eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 2/4

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
1999
24 Dronsch Strecker Vogel

Begeht die feministische Exegese einen »Methodenmord«?

121
1999
Roman Heiligenthal
znt240041
Roman Heiligenthal Begeht die feministische Exgese einen »Methodenmord«? Einleitung zur Kontroverse Die Brisanz der »Frauenfrage« in den Kirchen trat mit den Forderungen nach einer »geschwisterlichen Kirche« und dem Priestertum der Frau des Kirchenvolksbegehrens wieder einmal schlaglichtartig an die Öffentlichkeit. Theologisch verankert werden solche Forderungen zumeist in der Geschichte, die Jesus von Nazareth mit Frauen gehabt habe. Der Umgang Jesu von Nazareth sei im Rahmen der patriarchalen Gesellschaft, in der er lebte, etwas Einmaliges gewesen, etwas was die herkömmlichen Geschlechterrollen berührt und soziale Funktionen verändert habe. Es wird angenommen, daß Jesus und sein besonderes Verhältnis zu Frauen die Spitze eines Eisberges längst verschütteter und unterdrückter kirchlicher Frauengeschichte sei. Und in der Tat kann man zeigen, daß Frauen aus dem Jesu Umfeld historisch betrachtet gerade nicht marginalisiert wurden, sondern erhebliche Bedeutung innerhalb des »Heilsdramas« hatten, von dem uns die Evangelien berichten. Und doch zeigt gerade die feministische Interpretation die Schwierigkeiten eines sachgerechten Verständnisses der Problematik. Dies liegt vor allem daran, daß das Thema mit vorgefaßten Erwartungen überfrachtet ist. Man erhofft sich, daß Jesus in einer anderen Beziehung zu Frauen stand als seine patriarchale, männerzentrierte Umwelt. Die Erwartungen richten sich auf eine Vergleichbarkeit der Erfahrungen, die in heutigen Emanzipationsbewegungen gemacht werden, mit denen, von denen man annimmt, daß sie Frauen im Umgang mit Jesus gemacht haben. Das hermeneutische Problem liegt hierbei in der direkten Gleichsetzung modernen Fühlens und Denkens mit demjenigen antiker Menschen. In der folgenden Kontroverse stehen bewußt sehr pointiert die Position eines radikalen Gegners der feministischen Exegese und die einer bekannten feministischen Theologin gegenüber. Leserinnen und Leser sind dazu eingeladen, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Aus meiner Sicht sind hierzu die beiden folgenden Stellungnahmen besonders geeignet. Die Formulierung des Themas dieser Kontroverse geht auf das Verdikt einer dem Femininismus nahestehenden Neutestamentlerin zurück (vgl. Editorial) Kontakte - Beiträge zum religiösen Zeitgespräch Dimensionen der Wahrheit HansKllngs Anfrage im Disput herausgegeben von Bernd Jochen Hilberath Kontakte 7, 1999, 114 Seiten, DM 26,80/ ÖS 196,-/ SFr 26,80 ISBN-3-7720-2526-9 Bernd Jochen Hilberath (Hrsg.) Dimensionen der Wahrheit Hans Küngs Anfrage im Disput 1970 sorgte Hans Küng mit seinem Buch "Unfehlbar? Eine Anfrage" zwei Jahre nach Erscheinen der Enzyklika "Humanae vitae" zur Frage der Geburtenregelung für eine intensive Diskussion, die im Entzug seiner Lehrerlaubnis kulminierte. Seit einigen Jahren sorgen vatikanische Behörden für neue Brisanz in der Frage nach dem Verhältnis von Gottesvolk, wissenschaftlicher Theologie und bischöflich-päpstlichem Lehramt. Kollegen Hans Küngs leisten mit diesem Diskussionsband ihren Beitrag zur möglichen Rehabilitierung, indem sie die Anfrage erneut aufgreifen und in eine umfassende Perspektive stellen: Sie diskutieren die Wahrheitsfrage, indem sie ihrer Bedeutung in Philosophie, Religion, christlicher Dogmatik und theologischer Ethik sowie in der Kunst nachspüren. A. Francke Verlag· Tübingen und Basel· Postfach 2560 · D-72015 Tübingen· Fax (07071) 75288 ZNT 4 (2.Jg. 1999) 41