eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 3/5

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
61
2000
35 Dronsch Strecker Vogel

Anton Vögele: Biblischer Osterglaube. Hintergründe - Deutungen - Herausforderungen. Eingeleitet, bearbeitet und herausgegeben von Rudolf Hoppe. Mit einem Beitrag von Eduard Lohse. Neukirchen-Vluyn 1999, 144 S.

61
2000
Günter Röhser
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Anton Vögtle Biblischer Osterglaube. Hintergründe - Deutungen - Herausforderungen Eingeleitet, bearbeitet und herausgegeben von Rudolf Hoppe. Mit einem Beitrag von Eduard Lohse. Neukirchen-Vluyn 1999, 144 S. Auch nach dem endgültigen Abschied Gerd Lüdemanns vom Christentum bleibt die exegetische und theologische Diskussion über den Osterglauben bestimmt durch die in seinem Buch von 1994 (»Die Auferstehung J esu. Historie, Erfahrung, Theologie«) formulierten Thesen. Zwar ist das Wenigste davon wirklich neu, Lüdemann hat aber zweifellos den Finger in eine offene Wunde heutiger Glaubensvermittlung gelegt. Diese ist durch zweierlei Defizite bedingt: einmal durch den Mangel und die Schwierigkeit, exegetische Einsichten allgemein verständlich weiterzugeben, und Anton Vögtle 56 Hintergründe Deutungen Herausford1.•rungen Emgeleitet, bearbeitet und herausgegeben von Rudolf Hoppe Mit einem Beitrag von Eduard J.ohse NEUKIRCHENER zum anderen fehlt es an einer überzeugenden hermeneutischen Verarbeitung der erreichten Ergebnisse (hier stoßen wir also wieder auf die zwei Beweggründe für die Entstehung der ZNT). Auch das zu besprechende Buch von A. Vögtle kann die aufgeworfenen Fragen nicht abschließend lösen, es reiht sich aber ein in die (wenigen) löblichen Versuche namhafter Exegeten, die genannten Probleme anzugehen und einer Lösung näher zu bringen. Hervorgegangen ist es aus einer Artikelserie in der Zeitschrift »Christ in der Gegenwart« von 1994, also im Jahr des Erscheinens von Lüdemanns Buch, auf das der Verfasser auch ausdrücklich eingeht (102-113, vgl. 92-98). In einer Einleitung (13-28) gibt der Bearbeiter und Herausgeber R. Hoppe eine kurze Einführung in das Werk des 1996 verstorbenen katholischen Neutestamentlers, das v.a. durch Beiträge zur Evangelien- und Jesusforschung und die bahnbrechende, teilweise schmerzhafte Öffnung der katholischen Exegese für die moderne Bibelwissenschaft gekennzeichnet ist. Vögtle hat damit einen Meilenstein für den »ökumenischen« Charakter heutiger Exegese gesetzt, und so verläuft auch die aktuelle Diskussion über die Begründung und Artikulierung des Osterglaubens ein Thema, das Vögtles Lebenswerk durchzieht jenseits und quer zu konfessionellen Grenzen. Die Ansprache von E. Lohse (dem das Buch im übrigen gewidmet ist) bei der akademischen Gedenkfeier für Vögt! e, die dem Band beigefügt ist (115-138) und die gegenüber den Ausführungen Vögtles nichts Neues bietet, bestätigt dies. Ein Auswahlregister zu Bibelstellen, Namen und Sachen (139-144) erleichtert die Benutzbarkeit des Buches. Vögtles Text ist für den angestrebten Zweck einer elementaren Darstellung dennoch sehr dicht geschrieben und nicht immer leicht zu lesen, aber er ist sich dessen bewusst und man wird ihm zugute halten, dass die Komplexität des Themas und der Probleme jenem Bemühen natürliche Grenzen setzt. 1 In der Sache geht Vögtle von der Frage aus, die sich angesichts des Kreuzestodes Jesu stellte: Wer hatte Recht - Jesus oder seine Gegner? Waren Jesus und sein Anspruch durch seine Hinrichtung widerlegt? Vögtle antwortet (indem er seinen Schüler L. Oberlinner zitiert): Nur Gott selbst konnte diese Frage beantworten und er hat sie beantwortet, indem er »Jesus aus dem Tod in eine gottgleiche Existenzweise erhöht (hat), die ihn zur Vollendung des von ihm initiierten Heilsunternehmens ermächtigt hat« (32). Doch hier beginnen auch schon die historischen und exegetischen Probleme, wie Vögtle anschließend im Einzelnen ausführt. Er setzt ein mit einer Darlegung der Unmöglichkeit, die Erzählungen vom leeren Grab und den Erscheinungen Jesu in den Evangelien (Mk 16; Mt 28; Lk 24; Joh 20) zu harmonisieren. Als Beispiel vergleicht er (35-38) die unterschiedlichen Schilderungen der Erscheinung vor den Elf in Mt 28,16- 20; Lk 24,36-49 und Joh 20,19-23. Als Erklärung wird angeboten: »Die ausführlichen Erscheinungsdarstellungen sind jüngere Verkündigungsstücke, die die christologische und ekklesiologische Bedeutung des Ostergeschehens explizieren und dessen Realität verteidigen« (38). Um auf die Anfänge des Osterglau- ZNT 5 (3. Jg. 2000) bens rückschließen zu können ist man deshalb auf ältere Stücke wie das »vorpaulinische Bekenntnis I Kor 15,36-5« (38) und dessen paulinische Fortsetzung (I Kor 15,6-8) angewiesen, die Hinweise in Kurzform (»er erschien«/ »er ließ sich sehen«) auf die ältesten ErscheinungenJesu enthalten. Der Osterglaube selbst gründet auf den in Galiläa zu lokalisierenden Ersterscheinungen vor Kephas (Simon Petrus) und dem um Judas reduzierten Zwölferkreis und artikuliert sich als Bekenntnis zur Auferweckung und Erhöhung Jesu in den Himmel. Denn nur so wird deutbar, wie Jesus den Jüngern erscheinen konnte (vgl. 63); und vom Himmel her wird auch seine Wiederkunft zu Gericht und Heilsvollendung erwartet und erbeten (vgl. I Kor 16,22: »marana tha«/ »Unser Herr, komm! «). Hingegen ist die Erzählung vom geöffneten und leeren Grab erst eine Konsequenz aus dem Glauben an die Auferstehung Jesu, nicht dessen Begründung, und ihre Historizität ist von daher stark zu bezweifeln; sie ist eher ein »erzählendes Christusbekenntnis«. Zur Begründung wird (mit Oberlinner) auf die »jüdische Anthropologie« verwiesen, bei der eine Auferweckung »die Aufhebung des im Grabe liegenden Leichnams« einschließe, also nur »leibhaft« gedacht werden könne (50), und darauf, dass diese Erzählung außerhalb der Evangelien nicht bekannt gewesen zu sein scheint. Mk 16,7-8 (Hinweis auf Galiläa, Verschweigen der Auferstehungsbotschaft durch die Frauen) schafft die Verbindung zu der ältesten Osterüberlieferung, nach der eben die Verkündigung der Auferweckung sich auf die Ersterscheinungen vor den Jüngern in Galiläa gründet und nicht auf die Botschaft eines Engels 1m Grabe (45.50.88). »Die den Osterglauben auslösende Erfahrung« (51), nämlich das Sich- Sehen-Lassen Jesu, wird sodann ZNT 5 (3. Jg. 2000) nach dem alttestamentlichen Modell von Gotteserscheinungen als visuelle Wahrnehmung, die »nur durch die Selbstbekundung Jesu ermöglicht wurde«, beschrieben, gleichzeitig aber davor gewarnt, sich eine zu genaue Vorstellung von dem Vorgang machen zu wollen (52f., vgl. 125). Auch aus dem Selbstzeugnis des Apostels Paulus in Gal 1,12.15f. ergibt sich, dass es sich dabei um ein »Offenbarungsgeschehen « handelt, durch das Jesus als Sohn Gottes und Herr erkannt wird (59f.). Gott hat ihn im Himmel als Messias/ Christus eingesetzt und so seine »von Menschen erwirkte Verurteilung« als »König der Juden« und »politischer Messiasprätendent« rückgängig gemacht (62). Von dieser göttlichen Legitimierung her kann und muss dann auch das Sterben Jesu positiv, als Sühne schaffender Akt Gottes in Christus gedeutet werden (Vögtle erörtert besonders Röm 3,24-26 in seiner möglichen Beziehung zur Abendmahlsüberlieferung: 69-72). Eine Besonderheit der Darstellung Vögtles ist die ausführliche Behandlung der Frage: »Hat der Erscheinende gesprochen? « (72-91). Vögtle zieht alttestamentliche »Jahwe- Erscheinungen« als Analogie zu Mt 28,18-20 heran (74), fragt nach »Analogien in den Grabeserzählungen« (75-78) und untersucht die Frage der Sendungsworte bei den anderen Ostererscheinungen und Christophanien (z.B. dem Petrusauftrag). Das Ergebnis ist durchweg negativ: Nirgends vermag er die »apostolatbegründende Wirkung« (79.87) von Erscheinungen oder andere Aufträge und Verheißungen in entsprechenden Berichten verankert zu sehen in einem tatsächlichen Sprechen Jesu. Alle Erscheinungsworte lassen vielmehr in theologisch reflektierter Weise nachträglich Jesus selbst die allein aufgrund der Erscheinungen erkannte Bedeutung des Ostergeschehens und seine Folgen aussprechen (vgl. 91). Mit der Frage, welche Vorstellungen und Erfahrungen die Empfänger von Ostererscheinungen »als Reflexions- und Verstehenshilfen in die Situation nach dem Karfreitag mitgebracht haben« könnten (91), wendet sich Vögtle abschließend einem Kernstück der gesamten Debatte um die Auferstehung Jesu zu. Denn hier geht es um die Frage der Einzigartigkeit und Unableitbarkeit des Ostergeschehens als Offenbarungshandeln Gottes, demnach grundsätzlich um das Verhältnis von Gottes Handeln zu menschlichem Handeln, zu menschlichen Vorstellungen und Erfahrungen. Wie qualitativ neu und unerwartbar ist eigentlich das österliche Handeln Gottes gegenüber der Situation an Karfreitag und der Zeit des irdischen Jesus? In Vögtles Referat eines Freiburger Symposions über Lüdemanns Buch wird auch sogleich deutlich, dass man hier unterschiedliche Optionen vertreten kann. Neben der ausschließlichen Verankerung der Auferstehungsbehauptung in der vorösterlichen Erfahrung der Jünger steht die von Vögtle selbst als »genial« bezeichnete Hypothese von R. Pesch, Jesus habe sich einerseits selbst als wiederkommenden Menschensohn gesehen und so die sichere Erwartung seiner Auferstehung an seine Jünger vermittelt, andererseits sei er nach seinem Tode von Gott erhöht und als solcher von seinen Jüngern in den Ostervisionen geschaut worden. Letztere seien also »als Werk der Jünger und ebenso ganz und gar als das Werk Gottes« zu betrachten (96). Doch für Vögtle ist dies zu viel an angenommenen vorösterlichen Voraussetzungen. Er vermag selbst weder »die altbiblische Erwartung der endzeitlichen Totenauferweckung« (99) noch die von ihm als nachösterlich eingeschätzte (so mittlerweile auch P. Hoffmann)- Menschensohnerwartung (101) als ausreichende Voraussetzung für das Verstehen, geschweige denn das Zu- 57 standekommen der Ostererfahrung anzuerkennen und verweist stattdessen auf »das Wissen um den heilsmittlerischen Anspruch« Jesu und seine Erwartung der »volloffenbaren Gottesherrschaft«, die auch seine Auferweckung »implizierte« (vgl. Mk 14,25), als »die entscheidende Verstehenshilfe für Simon und seine Mitjünger« (100). Wesentlich ist aber für Vögtle, dass der Osterglaube »durch ein nicht menschlicher Initiative verdanktes Offenbarungsgeschehen ausgelöst wurde« und von daher für jeden Christen »zur Glaubensfrage schlechthin« wird (102). Vor dieser Sicht kann dann natürlich auch Lüdemanns Position nicht bestehen. Denn dessen Lösung besteht ja gerade darin, die Christusvisionen des Petrus und des Paulus tiefenpsychologisch als Halluzinationen im Rahmen emer Geschichte der Schuldbewältigung, d.h. also rein innerweltlich zu erklären. Jesu Leichnam sei in einem unbekannten Grab verwest, der Glaube an eine »wirkliche Erhöhung Jesu aus dem Tod zu neuer personaler Existenz« (106) somit gegenstandslos. Gerade an letzterem will Vögtle aber mit aller Entschiedenheit festhalten (vgl. 137), weil ansonsten nicht nur der christliche Glaube, sondern die gesamte nachösterliche Entwicklung das »reale Fundament« (112) verliert und unverständlich bleibt. Der dargestellte Entwurf Vögtles ist zweifellos in der gegenwärtigen neutestamentlichen Wissenschaft in weiten Teilen »mehrheitsfähig«. Das Verdienst des Verfassers besteht v.a. in Folgendem (und es ist dem Herausgeber zu danken, dass er dieses gerade in der augenblicklichen Diskussionslage einem breiteren Publikum zugänglich gemacht hat): Vögtles Darstellung vermag dem Verdacht zu begegnen, eine rückhaltlose historisch-kritische Behandlung der Osterüberlieferungen müsse notwendig in einer theologi- 58 sehen Verflachung oder gar wie kürzlich bei G. Lüdemann in einer Absage an das Christentum enden. Sämtlichen Erscheinungsworten, allen Grabeserzählungen und einigen Erscheinungsberichten spricht Vögtle die Historizität ab; gleichwohl verlässt er niemals das kirchliche Glaubensfundament und macht deutlich, dass dies auch weder naheliegend noch sachgemäß ist. Trotzdem müssen nun um Leserinnen und Leser, deren man diesem Buch viele wünscht, zum eigenen Nach- und Weiterdenken anzuregen auch einige kritische Anmerkungen zu den Ausführungen Vögtles gemacht werden. Dies beginnt bei emem schon angesprochenen Punkt: Vögtle reißt letztlich doch vorösterliche und österliche Erfahrung mit Jesus recht weit auseinander, wenn er die authentischen Erscheinungen mit dem Geheimnis der Nicht-Nachvollziehbarkeit umgibt (102). Nichts hindert m.E. daran, nach Karfreitag mit einem weitergehenden Reflexionsprozess der Anhängerschaft Jesu (vgl. 97 zu J. Werbick) zu rechnen, der sich dann wie auch immer zu Christusvisionen (oder anderen »paranormalen« Wahrnehmungen wie z.B. dem leeren Grab) verdichtet hat. Menschliches Wirken (Nachdenken und Handeln) und göttliches Wirken sind dabei in derselben unlöslichen Weise miteinander verbunden wie im Falle anderer wunderhafter Geschehnisse um Jesus auch (angefangen von der Jungfrauengeburt über Heilungs- und Naturwunder bis hin zu den sog. Begleitwundern beim Tode Jesu). Historisch ist es nicht notwendig und theologisch ist es gefährlich, den »Bezug von Geschichte und Transzendenz im J esusverständnis« (Hoppe 22) allein über Ostern laufen zu lassen. Denn am Ende lauert doch wieder die Gefahr eines außergewöhnlichen Mirakels, durch welches allein(! ) der christliche Glaube konstituiert wird. Vielmehr gibt es auch andere Phänomene im Leben Jesu, an denen sich »Glaube« entzünden kann und entzündet hat. Vögtle zahlt noch einen anderen Preis für seine starke Heraushebung der Ostererscheinungen: Er betont nachdrücklich die Unableitbarkeit des Glaubens an einen gekreuzigten Messias aus dem Judentum. In diesem und ähnlichen Zusammenhängen fallen mehrfach sehr stark wertende Ausdrücke wie »absolut unsinnig« (47, vgl. 55.102), »eine absolut befremdende Zumutung« (82) o.ä. Dabei wird übersehen, dass der Osterglaube von Juden und Jüdinnen artikuliert wurde und die neue Bewegung zunächst ganz im Rahmen des Judentums blieb. Die Glaubenden haben ihr Verständnis von Jesus mit frühjüdischen Denk- und Sprachmitteln formuliert und dabei selbstverständlich auch Neues gesagt. Dieses aber (zumindest in Teilen) als »religionsgeschichtlich nicht ableitbar« (55) zu bezeichnen, halte ich historisch wie theologisch für problematisch. Zweifellos ist Vögtles exegetisches Lebenswerk von einer unbedingten »intellektuellen Redlichkeit« (16) und von daher einem »analytisch und auf innere Logik bedachte(n) Zugang zur Jesustradition« (22) bestimmt. Gelegentlich vermag ich mich aber des Eindrucks nicht zu erwehren, dass dies eine moderne Logik ist, die derjenigen antiker Texte und Vorstellungen nicht immer entspricht. Wie »scharfsinnig« (18.20) eine Unterscheidung von verkündigendem (vorösterlichen) Jesus und verkündigtem (nachösterlichen) Christus ist, die ersterem keinerlei Verkündigung seiner selbst oder der Heilsbedeutung seines Todes zutraut (deren Denkmöglichkeit zuletzt P. Stuhlmacher erwiesen hat, auch wenn man ihm in vielem nicht folgen mag 2 ), oder ob sie nicht vielmehr die Folge eines »rationalen« J esusbildes ist, sei also dahingestellt. ZNT 5 (3. Jg. 2000) Unbestritten ist, dass ein geöffnetes und leeres Grab als solches keinen Auferstehungsglauben zu erwecken und zu begründen vermag (vgl. 44). Ist aber die funktionalistische Reduzierung dieser Geschichte auf eine bloße (weil erfundene) Veranschaulichung der Leibhaftigkeit der Auferstehung Jesu (50) nicht allzu modern gedacht? Sollte man nicht wenigstens mit der Möglichkeit einer Historizität der Wahrnehmung von leerem Grab und Engel in der Glaubenserfahrung von Jesusnachfolgerinnen rechnen wenn schon nicht mit dem »historischen Faktum« des leeren Grabes als solchem? Immerhin befasst sich bereits Paulus in I Kor 15, wenn auch in anderer Weise, mit der Frage der Vorstellbarkeit einer leiblichen Auferstehung! Fazit: Eine gute, allgemein verständliche Einführung in den Problemstand und eine engagierte, sorgfältig begründete Position, die aber das eigene Nach- und Weiterdenken nicht ersetzen kann und soll. 3 Günter Röhser Anmerkungen 1 Gelegentlich wird aber doch zu viel vorausgesetzt, z.B. zum Paulusverständnis oder wenn nicht erklärt wird, wer die Gruppen der »Hellenisten« und »Hebräer« in der Urgemeinde waren. 2 Vgl. Biblische Theologie des Neuen Testaments Bd. 1: Grundlegung. Von Jesus zu Paulus, Göttingen 2 1997. 3 Druckfehlerberichtigung: Im Inhaltsverzeichnis muss auf S. 9 der Abschnitt VI »Hypothesen zur Begründung des Osterglaubens . . . 22« ergänzt und bei Vögtle die Überschrift in »Biblischer Osterglaube« (wie 29) geändert werden. ZNT 5 (3. Jg. 2000) Wilfried Eckey Das Markusevangelium. Orientierung am WegJesu Ein Kommentar. Neukirchen-Vluyn 1998, 444 S. Es mag ungewöhnlich erscheinen, in der ZNT einen Evangelienkommentar zu besprechen. Denn dieses Genre zeichnet sich für gewöhnlich durch besondere »Trockenheit« der Darbietung und redundante exegetische Quisquilien aus. Nicht so der neue Markuskommentar von Prof. em. Wilfried Eckey (Wuppertal). Er kommt in erfrischendem sprachlichen Stil daher, bietet solide Exegese und ist auch für Theologinnen und Theologen in den verschiedenen Praxisfeldern außerhalb der Universität »verdaubar«. Ja, selbst interessierte Laien werden von dem Kommentar profitieren. Nicht nur, dass Eckey sprachliche Hürden wie griechische und lateinische Ausdrücke mit Übersetzungshilfen versieht und auf Fachjargon wie Fußnoten weitgehend verzichtet. Der Autor schafft es auch, die gerade in den Details oft weit verzweigte Forschung auf den Punkt zu bringen. Hier meldet sich ein »theologischer Generalist in Lehramtsstudiengängen« (V) zu Wort, der nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst seine gesammelten Erfahrungen in Lehre und Predigt in fruchtbare Exegese ummünzt. Das Anliegen des Autors ist vergleichsweise bescheiden formuliert: Kein enzyklopädisch angelegter Kommentar, sondern eine »auf wissenschaftlicher Grundlage erarbeitete Lesehilfe« will sein Beitrag sein. Nicht eine umfassende Darstellung aller Facetten des Genres, sondern die Einführung in das historische Verständnis des Markusevangeliums ist das erklärte Ziel Eckeys. »Wesentlich ist es, immer intensiver Hörer des Evangeliums und Schüler des Wortes der Bibel zu werden.« (VI) Die Auswahl seiner methodischen Schwerpunkte wird ebenfalls im Vorwort grundgelegt. Es geht ihm um die »Besinnung auf das spezifische Zeugnis des Markus«, darum, den urchristlichen Autor in seiner Zeit ernst zu nehmen. Dabei ist Eckey der historisch-kritischen Methode verpflichtet. Seinem Anliegen entsprechend, setzt er den Schwerpunkt in der redaktionskritischen Betrachtungsweise des Evangeliums. Spekulative Fragestellungen wie nach der Authentizität bestimmter Überlieferungen bleiben dagegen weitestgehend außen vor. Man mag dies als Mangel ansehen, besonders, wenn die eigene Fragerichtung auf den historischen Jesus und seine »Lehre« zielt. Doch angesichts der damit verbundenen methodischen und hermeneutischen Vorbehalte wirkt diese Zurückhaltung eher angenehm und lektürefördernd. Überhaupt ist die Zurückhaltung, mit der Eckey unsichere Ergebnisse historischer Analyse einführt, vorbildlich. An keiner Stelle kommt der Verdacht auf, es würden hypothetisch gewonnene Ergebnisse zu Fakten erklärt. Bereichernd für das eigene Textverständnis und für die Applikation in Predigt und Schule sind die zahlreichen traditions- und religionsge- Wilfried Eckey ORIENTIERUNG AM WEG JESU Ein Kommentar 59