Vox Romanica
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2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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Kristol De StefaniJürgen Lang, Les langues des autres dans la créolisation, Tübingen (Gunter Narr) 2009.
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Sabine Ehrhart
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chungen von P. Nobel 3 verdankt man indessen auch Hinweise auf die gegenläufige Tendenz, [ei], [oi] [e]. Hier hätten also die Ergebnisse im Lichte existenter Spezialarbeiten vertieft werden können. Nichtsdestotrotz ist das formal sorgfältig gemachte Buch 4 in den großen Zügen wie in den dargestellten Detailphänomenen eine unverzichtbare Lektüre zu der Thematik. Joachim Lengert ★ Jürgen Lang, Les langues des autres dans la créolisation, Tübingen (Gunter Narr) 2009. In diesem durch seine wissenschaftliche Tiefe beeindruckenden Buch untersucht Jürgen Lang Kreolisierungsprozesse, wobei er allgemeine Betrachtungen mit präzisen Beispielen aus einer geografisch genau abgegrenzten Region unterlegt, der Insel Santiago auf den Kapverdischen Inseln. Im Gegensatz zur traditionellen und häufig auf europäische Sprachen zentrierten Kreolforschung geht er in dieser Veröffentlichung schwerpunktmässig vom Beitrag der afrikanischen Sprachen - «den Sprachen der anderen» - bei der Entstehung des Kreols aus. Mit grosser Sorgfalt und Behutsamkeit, ethnologischer Tiefe und Liebe zum Detail zeigt er hier mögliche Parallelen zwischen dem Kreolischen von Santiago und insbesondere dem Wolof auf und stuft die Beispiele nach dem Grad der Wahrscheinlichkeit des Einflusses noch weiter ab. Die Entscheidung, sich auf einen Bereich der Sprachvergleichs zu konzentrieren, nämlich das Verbalsystem, ist sinnvoll und erlaubt eine eingehende Beschäftigung mit den am Kreolisierungprozess beteiligten Sprachen, ihrer Strukturen und Sprechergemeinschaften. Diese vom konkreten Sprachvergleichen ausgehende Diskussion nimmt mit dem zweiten Kapitel den zentralen Teil des Werkes ein. Der Autor zieht die Ergebnisse seiner Forschung aus mehreren Jahrzehnten heran, um eine allgemeine Theorie der Kreolisierung aufzustellen. Im ersten Kapitel des Buches situiert er sich in Bezug auf die aktuelle wissenschaftliche Debatte. So bleiben für ihn Kreolsprachen bis zu einem gewissen Grad Ausnahmephänomene (96-106), aber auch in der hitzigen Debatte der Wissenschaftler zu diesem Thema bleibt er ausgewogen und offen für alle Argumente. Besonders hervorzuheben ist die Aussage, dass sich die traditionelle Kreolforschung darin geirrt hat, vor allem Kinder und junge Sprecher als die Hauptakteure der neuen Sprachentwicklung anzusehen: Jürgen Lang weist auf die wichtige Rolle der erwachsenen Lerner und ihrer Repräsentationen im Hinblick auf die Zielsprache hin. Diese Betrachtungen (61s. und 108s.) könnten noch stärker mit den Ergebnissen der Spracherwerbsforschung z. B. von Larsen-Freeman, Plag, Pienemann, Porquier und Aguado oder mit den neueren Untersuchungen von Díaz, Pfänder oder Siegel 1 in Verbindung gesetzt werden 370 Besprechungen - Comptes rendus 3 P. Nobel, «Écrire dans le Royaume franc: la scripta de deux manuscrits copiés à Acre au XIII e siècle», in: id. (ed.), Variations linguistiques. Koinè, dialectes, français régionaux, Besançon/ Le Kremlin-Bicêtre 2003: 33-52, speziell p. 46s. 4 Wenige Flüchtigkeitsfehler sind aufgefallen: (21) insaissisable [insaisissable; (23) locuteur du toscan [locuteurs; (27) russnorsk [(frequenter) russenorsk; (172) Rotshchild [Rothschild, (179) désanalisation, désanalisés [dénasalisation, dénasalisés; (189) apologétiste [(frequenter) apologiste; (209) hai [haï. 1 D. Larsen-Freeman, «Language acquisition and language use from a chaos/ complexity theory perspective», in: C. Kramsch (ed.), Language Acquisition and Language Socialization. Ecological Perspectives, London/ New York 2002: 33-46. M. Pienemann, «Is language teachable? Psycholinguistic experiments and hypothesis», Applied Linguistics 10 (1989): 52-79. R. Porquier, «Communica- und versprechen dabei noch weitere interessante Einblicke zu liefern. Die Beobachtung, dass sich das Ziel für den Lerner verschieben kann oder aber in bestimmten Situationen einer völligen anderen sozialen Matrix Platz macht, welche die Grundlage zur Entstehung einer neuen Sprechergemeinschaft mit einer neuen Sprachen und den dafür verbindlichen Normen liefert, ist hierbei besonders erwähnenswert und auf dem Gebiet der Kreolforschung innovativ (cf. Raible 2003 2 ). Das dritte Kapitel fasst die praktischen Ergebnisse des vorhergehenden im Hinblick auf die im ersten Kapitel aufgeworfenen Forschungsfragen noch einmal zusammen, es zeigt klar die methodologischen Begrenzungen der vorliegenden Arbeit und gibt Ausblicke auf mögliche Forschungsorientierungen der Zukunft. Das Buch ist gut lesbar formatiert, mit Ausnahme einiger kleiner Schwächen wie zum Beispiel dem zu kleinen Schrifttyp für die Ortsnamen auf der Umschlagseite, die jedoch angesichts der Gesamtqualität der Darstellung nicht ins Gewicht fallen. Eine breit angelegte Bibliographie mit Werken aus verschiedenen Kulturkreisen und ein nutzerfreundlicher Index runden das Werk ab. Sicherlich wird nicht jeder Leser die vorgestellte Beispielsfülle bis ins Detail nachverfolgen, er kann aber in jedem Fall die grossen Linien der Argumentation an jedem Punkt wiederfinden, ohne sich in der Datenmenge zu verlieren. Die erfreulich unpolemische Darstellung von zentralen kreolistischen Sachverhalten und die Herausarbeitung ihrer Bedeutung für die allgemeine Sprachwissenschaft lassen die Lektüre von «Les langues des autres dans la créolisation» zu einer höchst angenehmen und informativen Reise in die Sprachkontaktforschung werden. Sabine Ehrhart Iberoromania Eva Bravo-García/ María Teresa Cáceres-Lorenzo, La incorporación del indigenismo léxico en los contextos comunicativos canario y americano (1492-1550), Bern (Peter Lang) 2011, 151 p. (Fondo Hispánico de Lingüística y Filología 6) In this work, Eva Bravo-García and M. Teresa Cáceres-Lorenzo have produced an indepth, contextually-based study of early borrowings of indigenous lexical items into Spanish. The work examines the different types of texts, authors, and discursive contexts resulting from indigenous contact during the early colonial period and compares their tendencies to utilize words of non-Spanish origin in order to determine the likely environment for lexical borrowing. The narrow time period chosen allows for a comprehensive analysis of differing situational contexts and genres while maintaining some basis for logical comparison. The first chapter is dedicated to introducing the historical context of the two spheres to be examined: the American continent and the Canary Islands. It also presents the methodological approach utilized throughout the rest of the book. Chapter 2 situates the audience in the communicative context of the American colonization. First the authors survey the different types of text available for analysis, differen- 371 Besprechungen - Comptes rendus tion exolingue et apprentissage des langues», in: Acquisition d’une langue étrangère III, Université Paris VIII/ Université de Neuchâtel, 1984: 17-47. N. Díaz/ R. Ludwig/ S. Pfänder (ed.), La Romania Americana. Procesos lingüísticos en situaciones de contacto, Madrid/ Frankfurt/ Main 2002. J. Siegel, The emergence of pidgin and creole languages, Oxford 2008. 2 W. Raible, «Bioprogramme et grammaticalisation», in: S. Kriegel (ed.), Grammaticalisation et réanalyse. Approches de la variation créole et française, Paris 2003: 143-61.
