen - mögen sie auf den ersten Blick stichhaltig sein - allerdings unter einem zentralen Aspekt anfechtbar. Beim Vorhaben, den «continent encore inconnu de l’histoire de l’occitan» (2), d. h. die zweieinhalb Jahrhunderte, in denen sich die graduell-progressiven Verschriftungsmechanismen der langue d’oc bereits vor dem Erscheinen der ausgewiesenermaßen ersten volkssprachlichen Texte manifestieren, zu kartieren, rührt die Autorin (wie bereits angedeutet) an einer textkritischen Gretchen-, wenn nicht gar Glaubensfrage: Durch die mangelhafte Quellenlage im Unter- 298 Besprechungen - Comptes rendus suchungszeitraum sowie -gebiet veranlasst, greift die Verfasserin teilweise auf Quellentexte kopialer Überlieferung zurück und gefährdet dabei trotz der geographischen, chronologischen wie auch texttypischen Kohärenz ihres Korpus potenziell die Verlässlichkeit und Repräsentanz ihrer Ergebnisse. Ungeachtet dieses etwas diskutablen methodischen Vorgehens gelingt es ihr allerdings, nachvollziehbar aufzuzeigen, dass es sich trotz der grundsätzlichen, aber oftmals zu pauschalen Bedenken ob des validen Zeugniswertes der Schreibungen in Kopialbüchern durchaus lohnen kann, zum Zwecke des Erkenntnisgewinns die herkömmlichen Pfade der Editionsphilologie zu verlassen. Carles beweist, dass auch losgelöst vom «culte de l’original» (29) aussagekräftige Forschungsresultate erzielt werden können. Ihre in Bezug auf die diachronische Sprachverwendung stimmigen Befunde und Interpretationsvorschläge geben ihr letztlich dahingehend Recht, dass bewusste wie auch unbewusste Eingriffe der Kopisten einerseits mittels profunder Sachkenntnis und einer sicheren philologisch-etymologischen Methodenbeherrschung seitens des praxisbezogenen Sprachwissenschaftlers ausgemacht und korrigiert werden können, dass auf der anderen Seite speziell Ortsnamen aufgrund ihrer proprialen Charakteristik (sprich: Semantizität) vor intentionalen Veränderungen in den Kopien besonders gefeit sind. Eine von der Verfasserin feingliedrig durchgeführte prototypische Gegenüberstellung (38-44) zwischen einem testamentarischen Original und einer konzeptionell vergleichbaren Urbarkopie stützt die These, dass sich im Hinblick auf die verschriftete Mündlichkeit des Okzitanischen keine signifikanten Divergenzen zwischen beiden Quellen(typen) ergeben. Als Resümee ob einer vermeintlichen oder nicht zu tolerierenden Unsicherheitsmarge bezüglich der Zuverlässigkeit kopialer Schriftzeugnisse kann folglich mit den Worten der Verfasserin festgehalten werden: «[L]a validité de nos sources n’aurait pu être mieux démontrée que par la cohérence des évolutions chronologiques aux plans graphématique, lexical, morphologique et syntaxique dégagée» (533). Der Gesamteindruck der Arbeit ist durchweg positiv. Zum Vorwurf kann man der Verfasserin höchstens geringfügige Inkonsequenzen oder Pauschalisierungen in ihrer Argumentation machen. So wird etwa beispielsweise die mehrfach als dogmatisch wie auch simplifizierend abgestrafte Auffassung, nach der die mittelalterlichen Schreiber aufgrund ihrer mangelhaften Lateinkenntnisse für die Vernakularisierung der Schriftsprache verantwortlich seien - exemplarisch hierzu die Autorin: «L’impression d’incompétence n’est qu’une illusion d’optique» (526) -, letztendlich doch als tragfähiger Interpretationsansatz relativiert und die Unzulänglichkeit in der Sprachbeherrschung von Seiten der Dokumentenverfasser als «bien déterminante dans le processus de mise à l’écrit de l’occitan» (540) eingestuft. Hinzu trüben einige kleinere formelle Imperfektionen das Bild: Der für die Hypothesenbildung der vorliegenden Untersuchung als wesentlich ausgewiesene Artikel von Jean-Pierre Chambon und Philippe Olivier (cf. 3-4) wird in der Bibliographie leider unterschlagen 7 . Beim Verweis auf die äußerst ausführliche Zusammenstellung der diachronischen Entwicklung volkssprachlicher Graphem-Phonem-Entsprechungen (Kapitel 6) scheint die Verfasserin bisweilen selbst in der Detailfülle und phänomenologischen Abundanz ihrer prinzipiell recht systematischen Analyse die Orientierung zu verlieren. So sucht man z. B. auf den in der Schlussbetrachtung wiederholt verwiesenen §60.2 vergebens (cf. 516s.) (stattdessen müsste es §63 heißen). Dessen ungeachtet bleibt festzuhalten, dass Hélène Carles mit ihrer Untersuchung nicht nur neue Impulse für die diachronische Sprachanalyse des (Alt-)Okzitanischen setzt, sondern darüber hinaus einen vielversprechenden, der mehrdimensionalen und noch lange 299 Besprechungen - Comptes rendus 7 Die fehlende Literaturangabe lautet: J.-P. Chambon/ P. Olivier, «L’histoire linguistique de l’Auvergne et du Velay: notes pour une synthèse provisoire», TraLiPhi. 38 (2000): 83-153. nicht reizlosen 8 Materie gerecht werdenden Ansatz für die Erforschung der Verschriftungsmechanismen in anderen romanischen Varietäten liefert. Abgesehen von der Übertragbarkeit auf andere Einzelsprachen erweitert die innovative Analyse das Betätigungsfeld romanistischer Sprachgeschichtsforschung um mehr als zwei Jahrhunderte und fordert damit zu einer generellen Überarbeitung der Sprachperiodisierungskriterien auf. Überdies lädt sie dazu ein, auch Quellen aus kopialer Überlieferung - selbstredend mit der gebotenen Vorsicht und kritischen Attitüde - für die linguistische Causa verwertbar zu machen. Dem pragmatischen Gestus und der fachlichen Kompetenz der Verfasserin ist es zu verdanken, dass die vielfältigen Perspektiven und Anwendungsmöglichkeiten einer vermeintlich randständigen Teildisziplin wie der (Orts-)Namenkunde musterhaft aufgezeigt werden und dass somit deren eigentliche Bedeutung als linguistische Grundlagenwissenschaft zutage tritt. Nelson Puccio ★ Claude Fauriel, Histoire de la poésie provençale. Réimpression de l’édition de 1846, accompagnée d’une préface, d’une introduction et d’une bibliographie par Udo Schöning, 3 vol., Paris (Garnier) 2011, 1596 p. (Recherches littéraires médiévales 5) Udo Schöning ha ridato alle stampe, corredata da un’agile ed interessante introduzione, i tre volumi de l’Histoire de la poésie provençale, l’opera postuma di C.-C. Fauriel (1772- 1844). Autodidatta, come si conveniva ai suoi tempi ed agli ambienti culturali nei quali fu introdotto, Fauriel imparò l’italiano, il tedesco, l’inglese, si interessò dei dialetti greci, del latino, del sanscrito, dell’arabo, del castigliano, del portoghese, del siciliano, del romeno, del basco e del bretone (xii-xiii). I suoi studi di ordine storico, linguistico e filologico attirarono l’attenzione del ministro Guizot, che fece di lui il primo professore di letteratura straniera alla Sorbona. La pubblicazione nel 1834 del testo provenzale dell’Histoire en vers de la Croisade contre les hérétiques Albigeois (nella raccolta dei Documents inédits sur l’histoire de France) fu prodromica alla stesura, negli ultimi anni della sua vita, de l’Histoire de la poésie provençale, uscita postuma nel 1846, nella quale raccolse i materiali elaborati per i corsi universitari, materiali che segnarono una tappa decisiva nello sviluppo del pensiero storico e in particolare dello storicismo 1 : non è dunque vana la scelta compiuta da Schöning di riproporne il testo ai lettori moderni. Nella sua introduzione il docente dell’università di Göttingen evidenzia giustamente l’importanza che il Midi francese rivestì per Fauriel che considerava quella letteratura come «le germe et le principe» della letteratura europea (xv), al punto da ipotizzare l’esistenza di una poesia addirittura antecedente allo stesso Guglielmo IX d’Aquitania. La sua ben nota teoria circa l’anteriorità della poesia epica meridionale su quella settentrionale lo portò ad antidatare testi mediolatini ed a situarne l’origine europea nelle re- 300 Besprechungen - Comptes rendus 8 Die hier besprochene Monographie demonstriert einmal mehr, dass sich die landläufige Meinung, wonach «[d]ie Anfänge der mittelalterlichen Überlieferung der romanischen Sprachen . . . bekanntlich wenig spektakulär [seien]» (M. Selig, «Die Anfänge der Überlieferung der romanischen Sprachen: Quellentypen und Verschriftungsprinzipien», in: G. Ernst et al. (ed.), Romanische Sprachgeschichte [= HSK 23.2], Berlin etc. 2006: 1927), als nichts Weiteres als ein besonderer Bescheidenheitstopos unter Sprachhistorikern entpuppt. 1 Su ciò si rinvia a A. Denis, «Poésie populaire, poésie nationale. Deux intercesseurs: Fauriel et Mme de Staël», Romantisme 12/ 35 (1982): 3-24.
