ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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Dronsch Strecker VogelZur Interpretation des Neuen Testaments im sozio-kulturellen Kontext Westafrikas
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Werner Kahl
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Werner Kahl Zur Interpretation des Neuen Testaments im sozio-kulturellen Kontext Westafrikas Eine sich in Menschenrechtsfragen engagierende US-amerikanische Austauschstudentin in Ghana äußert einer afrikanischen Religionswissenschaftlerin gegenüber ihren Unmut über die starke und noch weiter anwachsende Präsenz des Christentums in Westafrika. Dieses Phänomen deutet sie als klaren Beweis für die anhaltende und durchschlagende Einflussnahme des westlichen Imperialismus. Ihre Professorin ist eine geduldige und weise Frau. Sie hört zu, und sie kann die Aufregung der Studentin nachvollziehen, wenn auch nicht teilen. Denn bei allem Engagement offenbaren ihre Ausführungen doch, dass sie die afrikanischen Christ- Innen nicht ernstnimmt. Die Professorin weist sie darauf hin, dass es mit der Entkolonialisierung vor 40 Jahren tatsächlich von politischer Seite Versuche gab, im Namen des Panafrikanismus das Christentum durch die Wiederbelebung der traditionellen Religion zu verdrängen. Doch das Kirchenvolk reagierte anders: Es nahm die Kirche(n) in die eigenen Hände und afrikanisierte sie, indem europäische Kulturelemente, die im afrikanischen Kontext kaum oder gar keinen Sinn machen (Orgelmusik und Choräle, europäische Kleidung, Sitzen, Stille, Zentrierung auf Pastor, starre Liturgie), durch afrikanische ergänzt bzw. ersetzt wurden (Kongas, Rhythmusinstrumente, Tanz, afrikanische Kleidung und traditionelle Symbole, Partizipation der Gemeinde, Begeistertes Singen im Stehen, Offenheit der Liturgie für spontane Elemente, Raum für emotionale Äußerungen von Trauer und Freude sowie für Begegnungen mit dem Geist Gottes), bzw. gleich in großer Zahl neue Kirchen ins Leben gerufen wurden. So konnte das Christentum in Afrika ein Zuhause finden aufgrund der kritischen und kreativen Aktivität von AfrikanerInnen. Diese Entwicklung hat alle Kirchen erfasst. Einige frühere Missionskirchen, die sich zu widersetzen versuchten, drohten durch rapiden Mitgliederschwund in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten. Erst die Öffnung für Reformen ermöglichte die Weiterexistenz -im neuen, afrikanischen Gewand, d.h. farbenfroh, lebendig und freundlich. Gleiches trifft auf die akademische Theologie ZNT 5 (3. Jg. 2000) zu. Afrikanische ReligionswissenschaftlerInnen und Theologinnen begleiten den kirchlichen Prozess der aktiven Kontextualisierung kritisch reflektierend. Als in afrikanischer Tradition gegründete und in westlicher Theologie geschulte Universitätslehrerinnen entwickeln sie eine genuin afrikanische Theologie, die Antworten auf Fragen sucht, die in diesem Kontext relevant sind. Hiesige Neutestamentlerlnnen exegetisieren aus afrikanischer Perspektive. Dabei entdecken sie im Hinblick auf Wertesysteme und Wirklichkeitsdeutung sowie sozio-ökonomische Gegebenheiten viele Übereinstimmungen zwischen der Antike und Westafrika. Die Christinnen in den Kirchen und jungen Gemeinden scheinen darüber hinaus in einem erstaunlichen Maße von ähnlichen Fragen, Erfahrungen und Hoffnungen umtrieben zu werden wie ihre Vorgängerinnen in neutestamentlicher Zeit. Das Studium kirchlicher und populärchristlicher Phänomene in diesem Kontext wird somit bei Wahrung des kritischen und für Diskontinuitäten offenen Blicks als durchaus aufschlussreich für die Einschätzung frühchristlicher Zeugnisse und Entwicklungen erachtet. 1. Hermeneutische Voraussetzungen Gerd Theißen plädiert für eine »polyvalente Exegese«. Die Ernstnahme afrikanischer Interpretationen und Applikationen des Neuen Testaments kann an seine Ausführungen anknüpfen: »Ein Grundsatz analytischer Hermeneutik ist die Anerkennung des konstruktivistischen Elements jeder Interpretation. Jede Interpretation muß im Text Ergänzungen vornehmen, Strukturen eintragen, probeweise Identifikationen vollziehen.« 1 Die Einsicht in die begrenzte Polysemie von Texten und in die Bedeutung des sozio-ökonomischen und sonstigen kulturellen Kontextes der Leserinnen innerhalb einer lnterpretationsgemeinschaft 2 auch einer wissenschaftlichen-hat zu einer Relativierung der europäischen Exegese und damit einhergehend zu einer Aufwertung von lateinameri- 27 kanischen 3, afrikanischen 4 und asiatischen 5 Hermeneutiken sowie von bisher nicht berücksichtigten kulturellen Perspektiven wie feministischer 6 oder afro-amerikanischer 7 Theologie geführt. 8 Das vor einem Vierteljahrhundert insbesondere von Seiten lateinamerikanischer Theologinnen von ihren europäischen Kolleglnnen eingeforderte Zugeständnis des kontextuellen Charakters jeglicher Theologie und auch jeglichen methodischen Zugangs zur Bibel ist erst im wissenschaftstheoretischen Diskurs der Gegenwart allgemein plausibel geworden. 9 Der Absolutheitsanspruch westlicher Exegese hingegen konnte als Bestandteil eines kulturgeschichtlichen Imperialismus benannt und somit relativiert werden. Neuere methodische Zugänge zur Bibel orientieren sich an Erkenntnissen der kontemporären Epistemologie und Textwissenschaft. Der sich Bahn brechende Paradigmenwechsel innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft ist Ausdruck eines dezentrierenden und befreienden Prozesses innerhalb der Theologie, der seine Entsprechung in der Polyzentrizität der Bibel selbst findet. 10 Die seit wenigen Jahren wichtig werdende kulturelle Exegese erhellt Lektüren des Neuen Testaments aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven und bringt sie miteinander ins Gespräch, um auf diese Weise das Bedeutungspotential des Neuen Testaments vollständiger, als das aus nur einer Perspektive möglich wäre, erschließen zu können. 11 Damit wird Exegese zu einer interkulturellen, ökumenischen und auch interdisziplinären Angelegenheit und Aufgabe. 12 Der Auseinandersetzung mit anderen kontemporären Lesarten des Neuen Testaments kommt außerdem eine korrigierende Funktion zu. Die Beachtung anderer Lektüreergebnisse kann mein jeweiliges Verständnis des Neuen Testaments in Frage stellen, es erweitern und somit bereichern. Innerhalb der neueren hermeneutischen Diskussion ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß es Aufgabe kritischer Exegese sein muß, Lektüren in verschiedener Hinsicht auf ihre Angemessenheit hin zu prüfen: Sinnvolle / nterpretationen der Bibel sofern es sich nicht um willkürliches Benutzen des Textes handeln soll haben den drei Kriterien Schriftgemäßheit, kulturelle Plausibilität und situativ-kontextuelle Relevanz standzuhalten.13 Wie genau die Verifikation einer Lesart am Text vorzunehmen ist, bedarf allerdings der semiotischen Reflexion. 14 Die Leserperspektive differen- 28 ziere ich aufgrund epistemologischer Erwägungen in Relevanz- und Plausibilitätskriterium: Eine Lesart wird in einer bestimmten sozio-ökonomisch geprägten Situation, bzw. im Kontext bestimmter existentieller Fragen und Interessen relevant; Voraussetzung ihrer Aktualisierung ist aber die kulturell bedingte Enzyklopädie der Interpretationsgemeinschaft. Die intersubjektiv vermittelte Enzyklopädie der LeserInnen ist die Möglichkeitsbedingung der Selektion und Aktualisation im Lektürevorgang, während die jeweilige Lebenssituation einhergehend mit einer entsprechenden Interessenlage den auslösenden Faktor als hinreichende Bedingung einer Sinnfestlegung darstellt. 15 Unter diesem Blickwinkel werde ich im folgenden maßgebliche Lektüren des Neuen Testaments in Westafrika vorstellen und befragen, und zwar am Beispiel populärer Bibelauslegung 16, wie sie vor allem in dort weit verbreiteten oralen Traditionen wie Liedern begegnet. Im Brennpunkt der folgenden Darstellung steht die in Westafrika vorherrschende Deutung von Jesus Christus als wunderwirkendem Retter und Erlöser aus konkreter Not.17 Eine besondere Herausforderung an die westliche Exegese der nördlichen Hemisphäre bedeutet dabei die Frage, ob nicht anderen kulturellen Perspektiven aufgrund einer größeren Affinität zu antiken sozio-ökonomischen Verhältnissen und kulturellen Voraussetzungen hinsichtlich des Verständnisses des Neuen Testaments ein hermeneutischer Vorsprung eingeräumt werden müsse. 18 2. Kulturelle Parameter des Wirklichkeitsverständnisses in Westafrika Der ghanaische Religionswissenschaftler Kwarne Opoku macht im Hinblick auf die afrikanischen traditionellen Religionen sowohl auf den Pluralismus afrikanischer Religiosität als auch auf verbindende Elemente aufmerksam: »Afrika ist so groß und hat eine so große Anzahl von Gesellschaften, die sich deutlich voneinander unterscheiden, dass man dem Risiko der Verallgemeinerung zu erliegen droht, wenn man von einer traditionellen afrikanischen Religiosität spricht. Trotzdem lassen sich weitgehende Gemeinsamkeiten im Hinblick auf ursprüngliche Werte, Ansichten und Erfahrungen feststellen.« 19 ZNT 5 (3. Jg. 2000) Werner Kahl Werner Kahl,Jahrgang 1962, promovierte im NT an Emory University / Atlanta mit einer semiotischen Arbeit über antike Wundergeschichten. Nach einigen Jahren pastoraler Tätigkeit in der Rheinischen Landeskirche verbringt er zur Zeit einen längeren Forschungsaufenthalt in Ghana zum Zweck der Ausarbeitung einer Habilitation (Universität Dresden). An der University at Legon Übernahme einer Lehrbeauftragung für NT mit dem Schwerpunkt kulturelle Exegese / kontextuelle Hermeneutik. John Pobee, ghanaischer Neutestamentler, bestätigt diese Beobachtung, wenn er Strukturen von »Africanness behind all the different versions of the African« 20 identifiziert. Er benennt diese fundamentalen Elemente, denen Gültigkeit für den gesamten Bereich Afrikas südlich der Sahara zuerkannt wird 21 : 2.1. In Afrika ist eine Ontologie und Epistemologie der Gemeinschaftlichkeit vorauszusetzen. Dies gilt in zweifacher Hinsicht: 2.1.1. Die diachrone Familie Das Dasein ist an die vergangene und gleichzeitige Präsenz von Ahnen gebunden, die bezeichnenderweise als the living dead gelten. Heimat ist, wo die Vorfahren lebten. Sie können in Not angerufen werden und erscheinen als fürsorgliche und beschützende Mittlerwesen zwischen Gott und den Menschen. In Afrika wird weithin als dringendes Anliegen empfunden, die Linie der Familie weiterzuführen, die in den Nachfahren weiterlebt. Entsprechend gilt Kinderlosigkeit in Afrika insgesamt und besonders in den matrilinearen Ethnien etwa Ghanas wie den Akan für Frauen als große Schande. ZNT 5 (3. Jg. 2000) Werner Kahl Das N"f' im so.: .io--lmlturellen Kontext Westafrikas 2.1.2. Die synchrone Familie In Afrika ist das Leben in der Gemeinschaft von erweiterter Familie (extended family) und ethnischer Gruppe maßgebend. Das Individuum definiert sich aus der Perspektive dieser Gemeinschaft. Pobee stellt das afrikanische Lebensgefühl hinsichtlich der Gemeinschaft eindrücklich der westeuropäisch- US-amerikanischen Tendenz zur Vereinzelung gegenüber: Hat im Abendland die philosophische Tradition des cartesianischen cogito ergo sum prägend g~wirkt, so gilt für afrikanisches Selbstverständnis: »cognatus ergo sum, d.h. durch mein Blut (bzw. durch Abstammung; W.K.) gehöre ich zu einer Familie, deshalb bin ich.« 22 Diese Selbstbezogenheit auf die erweiterte Familiengemeinschaft findet ihren Ausdruck auch in der Sprache. In der Akansprache Twi wird etwa der deutsche ich-bezogene Ausdruck »ich heiße ... « zu »ydn: me ... «(=sie nennen mich ... ) und »mein Geburtstag ist ... «, bzw. »ich wurde geboren ... « wird zu »yEwoo me ... «(=sie haben mich geboren ... ). Dieses auf die Gemeinschaft bezogene Existenzverständnis wird auch bezeugt durch folgende Redewendungen: Die Marktfrau kann nach einem erfolgreichen Arbeitstag mit ihrem leeren Korb nach Hause zurückkehren und ihrem Mann freudig mitteilen: » Wir haben alles gekauft.« Im Falle eines Diebstahls der Einkünfte aber kann es heißen: » Wir haben all mein Geld geklaut.« 2.2. Theologie und Glauben sind nicht allein auf intellektuelle Aktivität beschränkt, sondern erfassen den ganzen Menschen, d.h. neben seinen denkerischen Fähigkeiten auch sein Fühlen und Handeln. Dieses ganzheitliche Erleben und Praktizieren von Theologie und Glauben findet seinen prägnanten Ausdruck im ekstatischen afrikanischen Tanz als körperliche Manifestation des Erfülltseins mit dem Geist Gottes und damit einhergehender Trance das läßt sich beobachten sowohl bei den Shrines der sog. Fetischpriesterlnnen als auch in christlichen Gottesdiensten, vor allem solchen charismatischer oder afrikanisch-unabhängiger Provenienz. Christliche Theologie erscheint hier im wörtlichen Sinne konkret inkarniert im Leben der gläubigen Gemeinde. 2.3. Lebenswirklichkeit wird erfahren als unlöslich mit der numinosen Sphäre verwoben. D.h. der Glaube an die unmittelbare Präsenz und konkrete 29 Wirksamkeit von Gott, Ahnen, Dämonen und Geistern mitten im Leben wird vorausgesetzt. Dieses Bewusstsein von der Verwobenheit des Lebens in all seinen Bezügen mit der numinosen Sphäre wird im Straßenbild wohl jeder westafrikanischen Großstadt anschaulich. Kleinbusse (in Ghana: Trotro) und Verkaufsbuden sowie Friseurshops tragen Aufschriften wie »Jesus saves«, »Our healer« oder »God is allmighty«. Daneben begegnen in Ghana auf Wänden und Stoffen die sog. Adinkrasymbole aus der traditionellen afrikanischen Religion, die z.B. auf die Allmacht Gottes verweisen. Zeitungen berichten von den Erfolgen christlicher sowie traditioneller Wunderheilerlnnen, etc. Insgesamt scheint also die etwas pathetisch anmutende - Formel von Pobee zuzutreffen: homo africanus homo religiosus radicaliter. 23 Dabei verweist das allgemeine Bewußtsein von der wirksamen Präsenz numinoser Mächte sowohl auf das Eingeständnis der grundsätzlichen Ungesichertheit menschlicher Existenz aufgrund des Einwirkens lebensbedrohlicher, dämonischer Mächte als auch auf die Einsicht in das Angewiesensein auf die Fürsorge Gottes und seiner Agenten. So wie die Aktivität widergöttlicher Mächte gegenwärtig Leid hervorruft, so wird von der göttlichen Machtssphäre erwartet, daß sie sich jetzt und hier in der Überwindung von Unheilssituationen manifestiert. 24 Somit ist das gesamte religio-kulturelle System in Afrika in allen seinen Bezügen darauf ausgerichtet, unheilvolles Chaos zu vermeiden und Harmonie aufrecht zu erhalten, 25 mit dem Ziel, »Leben in Fülle« (vgl. Joh 10,10b) 26 konkret zu ermöglichen. 3. Kulturelle Affinitäten zum antiken Weltbild In Afrika lebende Gelehrte haben darauf aufmerksam gemacht, daß Lebenswirklichkeit und ihre Deutung in Afrika heute bemerkenswerte Parallelen zum antiken Weltbild aufweisen. Kwarne Bediako, Neutestamentler und Leiter des Akrofi-Christaller Zentrums in Akropong/ Ghana, zitiert John Ferguson, ehemals klassischer Philologe in Nigena: »Unsere Fakultät für klassische Philologie befindet sich in einem der wenigen Teile der Erde, an denen man noch immer Orakel konsultieren kann, 30 wo es tonale Sprachen gibt (so wie klassisches Griechisch tonal war), wo eine lebendige Tradition des religiösen Tanzdramas existiert (was sonst war ursprünglich die griechische Tragödie? ), wo Opferungen verstanden werden, wo die gegenwärtige Gesellschaft viele faszinierende Parallelen zur antiken griechischen und römischen Geschichte aufweist. Nigerianische Gelehrte können falls sie die klassische Periode mit nigerianischen und nicht mit europäischen Augen betrachten uns die Epoche der Klassik in einer Weise interpretieren, wie es kein europäischer Gelehrter vermag.« 27 Was Ferguson in bezug auf die Erforschung der klassischen Antike aus nigerianischer Perspektive im allgemeinen beobachtet, gilt für die Beziehung zwischen Frühchristentum und afrikanischem Christentum im besonderen: »Afrikanische Leser- Innen (... ) sind in einer viel besseren Lage, die wirklichen Anliegen biblischer Texte die mythische und magische Ebene zu interpretieren, denn die Fragen, die die Bibel aufwirft, ähneln denen, die Afrikanerlnnen in ihren eigenen Kontexten stellen.«28 Für antikes wie für afrikanisches Weltverständnis gilt weithin 29 , daß die sichtbare Welt von Einflüssen numinoser Mächte durchdrungen und somit unlöslich verwoben mit numinosen Zusammenhängen ist. In dieser Hinsicht sind das antike und afrikanische Weltbild identisch. Das skizzierte numinose Wirklichkeitsverständnis wird in Afrika übrigens grundsätzlich von im westlichen Sinne - Gebildeten wie Ungebildeten, renommierten Universitätsprofessorlnnen wie Fischern, Politikerlnnen wie Marktfrauen geteilt. 30 Dieses Verständnis von Wirklichkeit das Eingebettetsein der empirisch wahrnehmbaren Welt in einen numinosen Gesamtzusammenhanghat z.B. Auswirkungen auf die Interpretation, Ätiologie und Behandlung von Krankheiten, die hier wie dort auf den Einfluß von Dämonen zurückgeführt werden können. 31 Entscheidend in diesem Zusammenhang ist die Frage nach dem Grund des Eintretens einer Notsituation zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. 32 Krankheit verursachende Dämonen finden Eingang in Menschen insbesondere aufgrund der Brechung eines Tabus bzw. der Übertretung eines göttlichen Gebotes (vgl. Mk 2,1-12; Joh 9,lff; Jak 5,14-16). Die Wiederherstellung von Gesundheit setzt somit die Wiedergutmachung vorangegangener Schädigun- ZNT 5 (3. Jg. 2000) gen des Rechts einer Gottheit (vgl. die Motive Vergebung und Opfergaben) oder des sozialen Verbandes voraus. 4. Der sozio-ökonomische Kontext westafrikanischer Exegese Zum Verständnis westafrikanischer Interpretationen der Bibel ist es allerdings nicht nur nötig, ihre Plausibilität im Rahmen der religio-kulturellen Enzyklopädie zu würdigen. Ebenso wichtig ist die Berücksichtigung der herrschenden sozio-ökonomischen Lebensumstände, die hier in bezug auf die Relevanz der Interpretation von Jesus Christus zu benennen sind. Die kenianische Exegetin Musimbi Kanyoro macht auf die ständig drohende Gefährdung des Lebens aufmerksam, der Afrikanerinnen in weiten Teilen des Kontinents aufgrund von Naturkatastrophen und vor allem Infektionskrankheiten (z.B. AIDS, Malaria) ausgesetzt sind. 33 Ein - und dann: eingeschränkter! - Krankenversicherungsschutz besteht in den wenigsten Fällen (z.B. bei Universitätsangestellten). Die technische und medizinische Ausstattung von Krankenhäusern spiegelt die desolaten gesamtwirtschaftlichen Verhältnisse afrikanischer Länder wider. Mit einem Durchschnittseinkommen von monatlich umgerechnet etwa 100 DM ist z.B. HIV-positiven Afrikanerinnen jeglicher Zugang zu effektiven Behandlungsmöglichkeiten, wie sie in den USA und in Westeuropa gegeben sind Gahreskosten über 20.000 DM), verwehrt. Menschen aller Alterstufen sind ständig dadurch bedroht, aufgrund einer oft ungeklärten - Infektionskrankheit innerhalb weniger Tage zu versterben, d.h. jedes Fieber etwa kann ein Vorbote des Todes sein. Diese Dramatik von Erkrankungen ist in den USA und in Europa weithin zur Randerscheinung geworden. In Afrika ist es ein bedrängendes Schicksal, das im übrigen so auch in der Antike gegeben war. 34 5. Populäre Interpretation des Neuen Testaments am Beispiel des Christusverständnisses In diesem Zusammenhang wird in Afrika die Interpretation von Jesus als Christus Victor wichtig, der ZNT 5 (3. Jg. 2000) Werner t(ahl Das r"T im sozio-l<ultme! len l{ontext Westafrikas wie in neutestamentlicher Zeit, so gegenwärtig als wirksam im Kampf gegen lebensbeeinträchtigende Dämonen erfahren wird. Gerade religiöse Lieder erzählen von der Wundertätigkeit Jesu. So sei im folgenden der in der traditionellen Religiosität wurzelnde und für die afrikanische Christenheit so prominente Aspekt der andauernden und so erlebten Fürsorge Jesu im religio-kulturellen Kontext Ghanas anhand der Analyse folgender, im anglophonen Westafrika sehr populärer Lieder exemplifiziert. 1. Cast your burden Cast your burden onto Jesus, 'cause he cares for you. (2x) Higher, higher, higher, higher, higher, higher, higher, higher, Jesus is the higher, higher. Lower, lower, lower, lower, lower, lower lower, lower, Satan is the lower, lower. 2.Jesus power Jesus power, super power. (4x) Satan power, powerless power. (4x) 3. He's a miracle working God He's a miracle working God. (2x) He's the Alpha and Omega. He's a miracle working God. Typisch für diesen Kontext sind kurze Liedtexte mit einer eingängigen Melodie, die von der Gemeinde in beliebig häufigen Wiederholungen in verschiedenster Hinsicht variiert werden können: zwischen laut und leise, zart und kräftig, schnell und langsam, hoch und tief, etc. Dabei bleiben die Hände frei zum rhythmischen Klatschen, und die Lieder werden getanzt - Ausdruck der Überzeugung, dass Gottes Gegenwart den ganzen Menschen angeht und erfasst. In diesen Liedern wird direkt an neutestamentliche Motive angeknüpft (Mt 11,28-29; Mk 1,23- 28; Apk 22,13). Die singende Gemeinde, bzw. die singende Einzelperson, kann sich mit den im Neuen Testament vorausgesetzten Adressaten der Wohltaten Jesu unmittelbar identifizieren. 35 Diese Ungebrochenheit der Übertragung neutestamentlicher Motive in die westafrikanische Welt der Gegenwart ist wie schon angedeutet möglich auf dem Hintergrund weitgehender Übereinstimmung in bezug auf die Verhältnisbestimmung von menschlicher Existenz und numinoser Sphäre: Sowohl in der mediterranen Antike als auch in der traditionellen afrikanischen Kultur und Religio- 31 sität lebt der Mensch im Spannungsfeld göttlicher wie widergöttlicher Machtssphären, wobei die göttliche Sphäre lebenserhaltend und -fördernd und die widergöttliche lebensvernichtend und -gefährdend wirkt. Wie im NT nicht nur theoretisch proklamiert (vgl. z.B. I Kor 15,53-57), sondern vor allem in den Evangelien erzählend veranschaulicht, setzt sich das Leben gegen den Tod durch: Gott, bzw. Jesus ist stärker als die Dämonen und andere lebenszerstörende Mächte (vgl. die Heilungswunder Jesu sowie die Wundererzählung der AuferweckungJesu von den Toten durch Gott). Das gilt nicht nur in Hoffnung auf das Eschaton, sondern manifestiert sich im Verständnis afrikanischer Christlnnen schon und vor allem jetzt mitten im Leben. Wie damals der irdische so kümmert sich auch heute der erhöhte Christus um die Gläubigen. Diese präsentische Interpretation der aus Notlagen befreienden Wundertätigkeit Jesu ist Afrikanerlnnen plausibel. Im Kontext des traditionellen religio-kulturellen Systems leuchtet ein, daß eine Theologie oder Christologie, die nicht im Leben der gläubigen Gemeinde inkarniert ist und somit konkret erlebt werden kann, geradezu unsinnig da Sinn-los wäre und keinen Anspruch auf Plausibilität erheben könnte. Denn die lebenserhaltende und lebensfördernde Fürsorge gilt als wichtigstes Attribut Gottes. Wie in der traditionellen Religion und im Frühchristentum so rechnen afrikanische Christlnnen fest mit dem rettenden Eingreifen Gottes durch seinen Mittler Christus in jedweder Notlage: Bei Krankheit, Armut, Feindschaft, Kinderlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Depression, etc. wird um Überwindung der Mangelsituation gebetet and it works! Westliche, medizinische Errungenschaften vermögen weder die Plausibilität noch die Relevanz dieser Überlebensstrategie zu unterminieren, denn ökonomisch bedingt sind sie in Afrika nicht allgemein zugänglich und wenn, dann nur in rudimentärer Form. Auch eine Heilung nach medizinischer Behandlung wird vornehmlich im Rahmen des numinosen Gesamtzusammenhangs allen Lebens gedeutet. 6. Würdigung afrikanischer Hermeneutik und Ausblick In Entmythologisierung geschulte und medizinisch bestens versorgte europäische Exegetlnnen 32 mag die skizzierte Interpretation und Applikation des Neuen Testaments in dieser Ungebrochenheit hier gibt es keinen »garstigen Graben« -womöglich als zu naiv befremden. Es bleibt jedoch zu betonen, dass es sich bei dieser Überlebensstrategie deutlich um so schriftnahe wie schriftgemäße Aktualisierungen handelt, die auf eine für das Neue Testament wesentliche, im Text manifeste Bedeutungsdimension abheben. 36 Wie im Neuen Testament vielfach bezeugt und im Begriff sozein (retten)37 greifbar, gehen auch in seiner afrikanischen Deutung endzeitliches Erretten und irdisches Heilen ineinander über: Das allumfassende Heil leuchtet auf als konkret erfahrbare und auf Gott zurückgeführte Heilung und Entdämonisierung mitten im Leben. Afrikanischen Exegetlnnen - und unter ihnen insbesondere den Frauen! ist daran gelegen, in enger Zusammenarbeit mit Laien eine für diesen Lebenskontext plausible und relevante Hermeneutik zu entwickeln. Inkarnation und Wertschätzung des Lebens und nicht etwa die lutherische Rechtfertigungslehre bilden ihren hermeneutischen Schlüssel: »Es geht hier eigentlich darum, die Bibel in einer Weise zu gebrauchen, durch die das Leben gefördert wird. Letztendlich ist das genau das Thema der Bibel (... ) Es geht uns also um eine befreiende Hermeneutik.« 38 Die zugrunde liegende Theologie des Lebens erschöpft sich nicht in Worten. In Entsprechung zur Inkarnation des Wortes Gottes wird sie sinnvoll erst als gelebte und erlebbare Rede von Gott (»theozen«). Als solche erfasst sie den ganzen Menschen, und in Afrika kann sie durch Tanz und Trommel kommuniziert werden! Diese Theologie hat eine auf die Ökumene zielende, ökonomische Dimension, denn sie stellt ein Weltwirtschaftssystem in Frage, dass einem Großteil der Weltbevölkerung den Zugang zu universal anwendbaren und äußerst effektiven Maßnahmen der Lebensbewahrung versperrt. Wie ist der exegetische Beitrag afrikanischer Zugänge zum NT, wie sie hier mit dem Fokus auf der maßgeblichen Interpretation von Jesus Christus als Retter in Not exemplarisch dargestellt wurden, aus ökumenischer Perspektive zu würdigen? Er liegt sicher nicht in der Aufforderung an europäische ProfessorInnen und Studentlnnen, ihre Theologie zu tanzen. Ein wichtiger Gewinn liegt ganz allgemein darin, dass in afrikanischer Lektüre des Neuen Testaments Bedeutungsdimensionen ZNT 5 (3. Jg. 2000) und Aspekte zu Tage treten, die im europäischen Kontext bewusst übergangen, bestritten oder einfach nicht wahrgenommen werden. Die kritische Ernstnahme solcher Lektüreergebnisse bewahrt vor allzu bequemen, weil entschärfenden und die eigene Position bestätigenden Vereinnahmungen des biblischen Materials. 39 Die Kenntnisnahme der afrikanischen Interpretationen mag dazu beitragen, dass uns Paulus wieder etwas fremder wird, etwa wenn wir seine Begründung von Krankheit und Tod in I Kor 11,27-30 lesen und realisieren, dass auch er eine Auffassung von Krankheitsverursachung teilt, die gemeinantik war, und die auch sonst im Neuen Testament ganz selbstverständlich begegnet. 40 Europäische Konstruktionen seiner Theologie beginnen fragwürdig zu werden, wenn deutlich wird, dass Paulus doch hat problemlos denken können, was wir ihm lieber nicht zuschreiben möchten und was dann gelegentlich gegen den eindeutigen textgeschichtlichen Befund in den Apparat von Nestle-Aland verbannt wird (vgl. Röm 5,1 und I Kor 15,49). Die Prüfung anderer Interpretationen kann zu einer kritischen Überprüfung der eigenen Lektüreergebnisse und ihrer Voraussetzungen führen. Der Sinn des Studiums des Neuen Testaments kann ja nicht eigentlich darin bestehen, sich selbst zu spiegeln, sondern klarer zu sehen. Gerade die Nichteinebnung und also Anerkennung der Unterschiede, die zwischen der neutestamentlichen und unserer Enzyklopädie bestehen, fordern zu Übersetzungen und Interpretationen heraus, die in unserem europäischen Kontext plausibel und relevant sind und die sich zugleich am Kriterium der Schriftgemäßheit messen lassen. Anmerkungen 1 G. Theißen, Methodenkonkurrenz und hermeneutischer Konflikt. Pluralismus in Exegese und Lektüre der Bibel, in: J. Mehlhausen (Hg.), Pluralismus und Identität, Gütersloh 1995, 127-140; 137. Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es im Bereich der angelsächsischen, südafrikanischen und US-amerikanischen neutestamentlichen Forschung erste systematische Bemühungen um die Wahrnehmung und Würdigung afrikanischer Interpretationen des Neuen Testaments, vgl. Glasgow Consultation, Interpreting the Bible in African Contexts. Minutes of the Glasgow Consultation, Scotus College/ Glasgow 1994; G. West / W. Dube (Hgg.), »Reading With«: An Exploration of the Interface between Critical and Or- ZNT 5 (3.Jg. 2000) Werner Kahl Das NT im Sllzio-l<ultural! on l<ontext Westafrikas dinary Readings of the Bible. African Overtures (Semeia 73) Atlanta 1996. 2 Zu diesem Begriff vgl. die anregende Aufsatzsammlung von St. Fish, Is There a Text in This Class? The Authority of Interpretive Communities, Cambridge/ MA 1980. 3 Vgl. T. Sehmeiler, Das Recht der Anderen. Befreiungstheologische Lektüre des Neuen Testaments in Lateinamerika. (Neutestamentliche Abhandlungen N.F. 27) Münster 1994. 4 Vgl. G. West, Biblical Hermeneutics of Liberation: Modes of Reading the Bible in the South African Context, New York 2 1995; ders. / Dube, Reading With. 5 Vgl. V. Küster, Theologie im Kontext: zugleich ein Versuch über die Minjung-Theologie, Nettetal 1995. 6 Vgl. die Einführung von T. Pippin, Feminist Theories and Exegesis, in: S. Alkier / R. Brucker (Hgg.), Exegese und Methodendiskussion. (TANZ 23) Tübingen 1998, 271-280. 7 Vgl. B.K. Blount, Cultural Interpretation: Reorienting New Testament Criticism, Minneapolis 1995; ders., If You get MY Meaning: Introducing Cultural Exegesis, in: Alkier / Brucker, Exegese und Methodendiskussion, 77-97. 8 Vgl. die wichtigen Beiträge zur methodologischen Grundlegung der Analyse und Würdigung kontextueller Theologien von Küster, Theologie im Kontext, 17-104; Jesus und das Volk im Markusevangelium: ein Beitrag zum interkulturellen Gespräch in der Exegese, Neukirchen 1996, 1-7. 95-98; Text und Kontext. Zur Systematik kontextueller Hermeneutik, in: Evangelisches Missionswerk in Deutschland (Hg.), Der Text im Kontext. Die Bibel mit anderen Augen gelesen, Weltmission heute 31 (1998) 130-143. Vgl. dazu auch den Entwurf von T. Sundermeier, Den Fremden verstehen. Eine praktische Hermeneutik, Göttingen 1996, sowie meine Annäherungen an das Thema aus exegetisch-hermeneutischer Perspektive: Überlegungen zu einer interkulturellen Verständigung über neutestamentliche Wunder, ZMR 82/ 2 (1998), 98-106; Falls du verstehst, was ich meine: Paradigmenwechsel in der Exegese als Ausdruck und Voraussetzung einer ökumenischen Lektüre- und Lebensgemeinschaft, in: Missionswissenschaftliches Institut Missio (Hg.), Jahrbuch für kontextuelle Theologien 1998, 155-166; Twi-Lieder über Jesus Christus, den Retter aus Not, Vision Mission. Zeitschrift des Missionsseminars Hermannsburg 1/ 3 (1998), 3-5. 9 Vgl. P. Lampe, Wissenssoziologische Annäherung an das Neue Testament, NTS 43 (1997), 347-366. 10 Vgl. Blount, Meaning, 89; F.F. Segovia, »And They Began to Speak in Other Tongues«: Competing Modes of Discourse in Contemporary Biblical Criticism, in: ders. / M.A. Tolbert (Hgg.), Reading from this Place, Vol. I: Social Location and Biblical Interpretation in the United States, Minneapolis 1995, 1-32.8; Kahl, Paradigmenwechsel; U. Luz, Kann die Bibel heute noch Grundlage für die Kirche sein? Über die Aufgabe der Exegese in einer religiös-pluralistischen Gesellschaft, NTS 44 (1998), 317-339; W. Günther, Wahre Theologie: lebendig und 33 praktisch anwendbar. Die Herausforderung der kontextuellen Theologien, in: K. Schäfer (Hg.), Plädoyer für Mission. Beiträge zum Verständnis von Mission heute (Weltmission heute 35), Hamburg 1998, 82-90.85. 11 Blount, Cultural Interpretation; ders., Meaning; D. Brakke, Cultural Studies. Ein neues Paradigma US-amerikanischer Exegese, in: ZNT 1/ 2 (1998), 69-77. 12 Vgl. dazu die von den beiden Herausgebern verfasste »Einleitung: Neutestamentliche Exegesen interdisziplinär ein Plädoyer«, in Alkier/ Brucker, Exegese und Methodendiskussion, IX-XIX. 13 Vgl. die Ausführungen von Küster, Theologie im Kontext, 48-52; ders., Markusevangelium, 2-3; ders., Text und Kontext, 136, der zwischen Identitäts- (Schriftgemäßheit) und Relevanzkriterium unterscheidet. 14 U. Eco, Zwischen Autor und Text. Interpretation und Überinterpretation, München 1994, 70. Vgl. Isotopie (A. Greimas / ]. Courtes), Semiotique. dictionnaire raisonne de la theorie du langage, Paris 1993, 197-199, sowie die Ausführungen von S. Alkier, Hinrichtungen und Befreiungen: Wahn - Vision - Wirklichkeit in Apg 12. Skizzen eines semiotischen Lektüreverfahrens und seiner theoretischen Grundlagen, in: ders. / Brucker, Exegese und Methodendiskussion, 111-133. 15 Vgl. dazu D. Patte, Discipleship According to the Sermon of the Mount: Four Legitimate Readings, Four Plausible Views of Discipleship, and Their Relative Values, Valley Forge/ PA 1996, 17-22. 16 »Populär« meint hier die Abgrenzung zur akademischen Theologie und sollte in keinster Weise Herabwürdigung konnotieren. Diese Opposition dient zur Wiedergabe dessen, was im englischen Sprachgebrauch mit / ordinary readers / vs. / academic (bzw. critical oder trained) readers/ gemeint ist, vgl. etwa die maßgebenden Beiträge von West, Biblical Hermeneutics; ders. / Dube, An Introduction: How We have Come to »Read With«, in: ders. / Dube, Reading With, 7-17. 17 Vgl. J.S. Mbiti, 'O l: QTHP 'HMQN as an African experience, in: B. Lindars, S.S. Smalley (Hgg.), Christ and Spirit in the New Testament, FS C.F.D. Moule, Cambridge 1973, 397--414. 18 Darauf weist nachhaltig hin K. Bediako, Christianity in Africa. The Renewal of a Non-Western Religion, Maryknoll, NY 1995, 252-255; siehe auch Kahl, Überlegungen. 19 K.A. Opoku, West African Traditional Religion, Accra 1978, 8 (Übersetzung W.K. ). 20 J.S. Pobee, West Africa. Christ would be an African Too, Gospel and Cultures Pamphlet 9, Genf 1996, 22. 21 Pobee, Bible Study in Africa: A Passover of Language, in: West / Dube, Reading With, 161-179: 166. 22 Pobee, Grundlinien einer Afrikanischen Theologie, Göttingen 1981, 84; vgl. dazu insgesamt T. Sundermeier, The Individual and Community in African Traditional Religions, Münster 1998. 23 Pobee, Bible Study, 166. Vgl. auch den folgendenAkan- Spruch: Obi nkycre akwadaa Nyame - »Es ist nicht nötig, einem Kind Gott zu zeigen.« 34 24 Vgl. aus südafrikanischer Perspektive, Ch. Grundmann, Leibhaftigkeit des Heils. Ein missionstheologischer Diskurs über das Heilen in den zionistischen Kirchen im südlichen Afrika, (Hamburger Theologische Studien 11) Münster 1997, 69. 25 Vgl. J.D.K. Ekem, Priesthood in Context. A study of Akan traditional priesthood in dialogical relation to the priest-christology of the epistle to the Hebrews, and its implications for a relevant functional priesthood in selected churches among the Akan of Ghana, (Perspektiven der Weltmission. Wissenschaftliche Beiträge 19), Ammersbek 1994, 35: »Salvation in Akan thought could thus be defined positively as the maintenance of society's equilibrium/ holistic well-being through an appeal to the supernatural with the aid of ceremonial rituals«. 26 Ebd., 34: »Salvation in Akan thought means the availability of whatever goes into reinforcing life in the hereand-now. This includes good mental and physical health, ability to bear children to perpetuate the family line, abundant food harvest, success in in one's daily occupation and deliverance from the adverse influence of (lebensfeindliche Mächte), as well as from pre-mature death«; vgl. Sundermeier, Individual and Community, Münster 1998, 235. 27 Bediako, Christianity in Africa, 252 (Übersetzung: W.K. ); vgl. auch R. Horton, Tradition and modernity revisited (1982), in: ders., Patterns of thought in Africa and the West. Essays on magic, religion and science, Cambridge 1993, 301-346.304f. 28 G.O. West, On the eve of an African biblical studies. Trajectories and trends, Journal of Theology for Southern Africa 99 (1997) 99-115.100. 29 Für die antike Geschichtsschreibung vgl. E. Plümacher, TEPATEIA. Fiktion und Wunder in der hellenistischrömischen Geschichtsschreibung und in der Apostelgeschichte, ZNW 89/ 1-2 (1998), 66-90; sowie die bestechenden Ausführungen von E. Käsemann, Zum Thema der Nichtobjektivierbarkeit, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen, Bd. 1, Göttingen 1964, 224- 236.227. 30 Vgl. A. Ekue, »Und sie denken, du bist eine mamissi ... « Geistinhabitation in einem Frauenkult und ihre Adaptation im Kontext afrikanischer Christen in Süd-Togo, (Hamburger Theologische Studien 9) Hamburg 1996, 122. 31 Vgl. für den afrikanischen Bereich die Ausführungen von Ekue, Geistinhabitation, sowie U.C. Manus, African Christologies: the centre-piece of African Christian Theology, ZMR 82/ 1 (1998), 3-23. 32 Vgl. M. Kanyoro, Reading the Bible from an African Perspective, The Ecumenical Review 51/ 1 (1999), 18- 24.20: »People ask, why did that particular tree fall on that particular person at that particular time and not on any other person? How could malaria pick out my child from all the children in the world? «. 33 Musimbi, African Perspective, 20. 34 Vgl. etwa die Krankenberichte der hippokratischen Schriften. Auf diesem Hintergrund sind die Beschrei- ZNT 5 (3. Jg. 2000) bungen akuter Erkrankungen wie Fieber und Konvulsionen in den Wunderheilungserzählungen des Neuen Testaments zu würdigen, und zwar als potentiell todbringende Erkrankungen, vgl. etwa Mk 1,29-31 und den zutreffenden Kommentar zur Stelle von D. Lührmann, Das Markusevangelium, (HNT 3) Tübingen 1987, 52. 35 Vgl. Kanyoro, African Perspective, 21: »In the texts of Jesus< healing miracles, the warnen see themselves as >those who came to Jesus bringing their sick or their own sickness< (Luke 7: 1-10; Matt. 15: 21-28; Mark 7: 31- 38).« 36 In seinen so brillanten wie provokanten Studien zur traditionellen westafrikanischen Religion und ihrer oft inadequaten westlichen Deutung macht R. Horton wiederholt auf symbolistische und theologische Interpretationen aufmerksam, die wörtliche Bedeutungen durch figurative ersetzen und somit den ursprünglichen, intendierten Absichten sowie ihren Proponenten nicht gerecht werden, vgl. z.B. seinen Vortrag Back to Frazer? (1987), in: ders. Patterns of thought, 105-137.115f. Diese Kritik trifft über weite Strecken den Umgang mit dem NT innerhalb der Theologie in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Werner Kahl Das NT im sozio-l<ulturellen Kontext Westafrikas 37 Vgl. W. Schrage, Heil und Heilung im Neuen Testament, Evangelische Theologie 46/ 3 (1986), 197-214. 38 L. Magessa, From Privatized to Popular Biblical Hermeneutics in Africa, in: H.W. Kinoti / J.M. Waliggo (Hgg.), The Bible in African Christianity. Essays in Biblical Theology, Nairobi 1997, 25-39.27. 39 Auf diese immerwährende Gefahr auch und gerade wissenschaftlicher Exegese macht K. Berger zu recht aufmerksam, zuletzt in seiner neu überarbeiteten Hermeneutik des Neuen Testaments, Tübingen / Basel 1999. 40 Vgl. dazu S. Alkier, Wunder und Wirklichkeit in den Briefen des Apostels Paulus. Ein Beitrag zu einem Wunderverständnis jenseits von Entmythologisierung und Rehistorisierung, (WUNT. 1.Reihe) Tübingen 2000 (im Druck). Einmalige, limitierte Schön ausgestattete Sonderausgabe zum 100. Geburtstag des Novum Testamentum Graece. Der Text der aktuellen 27. Auflage und interessante Beigaben: eine Würdigung Eberhard Nestles und seines Werks von Barbara Aland. Im Anhang Fotos von Eberhard Nestle und seinem Sohn Erwin, das Titelblatt der Erstausgabe und die Reproduktion einer Seite aus dem Arbeitsexemplar von Eberhard Nestle. ZNT 5 (3. Jg. 2000) Jubiläums- Ausgabe Novum Testamentum Graece Jubiläumsausgabe (100 Jahre Nestle) Herausgeberin: Barbara Aland 13,3 x 18,7 cm, XVI, 80* und 81 0 Seiten, 7 Abb., Leinen ISBN 3-438-05108-7 DM 49, -/ öS 358, -/ sFr 49, - 88 Deutsche Bibelgesellschaft Postfach 81 03 40, 70520 Stuttgart, Telefon 07 11/ 71 81-0, Fax 07 11/ 71 81-1 26 35
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