ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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2000
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Dronsch Strecker VogelReaktionen der Leserschaft
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2000
Helga Melzer-Keller
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ZNT 4 (1999) Es ist erfreulich, daß sich die ZNT in ihrer Rubrik Kontroverse (in Heft 4/ 1999) des Themas »Feministische Exegese« angenommen hat. Die Art und Weise, in der dies geschehen ist, gibt jedoch Anlaß zu kritischen Bemerkungen und Anfragen. Es erscheint uns einigermaßen gesucht, daß das Thema »Feministische Exegese« ausgerechnet unter dem Stichwort »Methodenmord« verhandelt wird. Die Herausgeber prädisponieren so die Lektüre bereits einseitig, indem sie die Fragestellung Feministischer Exegese unter einer solchen gewalttätigen Metapher präsentieren. Sie verweisen für dieses Stichwort auf ein kürzlich erschienenes Buch der katholischen feministischen Exegetin Helga Melzer- Keller (Jesus und die Frauen. Eine Verhältnisbestimmung nach den synoptischen Überlieferungen, Freiburg u.a. 1997), die Feststellung jedoch, daß die Verfasserin» Teilen der feministischen Exegese einen ,Methodenmord< vorwirft«, verkennt den Kontext, in dem Melzer- Keller diese Metapher in der Einleitung des genannten Buches verwendet, vollkommen. Die Herausgeber inszenieren damit eine Debatte, die unserer Wahrnehmung nach nicht existiert und mit reißerischen Polans1erungen arbeitet, die unsachgemäß sind. Dr. Sabine Bieberstein, Prof Dr. Bernadette Brooten, Anja Cornils, Dr. Ute E. Eisen, Dr. Christine Gerber, Dr. ]udith Hartenstein, Dr. Claudia Janssen, Stefanie Kämpf, Dr. Renate Kirchhoff, Annette Merz, Dr. Silke Petersen, Susanne Pramann, Dagmar Reumke, Ulrike Sals, Prof 64 Dr. Luise Schottroff, PD Dr. Angela Standhartinger, Dr. Angelika Strotmann, Dr. Elke Tönges, Beate Wehn, Edith Zingg ZNT 4 (1999) Im Kontext der Kontroverse zum Thema »Begeht die feministische Exegese einen >Methodenmord,? « werde ich in Heft 4/ 1999 der ZNT zweimal zitiert: Dem Editorial (S. 1) ist zu entnehmen, ich hätte in meiner Arbeit Jesus und die Frauen. Eine Verhältnisbestimmung nach den synoptischen Überlieferungen (HBS 14), Freiburg i.Br. 1997, »Teilen der feministischen Exegese einen ,Methodenmord«< vorgeworfen. Sodann wird in der Einleitung der Kontroverse (S. 41) die Formulierung des Themas auf mein »Verdikt« zurückgeführt. In beiden Fällen empfinde ich mich als nicht sachgemäß wiedergegeben. Daher möchte ich folgende Stellungnahme abgeben: Auf S. 7 meiner Arbeit Jesus und die Frauen (s.o.) bekenne ich mich methodisch zur historischen Kritik und zur vergleichenden Religions- und Kulturgeschichte. Dabei betone ich, daß ich die Wahl nicht als »Huldigung >männlicher< Hermeneutik« betrachte, auch wenn ich damit rechne, daß »manche Feministin« meine diesbezügliche Entscheidung nicht gutheißen mag. Um meine Wahl zu begründen, erwähne ich in aller Kürze, warum ich mich von der Etablierung »einer neuen, erfahrungsbezogenen Hermeneutik« und einem damit verbundenen »Methodenmord« abgrenze. Mit diesem Schlagwort beziehe ich mich laut Anm. 18 auf Susanne Heine, Frauen der frühen Christenheit, Göttingen 3. Aufl. 1990, S. 12f. Heine wiederum beruft sich mit ihrer Rede vom »Methodenmord« innerhalb feministischer Theologie auf ein Bekenntnis von Mary Daly, Gyn / Ökologie, 1981, S. 45. Das Schlagwort vom »Methodenmord« m feministisch-theologischen Schriften habe daher weder ich erfunden noch erstmals ins Spiel gebracht, ich greife es lediglich im Dienste meiner eigenen hermeneutischen Standortbestimmung auf, ohne dabei explizit bestimmten »Teilen der feministischen Exegese« oder gar der feministischen Exegese insgesamt einen »Methodenmord« vorzuwerfen. Zwar gibt es durchaus feministischtheologische Arbeiten, deren Hermeneutik ich entschieden ablehne (z.B. Christa Mulack, Jesus der Gesalbte der Frauen, Stuttgart 1987). Doch ich bin durchaus der Meinung, daß die Mehrzahl feministisch-exegetisch arbeitender Frauen sich durch eine verantwortbare Hermeneutik auszeichnet, die die »traditionellen« Methoden positiv aufgreift und zugleich erfolgreich unter feministischer Perspektive weiterführt. Dr. Helga Melzer-Keller Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe nicht oder in gekürzter Fassung abzudrucken. ZNT 6 (3. Jg. 2000)
