eJournals Vox Romanica 73/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2014
731 Kristol De Stefani

Angelika Redder/Julia Pauli/Roland Kiessling/Kristin Bührig/Bernhard Brehmer/ Ingrid Breckner/Jannis Androutsopoulos, Mehrsprachige Kommunikation in der Stadt. Das Beispiel Hamburg, Münster et al. (Waxmann) 2013, 241 p.

121
2014
Georges  Lüdi
vox7310291
Besprechungen - Comptes rendus 291 20 Bei Suchaktionen dieser Art habe ich nicht wenige Lücken im Personenindex festgestellt. So fehlt bei Lazarus p. 330, bei Mommsen 49, bei Darmsteter 82, bei Decurtins 43, bei Wertheimer 55. Das sind zufällige Entdeckungen. Ich habe den Index nicht systematisch kontrolliert. 21 Warum figuriert z. B. Python im Index, Schorderet nicht? Beide p. 43 Genannten sind Politiker, nicht Wissenschafter. Im Text werden vielfach Titel von Dissertationen zitiert, die nicht in der Bibliographie stehen. wo erklärt wird, was es damit auf sich hat. Die Beispiele liessen sich vermehren. Zuweilen liest man einen Namen und denkt sich: Der ist doch schon vorgekommen, aber wo? Man sieht im Personenindex nach, wo man aber auch nicht in jedem Fall fündig wird 20 . Vergeblich sucht man auch nach einer Information, nach welchen Kriterien im Text zitierte Personen in den Personenindex und Publikationstitel in die Bibliographie aufgenommen wurden 21 . Abschliessend sei festgehalten, dass die Arbeit von Anne-Marguerite Frýba-Reber eine echte Lücke in der Wissenschaftsgeschichte füllt. Die Autorin hat ihre umfassende Quellensammlung zu einer gut strukturierten Darstellung verarbeitet, die nicht nur die Entwicklung der Romanischen Philologie im Zeitraum von 1872 bis 1945 beschreibt, sondern diese auf dem Hintergrund der gesamtschweizerischen Universitätsgeschichte situiert. Ein wesentlicher Aspekt ist die Vernetzung der schweizerischen Universitätslandschaft mit Europa. Sowohl das Wirken ausländischer Dozenten an den Schweizer Universitäten als auch die übliche Weiterbildung junger Schweizer Forscher im benachbarten Ausland tragen dazu bei. Das Buch ist bei allem Faktenreichtum gut lesbar, dank dem flüssigen Stil der Autorin, ihrem Flair für sprechende Titel und der Auflockerung des Stoffs durch Anekdoten und Zitate aus Briefen und Tagebüchern, die auch die menschliche Seite der Sprachwissenschafter sichtbar machen. Alles in allem ist das Werk eine willkommene Bereicherung unserer Kenntnisse über die Anfänge der Disziplin Romanische Philologie. Ricarda Liver H Angelika Redder/ Julia Pauli/ Roland Kiessling/ Kristin Bührig/ Bernhard Brehmer/ Ingrid Breckner/ Jannis Androutsopoulos, Mehrsprachige Kommunikation in der Stadt. Das Beispiel Hamburg, Münster et al. (Waxmann) 2013, 241 p. Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit ist nicht nur als Folge vermehrter Mobilität, Migrationen und transnationaler Kooperationen viel häufiger geworden, sie wird auch und vor allem von der Forschung sehr viel stärker wahrgenommen. So gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg von 2009 bis 2012 der Frage nach: «Wie mehrsprachig ist Hamburg heute? ». Der vorliegende Band präsentiert die Ergebnisse ihres unter dem Akronym Lima («Linguistic Diversity Management in Urban Areas») laufenden interdisziplinären Forschungsprojekts. Das Projekt beeindruckt zunächst durch die Vielfalt der gewählten Perspektiven. In der von massiver migrationsbedingter Mehrsprachigkeit charakterisierten Stadt Hamburg geht es um Seniorenbetreuung für Migranten (J. Pauli et al., «Ältere MigrantInnen in Hamburg. Sprachliche und kulturelle Diversität in Senioreneinrichtungen und anderen Alter(n)swelten», 29-54), um Diskriminierung beim Zugang zum Wohnen (I. Breckner et al., «Mehrsprachigkeit als Zugang zum städtischen Alltag - das Beispiel Wohnen», 55-79), um den Konsumbereich in von Migranten dominierten Vierteln (A. Redder/ C. Scarvaglieri, «Verortung mehrsprachigen Handelns im Konsumbereich - ein Imbiss und ein Lebensmittelgeschäft», 105-26), um die Sprachlandschaft sowie um «linguistic soundscape» (R. Pappenhagen et al., Besprechungen - Comptes rendus 292 «Hamburgs mehrsprachige Praxis im öffentlichen Raum - sichtbar und hörbar», 127-60), aber auch um Sprachpraxen im Internet (J.Androutsopoulos et al., «Vernetzte Mehrsprachigkeit auf Facebook: Drei Hamburger Fallstudien», 161-97). Eindrücklich ist auch die Bandbreite der verwendeten Methoden. Narrative Interviews und biographische Ansätze werden mit quantitativen soziologischen und demographischen Daten kombiniert, extensive Fotoaufnahmen der Sprachenlandschaft werden ergänzt durch eine innovative Methode der Analyse der hörbaren sprachlichen Landschaft («Soundscape») im öffentlichen städtischen Raum, das Konzept der vernetzten Mehrsprachigkeit erlaubt eine Erschließung des halb-öffentlichen sozialen Handlungsraums persönlicher Netzwerke auf Facebook. Sie alle tragen zur Erarbeitung einer diskursiven Topographie der Mehrsprachigkeit im Raum Hamburg bei. Im Rahmen einer Schwerpunktsetzung auf mehrsprachige Praktiken und Repertoires in institutionellen Prozessen wird freilich ein Zugang privilegiert, dem ein ganzes theoretisches Kapitel gewidmet wird (K. Bührig/ A. Redder, «Praxeogramm und Handlungsmuster als Methoden der Mehrsprachigkeitsanalyse», 81-103). Angelehnt an Arbeiten von Konrad Ehlich und Jochen Rehbein aus den 70-er Jahren werden Institutionen - in diesem Band Lebensmittelgeschäfte und Restaurationsbetriebe - als makrostrukturelle gesellschaftliche Handlungsräume aufgefasst, innerhalb welcher eine alltägliche, standardisierte Handlungspraxis als Praxeogramm modellhaft beschrieben werden kann. Im Rahmen dieser Praxis werden «die jeweilige Sprachenwahl und die diskursiven Erscheinungen der Mehrsprachigkeit exemplarisch empirisch rekonstruiert» (87). Den Hintergrund des Projekts bildet die Rezeption neuerer Diskussionen in der Mehrsprachigkeitstheorie. Zustimmen wird man zunächst der Infragestellung des Konzepts der klar trennbaren Einzelsprachen (14) und der Forderung nach einem «neuen Repertoire- Konzept» (19), wozu auch dem traditionellen Konzept der parallelen Einsprachigkeit jenes der «Metrolingualität» gegenübergestellt wird (18). Allerdings ist nicht immer klar, worauf diese neuen Vorstellungen von Mehrsprachigkeit angewendet werden bzw. wo und wie sie allenfalls empirisch abgesichert werden können. Namentlich in der Sprachlandschaft und der digitalen Kommunikation werden zwar Texte und Diskurse präsentiert, die Ressourcen aus mehreren Sprachen kreativ integrieren und kombinieren (vgl. p. 22). Allerdings würde man sie auch in anderen Kontexten erwarten, etwa in Imbisslokalen und Lebensmittelgeschäften (namentlich in der privaten, «homileïschen» Kommunikation). Gibt es sie nicht? Weshalb werden bei der Aufzählung der Ergebnisse aus der kurdischen Imbissbude konsequent Einzelsprachen aufgelistet (166 s.)? Könnte es damit zusammenhängen, dass der Zugang zu vielen Interaktionsdaten nicht aus Sprachaufnahmen besteht, sondern auf teilnehmender Beobachtung und Protokollnotizen aufgrund eines Analyserasters (cf. die Bemerkung p. 117)? Dasselbe Problem stellt sich auch innerhalb der innovativen Methode der Analyse des sprachlichen Soundscapes. Dazu wurden studentische Hilfskräfte aufgefordert, «die hörbaren Sprachen zu zählen» (150). In der Diskussion stellt sich die Identifizierung der verwendeten Einzelsprachen als großes Problem heraus (ibid.). Dass bei dieser wiederum auf das Zählen von Sprachen (oder sogar Sprachgruppen) beruhenden Methode Formen von Sprachmischung unter den Tisch fallen müssen, ist selbstverständlich. Natürlich kann man von einem Pilotprojekt nicht alles erwarten; in vertiefenden Analysen müsste freilich der Zugang zu authentischen Interaktionsdaten gesucht werden. In der Tat wird in einem spannenden Schlusskapitel eine derartige Ausweitung und Vertiefung entworfen (Bernard Brehmer et al., «Praxis städtischer Mehrsprachigkeit - exemplarische Ansätze einer Komparatistik», 199-237). Andiskutiert wird die Möglichkeit, das Konzept der diskursiven Topographie mehrsprachigen Handelns komparativ auf die Analyse dreier Städte anzuwenden, die sich durch die Art der urbanen Mehrsprachigkeit stark unterscheiden: Hamburg, Kiew und Yaoundé. Die Aussicht auf eine derartige vergleichende Studie ist faszinierend und erfolgsversprechend zugleich. Dazu müssten aber wohl einige Besprechungen - Comptes rendus 293 Voraussetzungen erfüllt werden, die in der Pilotstudie nicht erfüllbar waren. Dazu gehört m. E. - über eine bloße Anpassung des Praxeogramm-Konzeptes an die andersartigen Kulturräume hinaus - erstens eine konsequente Integration der im vorliegenden Band vorgestellten Methodenvielfalt, namentlich jener des Soundscapes, und zweitens die systematische Verwendung von Tonband- und Videoaufnahmen, um die sprachlichen Handlungsmuster im Detail erfassen und die einzelsprachlich ausgerichtete Herangehensweise (und vielleicht auch entsprechende Denkmuster) überwinden zu können. Georges Lüdi Dacoromania Gabriela Pan ă Dindelegan (ed.), The Grammar of Romanian, Oxford (Oxford University Press) 2013, xxxiii + 656 p. La publication d’un ouvrage portant sur le roumain et rédigé en anglais doit être saluée car elle témoigne de l’intérêt des maisons d’éditions renommées d’Outre-Manche (Oxford, Cambridge et d’autres) pour des langues particulières, comme c’est le cas du roumain, langue conservatrice et essentielle pour la compréhension du développement des langues romanes. Tout d’abord, nous considérons qu’il est important de mentionner que nous avons sous les yeux un ouvrage collectif, réalisé par de nombreux linguistes roumains (Raluca Br ă escu, Blanca Croitor, Andreea Dinic ă , Adina Dragomirescu, Mihaela Gheorghe, Ana- Maria Iorga Mihail, Dana Manea, Margareta Manu Magda, Carmen Mîrzea Vasile, Mona Moldoveanu Pologea, Isabela Nedelcu, Alexandru Nicolae, Irina Nicula, Dana Niculescu, Gabriela Pan ă Dindelegan, Camelia Stan, Andra Vasilescu ( Ş erb ă nescu), Rodica Zafiu) chercheurs à l’Institut de Linguistique «Iorgu Iordan - Alexandru Rosetti» qui, pour la majorité d’entre eux, enseignent aux Universités de Bucarest ou de Bra ş ov. Mais cela ne nuit en rien à l’homogénéité théorique du volume puisque tous proviennent de l’école linguistique bucarestoise, familiarisée avec les investigations modernes, qu’elles soient diachroniques ou synchroniques. Il faut aussi rappeler que la plupart des auteurs ont participé à d’autres projets académiques, ce qui garantit la valeur de l’ouvrage que nous présentons. Il s’agit de Gramatica limbii române, volumes I-II (Bucarest 2005, 2008) et Gramatica de baz ă a limbii române (Bucarest 2010), respectivement traité et abrégé de grammaire roumaine, qui ont été bien reçus par les linguistes roumains et étrangers, intéressés par les linguistiques roumaine et romane. Sans doute, ces deux grammaires ont constitué un appui considérable pour la rédaction de cette nouvelle synthèse. Apparemment hétérogène, The Grammar of Romanian (siglée GR) s’avère être bien agencée et riche en enseignements linguistiques. La description des faits de langues, le choix des exemples, ainsi que la mise en page, facilitent la consultation d’un livre qui sera, dans les années à venir, pris en compte par les linguistes des quatre coins du monde pour des analyses ponctuelles ou descriptives. Dans son avant-propos (Preface), l’éditrice de la grammaire, Gabriela Pan ă Dindelegan, membre correspondant de l’Académie Roumaine, nous renseigne sur le public auquel s’adresse le livre: «the book is intended for use by academic linguists (including advanced students) and specialists in Romance linguistics, as well as advanced learners of Romanian» (xxv) et offre des clés de lecture permettant de mieux comprendre les faits de langue discutés. Dans les pages de cette grammaire essentielle, nous retrouvons surtout des renseignements d’ordre synchronique car les auteurs «have decided to separate the descriptive part from historical and comparative information, as well as from information regarding the present-day usage» (xxv).