eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 4/8

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2001
48 Dronsch Strecker Vogel

P. Fiedler/G. Dautzenberg (Hrsg.) - Studien zu einer neutestamentlichen Hermeneutik nach Auschwitz. Stuttgarter Biblische Aufsatzbände 27, Stuttgart 1999

121
2001
Gabriele Faßbeck
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Buchreport ZNT 8 (4. Jg. 2001) 59 P. Fiedler / G. Dautzenberg (Hrsg.) Studien zu einer neutestamentlichen Hermeneutik nach Auschwitz Stuttgarter Biblische Aufsatzbände 27, Stuttgart 1999. In einer Zeit, in der sich der Herrenrassenglaube wieder mordend und brandschatzend in das Bewußtsein der Zeitgenossen schiebt, feierte der Zentralrat der Juden in Deutschland sein 50jähriges Bestehen. Die Ausgabe der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung vom 19.7.2000 widmete diesem Anlaß ein großes Dossier. Darin wurde viel über das deutsch-jüdische Verhältnis der vergangenen 50 Jahre »nach Auschwitz« nachgedacht. Aus jüdischer Perspektive stellte man zwar Fortschritte auf dem Weg zu einer Annäherung fest, doch kaum auf der ganzen Linie. Rückschläge gibt es allerorten in, wie Henryk M. Broder titelte, »Deutschland einig Walserland« - diesen Titel immerhin noch mit einem Fragezeichen versehend. Doch schloß der Autor seine kritische Auswertung deutscher Erinnerungsbereitschaft und also des Verhältnisses zwischen Deutschen und Juden mit der wenig hoffnungsvollen Feststellung: »Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen«. Immer noch wird mangelnde Bereitschaft der Deutschen zur konsequenten Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit konstatiert. Doch auch das, was wie ein Fortschritt in der Annäherung wirken mag, stößt oft nicht auf Gegenliebe von der anderen Seite. So trug die Journalistin Sylke Tempel in ihrem Dossierbeitrag allerlei Stilblüten neuer plüschäugiger Judentumsbegeisterung zusammen. Ob es die Allgegenwärtigkeit der Klezmerhörigkeit unter den Gojim ist oder die Tatsache, daß zwischen »Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, Chemnitz und Wanne-Eickel … deutsche Hausfrauen ihre Rezepte für Semmelknödel oder Matjesfilet weg[packen], um sich in koscheren Kochkursen ihrer örtlichen Volkshochschule der Herstellung von Gefillte Fisch und Mazzeknödel zu widmen.« Solches konnte die Autorin nur als Kompensationsverhalten werten, das auf seine Art deutlich macht, ein wie weiter Weg uns vom »Normalzustand« trennt. Dialog in ökumenischer Perspektive Seit jeher stehen Christen in einem besonderen Dialogverhältnis mit Juden über die Fragen des jeweiligen Glaubens. Spätestens »seit Auschwitz« stehen Christen in Deutschland in ganz besonderer Verantwortung, einerseits die an Antijudaismus reiche Geschichte der Kirche kritisch zu sichten, andererseits neue Gesprächsansätze theologisch zu bedenken. Ein Buch in dieser Linie will der nun von den Herausgebern Peter Fiedler und Gerhard Dautzenberg vorgelegte Aufsatzband »Studien zu einer neutestamentlichen Hermeneutik nach Auschwitz« sein. Dieser Band ist vorzugsweise für Leser gedacht, die selbst in der kirchlichen Verkündigung stehen und Auskunft über die neutestamentlichen Schriften und ihr Verhältnis zum Judentum ihrer Zeit zu geben haben und dabei auch deren judentumskritische Aussagen erklären müssen. Am Anfang der Lektüre steht die Überraschung. Der Band bietet, seinem Titel zum Trotz, nicht Reflexionen deutscher Exegeten. Stattdessen haben sich die Herausgeber zur Veröffentlichung ursprünglich englischsprachiger Beiträge in deutscher Übersetzung entschlossen. Allen diesen ist freilich gemeinsam, daß sie die für Deutsche und also auch für deutsche Theologen relevante Perspektive des »nach Auschwitz« so nicht teilen. Von der Schwierigkeit, vergleichbar unvoreingenommene Beiträge von deutschen Exegeten einzuwerben, berichten die Herausgeber in ihrem Vorwort. Den von offizieller kirchlicher Seite (hier wären neben die im Vorwort erwähnte Erklärung der deutschen Bischöfe auch etwa die Studien des Rates der EKD zu stellen) bereits deklarierten Paradigmenwechsel im »Verzicht auf eine judenfeindliche Auslegung Jesu und der urkirchlichen Verkündigung« (VIII) sehen die Herausgeber weder von deutscher exegetischer Seite noch in den praktischen Unterrichts- und Verkündigungshilfen für Schulen und Gemeinden eingelöst. Daher greifen Fiedler und Dautzenberg auf die Arbeiten der eng- 60 ZNT 8 (4. Jg. 2001) Buchreport lischsprachigen Forschung zurück, um zu demonstrieren, wie die »kirchliche Neuorientierung im Verhältnis zum Judentum als hermeneutisches Prinzip wirksam werden« kann (IX). Fiedler und Dautzenberg wollen mit ihrem Band zugleich den »ökumenischen Horizont« der Aufgabe eröffnen. Das ist erfreulich, entbindet aber letztlich nicht von der dringenden Frage, wie ein Band zur »neutestamentlichen Hermeneutik nach Auschwitz« von deutscher Seite auszusehen hätte. Die Bemühungen darum sind allerdings auch in der deutschen Exegese längst angelaufen, wie allein die von Fiedler/ Dautzenberg selbst genannten Veröffentlichungen R. Kamplings und H. Frankemölles 1 für die katholische Seite zeigen. Dem sind evangelischerseits grundlegend z.B. die Arbeiten von P. von der Osten-Sacken und R. Rendtorff an die Seite zu stellen. Der exegetische Beitrag zum Dialog Die Herausgeber haben die Beiträge gewichtiger Autoren (A.J. Saldarini, B.D. Chilton, P.A. Cunningham, U.C. van der Wahlde, J.D.G. Dunn, F.C. Holmgren, P. Borgen, M.C. Boys) entlang den kanonischen Grenzen des Neuen Testaments geordnet. Dabei haben sie sich dankenswerter Weise nicht mit einer einfachen Übersetzung der Artikel begnügt, sondern sich auch der Mühe unterzogen, die Anmerkungen so zu bearbeiten, daß sich nun neben Hinweisen auf die englische Diskussion auch solche auf vergleichbare deutschsprachige Literatur finden. Die Aufsätze berücksichtigen die »Welt Jesu«, die synoptischen Evangelien, das Johannesevangelium, das paulinische Korpus und die Johannesoffenbarung und lassen die je besonderen schriftstellerischen Profile und kontextgebundenen Haltungen der antiken Autoren deutlich werden. Die Beiträge von Holmgren und Boys zeigen Perspektiven für die praktisch-theologische Diskussion auf. Im Vordergrund aller Beiträge steht das Bemühen, Texte des Neuen Testaments, die in der Kirchengeschichte gerne antijudaistisch interpretiert wurden, auf ihrem historischen Hintergrund als Zeugnisse der Auseinandersetzung zwischen verschiedenen jüdischen Gruppierungen verständlich zu machen: zwischen solchen, die Jesus als ihren Messias anerkannten und solchen, die eben das nicht taten. Wird die historische Perspektive ernst genommen, ist schließlich nicht erklärungsbedürftig, wie es angesichts des Christenums noch Juden geben kann, sondern vielmehr umgekehrt, wie es überhaupt zu einem vom Judentum getrennten Christentum kommen konnte. Alle in diesem Buch versammelten Beiträge wollen mehr sein, als liebenswerte Produkte des exegetischen Schreibstübchens. Alle haben den Anspruch, die exegetischen Einsichten unmittelbar für den Dialog zwischen Christentum und Judentum fruchtbar zu machen. Man kann den Ertrag dieses Bandes und zugleich den besonderen Beitrag exegetischer Arbeiten zu diesem Dialog unter den beiden Stichwörtern »Differenzierung« und »Kontextualisierung« gut zusammenfassen. 1. Differenzierung Die Exegetenzunft kann darum in besonderer Weise die Bemühungen um den christlich-jüdischen Dialog informiert halten, weil sie von historischer Seite das Bewußtsein für die Diversität des Frühjudentums zu schärfen in der Lage ist, aus der heraus sich das Christentum entwickelte. Dadurch ist auch für eine heutige differenzierte Verhältnisbestimmung viel gewonnen. Denn damals wie heute gilt: »Das Judentum hat viele Gesichter« 2 , nicht anders als auch das Christentum. Jeder Dialog vertritt nur ausschnitthaft die Religionen und tut gut daran, sich dieser Tatsache bewußt zu bleiben. In den vergangenen Jahrzehnten ist von der historischen, judaistischen und neutestamentlichen Forschung klarer das Profil des Judentums in hellenistisch-römischer Zeit herausgearbeitet und seine Eigenständigkeit insbesondere gegenüber dem späteren rabbinischen Judentum deutlich geworden. In dem Maße, in dem das Judentum differenzierter beschrieben werden konnte, war es auch möglich, die Entstehungsgeschichte frühchristlicher Schriften und die Entwicklung christlicher Gruppierungen genauer in dieses Bild einzuzeichnen. Die verschiedenen Profile neutestamentlicher Autoren konnten dadurch wesentlich besser erfaßt werden. Diesen Erkenntnisgewinn bieten die von Fiedler und Dautzenberg zusammengetragenen Aufsätze in guten Überblicken dar. Die Autoren zeigen je für die von ihnen behandelten Schriften auf, wie sich die Abgrenzung von der jüdischen Umwelt vollzog, und welche Rolle die antijüdische Polemik dabei für die eigene Identitätsfindung der frühchristlichen Gruppen übernahm. Der zunehmende heidenchristliche Einfluß auf diesen Trennungsprozeß wird von Fall zu Fall deutlich. Schwierig erscheint allerdings die in den Beiträgen von Chilton zu Jesus und von Cunningham zu den synoptischen Evangelien vertretene These, daß bereits in der Generation der Evangelisten der entscheidende Trennungsstrich gezogen war und zu dieser Zeit die ursprünglich innerjüdische Polemik bereits ihre volle antijüdische Kraft entfaltete hätte. Dagegen sind allerdings die von J.D.G. Dunn im selben Band zum paulinischen Schrifttum ausgeführten Sachverhalte zu bedenken. Mit Recht weist er auf die große Nähe hin, die Christen bis in die Spätantike hinein zum Judentum aufwiesen, und die besonders für den kleinasiatischen Raum durch die Quellenlage gut bezeugt ist, in- ZNT 8 (4. Jg. 2001) 61 Buchreport sofern die beständigen Aufrufe kirchlicher Autoritäten an ihre Gläubigen, sich von jüdischen Gebräuchen fern zu halten, einen Anhalt in den realen Verhältnissen gehabt haben müssen. In dieser Perspektive scheint der Trennungsprozeß zwischen beiden Religionen wesentlich längere Zeit in Anspruch genommen zu haben, und erscheinen die durch die religiösen Autoritäten beider Seiten vorgenommenen polemischen Abgrenzungserklärungen in einem anderen Licht. Besonders der Blick auf die jüdische Diaspora, der sich natürlich in der Paulusexegese besonders nahe legt, läßt auch den Aspekt geographisch wohl unterschiedlich verlaufener Differenzierungsprozesse hervortreten. Daher sollte man auch das von Cunningham für das Lukasevangelium ins Spiel gebrachte Datum 70 n. Chr. zwar beachten, aber doch nicht überbewerten. Wenn, wie Cunningham herausarbeitet, Lukas angesichts des Ausgangs des jüdischen Krieges die Unschuld und Nichtbeteiligung der Christen durch eine besonders römerfreundliche Darstellung nahezulegen versucht, so muß das noch nicht entfremdende Wirkung zwischen Juden und Christen entfaltet haben. Flavius Josephus hat in seinem Geschichtswerk schließlich gar nichts anderes getan und konnte dabei doch ganz jüdisch bleiben. 2. Kontextualisierung Mit Flavius Josephus ist bereits der zweite Aspekt der »Kontextualisierung« angesprochen. Die frühchristlichen Schriften stehen nicht einfach »zwischen« Altem Testament und rabbinischem Schrifttum, sondern sie stehen vor allem in einem Kontext zeitgleicher jüdischer Schriften, mit denen gemeinsam sie das frühere und bald kanonisierte hebräische Schrifttum beerben. Auch teilen sie mit ihnen theologische und literarische Eigenheiten, die die spätere rabbinische Literatur nicht aufweist. Diese Tatsache ist im Bewußtsein der neutestamentlichen Forschung ebenfalls erst in den letzten Jahrzehnten zum Tragen gekommen, hat sich jedoch noch kaum ihren Weg in die kirchliche Verkündigung gebahnt. Auch in den Beiträgen bei Fiedler / Dautzenberg fin den sich hierzu nur kurze Hinweise, die deutlich machen, daß sich die Autoren der Beiträge dieses Sachverhalts selbstverständlich bewußt sind. Doch ist mehr Aufklärung für den geneigten Leser notwendig. Insbesondere die Dar legungen von U.C. von Wahlde zum Johannesevangelium in seinem jüdischen Kontext hätten gewinnen können, wären hier die hellenistisch-jüdischen Hintergründe der exklusiven johanneischen Christologie ausführlicher dargestellt worden. Selbstverständlich können Überblicksartikel nicht allen Aspekten gerecht werden. Doch liegt in der Vermittlung des frühjüdischen literarischen Umfelds des NT eine zentrale Aufgabe für Neutestamentler im christlichjüdischen Dialog. Sehr klug hat wiederum Dunn in seinen Überlegungen zu Paulus die Sammelbegriffe »Christentum« und »Judentum« in ihrem hermeneutischen Wert sowohl für die Erfassung der historischen Phänomene der ersten Jahrhunderte als auch für den heutigen Dialog in Frage gestellt. Dagegen weist er darauf hin, daß sich die eigentliche Auseinandersetzung der antiken Autoren um die Selbstbezeichnung »Israel« drehte, die je nach dem für die eigene Gruppe reklamiert und den anderen abgesprochen wurde. In diesem Begriff, so Dunn, kristallisiere sich ungleich genauer die damalige konfliktgeladene Wirklichkeit, in der verwandte Gruppierungen um ein gemeinsames Erbe stritten. Dunn folgert: »Genau in seinem Anspruch, an Israels Erbe teilzuhaben, Israel zu sein, tut dieses früheste Christentum am deutlichsten seinen jüdischen Charakter und seine Anfänge im Judentum des Zweiten Tempels kund. Und wenn ›Israel‹ wirklich auch für das rabbinische Judentum ein Potential für Inklusivität hat, das in dem Ausdruck ›Judentum‹ fehlt, dann lohnt e s sich sicherlich mehr, die Implikationen für den jüdisch-christlichen Dialog zu erforschen, als die Diskussion auf die unumgehbar eher auf Konfrontation hinauslaufenden Ausdrücke ›Judentum‹ und ›Christentum‹ zu beschränken.« [138] Es is t der durch das Qualitätsbegriff »Israel« bezeichnete Kontext, den wiederum die neutestamentliche Exegese sinnvoll zum heutigen Gespräch beizutragen hat. Zur Situation in Deutschland Welches nun ist der moderne, deutsche Gesprächskontext? Diese Frage stellt sich angesichts der von Fiedler / Dautzenberg zusammengetragenen englischsprachigen Beiträge umso nachhaltiger. Wie hätte ein diesem Buch entsprechendes deutsches Pendant auszusehen? Ein deutscher Beitrag wird sich kaum darauf beschränken können, die gleichen Fragen nur intensiver zu stellen 3 . Welche Aspekte haben Exegeten hier prononciert aufzugreifen, wenn sie die Debatte im deutschen Kontext erfolgreich begleiten und informieren wollen? Welches sind Themen einer Perspektive im engen Sinne »nach Auschwitz«? Dazu an dieser Stelle nur zwei Hinweise, die wiederum mit den genannten Aspekten der Differenzierung und der Kontextualisierung zusammenhängen. Stichwort Differenzierung: Die Situation für den Dialog in Deutschland hat sich seit etwa zehn Jahren erheblich verändert. Die jüdischen Gemeinden haben nicht nur stark an Mitgliedern gewonnen, sondern auch an Diversität. Neue kulturelle Impulse, Traditionen und Lebenseinstellungen, die sich der Herkunft neuer Gemeindeglieder aus anderen Ländern verdanken, stehen neben 62 ZNT 8 (4. Jg. 2001) Buchreport dem Wiederaufleben sehr spezifisch deutscher liberal-jüdischer Tradition. War die Antwort auf die Frage, mit wem genau auf jüdischer Seite wir eigentlich unseren Dialog führen, schon länger ein wenig diffus, so ist der Blick jetzt zusätzlich zu schärfen. Aber natürlich ist genau dies der erste Schritt auf dem Weg zu einem gelingenden Gespräch: die Wahrnehmung der Gesprächspartner in all ihrer Unterschiedlichkeit, und umgekehrt die Beachtung der eigenen differenzierten Interessenlage. Gerade die Neubelebung der liberalen Traditionen des deutschen Judentums des 19. Jh.s birgt die Möglichkeit in sich, daß Christen und Juden gemeinsame moderne Wurzeln (nicht zuletzt in bibelwissenschaftlicher Hinsicht) neu sichten und weiterentwickeln. Schließlich wäre es auch hierzulande wünschenswert, daß es zu dem »intensiven Austausch mit jüdischen Bibelwissenschaftlern« kommt, den Fiedler / Dautzenberg in ihrem Vorwort (IX) an Amerika rühmen. Im Hinblick auf solche gemeinsamen Wurzeln wäre die heutige Situation der der Antike gar im weitesten Sinne vergleichbar. Insofern sind auch deutsche Exegeten ganz im Sinne der von Fiedler / Dautzenberg berücksichtigten Beiträge in der Pflicht, Beiträge zur modernen Identitätssuche zu leisten, indem sie präzise Gemeinsamkeit und Unterschiedenheit in den Anfängen der Religionen klären. Stichwort Kontextualisierung: Ein für den deutschen Zusammenhang virulenter Begriff, den Dunn mit seinen Verweisen auf »Israel« als identitätsstiftender Größe angesprochen hat, ist der des Volkes. Die Rede vom »Volk Israel« (als Übersetzung des hebräischen « am Jisrael) hat nicht nur einen theologischen Gehalt, den es im Verhältnis zum Christentum zu eruieren gilt. Im deutschen Kontext kann man den durch die nachhaltige »völkische« und rassistische Mißinterpretation bedingten Klang dieses Terminus wohl kaum ignorieren. Zumal er für theologisch ungeschulte Hörer eine scheinbar natürliche Parallele in der Rede vom »deutschen Volk« haben dürfte, und da sicher die Äquivalenz »Volk Israel« / »Gottesvolk« nicht im Vordergrund steht. Daher scheint es besonders für deutsche neutestamentliche Exegese, die dem Dialog dienen will, geraten, Dunns Überlegungen sehr ernst zu nehmen und auf die hiesigen Bedingungen hin zu entwickeln. Solcherart Klärungen auf historisch-theologischer Basis sind für den Dialog in Deutschland wichtig. Dem von Fiedler und Dautzenberg herausgegebenen Band sind viele ebenso informierte Nachfolger zu wünschen, die - um auf die eingangs zitierten Artikel aus der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung zurückzukommen - dazu beitragen, daß die im interkulturellen Bemühen hergestellten Mazzeknödel auch schmecken. Gabriele Faßbeck Anmerkungen 1 R. Kampling (Hg., »Nun steht aber diese Sache im Evangelium …«. Zur Frage nach den Anfängen des christlichen Antijudaismus, Paderborn u.a. 1999; H. Frankemölle, Jüdische Wurzeln christlicher Theologie, Bodenheim 1998. 2 Vgl. G.S. Rosenthal/ W. Homolka, Das Judentum hat viele Gesichter, Darmstadt 1999. 3 Der von Kampling herausgegebene Band füllt diese Lücke insofern nicht, als er sich zum einen an das exegetische Fachpublikum wendet, zum anderen der deutschen Perspektive nur insoweit gerecht wird, als ausschließlich deutsche Autoren zu Wort kommen. Doch wird der deutsche Gesprächskontext kaum ausdrücklich zum Ausgangspunkt der Betrachtungen gemacht, sondern der christliche Antijudaismus insgesamt. Analyse und Erarbeitung von Predigten: Theorie, Methoden, Praxis Wilfried Engemann Einführung in die Homiletik Theologische Grundlagen - Methodische Ansätze - Analytische Zugänge UTB 2128, 2001, XVI, 502 Seiten, DM 39,80/ 19,90/ SFr 37,- UTB-ISBN 3-8252-2128-8 Das Profil der vorliegenden Einführung in die Homiletik umfaßt alle Themen der Predigtlehre. Eine Besonderheit stellt die einleitende Dokumentation der Probleme der Predigt auf der Basis der Auswertung von Predigten dar. Das Buch enthält außerdem einen eigenen, der Theologie der Predigt gewidmeten Teil, in dem die Aufgabe, das Ziel und die Dimensionen der Predigt erörtert werden. Im Hauptteil des Werkes werden verschiedene Ansätze der Homiletik vorgestellt, und im Hinblick auf ihre Konsequenzen bedacht. Ein Kapitel über die Predigtanalyse stellt in gut verständlicher Weise die wichtigsten Verfahren vor und entwikkelt Fragestellungen, nach denen die Leser auch ihre eigenen Predigten kritisch untersuchen können. Im letzten Teil des Buches wird ein Modell zur Erarbeitung einer Predigt vorgestellt. Ein umfangreiches Register und eine thematisch gegliederte Bibliographie schließen das Buch ab. A. Francke