eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 1/2

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
1998
12 Dronsch Strecker Vogel

Evangelium als antike Biographie

121
1998
Dirk Frickenschmidt
znt120029
Dirk Frickenschmidt Evangelium als antike Biographie Alle vier Evangelien enthalten einen Erzählblock, der als Wendepunkt in der öffentlichen Wirksamkeit J esu geschildert wird: dort folgt jeweils auf die Episode der Speisung vieler Menschen durch Jesus eine spannungsgeladene Klärung der Frage nach seiner wahren Identität, seinem wahren Wesen. Bald darauf geht Jesus nach Jerusalem und in Konflikte hinein, die schließlich mit seiner Hinrichtung enden. In modernen}esus- Biographien oder Monographien über den historischen Jesus wird dieser zentrale Erzählabschnitt gern mehr oder weniger übergangen und unter Hinweis auf Analogien zur alttestamentlichen Elisa-Parallele (IIKön 4,42-44) symbolisch verflüchtigt oder insgesamt für eine literarische Fiktion gehalten. Das liegt zum einen daran, daß das »Naturwunder« der Speisung (so die immer noch verbreitete neuzeitliche Schublade für das Geschehen) modernen Jesus-Forschern und -Biographen deutlich erkennbares Mißvergnügen bereitet. Und zum anderen scheint es aus moderner Perspektive schwerzufallen, einen Sinn in der Plazierung des Erzählblocks an dieser Stelle in den Evangelien zu sehen außer vielleicht in vermeintlichen Abendmahls-Konnotationen oder in einem Darstellungsbedürfnis übersteigerten nachösterlichen Wunderglaubens. 1 Nach der Funktion einer solchen Episode im Kontext antiker Biographien wird dagegen in der Regel erst gar nicht gefragt. Genau diese Fragestellung könnte aber zu aufschlußreichen Antworten - und dies nicht nur im Blick auf die Speisungsgeschichten, sondern auf die vier Evangelien insgesamt führen 2 • 1. Charakterisierung der Hauptperson auf dem Höhepunkt ihrer Wirksamkeit Die charakteristische Eigenart eines Menschen wurde in antiken Biographien unter anderem im Zusammenhang mit dem besonders hervorgehobenen Höhepunkt (griech. akme) seiner öffentli- ZNT 2 (1998) chen Wirksamkeit erörtert. Wie der Altphilologe G. Polman gezeigt hat, hat der bedeutendste antike Biograph Plutarch ein solches Verfahren in ungefähr der Hälfte seiner 50 erhaltenen Biographien angewandt. »Manchmal betont er die akme durch Einfügung einer Liste von Ehrungen, die dem Helden zuteil wurden (z.B. Themistokles, Aristides, Flaminius). An anderen Stellen dagegen muß der Leser selbst aus den Ereignissen im Leben des Helden die akme herauslesen (z.B. Alexander, Demetrius).«3 Der Begriff selbst mußte nicht notwendigerweise genannt werden. Ein entsprechendes Verfahren, auf den Höhepunkt der Wirksamkeit die Charakterisierung der Hauptperson folgen zu lassen, läßt sich auch in anderen antiken Biographien (bei Nepos und Tacitus) nachweisen. Auch der jüdische Geschichtsschreiber Josephus hat es in einer biographischen Passage seiner Antiquitates über das Brüderpaar Asinäus und Aniläus (J osAnt 18,314-370; dort sogar ausdrücklich mit der Wendung akmazonton) verwendet. Die Kenntnis dieses Doppel-Topos (es gab in anderen Biographien auch eine Kennzeichnung des Wirkungshöhepunktes ohne anschließende Charakterisierung der Hauptperson) ist nützlich, um die Funktion der Speisungsgeschichten und der auf sie folgenden Episoden im Gesamtaufbau der Evangelien besser verstehen zu können. 2. Schilderung eines Wunders oder Entfaltung einer Führungsrolle? Zunächst einmal muß man sich dabei vor Augen halten, daß die Speisungen aus damaliger Sicht nicht vorrangig als mirakulöses Naturereignis verstanden worden sind. In den Evangelien werden auch keine Reaktionen des Staunens oder Erschreckens (wie bei anderen wunderbaren Taten Jesu) geschildert. 4 Statt dessen wurdeJesu Handeln vor allem als öffentlicher Akt eines Wohltäters, eines Menschen mit deutlich sichtbaren Führungsqualitäten aufgefaßt. Das wird in exemplarischer 29 Dirk Frickenschmidt Dirk Frickenschmidt, Jahrgang 1954, nach Assistentenvikariat an der kirchlichen Hochschule Wuppertal seit 1989 Pfarrer in Barmen. Promotion 1997 in Heidelberg. Klarheit im J oh deutlich, wo es heißt, daß Jesus im Zusammenhang dieser Episode als »der Prophet, der in die Welt kommen soll« bezeichnet wurde und zum König gemacht werden sollte Qoh 6,14f). Der zeitgeschichtliche Hintergrund macht verständlich, wie es zu einer solchen Interpretation der Rolle Jesu kommen konnte. Öffentliche Formen von Speisungen waren im damaligen Mittelmeerraum seit langem als populäre Herrscher-Akte bekannt (vgl. bereits Hdt I, 127), bei den herrschenden Römern sowohl auf aristokratischer wie auf populistischer Seite. Plutarch erzählt uns, wie die von Gaius Gracchus durchgesetzte Lex frumentaria (Pflicht zu regelmäßiger Abgabe preiswerten Getreides an die Bürger) sein Ansehen vergrößerte; kurz danach ist von seiner »fast monarchischen Machtfülle« (Plut.Gr. 27) die Rede. Herodes der Große zeigte sich durch Brotspenden in Notzeiten als fürsorglicher Herrscher (JosAnt 15,307- 309.314-316), und die römischen Kaiser sorgten neben regelmäßigen Subventionen des alltäglichen Getreidebedarfs (Frumentum) für besondere Verteilungen von Nahrungsmitteln (Congiarium), die sogar in den Provinzen exklusiv ihnen (oder ausdrücklich von ihnen dazu ermächtigten Personen) vorbehalten waren. 5 Es ging also beim Spenden von Brot in jedem Fall um Führungsrollen gegenüber dem Volk. Bei Mk ist exakt in diesem Sinne Mangel an Führung (6,34 »wie Schafe, die keinen Hirten haben«) und nicht Mangel an Nahrung der Aus- 30 gangspunkt der Geschichte, wie schon Pesch zu Recht unterstrichen hat. 6 In einem weiteren Vergleichstext aus Qumran ist wie in Mk 6,39f von Lagereinteilung die Rede. Auch dort geht es um einen Führungsakt, um die erste Tat eines neu eingesetzten Königs (llQ 19, Kol LVII). Der vorsichtigere Lk verzichtet auf die Hirtenanspielung und konkretisiert statt dessen die Lehre Jesu in einer eigenen Einfügung als »Reden über das Gottesreich« (Lk 9,11). So macht er zurückhaltender alsJoh oder Mk deutlich, daß Jesus, wenn er schon so handelt, diese Art von Herrschaft verkörpert und vertritt (vgl. J oh 18,36f). Mt verzichtet auf beide Hinweise. Aber indem er die Episode unmittelbar auf die Erzählung von der Hinrichtung des Täufers folgen läßt, stellt er einen Kontext her, der auf andere Weise für sich spricht. Denn im Mt ist es (anders als bei Mk u. Lk) Herodes selbst, der Jesus als von den Toten auferweckten Täufer bezeichnet (Mt 14,2). Aus dieser Sicht war Jesus nicht nur mit entsprechenden besonderen Kräften begabt (ebd.), sondern verursachte auch einen ähnlich besorgniserregenden Zulauf von Menschen. In Mt 14,5 fürchtet Herodes die Menge (ton ochlon), die Johannes für einen Propheten hielt; in Mt 14, 14 ist zu Beginn der Speisungsepisode aber erst recht von einer großen Menge (polyn ochlon) die Rede. Vor diesem Hintergrund und im Blick auf das spätere Verfahren gegen Jesus vor Pilatus ist die Einstufung der Speisungsgeschichte(n) als nachösterliche Symbolgeschichte(n) oder Fiktion alles andere als plausibel. Wenn jemand wie Jesus einer größeren Menge von Menschen nicht nur Unterweisung gab, sondern ihr gegenüber auch als Brotgeber erschien, dann war das trotz des relativ kleinen Maßstabes, in dem das geschah, unter den gegebenen Umständen nicht nebensächlich. Es weckte bei jüdischen wie heidnischen Zeitgenossen eine Fülle von Assoziationen: Jesu Handeln erinnerte dabei u. a. an Gestalten wie Elisa und Mose, an herrscherliche Fürsorge und Ordnung (Lagersymbolik), einen Bruch kaiserlicher Privilegien und nicht zuletzt an den Herrschaftsanspruch Gottes, den er vertrat. All das geschah laut Auskunft der Evangelisten mit Wirkung auf nicht wenige Menschen im Kontext damaliger Hoffnungen und Ängste, wie sie u. a. in Herodes' Umgang mit Johannes dem Täufer oder auch in Josephus' Schilderungen des Geschicks charismatischer Anführer und ihrer Anhänger zum Aus- ZNT 2 (1998) druck kommen. So konnte man J esu Handeln vor diesem Hintergrund entweder (gutmütig) als Zeichenhandlung einer besonderen Art von Vollmacht oder aber (furchtsam oder böswillig) als Kollision mit bestehenden Formen von Herrschaft interpretieren. Fazit: Aus der Perspektive der Evangelisten stand Jesus im Zusammenhang der Speisungsgeschichte(n) auf dem Höhepunkt seiner öffentlichen Wirksamkeit. Die größte in den Evangelien genannte Zahl seinetwegen versammelter Menschen (wie groß oder klein wir sie auch immer historisch einschätzen) wird nicht zufällig jeweils an dieser Stelle genannt. In den Evangelien steht Jesus diesen Menschen als Führungsperson in doppelter Rolle, als Lehrer und als hoheitlicher Brotgeber, als >prophetische< und ,königliche, Autorität, zusammen mit ihm untergebenen Helfern (den Jüngern) gegenüber. Wie in anderen antiken Biographien kommt dieser Passage daher jeweils eine Schlüsselrolle im Mittelteil der Biographie zu. 3. Charakter-Kennzeichnung bei einem »Mann ohne Eigenschaften«? Aber wie steht es dann mit der in einigen Biographien mit diesem Höhepunkt verbundenen Charakterisierung der Hauptperson? Muß der Biographie-Vergleich hier nicht ins Leere laufen? Haben wir nicht seit K. L. Schmidt, Buhmann, Dibelius und anderen gelernt, daß in den Evangelien gerade die uns so vertrauten Arten der Charakterzeichnung und des »psychologischen Porträts« keine nennenswerte Rolle spielen? In den Evangelien wird doch (mit einigen wenigen Ausnahmen) kaum je im modernen Sinn erzählt, »wie Jesus war« und was für sein Gefühlsleben oder seine »Entwicklung« kennzeichnend war. Auch seine Tugenden und Schwächen werden nicht, wie wir das immerhin aus vielen griechischen Lebensläufen der Antike kennen, explizit zum Thema gemacht. So hat in jüngerer Zeit der Altphilologe A. Dihle, der ansonsten durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Evangelien und antiken Biographien sieht, die in der peripatetischen Tradition wurzelnde Weise griechischer Charakterschilderung zu Recht in den Evangelien vermißt. 7 Ist der Jesus der Evangelien also nicht, um mit Musil zu sprechen, ein ZNT 2 (1998) »Mann ohne Eigenschaften«? Diese Frage läßt sich nur im Blick auf die verschiedenen Arten von »Charakterschilderung« in der gesamten Breite antiker Biographien adäquat beantworten. Und hier zeigen sich neben grundlegenden Gemeinsamkeiten interessante und wichtige Unterschiede in griechischen, römischen und jüdischen Biographien. Antiken Biographien gemeinsam ist die Auffassung, daß das Wesen eines Menschen von Geburt an vorgegeben ist und vor allem in seinen Taten zum Ausdruck kommt. Von allmählicher Entwicklung wie in moderner Perspektive ist hier nicht die Rede, bestenfalls vom schwächeren oder stärkeren Hervortreten bereits vorgegebener Eigenschaften je nach Lebensumständen. Entsprechend solcher Grundannahmen hatte die antike Erziehung nicht das Ziel, Menschen entscheidend zu formen, sondern durch praktische Übung die besseren Seiten zu stärken und die schlechteren zu disziplinieren. »Charakter« war dann das Ergebnis von Anlagen und Übung, wie es in Taten Gestalt annahm. Solchen weithin gemeinsamen Grundauffassungen standen aber unterschiedliche Ausprägungen dessen gegenüber, was man unter »Charakter« jeweils in griechischen, römischen und jüdischen Biographien verstand. In der griechischen, maßgeblich von der Aristoteles-Schule geprägten Tradition ging es hauptsächlich um individualethisches Handeln, in dem man Charakter positiv oder negativ manifestiert fand. Tugend- und Lasterbegriffe, die den einzelnen Menschen betrafen, wie »Klugheit« oder »Mut«, bildeten eine Orientierungshilfe, um Taten beurteilen und die darin zum Ausdruck kommende Eigenart und sittliche Qualität des Betreffenden daraus ablesen, bewerten und kommentieren zu können. Römische Biographen setzten andere Schwerpunkte. Sie waren weniger daran interessiert, persönliche Tugenden ausgiebig zu kommentieren und vertrauten insgesamt mehr darauf, daß Taten und Verhalten, z.B. in der öffentlichen Ämterlaufbahn, prägnant für sich selbst sprechen würden. Und dort, wo sie sich explizit über entsprechende Eigenarten ihrer Helden äußerten, taten sie es oft weniger unter dem Gesichtspunkt der Verwirklichung persönlicher Normen als vielmehr im Blick auf die Bewährung kollektiv-ethischer Werte und staatstragender Tugenden. Eine ähnliche Tendenz zur eher narrativ entfal- 31 tenden als kommentierenden Art der Charakterschilderung begegnet uns auch in jüdischen biographischen Texten. Zugleich zeigt sich hier eine noch auffälligere, religionsgeschichtlich begründete Besonderheit, die sich gut an der Wirkungsgeschichte der bereits im Alten Testament in biographischer Form vorliegenden Simson-Erzählung verdeutlichen läßt. Auf der einen Seite steht J osephus, der in seiner Neuerzählung der Geschichte innerhalb seines Geschichtswerkes G osAnt 5, 276ff) an peripatetische Charakterschilderung anknüpft. Er bemüht sich, Simson als überlegenen Vertreter griechischer Kardinaltugenden zu schildern und die biblische Vorlage moralisierend zu enttheoiogisieren. Auf der anderen Seite zeigt sich in Ps-Philos Liber Antiquitatum die umgekehrte theologische Betonung dessen, was in jüdischbiblischer Tradition als die wirklich wesentliche Eigenart eines Menschen aufgefaßt wurde: die Qualität seiner Beziehung zu Gott (Simsons Leben als »Geheiligter« AntBibl 42,3 ), der seinerseits treuen Beistand gewährt (AntBibl 43,5). Diese Tendenz kommt auch in der armenisch erhaltenen Schrift De Sampsone 8 prägnant zum Ausdruck: dort heißt es, daß Simson das Pneuma anstelle einer Seele diente (De Sampsone 19). Eine derartige Sichtweise hat nun erhebliche Auswirkungen auf die Art der Charakterdarstellung in einer biographischen Erzählung. Denn aus dieser jüdischen Perspektive wurde der »Charakter« eines Menschen statt mit Hilfe individual-ethischer Kategorien streng relational, als Qualität der Beziehung zu Gott und als Art und Intensität der Begabung mit Gottes Geist verstanden. »Charakter« zeigt sich dann vor allem in inspirierter Bewährung gegenüber den von Gott gegebenen Gaben und Aufgaben. Das geschieht innerhalb einer beständigen Beziehung, jenseits derer nicht von sittlich autonomen Tugenden die Rede sein kann. In den Evangelien wird im Anschluß an die »Speisung der 5000« biographisch genau das thematisiert, was aus dieser genuin jüdischen Perspektive für Jesu Wesen und »Charakter« als kennzeichnend betrachtet wurde. 9 Das vielsagende »Ich bin's« bei der nächtlichen See-Begegnung mit den Jüngern leitet die Klärung für die bei Mk noch begriffstutzigen (Mk 6,52) und bei Mt bereits Jesus als Gottessohn erkennenden (Mt 14,33) - Jünger ein. Im Petrusbekenntnis wird die Frage, wer und von welcher Art Jesus denn nun sei, mit der Qua- 32 lität der Gottesbeziehung Jesu als »Heiliger Gottes« Qoh 6,69) bzw. »Messias/ Christus« (Mk 8,29 parr) oder »Sohn des lebendigen Gottes« (Mt 16,16) beantwortet. Zugleich wird die Treue gegenüber Gottes Willen und Auftrag ein weiteres wichtiges »Charakter-Kennzeichen« aus jüdischbiblischer Perspektive in den synoptischen Leidensweissagungen thematisiert, die nicht zufällig im Zusammenhang der akme-Charakterisierung beginnen. Schließlich erreicht die Klärung des Wesens Jesu bei den Synoptikern in der Verklärung ihren Höhepunkt. Im J oh führt Jesus selbst mit der Brotrede diese Klärung erläuternd herbei. Dazu paßt es, daß im J oh erst auf diese biographische akme-Selbst-Charakterisierung nun weitere sog. Ich- Bin Worte folgen, die als Prädikate Symbole wie Brot, Licht etc. haben. Fazit: Beide Teile der bei Nepos, Plutarch, Tacitus und Josephus begegnenden biographischen akme-Charakterisierung finden sich auch in allen vier Evangelien. Der Höhepunkt der öffentlichen Wirksamkeit Jesu wird jeweils deutlich gekennzeichnet und mit einer anschließenden Charakterisierung J esu innerhalb jüdischer Kennzeichnungs- Weisen (Art und Qualität der Gottesbeziehung) verbunden. Wie in anderen antiken Biographien werden nach dem Höhepunkt des Mittelteils auch deutliche Krisensignale im Blick auf Konflikte, Gefährdungen und das Ende der Hauptperson (bei den Synoptikern in den Leidensweissagungen, bei Joh in der auf die Brotrede folgenden Spaltung unter Jesus-Anhängern) angesprochen. 4. Die Dreigliederung antiker Biographien und der Aufbau der Evangelien Die akme-Charakterisierung ist nun bei weitem nicht der einzige Topos, den die Evangelien mit antiken Biographien an vergleichbarer Stelle im Gesamtaufbau gemeinsam haben. Andere Topoi, vor allem im stark durch Konventionen geprägten Anfangsteil, sind in antiken Biographien noch erheblich breiter belegt. Aber hatten antike Biographien neben verbreiteten Topoi denn überhaupt einen vergleichbaren Gesamtaufbau? Diese Frage muß gestellt werden, weil biographisches Erzählen in der Antike nicht (wie bei hohen antiken Literaturformen) weitgehend durch Gattungsregeln festge- ZNT 2 (1998) schrieben war, sondern durch Beispiele und allmählich entstandene Erzählkonventionen geprägt wurde und dabei eine erhebliche Variantenbreite zeigte. Wie sich zeigt, weisen antike Biographien bei aller Varianz und Flexibilität eine allgemein verbreitete Grundform auf, die jeweils drei Hauptabschnitte mit ihnen konventionell zugeordneten Topoi umfaßt. Biographische Abschnitte in Herodots Historien zeigen bereits ebenso wie ältere biographische Enkomien einen solchen Aufbau. Aristoteles unterscheidet in seiner Poetik zwischen einem dreigliedrigen kurzen Entwurf einer personenbezogenen Handlung (noch nicht: Biographie) und einer ausführlichen episodischen Ausgestaltung aller drei Abschnitte. In der Folge läßt sich eine solche Struktur ebenso wie das »Herstellungs-Verfahren« (allmähliche episodische Ausgestaltung einer dreigliedrigen Basis- Skizze) auch für die Blütezeit antiker Biographien nachweisen. Dabei reicht das Spektrum von dreigliedrigen Basis-Biographien, die aus wenigen Sätzen (entsprechend der aristotelischen ersten Skizze) bestanden, über Zwischenformen mit Anfügung weiteren Materials an solche Grundformen, bis hin zur ausführlichen, ebenfalls dreigliedrigen Ausgestaltung in mittleren bis langen Voll- Biographien. Die kennzeichnenden Topoi der drei Erzählabschnitte können hier nur knapp im Überblick gestreift werden. 10 Hauptthema des ersten Abschnitts war die Herkunft der Hauptperson und ihr Leben bis zu einem ersten Höhepunkt in der beginnenden öffentlichen Wirksamkeit. Im Mittelteil wurde in kennzeichnenden Taten und Worten ebenso wie im Blick auf Reaktionen von Freunden und Feinden das verborgene Wesen der Hauptperson entfaltet. Im Schlußteil schließlich wurde von den Problemen oder Konflikten erzählt, die zum Ende der öffentlichen Wirksamkeit und zum Tod der Hauptperson führten. Innerhalb aller drei Teile, vor allem aber im Mittelteil, gab es neben grundlegenden Topoi flexible Ausgestaltungsmöglichkeiten, je nach Art und Menge des zur Verfügung stehenden biographischen Materials und je nach Art des Menschen, um den es ging. Alle vier Evangelien zeigen so viele und so intensive Gemeinsamkeiten sowohl mit dem Gesamtaufbau als auch mit vielen verbreiteten Topoi antiker Biographien (und dies an je vergleichbarer Stelle), daß man sie ZNT 2 (1998) als antike Biographien im Vollsinn des Wortes bezeichnen muß. Die unter Exegeten immer noch weit verbreitete, literaturgeschichtlich schon immer fragwürdige Annahme, Mk habe eine völlig neue Gattung »Evangelium« geschaffen, erweist sich vor diesem Hintergrund als Fehlannahme. Das gilt nicht weniger von einer anderen verbreiteten Ansicht, die Sehmithals kürzlich in ZNT 1 noch einmal wiederholt hat: man könne doch unmöglich annehmen, daß der Evangelist Johannes die durch Mk eingeführte singuläre Gattung Evangelium noch einmal erfunden habe. 11 Dagegen ist festzuhalten, daß nicht nur der Aufbau des Mk, sondern auch Struktur-Ähnlichkeiten des Joh gegenüber Mk mühelos als Gemeinsamkeiten beider Evangelien mit anderen antiken Biographien zu erklären sind. Die ohnehin höchst problematische Herleitung der Gesamtform des Joh aus der fälschlich für singulär gehaltenen Evangelienform des Mk ist durch den Biographievergleich also ebenfalls überflüssig geworden. 5. Geburt und Kindheit: häufig Fehlanzeige Aus moderner Sicht ist klar, womit eine Biographie zu beginnen hat: mit der Geburt und der Schilderung der Kindheit und Jugend. So liegt die immer wieder begegnende falsche Schlußfolgerung nahe, erst Mt und Lk hätten sich mit entsprechenden Geschichten einer biographischen Erzählform wenigstens teilweise angenähert. 12 Aber antike Biographen folgten solchen modernen Auffassungen nicht. In den großen antiken Biographie-Sammlungen um die Zeitenwende (Nepos, Plutarch, Sueton13) ist von Geburt regelmäßig nur (und selbst dort oft lediglich stichwortartig) in Suetons Kaiserbiographien die Rede. Ansonsten erweist sich der Topos als ein relativ selten angedeuteter und noch seltener ausgeführter Nebenaspekt damaliger Lebensbilder. Im Gegensatz zu den verzichtbaren Geburtsangaben und -geschichten fehlten aber so gut wie nie Herkunftsangaben. Antike Biographen haben unter Stichworten wie »Anfang/ anfangen«, »zuerst« u.ä. auch explizit erläutert, daß sie ihrer Meinung nach grundlegend für den ersten Abschnitt einer antiken Biographie waren. Bereits in elementarer 33 Form (Name, evtl. Beiname, »Sohn des x«, evtl. kleine Erweiterungen dieser Grundform wie »aus y«) konnten sie eine antike Biographie einleiten. Manchmal folgte auf eine solche Herkunfts-Einleitungswendung sogar direkt der Übergang zum Mittelteil. So konnten antike Biographien mit alttestamentlichen Propheten-Erzählungen gelegentlich darin konvergieren, daß nach den Herkunftsangaben nicht Kindheit, Jugend und Ausbildung, sondern der Beginn der öffentlichen Wirksamkeit zum Ausgangspunkt biographischen Erzählens wurde (vgl. Nep.Dat.l, Plut.Tim.3 u. Ni.l oder Diog.Laert. I,74 über Pittakos). Vor dem Hintergrund solcher Konventionen läßt sich u.a. auch die umstrittene Wendung »Anfang des Evangeliums« in Mk 1,1 besser verstehen. Denn hier muß nicht gerätselt werden, ob der Satz im Sinn einer Buchüberschrift über das ganze Evangelium oder eher als allgemeiner Verweis auf die »Anfänge« des Wirkens Jesu gemeint sei. Das Stichwort »Anfang« signalisiert statt dessen genau wie in biographischen Vergleichstexten einfach den ersten der drei grundlegenden Biographie- Abschnitte, in dem es um die Herkunft der Hauptperson und ihr Leben bis zu einem ersten öffentlichen Höhepunkt ging. Entsprechend folgt in Mk 1,1 zunächst die Herkunftsangabe, nur nicht im Blick auf leibliche Eltern, sondern als gewagte Metapher: 14 »Anfang des Evangeliums [hier im Sinn einer froh machenden biographischen Erzählung] von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.« Und der so gekennzeichnete Anfangsabschnitt reicht dann bis Mk l,14f und dem ersten öffentlichen Auftreten Jesu in Galiläa (mit dem folgenden »Tag in Kafarnaum« als Übergang zum Mittelteil). Auch für die anderen Evangelienanfänge erweist sich der Biographievergleich als hilfreiche Interpretationsgrundlage: mit biblos geneseos in Mt 1,1 ist ebenfalls keine (dann seltsame) Buchüberschrift und auch nicht nur die Genealogie gemeint (dann wäre biblos verfehlt), sondern wieder der durch das Thema Herkunft bestimmte und mit einer Genealogie eingeleitete erste von drei längeren Biographie-Abschnitten (Mt 1,1-4,17). Joh 1,1 greift das biographische Stichwort »Anfang« ebenfalls auf, aber spitzt die Frage nach der Herkunft noch mehr zu als Mk mit seiner gewagten Metapher »Sohn Gottes«. Wichtig ist aus der Sicht des Joh nicht so sehr, von wem Jesus abstammt, son- 34 dem in welcher grundlegenden und über jede Abstammung hinausgehenden Weise er in Relation zu Gott steht (sein grundlegendes »Bei-Gott-sein; vgl. oben die jüdische, relationale Art der »Charakterdarstellung«). Der sog. Prolog Joh 1,1-18 kehrt zugleich das konventionelle Thema der Herkunft anhand des Stichwortes Gotteskindschaft auf faszinierende Weise um: nun geht es nicht mehr nur um die tiefere Bedeutung von »Herkunft« auf Seiten der Hauptperson, sondern auch um Gotteskindschaft auf Seiten der Leser bzw. Hörer. Lk schließlich kennzeichnet sein Evangelium innerhalb seines kunstvollen Proömiums (mit historiographischen und biographischen Stichworten) ausdrücklich als »Erzählung« und umschreibt diese rückblickend in Act 1,1 indirekt als Biographie (alles, was Jesus tat und lehrte), bevor er dann parallel von der Herkunft und Geburt des Täufers und Jesu erzählt. 15 Solche in antiken Biographien üblichen Gegenüberstellungen von wichtigen Personen wurden synkrisis genannt und spielen auch in anderen Evangelien eine wichtige Rolle. Die Besprechung der Herkunft sollte schon im ersten Abschnitt antiker Biographien Hinweise auf die (verborgene) Eigenart der Hauptperson geben und begann mit dem Blick auf Eltern oder Vorfahren. Dort wurde auch in heutzutage eher unüblichen Formen, wie z.B. ausführlichen Genealogien, das für die Person Kennzeichnende gesucht. Solche Genealogien, die übrigens auch außerhalb jüdischer Traditionen in antiken Biographien begegnen (zum Teil sogar mit Zählung der Glieder wie in Mt 1,17), stellten einen zeitübergreifenden personalen Kontext her. Sie ließen die Hauptperson der Biographie von Beginn an quasi in einen Bereich eintreten, der bereits durch Taten und Eigenschaften berühmter oder bemerkenswerter Vorfahren qualifiziert war. Weitere Topoi thematisierten u. a. die Beziehung zu Volk und Vaterland oder als bedeutungsvoll empfundene numinose Kontexte, z.B. durch Zukunftsträume, Vorzeichen und Voraussagen über Bedeutung und Schicksal der Hauptperson. Kindheitsgeschichten begegnen nur gelegentlich und gehören nicht zu den zentralen Themenfeldern. Erziehung und Ausbildung spielten dagegen häufig eine wichtige Rolle in antiken Biographien, aber mit einer interessanten Ausnahme: in Dichterbiographien war statt dessen regelmäßig von göttlicher Begabung die Rede. Ähnlich in den ZNT 2 (1998) Evangelien: dort geht es nicht um Jesu Erziehung, sondern um seine Begabung mit Gottes Geist. 6. Passionsgeschichte mit ausführlicher Einleitung oder Biographie mit Schwerpunkt? Ein anderer Einwand gegen einen Biographie-Vergleich ist die modernen Lesern nicht vertraute ungleichmäßige Stoffverteilung innerhalb der Evangelien. Sind die Evangelien, in denen es jeweils schon früh um Jesu Konflikte geht und in denen sein Weg zum Kreuz besonders breiten Raum einnimmt, zugespitzt ausgedrückt, nicht »Passionsgeschichten mit ausführlicher Einleitung« (so eine oft aufgegriffene Wendung von Kähler)? Wie Burridge gezeigt hat, kann man das im Blick auf die Stoffverteilung in anderen antiken Biographien kaum sagen, denn auch dort konnten wichtige, wenn auch kurze Phasen im Leben der Hauptperson lang und ausführlich behandelt werden (auch in Schlußabschnitten), während an anderer Stelle Jahre öffentlicher Wirksamkeit nur am Rande gestreift oder kurz zusammengefaßt wurden. 16 Die Evangelien bewegen sich auch hier ganz und gar im Rahmen dessen, was in antiken Biographien als erzählerische Schwerpunktbildung möglich und üblich war. Burridge macht auch darauf aufmerksam, daß es ein viel wichtigeres Kriterium als die Stoffverteilung gibt, um biographische von nichtbiographischen Schriften zu unterscheiden: die Häufigkeit, in der die Hauptperson als handelndes oder redendes Satzsubjekt auftaucht. An diesem scheinbar trivialen, aber höchst effektiven Indikator zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen biographischen und nichtbiographischen Schriften. Manchmal wird auch behauptet, es gehe in den Evangelien nicht vorrangig um Jesus, sondern um Gott bzw. göttliche Heilsgeschichte o. ä. Wie nicht nur der von Burridge verwendete Indikator zeigt, ist eine solche Annahme unvereinbar mit der tatsächlichen sprachlichen Gestalt der Evangelien. Sie sind eben nicht nach vorne hin erweiterte theologische oder gar theozentrische Traktate, etwa zum Thema der Heilsbedeutung der Kreuzigung und Auferweckung Jesu, sondern (und dies ausdrücklich einschließlich der Passionsgeschichte) antike Biographien im Vollsinn des Wortes. Sie ZNT 2 (1998) thematisieren das ganze Leben Jesu und ihn selbst konkurrenzlos als Hauptperson. Die Passionsgeschichte ist also jeweils ein wichtiger, aber dabei völlig in die Biographie integrierter Teil der Evangelien. Darin liegt auch die Ursache für die gescheiterten Versuche, für eine isolierte Gattung »Evangelien-Passionsgeschichte(n)« literaturgeschichtliche Parallelen zu finden. Weder der frühjüdische oder heidnische Märtyrer- Bericht noch der Bericht über den Tod berühmter Männer (exitus illustrium virorum), um nur die zwei wichtigsten unter den untersuchten Vergleichsgattungen zu nennen, können einlinig als Gattungsvorbilder für sie in Anspruch genommen werden. Wenn man umgekehrt nicht von einer isolierten Passionsgeschichte, sondern von ihrer Funktion im Rahmen einer antiken Biographie ausgeht, ergibt sich ein sinnvolles Bild: die Evangelisten konnten dann auf verbreitete Topoi beider genannter Untergattungen zurückgreifen, die zusammen mit anderen Elementen innerhalb der Gesamtform antiker Biographien verbreitet waren. Für die Passionsgeschichte als jeweils dritten Abschnitt der Jesus-Erzählungen bieten diese Viten, in denen erstaunlich häufig Konflikte zum Tod der Hauptperson führten (durch Hinrichtung, Mord, Selbstmord oder Verelendung), ebenfalls nützliche Interpretationshilfen. Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen. 7. Prozesse und Pseudo-Prozesse Wenn in fünf von fünfundzwanzig kurzen N epos- Biographien Verrats- oder Hochverrats-Anklagen gegen die Hauptperson eine wichtige Rolle spielten, dann mag daran deutlich werden, daß die Evangelien kein in der Antike singuläres Thema am Ende ihrer Jesus- Biographien behandelten. Nicht nur das fragwürdige Verfahren gegen Sokrates, das mit seinem Tod endete, war berühmtberüchtigt. Diogenes Laertius macht im Anschluß an seine kurze Wiedergabe dieses Verfahrens (Diog.Laert. II, 38-42) eine aufschlußreiche Bemerkung (11,43): »Dieser Vorgang mit Sokrates und den Athenern steht übrigens nicht vereinzelt in der Geschichte da, es gibt viele ähnliche Fälle.« Tatsächlich wurden solche Verfahren in vier anderen antiken Biographien ausdrücklich als Pseudo- Prozesse gekennzeichnet, die jeweils nur dem 35 Zweck der Beseitigung der Hauptperson dienten und in denen nur äußerlich und oberflächlich der Schein eines rechtmäßigen Verfahrens gewahrt wurde. Die Art und Weise, wie bei Nepos (über den Athener Phokion), Plutarch (über Phokion und den spartanischen Reformer Agis, dem in einem nächtlichen Schnellverfahren ein der unmittelbaren Hinrichtung dienender Prozeß gemacht wurde) und in der anonymen Vita Aesopi G (»sie ersannen, weil sie keinen Grund zur Anklage hatten, eine schurkische Tat«, VitAes 121, die Aesop dann eine Verurteilung zum Tod einbrachte) solche Pseudo- Prozesse gekennzeichnet wurden, zeigt überraschende Parallelen zu der Art und Weise, in der die Evangelisten die Verfahrensweise gegen Jesus schildern. Das müßte (zusammen mit anderen wichtigen biographischen Parallelen) weitreichende Konsequenzen für die Exegese der Passionsgeschichte haben. Denn statt den Evangelisten zu unterstellen, ihre Darstellung der PassionJesu sei wirklichkeitsfremd, weil sie an wichtigen Punkten nicht damaligem Recht entspreche, müßte man angesichts der Vergleichstexte zunächst genau umgekehrt fragen: Wollten sie ihre Leser nicht im Rahmen üblicher Sprachsignale antiker Biographien gerade auf die rechtlich und menschlich fragwürdige Inszenierung eines aus ihrer Sicht inakzeptablen Pseudo- Prozesses aufmerksam machen? Auch an anderen Stellen könnte man aus antiken Biographien entsprechend Wichtiges zur Verurteilung und Hinrichtung Jesu lernen. So ist es entgegen vieler anders lautender Behauptungen weder als juristische Unkenntnis noch als Pilatusfreundliches Indiz auf Seiten der Evangelisten zu werten, daß sie nicht von einem formellen Schuldspruch des Pilatus erzählen. Im Gegenteil: ein solcher Schuldspruch war laut Haackers Untersuchung17 wegen des Schweigens J esu zur ihm vorgetragenen Anklage völlig überflüssig geworden wie den Evangelien-Autoren anscheinend im Gegensatz zu ihren neuzeitlichen Kritikern klar war. Eine bedrückende Szene, die eine solche römische Rechtsauffassung eindrücklich vor Augen führt, findet sich in Plutarchs Poplicola-Vita. Dort konfrontiert ein Konsul seine wegen Hochverrats angeklagten Söhne dreimal mit der Anklage. »Und als sie, dreimal gefragt, keine Antwort gaben, wandte er sein Gesicht den Liktoren zu und sagte: ,Das übrige ist nun eure Sache.< Die ergriffen sofort 36 die Jünglinge, rissen ihnen die Kleider vom Leibe, banden ihnen die Hände auf den Rücken und hieben sie mit ihren Ruten.« (Plut.Pp.6) Laut Plutarch folgte unmittelbar die Enthauptung. 8. Die doppelte Funktion antiker Biographien und der Zweck der Evangelien Selbst wenn die Evangelien sowohl den grundlegenden Aufbau als auch viele biographische Topoi mit anderen antiken Biographien gemeinsam haben, und selbst wenn Einzelfragen wie die nach ihrer Art der »Charakterschilderung« geklärt werden konnten, bleibt doch noch eine wichtige Frage zu berücksichtigen: Bleiben die Evangelien nicht als Ausdruck des Glaubens an Jesus anderen Biographien unvergleichbar? Verhindert ihr religiöser Charakter nicht einen Vergleich mit Schriften, die auf den ersten Blick bestenfalls moralisierten, im schlechteren Fall sogar nur leichte Unterhaltung boten? Tatsächlich sollte man spezifische religiöse Voraussetzungen und Ziele, wie sie in den Evangelien zweifellos zu erkennen sind, nicht durch einen Vergleich nivellieren. Man sollte sie aber auch nicht so übertreiben, daß man offenkundige Gemeinsamkeiten nicht mehr erkennen kann. Richtig ist, daß es unter antiken Biographien unter anderem oberflächliche Unterhaltungsliteratur gab. Aus diesem Grund befürchtete schon Nepos im Vorwort seiner Feldherrn-Viten, man könne diese (biographische) Art von Literatur (»hoc genus scripturae«) für oberflächlich (»leve«) halten (Nep.Praef.l). Aber dieser Vorwurf betraf ebenso leicht viele nichtbiographische, erzählende oder darstellende Werke. Deshalb konnte sich Philo von Alexandrien zu Beginn seiner Mose-Vita den Seitenhieb nicht verkneifen, andere (griechische) Autoren hätten generell die Tendenz, zuviel Zeit und Bildung mit leichter komödiantischer oder sonstiger Unterhaltung zu verschwenden, anstatt von vortrefflichen Menschen und ihrem wegweisenden Leben zu erzählen (VitMos I,3f). Antike Biographen verfolgten nämlich, wie das u. a. Philo selbst beanspruchte, auch sehr ernsthafte Ziele mit ihren Werken. Bereits seit Isokrates und der Zeit früher Enkomien (Lobschriften) sollte die Darstellung des Lebens eindrucksvoller und in irgendwelcher Hinsicht vorbildlicher Menschen ZNT 2 (1998) ausdrücklich dazu dienen, der Jugend Vorbilder zu geben, darunter auch solche, die nicht der fernen Vergangenheit angehörten, sondern der Gegenwart noch nahe waren (so äußerte sich auch einige hundert Jahre später noch der sonst so skeptische Lukian: Luk. Dem.1). Plutarch ging noch einen Schritt weiter und erwähnte, für ihn bedeute die Entfaltung eines Lebenslaufes ein intensives Vertrautwerden mit der jeweiligen Hauptperson. Er habe dabei nicht nur versucht, vor dem Spiegel der Geschichte sein eigenes Leben »gewissermaßen zu formen und dem Vorbild jener Männer anzugleichen«. Er betrachte auch das, was dabei vor sich gehe, als eine Art stetiges Zusammensein und Zusammenleben mit »Gästen«, die das eigene Leben und den eigenen Charakter in sehr positiver Weise bereicherten (Plut.Aem.1 ). Diese Art von Symbiose war u. a. durch die starke Wirkung des exemplum Socratis, des für viele beispielhaften Verhaltens des großen Philosophen, nicht nur für Biographen zu einem Orientierungspunkt in unruhigen Zeiten geworden. Auch Seneca schrieb in seinen Briefen an Lucilius, nichts führe mehr zum Guten als der Umgang (conversatio) mit guten Menschen (Sen.ep. 94,40f). Er riet dabei auch zum Umgang mit den besten nicht (mehr) Anwesenden mittels entsprechender Literatur: »Wende dich an bessere Begleiter: Leb mit [sie! ] den beiden Catones, mit Laelius, mit Tubern. Willst du aber auch mit Griechen zusammenleben, so verkehr mit Sokrates, mit Zenon ... « (Sen.ep. 104,21). Das, was bestimmte Menschen so wichtig und wegweisend für andere Menschen machen konnte, wurde von antiken Biographen weithin als eine Art Lebensgeheimnis verstanden: In und an besonderen Menschen gab es demnach wichtige Dinge zu entdecken, zu erspüren und darzustellen, die als besonders kennzeichnend im Blick auf die verborgene Identität eben dieser Menschen gelten konnten. So bekamen solche Biographien häufig eine doppelte Funktion. Einerseits sollten sie eine prägnante Entfaltung des verborgenen Wesens der Hauptperson in ihren Taten und ihrem Verhalten präsentieren. Andererseits sollten sie das Leben der Hauptperson so in das Leben der Adressaten hineinerzählen, daß eine Art von Zusammenleben mit der Hauptperson ermöglicht wurde, das wichtige Auswirkungen auf das eigene Leben haben ZNT 2 (1998) Dirk fricl<enschmidt Evangelium als anti! <e Bio~1raphie und es verändern und prägen konnte. Die Evangelisten haben diese doppelte Zielrichtung a.ntiker Biographien anscheinend aufgegriffen und prägnant theologisch zugespitzt. Ein solcher Zweck kommt explizit inJoh 20,31 zum Ausdruck. Die Leser/ Hörer sollen einerseits glauben, daß Jesus der Christus und Gottes Sohn ist (bejahendes Begreifen der verborgenen Identität). Andererseits sollen sie durch diesen Glauben inJesu Namen Leben haben (grundlegende Bereicherung durch die Anwesenheit der in das eigene Leben hineinerzählten Person). So geht das Joh zwar auf religiöse Weise über das, worauf andere antike Biographien zielen, weit hinaus, indem es 1 schlechterdings unüberbietbar vom »Leben halben« als Ziel spricht. Aber es knüpft dabei eben an den Vorstellungshorizont des doppelten Zwecks antiker Biographien an, statt sich als theologische Schrift nur prinzipiell davon zu unterscheiden. Ähnliches läßt sich von Mk sagen. Einerseits ist das gesamte Markusevangelium der erkennbare Versuch, die verborgene Identität J esu als »Sohn Gottes« mitsamt all dem, was Gott gerade durch diesen Sohn für Menschen tut begreifbar werden zu lassen. Andererseits dient es dazu, zur Jesus-Nachfolge durch Vertrautheit mit der Jesus-Biographie zu ermutigen und sie zu ermöglichen. Ähnliches ließe sichmit je eigenen Akzenten auch von Mt und Lk sagen. Wie die anspruchsvolleren unter den antiken Biographien wurden die Evangelien nicht vorrangig zu Unterhaltungszwecken geschrieben. Wie diese, aber aus spezifischen religiösen Gründen weit intensiver, sollten sie statt dessen dem Kennenlernen und Einüben einer verbindlichen und heilvollen Lebensform dienen. Anmerkungen 1 Einige Beispiele aus jüngeren theologischen Jesus-Darstellungen: Gnilka, Jesus von Nazareth. Botschaft und Geschichte, (HiThK Suppl. III) Freiburg, Basel, Wien 1990, 140 streift die Episode(n) nur kurz (hier und an wenigen Stellen), u. a. als eine von mehreren Wundergeschichten aus vermeintlich betont nachösterlicher Perspektive: »Nicht was er [i.e.Jesus] einmal getan hat und war, sollte man fragen, sondern was er jetzt noch tut und für uns ist.« (ebd. 139). J. Becker, Jesus von N azaret, Berlin, New York 1996 bespricht die Speisung(en) überhaupt nicht. J.D. Crossan, Der historische Jesus, München 1994 und ders., Jesus. Ein revolutionäres Leben, München 1996, beschäftigt sich zwar ausführlich mit 37 Mählern im allgemeinen und speziell der vermeintlichen Rolle der Speisung als »rückblickend in das Leben J esu versetzten Beschreibung des Rituals« eines nachösterlichen Abendmahls (ebd. 226f), aber eben nicht mit der Rolle dieser Episoden in den Evangelienerzählungen über die öffentliche Wirksamkeit J esu. In G. Theißen u. A. Merz, Der historische Jesus, Göttingen 1996, 267 wird die Speisung ebenfalls eher beiläufig als nachösterliche Wundergeschichte (fiktives Geschenkwunder) charakterisiert, das allerdings »schon früh von Jesus erzählt wurde« (starke Mehrfach-Bezeugung in unabhängigen Quellen). Für Rettungs-, Geschenkwunder und Epiphanien sei der Osterglaube Voraussetzung, der Jesus übermenschliche Fähigkeiten zuschreibe (268f). Auch E.P. Sanders, Jesus. Eine historische Biographie Jesu, Stuttgart 1996, bemerkt zu den Speisungen nur beiläufig, der merkwürdige Aspekt an solchen wohl auf Übertreibungen der Evangelien beruhenden - Naturwundern sei »der geringe Eindruck, den sie nach Auskunft der Evangelien machen« (ebd. 236). Das Gegenteil nur eben nicht unter dem Aspekt des Wunders, sondern der öffentlichen Rolle J esu wird allerdings in Joh 6,14f.26 ebenso deutlich wie in Lk 9,18-20. Bei Mk und Mt ist die Speisungsgeschichte eingebettet in weitere Episoden, die insgesamt zu Reaktionen der Menschen auf Jesu große öffentliche Rolle führen (vgl. Mk 6,53-56 par. u. Mt. 15,29-31). Wie aus der vorigen Anmerkung hervorging, kann das typisch moderne Anliegen, Jesu Wunder historisch zu beurteilen, leicht die zentrale Rolle der Geschichte in einer antiken Biographie verdecken, sowohl formgeschichtlich, als auch im Blick auf die dann womöglich anders zu beurteilenden historischen Implikationen. Die folgenden Ausführungen beziehen sich weitgehend auf die Buchfassung meiner Dissertation: D. Frickenschmidt, Evangelium als Biographie, (TANZ 22) Tübingen 1997 und fassen deren Ergebnisse kurz zusammen. Die Gliederung des Buches erlaubt ein schnelles Auffinden der dort ausführlich besprochenen zahlreichen Belege bzgl. Aufbau und Topoi antiker Biographien einschließlich der Evangelien. Dort finden sich auch weitere Literaturhinweise, Angaben zu den verwendeten Quellen und Übersetzungen sowie ein forschungsgeschichtlicher Überblick. Zur besseren Übersichtlichkeit habe ich Quellen- und Literaturverweise im vorliegenden Aufsatz knapp gehalten. G.H. Polman, Chronological Biography and akme in Plutarch, CP 69 (1974) 169-177: 173. 4 Wenn Jesus seinen Zuhörern oder einer größeren Zahl von ihnen (oder, wie andere annehmen: erst im Nachhinein den Evangelisten) als der Geber und Gastgeber einer großen gemeinsamen Mahlzeit erschien (aus was für Gründen auch immer), dann ist es für das Verständnis der Episode also vergleichsweise wenig relevant, wie wir heute den Vorgang der Brotverteilung unter dem Gesichtspunkt moderner Wunderkritik beurteilen. Jesus konnte prinzipiell vorösterlich ebenso gut wie nachösterlich als der Brotgeber eines öffentlichen Mah- 38 les verstanden werden, das er mit dem Austeilen von Brot einleitete und bei dem viele Menschen fanden, daß sie überraschenderweise mehr als genug zu essen hatten. Auch die bekannten Analogien zum von Elisa berichteten Speisungswunder in II Kön 4,42-44 unterstreichen dann ebenso wie der joh Bezug auf Mose und Manna Qoh. 6,31f) vor allem den starken Signalcharakter für den Bereich öffentlichen Handelns. Sie eignen sich trotz erkennbarer poetischer Freiheit in der Deutung des Geschehens weniger als Basis für historische Urteile über die mögliche Fiktionalität der gesamten Geschichte(n). Hierzu K. Berger, Manna, Mehl und Sauerteig. Korn und Brot im Alltag der frühen Christen, Stuttgart 1993, 122f. R. Pesch, Das Markusevangelium (Mk 1,1-8,26), (HThK II,1) Freiburg, Basel, Wien 4 1984, 355. 7 Vgl. A. Dihle, Die Evangelien und die griechische Biographie, in: P. Stuhlmacher (hg.), Das Evangelium und die Evangelien, (WUNT 28) Tübingen 1983, 383-412. 8 Drei hellenistisch-jüdische Predigten. »Über Jona«, »Über Simson« und »Über die Gottesbezeichnung « ,wohltätig verzehrendes Feuer<«, Bd. I, Übers. aus dem Armenischen u. sprachliche Erläuterungen v. F. Siegen, (WUNT 20) Tübingen 1980; Bd. II: ders., Kommentar nebst Beobachtungen zur hellenistischen Vorgeschichte der Bibelhermeneutik, (WUNT 61) Tübingen 1992. Bei Mk und dem ihm folgenden Mt wird dieser Zusammenhang durch die Doppelung der Speisungsgeschichte erweitert, die zusammen mit anderen Episoden theologische Funktion hat. Kann Jesus auch für Heiden öffentlich der sein, der er ist, und wie steht es dann mit Fragen von Reinheit und Unreinheit? Interessanterweise stellt Lk gegenüber dieser Erweiterung den unmittelbaren Zusammenhang von Höhepunkt des öffentlichen Wirkens und akme-Charakterisierung durch die direkte Abfolge von Speisung und Petrusbekenntnis wieder her. Im J oh charakterisisiert sich Jesus in der auf Speisung und See-Begegnung folgenden Brotrede selbst, bevor das Petrusbekenntnis folgt. 10 Ein Überblick über viele wichtige Topoi wird in meinem 11 12 13 Buch durch die Auswertung eines Grundbestandes von 142 erhaltenen Biographien der Antike erschlossen. W. Sehmithals, Gibt es Kriterien für die Bestimmung echter Jesus-Worte? , ZNT 1 (1998) 61. Ein jüngeres Beispiel (neben dem sich weitere nennen ließen): H. Conzelmann u. A. Lindemann, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, (UTB 52) Tübingen 11 1995, 36: »Bei Matthäus treten durch Kap. 1 und 2 biographische Elemente hinzu .... Lukas ... strebt nach einer stärker biographischen Entfaltung und stellt daher [sie] stärker eine Reihe von Vorgeschichten und Kindheitserzählungen [Lk 1.2) seinem Evangelium voran.« Cornelius Nepos (geboren 110 v Chr.) schrieb lateinische Biographien in Sachgruppen, in denen er je eine Gruppe von Römern einer von Griechen gegenüberstellte. Neben einer Gruppe von 20 nichtrömischen Feldherren sind noch einige Einzelviten (von ursprünglich ca. 400 Biographien) erhalten geblieben. Von Plu- ZNT 2 (1998) tarch (geboren 50 n. Chr.) ist eine Sammlung von fünfzig nicht nur umfangreichen, sondern auch besonders weit entwickelten Biographien erhalten. In den meisten wurde je ein Grieche einem Römer gegenübergestellt. Dabei spielte die ethische Bewertung der Helden im Rahmen peripatetischer Tradition eine große Rolle. Sueton (geboren ca. 70 n.Chr.) hat in einem biographischen Sammelwerk über prominente Personen in fünf Gruppen über Dichter, Redner, Historiker, Philosophen sowie Grammatiker und Redner erzählt. Erhalten geblieben sind zwölf Kaiserbiographien und einzelne Viten aus anderen Gruppen. Näheres zu diesen und vielen anderen antiken Biographen findet sich in meinem oben genannten Buch. 14 Mk 1,1 enthält (ebenso wenig wie Mk 1,11) eine Anspielung auf Ps 2,7. Es geht hier weder um eine Adoption oder »Einsetzung zum Gottessohn« (analog zu jüdischen Vorstellungen von einer »Adoption« des Königs oder Israels als »Sohn«) noch um griechische Traditionen einer physisch verstandenen Abstammung von Göttern. Statt dessen ist in Mk 1,1 innerhalb des Topos der Herkunftsangabe anstelle des hier üblichen Vaternamens Gott eingesetzt: eine kühne Metapher innerhalb biographischer 'Konventionen. 15 Für Lk bekommt das Stichwort »Anfang/ anfangen« im Blick auf sein biographisch-historiographisches Doppelwerk einen anderen Sinn. Es meint nun den ersten Teil des Doppelwerkes und nicht, wie in reinen Biographien üblich, den ersten Teil der Biographie. Solche Doppelwerke sind auch sonst belegt, vgl. Plutarch über Galba und Otho und die Verzahnung der Krates-Vita mit der seiner Schüler bei Diogenes Laertius. 16 R.A. Burridge, What are the Gospels? A Comparison with Graeco-Roman biography, Cambridge 1992. Dort werden auf S. 164-167 Beispiele zum Thema »allocation of space« in antiken Biographien ausführlich mit Zahlen belegt. 17 K. Haackcr, Wer war schuld am Tod Jesu? , ThBeitr 25 (1994) 23-36: 34 unter Verweis auf durch die ! ex Rubria XXI geregelte Fälle, in denen der Angeklagte davon absah, sich zu verteidigen (»defensionem relinquere«). ZNT 2 (1998) Neues Testament Biblische Hermeneutik Jahrbuch für Biblische Theologie (JBTh), Band 12 (1997) Beiträge v. N. Lohfink, H. Spieckermann, G. Stemberger, S. Pedersen, U. Wi! ckens, E. Herms, U. H. J. Kiirtner, W Pannenberg, R. Koerrenz, 0. Fuchs, J. Barthel, B. Ego, H. Hoping, S. Reader 280 Seiten, Paperback, DM 68,-/ iJS 496,-/ sFr62,- ISBN3-7887-1642-8 Wer von „Biblischer Hermeneutik" spricht, geht von der Überzeugung aus, daß die eine Wahrheit der zweigeteilten christlichen Bibel einer Auslegung bedarf, welche die Verbindlichkeit ihrer Botschaft wahrnimmt und verständlich weitersagt. Der neueste Band des Jahrbuchs stellt sich dieser Aufgabe in Form von Grundsatzbeiträgen aus der Biblischen Exegese, der Judaistik sowie der Systematischen und Praktischen Theologie. Andreas Obermann An Gottes Segen ist allen gelegen Eine Untersuchung zum Segen im Neuen Testament. Mit einem Ausblick auf kirchliches Segenshandeln heute. BThSt, Band 37 144 Seiten, Paperback, DM 38,-/ öS 277,-/ sFr 35,- ISBN 3-7887-1705-X Wer die aktuelle Diskussion über Sexualität und Lebensformen verfolgt, stößt unweigerlich auf die Bedeutung des Segens in der besonderen biographischen Situation des Beginns eines gemeinsamen Lebensweges. Dabei stellt sich die Frage nach dem Wesen und Charakter des Segens. Die vorliegende Studie will neutestamentliche Impulse zur Beantwortung dieser zentralen Frage liefern. Das komplette Buch-Programm fordern Sie bitte an bei: Ncukirchener Verlag 47506 Neukirchen-Vluyn A.ndreas-Bräm-Str. 1si20 Telefon O28 45 / 39 22 22 Telefax O28 45 / 3 36 89 39