eJournals Vox Romanica 74/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
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2015
741 Kristol De Stefani

Katja Brenner, Spanische Modalpartikel. Funktionsweise und Übersetzungsproblematik dargestellt am Beispiel von «sí» und «sí que», Frankfurt am Main (Peter Lang) 2014, 287 p. (Bonner romanistische Arbeiten 111)

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2015
Andreas  Schor
vox7410349
Besprechungen - Comptes rendus 349 1 H. Bussmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 1983, unter «Modalpartikel». Iberoromania Katja Brenner, Spanische Modalpartikel. Funktionsweise und Übersetzungsproblematik dargestellt am Beispiel von «sí» und «sí que», Frankfurt am Main (Peter Lang) 2014, 287 p. (Bonner romanistische Arbeiten 111) Laut Hadumod Bussmann 1 sind Modalpartikel eine Teilmenge der Partikel, die semantischpragmatisch definiert ist. Sie können «nur an unbetonten Stellen im Mittelfeld selbständiger Sätze stehen ..., und zwar nach allen thematischen und vor allen thematischen Einheiten. Alle Modalpartikel können allerdings auch in anderen syntaktischen Funktionen vorkommen». Sie «indizieren, verstärken oder modifizieren den Illokutionstyp der Sätze». Zu den deutschen Modalpartikeln gehören zum Beispiel aber, auch, doch, nur, vielleicht. Katja Brenner will nun anhand einer Funktionsanalyse im ersten Teil ihres Buches zeigen, dass spanisch sí und sí que zu den Modalpartikeln gehören, eine Partikelkategorie, die in der spanischen Grammatik erst in jüngster Zeit untersucht wird. Laut der Autorin lässt sich «die Modalpartikel sí vom homonymen Antwortadverb sí durch ihre satzintegrierte, präverbale Stellung abgrenzen. Sí que tritt nur in dieser Position auf und fungiert ausschließlich als Modalpartikel» (249). Bei der Untersuchung der unterschiedlichen Funktionsweisen der beiden Modalpartikeln stellt sich der Bezugssatz, auf den der Sprecher mit einer Äußerung mit sí oder sí que reagiert, als entscheidender Faktor heraus. Deshalb unterscheidet die Autorin in ihren Analysen zwischen folgenden Fällen: 1. sí (que) mit positivem Bezugssatz (Me parece una casa hermosa, tío. - Sí que lo es.). Hier bestätigt die Modalpartikel die positive Aussage. 2. sí (que) mit negativem Bezugssatz (No me importa. - A mí sí que me importa). Bei diesem Beispiel unterstreicht sie die gegenteilige Ansicht des zweiten Sprechers. 3. sí que ohne Bezugssatz (Este sí que fue un hombre). In diesem Satz grenzt sí que gewissermaßen den erwähnten Mann von den (heutigen) bekannten Männern ab; man müsste im Deutschen den Sinn etwa mit «Das war noch ein Mann» wiedergeben. Anhand von Belegen in einem Korpus von vier Romanen, einem Theaterstück und Aufzeichnungen von Gesprächen unter Studierenden weist Katja Brenner die «primär modalisierende Funktionsweise beider untersuchter Partikel mittels Paraphrasen und Metakommentaren» (249) nach. Sie dienen insbesondere dazu, die Einstellung des Sprechers zu seiner Äußerung, zur Gesprächssituation und zu seinem Gegenüber wiederzugeben. Ein Übersetzungsvergleich zeigt, dass sí und sí que im Deutschen nach einem negativen Bezugssatz mit allerdings, doch, ganz bestimmt, tatsächlich, völlig wiedergegeben werden. Nach einem positiven Bezugssatz wurden die beiden Partikel fast ausschließlich mit ja, einmal auch mit wirklich übersetzt. Als deutsche Entsprechungen von sí que ohne Bezugssatz fand die Autorin in der Tat, wirklich und nun wirklich. Daneben finden sich in allen drei Fällen freie Übersetzungen, markierte Satzteile und Nullübersetzungen. Für die Autorin bestätigt und verdeutlicht diese große Bandbreite an Entsprechungen «die komplexe Funktionsweise der Partikel sí que» (253). Ihre Erkenntnisse möchte Brenner gezielt in die Übersetzungsausbildung einfließen lassen. Sie wünscht sich sogar ein zweisprachiges Partikelwörterbuch, das den Übersetzern helfen sollte, die spanischen Modalpartikel (von denen sí und sí que nur zwei Beispiele sind) besser ins Deutsche zu übertragen. Die Studie von Katja Brenner ist logisch aufgebaut und zeugt von viel Gründlichkeit der Autorin. Die Kehrseite ist, dass sie sehr ins Detail geht, so dass sie bisweilen etwas langatmig wirkt. Sie vermag aber zu beweisen, dass sí und sí que im Spanischen durchaus eine Funktion haben, die derjenigen von Modalpartikeln entspricht. Besprechungen - Comptes rendus 350 Am Schluss des Buchs befindet sich eine umfangreiche Bibliografie. In einem Anhang werden Äquivalenztabellen wiedergegeben, in denen der Grad der Entsprechung von Original und Übersetzung zusammengefasst wird. Da in den Tabellen auf relativ engem Platz viel Information zusammengefasst wird, musste leider eine so kleine Schrift verwendet werden, dass es fast eine Lupe braucht, um sie zu lesen. Andreas Schor H