ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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Dronsch Strecker VogelDie Kontroverse um das frühe Christentum
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Roman Heiligenthal
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Roman Heiligenthal Die Kontroverse um das frühe Christentum Bereits 1775 kam Johann Salomon Semler zu dem Ergebnis, daß es im Urchristentum eine Partei von Christen gegeben habe, »die zu der Diöces von Palästina gehöret«, und eine andere Partei von Christen, »welche zu Pauli Diöces gehören«, und daß diese Gruppen eine »Abgeneigtheit« gegeneinander gehabt hätten. 1 Hinter dieser Feststellung Semlers steht ein Anliegen der Aufklärungstheologie, die fordert, daß man den Kanon nicht mehr als eine feste Einheit betrachten dürfe, sondern als eine Entstehung und der Einheit neutestamentlicher Theologien. Und spätestens jetzt wird die rein historische Analyse von Konflikten und Gegensätzen innerhalb und zwischen den frühen christlichen Gemeinden zu einem bestimmenden methodischen Ansatz der neutestamentlichen Exegese. 7 Hierin besteht Baurs großes Verdienst und, um mich noch einmal auf Ernst Käsemann zu berufen, »stehen wir auf dem von ihm geschaffenen Grunde«. 8 Bereits gegen Ende des Zusammenstellung unter- V, schiedlicher Schriften mit l\: jeweils eigenem Charakter ". TROV vorvergangenen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts modifizierte der Nachfolger Ferdinand Christian und eigener Intention. 2 Semlers Leistung bestand nicht nur in der Feststellung eines Konfliktes zwischen zwei Richtungen, sondern besonders darin, daß er die paulinische und petrinische Position mit einzelnen neutestamentlichen Schriften in Zusammenhang gebracht hat, und damit erkannt war, »daß das Neue Testament keine Einheit darstellt und die Auseinandersetzung zwischen den sich widersprechenden Gruppen die eigentliche geschichtliche Bewegung verursachte. « 3 1831 veröffentlichte Ferdinand Christian Baur seinen grundlegenden Aufsatz »Die Christuspartei in der korinthischen Gemeinde, der Gegensatz zwischen dem paulinischen und petrinischen Christentum in der ältesten Kirche, der Apostel Petrus in Rom«. 4 Dieser Bericht über den Parteienstreit im I Kor wurde dabei zum Ausgangspunkt der Tübinger Tendenzkritik, ja man kann mit Ernst Käsemann formulieren: I Kor 1,12 wurde »der archimedische Punkt, von dem aus sich für Baur die urchristliche Geschichte erschloß«. 5 J udenchristliche und heidenchristliche Partei, Petrus- und Paulusanhänger standen sich nun gegenüber, und die Analyse der Gegensätze und Konflikte zwischen beiden Richtungen ließen das Bild einer prozeßhaften Entwicklung der frühchristlichen Gemeinden und ihrer Theologie entstehen, die erst im sog. »Frühkatholizismus« 6 zu einem ersten Ausgleich gekommen sei. Spätestens jetzt stellt sich in der Forschung das Problem der ZNT 6 (3. Jg. 2000) Baurs auf dem Tübinger Lehrstuhl, Carl Weizsäcker, das Geschichtsbild seines Lehrers. Weizsäcker erkannte die Bedeutung der griechisch sprechenden Judenchristen für die Entwicklung der frühen Kirche und zeigte damit, daß an den Konflikten des frühen Christentums mehr als nur zwei Parteien beteiligt waren. 9 In den folgenden Jahrzehnten wurden dann die bis heute historisch bestimmenden Faktoren einer Frühgeschichte des Christentums erarbeitet. Einige Meilensteine: Die religionsgeschichtliche Betrachtungsweise entdeckte den Einfluß sowohl der paganen als auch der frühjüdisch-hellenistischen Religionsgeschichte auf die Geschichte des frühen Christentums. 10 So wird der Boden für eine Erklärung theologischer Entwicklungen aufgrund außerchristlicher religiöser Einflüsse bereitet. Am markantesten wird dies bei den zahlreichen Versuchen deutlich, den Gnostizismus als treibende Kraft und als Ursache zu sehen. 11 Daneben machte bereits Adolf v. Harnacks berühmte These, daß die christliche Religion erst mit dem Beginn der gesetzesfreien Heidenmission in Antiochia vor allem durch Paulus und Barnabas zu einer eigenständigen Größe wurde bei aller Angreifbarkeit noch einmal auf die schwierigen Ablösungsprozesse vom Judentum und die damit verbundenen Identitätsfindungsprobleme als ein Movens frühchristlicher Theologiegeschichte aufmerksam. 12 41 Roman H eiligenthal Professor Dr. Roman Heiligenthal, Jahrgang 1953, Studium der Evangelischen Theologie in Bonn und Heidelberg. Promotion 1982, Habilitation 1990, seit 1992 Universitätsprofessor für Biblische Wissenschaften an der Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau/ Pfalz und Vizepräsident der Universität Koblenz-Landau. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Der LebenswegJesu von Nazareth. Eine Spurensicherung. Stuttgart 1994; Der verfälschte Jesus. Eine Kritik moderner Jesusbilder. 2. erw. Aufl. Darmstadt 1999; Einführung in das Studium der Evangelischen Theologie. Stuttgart 1999. 1934 erschien erstmals Walter Bauers Untersuchung »Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum« 1 3, in der der Göttinger Professor für die Zeit jenseits des frühen Christentums zeigen wollte, daß auch in Rom wie in allen anderen Verbreitungsgebieten des Christentums während des 1. und 2. Jahrhunderts nicht die spätere katholische Orthodoxie, sondern »häretische« Anschauungen eine vorherrschende Rolle im Glauben der Gemeinden gespielt hätten. Damit wurde methodisch das Paradigma Orthodoxie versus Häresie zur wertenden Erschließung der urchristlichen Geschichte grundsätzlich in Frage gestellt, was an der Intention von Gottfried Arnolds »Unpartheyische Kirchen- und Ketzer- Historie« 14 erinnert. Die Geschichte des Glaubens war von Beginn an eine Geschichte der Vielfalt, in der unterschiedliche Gruppen konfliktreich um den richtigen Weg miteinander gerungen haben. Ferdinand Christian Baur rückte dabei den grundsätzlichen Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristentum in den Blick; mit Carl Weizsäcker begann die Erkenntnis zu wachsen, daß die maßgebenden Gruppierungen differenzierter betrachtet werden müssen, insbesondere daß das» Judenchristentum« wie auch das 42 Judentum zur Zeit der frühen Kirche überhaupt vielfältiger waren, als es noch Baur, der der hegelianischen Geschichtsphilosophie verpflichtet war, sehen konnte. Den Blick nach außen öffnete neben anderen Wilhelm Bousset 15 , indem er die Einflüsse aus dem religionsgeschichtlichen Umfeld des frühen Christentums auf diesen Prozeß mitberücksichtigte und gleichzeitig das Mißtrauen gegenüber jedweder »Dekadenztheorie« dadurch schärfte, daß er in seinen Forschungen die Kanongrenze grundsätzlich nicht als eine qualitative Grenze ansah.16 Und schließlich bewahrheitete sich Walter Bauers Sichtweise auch bei der Analyse des Neuen Testaments in der Weise, daß in manchen neutestamentlichen Schriften bekämpfte Positionen den Positionen der Verfasser anderer kanonischer Schriften entsprechen. 17 Mit dem Durchbruch der formgeschichtlichen Methode wurde die Erforschung des frühen Christentums um einen wesentlichen Gesichtspunkt ergänzt: Mit ihrem Aufkommen rückte die Gemeinde als Sitz im Leben theologischer und historischer Entwicklungen in der frühen Christentumsgeschichte verstärkt ins Blickfeld. »Sie rechtfertigte die Forderung, Texte primär als Ausdruck der Gemeindetheologie und des Gemeindeglaubens zu deuten.« 18 Allerdings blieb die Frage nach dem »Sitz im Leben« bis in die sechziger Jahre hinein beschränkt auf die Frage nach dem religiösen Ort der Texte im Leben der Gemeinden. Besonders bei Martin Dibelius 19 wirkt sich hierbei im Anschluß an Overbeck ein Geschichtsbild aus, das einen anfänglichen grundsätzlichen Gegensatz von Evangelium und Welt postuliert. Ausgehend von diesem Antagonismus wird die Geschichte des frühen Christentums als eine Geschichte der zu nehmenden Verweltlichung und Paganisierung verstanden. Die von Dibelius und Overbeck angenommene »christliche U rliteratur« 20 stehe noch ganz im Zeichen der N aherwartung unliterarischer Menschen. Ob dieser Ansatz zur Analyse der Frühgeschichte des Christentums tauglich ist, scheint mir zumindest fraglich. Denn bereits in den Gemeinden von Qumran verträgt sich eine hochstehende literarische Textproduktion mit einer brennenden Naherwartung. Außerdem ist es fraglich, ob man so streng zwischen weltlichen und weniger weltlichen Formen unterscheiden kann, wie dies noch Dibelius tun konnte. 21 Erst die Wiederentdeckung sozialer und soziologischer Frage- ZNT 6 (3. Jg. 2000) stellungen, die ja bereits um die Jahrhundertwende eine erste Blüte erlebt hatten, 22 lenkte die Aufmerksamkeit auch wieder auf die sozialen Hintergründe frühchristlicher Gemeindekonflikte. Ganz allgemein signalisiert diese forschungsgeschichtliche Entwicklung einen methodischen Neuaufbruch, der auf die Integration unterschiedlicher humanwissenschaftlicher Ansätze in den theologischen Diskurs zielt. 23 Auch wenn diese neuere Entwicklung nicht unbetrauert geblieben ist2 4, so sehe ich in dieser Öffnung hin zu den Humanwissenschaften das notwendige methodische Spiegelbild der Einsicht, daß sich die Geschichte des frühen Christentums vielschichtig, bunt und nicht monokausal erklärbar entwickelt hat. In der heutigen Forschung werden die folgenden Fragen weiterhin kontrovers diskutiert bzw. neu aufgeworfen: Die Bedeutung von prosopographischen Studien zur Geschichte des frühen Christentums sollte neu entdeckt werden. Mit Sicherheit werden wir nicht sagen können, es ließe sich eine biographische Studie über neutestamentliche Personen im modernen Sinn erstellen. Hierzu fehlt sowohl das Material als auch das methodische Instrumentarium, das es uns in jedem Falle erlauben würde, zwischen der Rezeption in frühchristlichen Traditionen und dem historischen Hintergrund einer Personendarstellung exakt unterscheiden zu können. Dennoch lassen sich individuelle und typische Züge einzelner urchristlicher Gestalten durchaus noch erkennen. Im Wissen um die Schwierigkeiten einer historischen Rekonstruktion möchte ich lieber von einer prosopographischen Skizze sprechen.25 Es kann also nicht das individuelle Leben im Vordergrund der Betrachtung stehen, sondern es sollte um die Bedeutung frühchristlicher Gestalten hinsichtlich ihrer Stellung in der Geschichte des Urchristentums gehen. Eine solche an der Person ausgerichtete Perspektive schützt vor einem allzu schematischen Bild des frühen Christentums und »fungiert als methodischer Vorbehalt, als eine Art Bollwerk gegen jede Schematisierung frühchristlicher Geschichte und Theologie, oder positiv gewendet: als stete Aufforderung, Widersprüche, Ungereimtheiten, Brüche, Spannungen als Elemente einer sie umfassenden individuellen Einheit zu verstehen.« 26 Dieser Vorbehalt kommt zum Beispiel mit Blick auf Petrus und J akobus zum Tragen, da ihre Einschätzung bis heute durch die auch ZNT 6 (3. Jg. 2000) Roman Heiliganthal Die tfontrover,; ; e, mn d.; ,1, fri.ihe C! u-istentum konfessionell bedingte 27 These eines Gegensatzes zwischen paulinischen und petrinischem/ jakobinischem Christentum verstellt werden kann. 28 Nach wie vor umstritten ist die Bedeutung der Apostelgeschichte für eine Darstellung des frühen Christentums. Besonders die deutsche Auslegungstradition der vergangenen Jahrzehnte sah in der Apostelgeschichte vorrangig ein theologisches Dokument meist minderen Ranges und keine antike Historiographie. Dieser Ansatz hat meiner Ansicht nach seine Wurzeln in dem dogmatischen Vorurteil, dass der reine Glauben sich nicht an historischen Tatsachen festmachen darf. Häufig verbindet sich diese unausgesprochene Voraussetzung mit einer Einordnung der Apostelgeschichte in eine Verfallsgeschichte des Christentums unter dem Stichwort »Frühkatholizismus«. Auch neueste Versuche, eine Geschichte des frühen Christentums zu schreiben, lehnen den historischen Quellenwert der Apostelgeschichte ab. So schreibt Frarn,; ois Vouga: »Methodisch muß eine Darstellung der Geschichte des frühen Christentums davon ausgehen, dass die historisch-kritische Forschung und besonders die Formgeschichte die herkömmlichen Vorstellungen, die sich an die Konstruktion der Apostelgeschichte stark anlehnen, grundsätzlich in Frage gestellt haben.« 29 Mit Hinweis auf die formgeschichtliche Methode betrachtet Vouga die Apostelgeschichte als einen fiktiven geschichtstheologischen Entwurf3° und sieht offensichtlich in Lukas eher einen Apostelromanschreiber mit gewissen theologischen Tendenzen. 31 Zu Recht wird heute auch in Deutschland darauf hingewiesen, dass die redaktionsgeschichtliche Sicht der Apostelgeschichte ebenso zu gewagten historischen Rekonstruktionen führte, allerdings zumeist gegen den Text der Apostelgeschichte. Es scheint sich mittlerweile trotz aller gebotenen Vorsicht die Einsicht Weg zu bahnen, dass der Apostelgeschichte ein historischer Gehalt nicht abzusprechen ist. 32 Es ist heute soweit ich sehe allgemeiner Konsens, von unterschiedlichen Theologien bzw. Richtungen innerhalb des frühen Christentums zu sprechen. Ob man allerdings die Ausdifferenzierung des Christentums von Beginn an mit dem Modell einer »Chaostheorie« (so F. Vouga) erklären sollte, erscheint mir fraglich. Ich würde lieber das Bild eines Baumes verwenden. Die Wurzel dieses Baumes liegen in Jerusalem, wo sich die ersten Messiasbekenner sammelten. Hieraus erwuchs ein 43 Kontroverse Stamm gemeinsamer Traditionen, die sich dann immer weiter verästelten. Nur so lassen sich meiner Meinung die zahlreichen Konvergenzen zwischen den neutestamentlichen Schriften erklären. Ein Moment der Einheit besteht meines Erachtens auch darin, dass das gesamte frühchristliche Schrifttum von Judenchristen verfasst ist, so dass man nur sehr bedingt von einem Gegensatz zwischen Juden- und Heidenchristentum sprechen kann. Ein Letztes: Gerade die protestantische Theologie ist immer wieder versucht, die Geschichte des frühen Christentums ganz aus paulinischer Perspektive heraus zu schreiben. Doch die Wurzeln des Christentums liegen in Jerusalem, wo sich meist im Konsens die späteren, auch paulinischen Entwicklungslinien des Christentums herausbildeten. Jakobus steht hier für den Ausgleich zwischen palästinischem und hellenistischem Judenchristentum. Petrus für die Öffnung hin zur gesetzesfreien Heidenmission und Philippus für das pneumatische Element, das das gesamte Frühchristentum geprägt hat. Anmerkungen 1 J.S. Semler, Abhandlung von freier Untersuchung des Canons IV, 1775, 8f. 2 Semler bezieht sich ausdrücklich auf den 1720 entdeckten Canon Muratori. Sein wichtigstes Anliegen war die Unterscheidung zwischen verbindlichen moralischen Wahrheiten und zeitbedingten Aussagen, die für die Gegenwart überholt seien. 3 W.G. Kümmel, Das Neue Testament im 20. Jahrhundert. Ein Forschungsbericht, 1970 (SBS 50) 1 lf. 4 TZTh 4 (1831), 61-206. 5 E. Käsemann, Einführung, IX: F.Chr. Baur, Ausgew. Werke I, 1963. 6 H. Conzelmann benennt die folgenden Elemente des »Frühkatholizismus«: Die Kirche wird als Heilsanstalt gesehen; für den Kirchenbegriff wird das Amt konstitutiv. Damit wird der Geist an das Amt und das Heil an das Priestertum gebunden. Das Heil wird durch das Sakrament und die Disziplin verwaltet. In den Ignatiusbriefen und bei Clemens fände der »Frühkatholizismus« seine volle Ausbildung durch den programmatischen Entwurf einer Hierarchie, die Bindung des Traditionsgedankens an die Amtssukzession und die Trennung von Klerus und Laien; vgl. H. Conzelmann, Grundriß der Theologie des Neuen Testaments (EETh 2), 2 1968, 318- 322. Konstitutiv für diese Sicht der frühchristlichen Geschichte ist die Beurteilung des Kirchenrechts, das in seiner regulierenden Funktion in einem Gegensatz zum 44 Evangelium stünde (vgl. die grundlegende These von R. Sohm). Dagegen sollte man jedoch bedenken, daß die Dimension des Rechts von vornherein eine bedeutende Rolle in der Geschichte des frühen Christentums spielte. Beispielsweise in der intensiven Durchdringung von rechtlichem und charismatischem Bereich im juristischen Charakter mancher visionärer Erfahrungen, in Zeugenberichten, auch in der Absicherung von Erscheinungsberichten durch die Betonung ihres kollektiven Charakters. 7 Eine erste Antwort auf die Frage nach dem Gemeinsamen der unterschiedlichen frühchristlichen Richtungen gab Albrecht Ritschl, indem er in der Erwartung der Parusie das verbindende Element zwischen Paulinern und Petrinern sah: »Paulus unterscheidet sich auch darin nicht von den Aposteln, daß er die von Christus selbst (Mk 13,20) angeregte Hoffnung hegte, die Wiederkunft des Herrn in der nächsten Zeit zu erleben ... «, A. Ritschl, Die Entstehung der altkatholischen Kirche. Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Monographie, 2 1857, zitiert nach: W.G. Kümmel, Das Neue Testament. Geschichte der Erforschung seiner Probleme, 1970, 204. 8 Käsemann, Einführung, IX. 9 C. Weizsäcker, Das Apostolische Zeitalter der christlichen Kirche, 3 1902, 146-179. 10 Vgl. u.a. G. Lüdemann/ M. Schröder, Die Religionsgeschichtliche Schule in Göttingen. Eine Dokumentation, 1987. 11 Einen guten Überblick über diese bis heute in Teilen der Forschung fortbestehende Tendenz bieten: Gnosis/ Gnostizismus I, (K. Berger), TRE 13 (1984), 519-535 und Gnosis/ Gnostizismus II, (R. McLachlan Wilson), TRE 13 (1984), 535-550. 12 A. v. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 1: Die Entstehung des kirchlichen Dogmas, 4 1909, 20: »Das Dogma ist in seiner Conception und in seinem Ausbau ein Werk des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums.« Diese berühmte These Harnacks ist eine Weiterbildung der Annahme A. Ritschls, daß der frühe Katholizismus eine Fortbildung vulgären Heidenchristentums gewesen sei. Harnack leugnet radikal die Entstehung der frühkatholischen Theologie als Produkt eines Gegensatzes von »urapostolischen Lehrbegriffen« und stellt sich damit gegen die Thesen Baurs zur Geschichte des frühen Christentums. 13 W. Bauer, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum, (BHTh 10), 2 1964. 14 Nachdruck 1967. 15 Vgl. A.F. Verheule, Wilhelm Bousset, Leben und Werk, 1973. 16 Die wissenschaftlichen Untersuchungen Wilhelm Boussets gehören noch heute zu den Standardwerken neutestamentlicher Theologie. Sein Kommentar zur Johannesapokalypse und die ihn vorbereitende Studie über den Antichristen, die Untersuchungen »Die Religion des Judentums im neutestamentlichen Zeitalter« und »Hauptprobleme der Gnosis«, besonders aber auch sein Hauptwerk »Kyrios Christos«, die Geschichte der ZNT 6 (3. Jg. 2000) Christologie bis Irenäus darstellend, umreißen in etwa sein weites Forschungsinteresse: die Arbeit an der Erforschung der frühchristlichen Eschatologie und die Darstellung des religionsgeschichtlichen Milieus des Urchristentums. 17 Für die Positionen der Verfasser desJud und des Kol habe ich dies versucht nachzuweisen: R. Heiligenthal, Zwischen Henoch und Paulus. Studien zum theologiegeschichtlichen Ort des Judasbriefes (TANZ 6), Tübingen 1991, 95-124. 18 G. Theißen, Studien zur Soziologie des Urchristentums (WUNT 19), Tübingen 1979, 6. 19 M. Dibelius, Die Formgeschichte des Evangeliums, 3 1959. 20 Vgl. F. Overbeck, Über die Anfänge der patristischen Literatur (HZ 1882), 417ff. 21 Vgl. hierzu bes. K. Berger, Formgeschichte des Neuen Testaments, 1988. 22 Zu nennen wären hier u.a. die wegweisenden Untersuchungen von E. Troeltsch und A. Deissmann. 23 Vgl. für den deutschsprachigen Raum u.a. die folgenden Untersuchungen: G. Theißen, Studien zur Soziologie des Urchristentums (WUNT 19), Tübingen 1979; ders., Lokalkolorit und Zeitgeschichte in den Evangelien, (NTOA 8), Fribourg/ Göttingen 1989; ders., Psychologische Aspekte paulinischer Theologie (FRLANT 131 ), Göttingen 1983; K. Berger, Historische Psychologie des Neuen Testaments (SBS 146/ 7), Stuttgart 1991; H.K. Berg, Ein Wort wie Feuer. Wege lebendiger Bibelauslegung, 1991. 24 Vgl. etwa: U.H.J. Körtner, Theologie in dürftiger Zeit. Ein Essay, 1991. 25 Beispielhaft wurde der prosopographische Ansatz jüngst von A. v. Dobbeler, Der Evangelist Philippus in der Geschichte des Urchristentums. Eine prosopographische Skizze, Habil. masch. Heidelberg 1998, durchgeführt. 26 v. Dobbeler, Evangelist, 17. 27 Ein Beispiel hierfür ist die Studie von P. Gaechter, Petrus und seine Zeit, 1958, in der Petrus ganz dem institutionell-juridischen und Paulus dem pneumatologischtheologischen Bereich zugeordnet wird. 28 R. Heiligenthal, Methodische Erwägungen zur Analyse neutestamentlicher Gemeindekonflikte, ZRGG 48 (1996), 97-113. 29 F. Vouga, Geschichte des frühen Christentums, 1994, 2. 30 Vgl. bes. die Arbeiten von Martin Dibelius, Hans Conzelmann und Ernst Haenchen, die für die deutschsprachige Actaforschung der vergangenen Jahrzehnte bestimmend wurden. 31 Dies wird mit Recht kritisiert von Martin Hengel: M. Hengel/ A.M. Schwemer, Paulus zwischen Damaskus und Antiochien. Die unbekannten Jahre des Apostels (WUNT 108), Tübingen 1998, 226. 32 Vgl. hierzu: M. Hengel, Zur urchristlichen Geschichtsschreibung, Stuttgart 2 1984. ZNT 6 (3. Jg. 2000) Roman Hailigenthal Die l{ontrnvmse um das friihe Chri5tEmtum Zur weiteren Lektüre: Steve Mason Flavius Josephus und das Neue Testament Aus dem Amerikanischen von Manuel Vogel UTB 2130 S, 2000, 354 Seiten, DM 36,80/ ÖS 269,-/ SFr 34,- UTB-ISBN 3-8252-2130-X Die Werke des Flavius Josephus stellen die wichtigsten Quellentexte für die Geschichte des frühen Christentums und des antiken Judentums dar. Der kanadische Josephus-Spezialist Steve Mason zeigt jedoch, daß diese Texte in der Forschung vielfach als bloßer Steinbruch für historisches Datenmaterial benutzt werden und das schriftstellerische Eigeninteresse des jüdischen Historikers weithin gar nicht wahrgenommen wird. Vorrangig für Studierende des Neuen Testaments, aber auch für theologisch, judaistisch und althistorisch Interessierte legt Mason deshalb eine für diese Übersetzung überarbeitete Einführung in das Werk des Josephus vor, die nicht nur das nötige Grundwissen vermittelt, sondern auch zu einem eigenständigen, methodologisch reflektierten Umgang mit diesen Quellentexten hinführt, die für das Verständnis besonders des Neuen Testaments von unschätzbarem Wert sind. UTB FURWISSEN SCHAFT Francke 45
