eJournals Vox Romanica 75/1

Vox Romanica
vox
0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/121
2016
751 Kristol De Stefani

Christian Discher, Sprachkontakt, Migration und Variation. Die frankophone Integration von Rumänen in Paris nach 1989, Tübingen (Narr) 2015, 272 p. (Tübinger Beiträge zur Linguistik 549)

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2016
Andreas  Schor
vox7510262
Besprechungen - Comptes rendus 262 justifient, parfois, la spécificité du roumain: «The inflexional features of nouns are number and case, those of adjective, pronouns, determiners and other functional categories are gender, number and case» (826). Dans le cadre d’une «simple» description structurelle de la morphologie nominale, l’auteur réussit à bien capter les particularités du roumain en insistant sur la flexion casuelle, ainsi que sur les alternances vocaliques ou sur la flexion particulière de certains noms. Le livre se clôt par une ample bibliographie («Bibliography», 857-91), structurée en fonction des chapitres. Elle nous permet d’identifier les sources qui ont guidé les auteurs dans l’élaboration de cet ouvrage et qui en justifient l’entreprise. Enfin, les lecteurs ont aussi à leur disposition un Index qui facilite la consultation ponctuelle. Nous sommes convaincu que cet ouvrage deviendra un livre de chevet pour les linguistes intéressés par la morphologie et par la syntaxe de la langue roumaine. Nous avons apprécié, en dehors de la présentation objective des faits de langue, le goût du détail, la pertinence des exemples choisis, ainsi que la démarche argumentative judicieusement réalisée dès le début. Adrian Chircu H Christian Discher, Sprachkontakt, Migration und Variation. Die frankophone Integration von Rumänen in Paris nach 1989, Tübingen (Narr) 2015, 272 p. (Tübinger Beiträge zur Linguistik 549) Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Sturz Ceau ş escus im Jahr 1989 nahm die rumänische Einwanderung in den Großraum Paris stark zu. Christian Discher will in seiner Arbeit nicht nur den sprachlichen Aspekt dieser Immigration, sondern auch die Lebenswirklichkeit der Einwanderinnen und Einwanderer aus Rumänien im Gebiet um die französische Hauptstadt allgemein beleuchten. Dazu holt er relativ weit aus und beschreibt die Entwicklung in Rumänien vom Kommunismus über das Ende der Diktatur bis zur heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage im Land. Er skizziert auch die Geschichte der rumänischen Auswanderung nach Frankreich. Als Grundlage der Analyse des vertikalen Sprachkontakts zwischen Rumänisch und Französisch dient ihm die funktionale Variationslinguistik von Thomas Stehl. Sie umfasst drei Ebenen: die Kompetenz der Variation, die Pragmatik der Variation und die Linguistik der Variation. Die Kompetenz der Variation beschreibt das mehrsprachige Wissen einer Person. Mit der Pragmatik der Variation werden die sogenannten «Gebrauchsdeterminanten» analysiert, d. h. in diesem Fall, wann Französisch und wann Rumänisch gesprochen wird. In der Linguistik der Variation wird das eigentliche Sprachmaterial untersucht. Zur Untersuchung des Grades der sprachlichen Integration legte Discher verschiedenen Einwanderinnen und Einwanderern (und ihren zum Teil in Frankreich geborenen Kindern) einen Fragebogen auf Französisch und Rumänisch vor. Die Untersuchungspersonen unterscheiden sich durch ihre gesellschaftliche und berufliche Situation, das Ausmaß ihrer Kontakte mit Französinnen und Franzosen, ihre Bildung und den Zeitpunkt der Einwanderung. Sie werden im Buch in vier Gruppen eingeteilt, wobei nirgends ausdrücklich gesagt wird, nach welchem Kriterium diese Einteilung erfolgte. Ihre Haltung gegenüber dem Aufnahmeland wird im Buch in den Kategorien Potenzielle Re-Emigrantinnen bzw. Re-Emigranten - mit den Unterkategorien Wirtschaftlich motivierte Einwanderinnen bzw. Einwanderer und Geringer qualifizierte Arbeitskräfte -, Integrationswillige Identitätsbewahrerinnen bzw. Identitätsbewahrer und Potenziell integrierte französische Rumäninnen bzw. Rumänen zusammengefasst. Besprechungen - Comptes rendus 263 Die Französischkenntnisse werden mit den Noten F+ und F-, die Rumänischkenntnisse mit R+ und R- bewertet. Es erstaunt wenig, dass F+ nicht unbedingt mit R- und umgekehrt korreliert, sondern dass es auch Personen mit F+ und R+ gibt. Hingegen taucht die Korrelation F- und R- bei keiner Untersuchungsperson auf (siehe Tabelle auf p. 256). Als Fazit kann man sagen, dass die sprachliche Integration bei den potenziellen Re-Emigrantinnen bzw. Re-Emigranten am geringsten ist: Die wirtschaftlich motivierten Einwanderinnen bzw. Einwanderer wären durchaus bereit, ihr Leben in Rumänien fortzusetzen, sollte sich die wirtschaftliche Situation dort verbessern, und den gering qualifizierten Arbeitskräften fehlen oft die Mittel und die Zeit, um ihre Französischkenntnisse zu verbessern. Die integrationswilligen Identitätsbewahrerinnen bzw. Identitätsbewahrer bemühen sich, besser Französisch zu lernen, ohne deswegen ihre Muttersprache aufgeben zu wollen. Am besten Französisch sprechen die potenziell integrierten Rumäninnen bzw. Rumänen. Sie haben oft die Schulen oder einen Teil davon in Frankreich besucht, was sich natürlich auf ihre sprachliche Integration positiv auswirkt. Damit wird ein weiterer Faktor angesprochen, der die Französischkenntnisse beeinflusst: Wer Französisch gesteuert (in der Terminologie von Discher), also in Sprachkursen oder in der Schule, gelernt hat, kommt auf ein höheres Niveau, als Personen, welche sich die Sprache ungesteuert, d. h. rein durch Zuhören und (gelegentliches) Sprechen, angeeignet haben. Im Kontakt zwischen den Sprachen stellt man fest, dass natürlich das Französische vom Rumänischen beeinflusst wird und umgekehrt. Das betrifft die Syntax, zum Teil den Gebrauch der Präpositionen. Phonetisch ist vor allem das Französische vom Rumänischen beeinflusst, was weiter nicht erstaunlich ist. Zum Teil markiert Discher auch Phänomene, die ganz einfach der französischen Umgangssprache entsprechen, insbesondere fehlendes ne bei der Negation. Mir persönlich ist aufgefallen, dass der Wortschatz im Rumänischen kaum vom Französischen beeinflusst wird. Von (Siebenbürger) Rumänen, die in Deutschland leben, habe ich schon Sätze wie Trebuie s ă pu ţă nesc (Ich muss putzen, anstatt Trebuie s ă fac cura ţ enie) oder Dac ă vrei o ma ş ina, trebuie s ă ş p ă r ă ne ş ti (Wenn Du ein Auto kaufen willst, musst du sparen, anstatt trebuie s ă faci economii) gehört. Diese Übernahmen kommen bestimmt nicht zuletzt daher, dass es für die beiden deutschen Verben keine entsprechende rumänischen Verben gibt, sondern man sie umschreiben muss, und dass die Siebenbürger Rumänen schon in Rumänien Kontakte mit der deutschen Sprache hatten. Schließlich gelten Putzen und Sparen (ob zu Recht oder zu Unrecht) als deutsche Tugenden. Solche Entleihungen aus dem französischen Wortschatz findet man in den Gesprächsausschnitten auf Rumänisch in Dischers Untersuchung nicht. Das liegt vielleicht daran, dass Französisch und Rumänisch sprachlich näher miteinander verwandt sind und das Rumänische ohnehin schon zahlreiche Leihwörter aus dem Französischen hat. Discher beklagt sich in seiner Arbeit auch des Öfteren über das schlechte Bild, das in den französischen Medien von den Rumäninnen und Rumänen gezeichnet wird. Dieses Phänomen gibt es nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Westeuropa, und es hängt damit zusammen, dass die Medien meist nur im Zusammenhang mit Beteiligung an Verbrechen von den Osteuropäern (nicht nur den Rumänen) berichten. Ferner fordert Discher den französischen Staat immer wieder auf, mehr für die Integration der Rumäninnen und Rumänen zu tun. Der Staat kann sicher einiges machen, beispielsweise Sprachkurse anbieten oder mithelfen, gegen Vorurteile anzukämpfen, aber letztlich muss sich jede Einwanderin und jeder Einwanderer selber zumindest um die sprachliche Integration bemühen. Insgesamt ist die Arbeit von Discher sehr sorgfältig und wurde mit viel Herzblut verfasst, das spürt man beim Lesen deutlich. Andreas Schor