eJournals Vox Romanica 72/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2013
721 Kristol De Stefani

Anja Platz-Schliebs/Katrin Schmitz/Natascha Müller/Emilia Merino Claros, Einführung in die Romanische Sprachwissenschaft. Französisch, Italienisch, Spanisch, Tübingen (Narr) 2012, 334 p.

121
2013
Yvonne  Stork
vox7210306
egli dovrà sempre essere guidato soprattutto da una stringente analisi della tradizione manoscritta. Dai contributi raccolti nel bel volume delle Presses Universitaires Paris-Sorbonne, emerge, in ultima analisi, l’indubbia centralità rivestita dalla recensio in una qualsiasi operazione filologica, sia quest’ultima di ordine ecdotico, linguistico, letterario, o storico. Gerardo Larghi ★ Anja Platz-Schliebs/ Katrin Schmitz/ Natascha Müller/ Emilia Merino Claros, Einführung in die Romanische Sprachwissenschaft. Französisch, Italienisch, Spanisch, Tübingen (Narr) 2012, 334 p. Die Einführung in die Romanische Sprachwissenschaft: Französisch, Italienisch, Spanisch stammt von vier an der Universität Wuppertal beschäftigten Romanistinnen, den Sprachwissenschaftlerinnen Katrin Schmitz und Natascha Müller, der Literaturwissenschaftlerin (und zugleich Lektorin für Sprachpraxis) Emilia Merino Claros und Anja Platz-Schliebs, die als Bibliotheks-Fachreferentin für Romanistik tätig ist. Die Autorinnen haben die einzelnen Kapitel untereinander aufgeteilt; lediglich das Kapitel 2 hat drei Autorinnen. Auf ein kurzes Vorwort (10-12) folgt das erste, von Natascha Müller stammende Kapitel «Die Wissenschaft vom sprachlichen Wissen» (13-51), in dem die Bereiche Spracherwerb, Psycholinguistik, Neurolinguistik und Soziolinguistik vorgestellt werden. Es schließen sich sechs für eine Einführung in die romanische Sprachwissenschaft «klassische» Kapitel an: «2. Phonetik und Phonologie» (52-86) (N. Müller, A. Platz-Schliebs, K. Schmitz), «3. Morphologie» (87-133) (A. Platz-Schliebs), «4. Die Romania: ihre Sprachen und Varietäten» (134-82) (K. Schmitz), «5. Semantik» (183-218) (K. Schmitz), «6. Syntax» (219-61) (N. Müller) und «7. Pragmatik» (262-83) (N. Müller). Die ungewöhnlich anmutende Mittelposition des Romania-Kapitels rührt daher, dass in diesem viele zuvor erläuterte Fachbegriffe vorausgesetzt werden. Die sieben linguistischen Kapitel werden ergänzt durch ein Kapitel «Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft: Berührungspunkte» (Kap. 8, 284-99) (E. Merino Claros) und ein Kapitel «Arbeitstechniken für Linguisten» (Kap. 9, 300-24) (A. Platz-Schliebs), beide Kapitel stellen eine durchaus sinnvolle Erweiterung des üblichen Gegenstandsbereichs von Einführungen in die romanische Sprachwissenschaft dar. Jedes Kapitel schließt mit Aufgaben 1 und mit speziellen bibliographischen Angaben zum jeweiligen Thema. Am Ende des Buches findet sich ein umfassender Index (325-34). Eine - meiner Ansicht nach positive - Besonderheit im Vergleich zu anderen Einführungswerken ist, dass die Autorinnen in den verschiedenen Kapiteln immer wieder empirische Belege aus dem Erstspracherwerb der romanischen Sprachen anführen. Mitunter werden ganze dem Erstspracherwerb gewidmete Unterkapitel eingeflochten, z. B. gibt es bei der Morphologie einen Abschnitt zur «Komposition im Erstspracherwerb» und bei der Semantik ein spezielles Unterkapitel zum Thema «Kind und Welt: Aufbau des Wortschatzes im Erstspracherwerb». Aber auch in anderen Kapiteln wie z. B. demjenigen zur Syntax werden wiederholt Bezüge zu diesem Gebiet hergestellt. Die Einführung ist sehr verständlich und in einem erfrischenden Ton geschrieben; sie überzeugt durch ihre Anschaulichkeit. Dass häufiger andere in den letzten Jahren erschie- 306 Besprechungen - Comptes rendus 1 Die Lösungen der Aufgaben sollen angeblich auf dem Server des Narr-Verlags stehen, doch bisher (Stand: August 2012) wird man dort nicht fündig. nene Einführungen zitiert werden und sich die Autorinnen mitunter auf deren Darstellung stützen, scheint mir sinnvoll; auch in dieser Hinsicht gilt, dass das Rad nicht ständig neu erfunden werden muss. Ein Nachteil des Buches liegt m. E. allerdings darin, dass die Autorinnen die drei Sprachen nicht immer so konsequent trennen, wie es nötig wäre. Bspw. präsentiert Verf. im Semantikkapitel - in Anlehnung an Pottiers nur für das Französische erstellte Matrix - die «Semanalyse des Wortfeldes SITZGELEGENHEITEN im Französischen, Italienischen und Spanischen» mit den Einheiten chaise/ sedia/ silla, fauteuil/ poltrona/ sillón, tabouret/ sgabello/ taburete, canapé/ divano/ sofá sowie pouf/ pouf/ puf (202). In diesem Fall erweist sich die - auf den 6 Semen S 1 mit Rückenlehne, S 2 auf Beinen, S 3 für eine Person, S 4 zum Sitzen, S 5 mit Armlehne und S 6 aus solidem Material basierende - Merkmalsstruktur der einzelnen Einheiten in allen drei Sprachen als identisch, doch müsste hier unbedingt der Hinweis erfolgen, dass Wortfelder sehr häufig einzelsprachlich unterschiedlich strukturiert sind. Auch das Ansinnen, den Unterschied zwischen Phonem und Allophon unter Rückgriff auf fünf Varietäten gewissermaßen sprachübergreifend erklären zu wollen, erscheint mir heikel; es führt m. E. leicht zu Missverständnissen. Um zu illustrieren, dass es sich bei bestimmten r-Lauten um Allophone eines Phonems handelt, greifen die Verf. u. a. auf die beiden spanischen Phoneme / r/ und / ɾ / zurück und führen das spanische Minimalpaar pero vs. perro als Beispiel für eine Art r-Laut, nämlich den gerollten r-Laut, an. Sie argumentieren wie folgt: Es gibt Laute, die völlig unterschiedlich gebildet werden und sich natürlich daher auch unterschiedlich anhören, die aber im Wort die gleiche Funktion erfüllen. So ist es mit dem gerollten r auf der einen Seite, das wir z. B. aus dem Italienischen, Spanischen und Bayrischen kennen, und dem r des Hochdeutschen und Standardfranzösischen. Das erste wird gebildet, indem die Zunge einmal (sp. pero ‘aber’) oder mehrfach (sp. perro ‘Hund’) an den Zahndamm schlägt. Das zweite dagegen entsteht durch Engebildung hinten am Zäpfchen und die dadurch bedingte Reibung der Luft. Die zwei Laute hören sich völlig unterschiedlich an, übernehmen jedoch die selbe Funktion im Wort. Daher sagt, man, dass sie zum selben Phonem gehören. Ein Phonem kann also mehrere «Realisierungsformen» oder «Versionen» haben. Diese unterschiedlich klingenden, aber funktional gleichen Versionen eines Phonems nennt man seine Allophone. (67) In dieser Weise gewissermaßen übereinzelsprachlich von verschiedenen r-Lauten zu sprechen, die dieselbe Funktion im Wort übernehmen, scheint mir nicht sinnvoll. Hier müsste auf jeden Fall explizit gesagt werden, für welche Varietät bzw. Sprache diese Aussage gilt, da es sonst bei den Studierenden zu Konfusionen kommen könnte. Und im Morphologiekapitel, in dem sich Verf. an der graphischen Ebene orientiert - was man z. B. daran sieht, dass sie Morph als «kleinste bedeutungstragende Buchstabenfolge» statt als Einheit oder Segment definiert -, wäre es wichtig darauf hinzuweisen, dass es (besonders) im Französischen oft große Unterschiede zwischen der lautlichen und der graphischen Ebene gibt (etwa wenn es um die Unterscheidung von freien und gebundenen Morphemen geht). Ein Fehler ist in Kap. 4 zu finden. Dort definiert Verf. Superstrat bzw. Superstratsprache und erläutert: «Der Einfluss des germanischen Superstrats lässt sich nachweisen: Schon früh haben die Römer einige Wörter im Rahmen kultureller Kontakte übernommen, z. B. das germanische rekonstruierte Wort *saipôn (für Haarfärbemittel) lat. sapone, it. sapone . . .» (160). Doch die germanischen Wörter, die wie *saipôn schon früh im Rahmen von Kulturkontakten übernommen wurden, sind gerade nicht auf germanischen Superstrateinfluss, sondern auf (bereits früher einsetzenden) germanischen (Kultur-)Adstrateinfluss zurückzuführen. Außerdem hat sich im 4. Kapitel eine kleine Nachlässigkeit eingeschlichen: Baskisch wird auf p. 154 als Substratsprache des Spanischen bezeichnet, während es wenig später als Beispiel für eine Adstratsprache des Spanischen genannt wird (161), ohne dass diese unter- 307 Besprechungen - Comptes rendus schiedlichen Einstufungen - die man in der Literatur ja in der Tat beide findet - kommentiert würden. Die Einführung wurde im Prinzip sorgfältig lektoriert bzw. Korrektur gelesen; in den fremdsprachlichen Passagen finden sich allerdings ein paar Fehler: por statt para (Juan sale de su casa por ir a la caza, 54), ruiseau statt ruisseau (217), auf p. 70 fehlt bei der Transkription von fr. bien die Nasalierung und auf der gleichen Seite wird bei der Transkription von sp. cuatro fälschlich die zweite Silbe betont. Trotz der genannten Kritikpunkte ist die Einführung in die Romanische Sprachwissenschaft insgesamt eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Einführungswerken, nicht zuletzt, weil durch die Einbeziehung des Spracherwerbs interessante Akzente gesetzt werden. Yvonne Stork ★ Lena Busse/ Claudia Schlaak (ed.), Sprachkontakte, Sprachvariation und Sprachwandel. Festschrift für Thomas Stehl zum 60. Geburtstag, Tübingen (Narr Francke Attempto) 2011, xxxii + 524 p. Cet ouvrage collectif en hommage à Thomas Stehl réunit trente études réparties en trois chapitres thématiques. Le premier est consacré à des questions de théorie, de méthodologie et de terminologie, sujets qui occupent également une place de choix dans l’activité scientifique et l’enseignement de Thomas Stehl. Le chapitre débute par quelques réflexions de Helmut Lüdtke sur le conditionnement de la linguistique par des faits historiques et culturels: «Bemerkungen zur kulturgeschichtlichen Bedingtheit der Linguistik». Sous le titre «Quo vadis, atlas linguistice? Einige wissenschaftshistorische und zeitgeistkritische Reflexionen zur atlasgestützten Geolinguistik», Hans Goebl évoque sa collaboration avec Stehl pour l’Atlante linguistico del ladino dolomitico (ALD) et revient sur la question, posée par ce dernier, de savoir si des atlas linguistiques régionaux étaient encore possibles et surtout s’ils étaient encore d’actualité 1 . Il répond par l’affirmative et réfute les principales critiques adressées aux atlas linguistiques comme étant dues à une mécompréhension anachronique de leurs principes et objectifs méthodologiques, par exemple l’absence de prise en compte par les atlas linguistiques traditionnels du plurilinguisme des points d’enquête. Goebl se montre confiant quant à l’avenir de cet instrument de recherche bicentenaire qu’est l’atlas linguistique. Frank Jablonka revient sur un débat qu’il a mené avec Thomas Stehl dans les années 90 au sujet du couple conceptuel émique et étique forgé par Kenneth Pike. Dans sa contribution «Zur Differenzierung von ‹emischen› und ‹etischen› Kategorien in der Sprachwissenschaft. Diskursnormen und -traditionen revisited», il discute les enjeux de cette distinction dans l’étude des normes et des traditions de discours et propose une gradation de la classification émique/ étique selon le niveau d’analyse. Dans son article «Grammatikalisierung oder Lexikalisierung? Zur Entwicklung von Topik- und Fokusmarkern in romanischen Sprachen», Gerda Hassler s’intéresse à la distinction entre «lexicalisation» et «grammaticalisation» en synchronie et en diachronie. Elle 308 Besprechungen - Comptes rendus 1 T. Stehl, «Sono ancora possibili gli atlanti regionali? Note in margine all’Atlante linguistico del ladino dolomitico (ALD)», in: Atlanti regionali: aspetti metodologici, linguistici e etnografici. Atti del XV Convegno del Centro di studio per la dialettologia italiana (Palermo, 7-11 ottobre 1985), Pisa 1989: 549-71.