eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 5/10

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2002
510 Dronsch Strecker Vogel

War das frühe Christentum eine Religion?

121
2002
Kurt Erlemann
znt5100053
ZNT 10 (5. Jg. 2002) 53 Kontroverse War das frühe Christentum eine Religion? Eine Einführung zur Kontroverse Ulrich Berner vs. Wolfgang Stegemann War das frühe Christentum eine Religion? Die Frage klingt banal, im besten Falle etwas für akademischen Theologen. Aber ganz so banal und ohne Bedeutung für unsere Sicht auf das frühe Christentum - und vergleichsweise auch das Judentum und andere »Religionen« - ist die Frage nicht. Das zeigen in der folgenden Kontroverse der Religionswissenschaftler Ulrich Berner (Bayreuth) und der Neutestamentler Wolfgang Stegemann (Neuendettelsau). Der Ansatzpunkt ist die Überlegung, dass unser Begriff von »Religion« aus einem neuzeitlichen, christlich geprägten Diskurs des europäischen Abendlandes stammt. Und es ist, wie bei anderen Begriffen dieser Art auch (vgl. die Begriffe »Kultur« oder »Person«), nicht davon auszugehen, dass die frühen Christinnen und Christen dasselbe unter »religio« bzw. »eusebeia« verstanden haben wie wir Menschen des beginnenden 21. Jahrhunderts. Da es eine Kernaufgabe wissenschaftlich arbeitender Theologie und Religionswissenschaft ist, eine präzise Sprache zu entwickeln und gegebenenfalls Unterschiede zwischen heutigem und antikem Denken offen zu legen, hat die Klärung solcher Schlüsselbegriffe eine hohe Priorität. Zumal sie in aller Regel unreflektiert in die Diskussion eingebracht werden. War also das frühe Christentum eine »Religion« in unserm Sinne? Möglicherweise mit einem festen Begriff von Glauben verbunden, einem dogmatischen Lehrgerüst und der Vorstellung eines klar abgrenzbaren, privaten Bereiches religiösen Glaubensleben? Gab es so etwas wie die »römische Religion«? Oder was meinten die Menschen, wenn sie von »religio« und »eusebeia« sprachen? Die Antwort auf diese Fragen ist wesentlich mitbestimmt durch die methodische Herangehensweise. Und so ist es interessant, zu welchen Ergebnissen ein religionswissenschaftlicher, ein sozialgeschichtlicher bzw. ein kulturanthropologischer Ansatz führen. Die Kontroverse, soviel sei zur Entstehung gesagt, hatte ihren ursprünglichen Ort in der Vorbereitung eines dreibändigen Studienbuches, das 2003 / 2004 im Neukirchener Verlag unter dem Titel »Neues Testament und Antike Kultur« (NTAK) erscheinen wird. Das Studienbuch soll nicht nur eine Hilfe sein, den kulturellen Hintergrund neutestamentlicher Aussagen zu erfassen, sondern soll auch das Neue Testament als Teil einer antiken »Kultur« neu verstehen lehren. Die auf einer kürzlich stattgefundenen Vorbereitungstagung gehaltenen Referate werden Ihnen in leicht verkürzter und überarbeiteter Form präsentiert. Kurt Erlemann Ulrich Willers (Hrsg.) Beten: Sprache des Glaubens - Seele des Gottesdienstes Fundamentaltheologische und liturgiewissenschaftliche Aspekte Pietas Liturgica 15, 2000, X, 508 Seiten, 7 Farbabb., geb. 60,-/ SFr 108,- ISBN 3-7720-3031-9 “Der vorliegende Sammelband ist eine reiche Fundgrube für den Gläubigen, der sich Gedanken über das Beten macht, er wird dankbar sein für die vielen Anregungen für eine zeitgemäße Gebetspraxis.” Anzeiger für die Seelsorge “Das Buch ist eine großartige und in dieser Art vielleicht erste Sammlung von Fachbeiträgen zum Thema ‚Beten‘.” Pastoraltheologie Beten ist einer der grundlegendsten menschlichen Akte überhaupt. Der Band stellt interdisziplinär angelegte, Wissenschaft wie Praxis befruchtende Reflexionen auf dieses Phänomen und Ereignis vor, das aus dem menschlichen Leben nur um den Preis des Verlustes eben dieses Lebens wegzudenken wäre. Er zeichnet sich durch eine Mischung von Wissenschaft und Praxis, diskursivem Anspruch und konkreter Erfahrung, von Systematik und Praktik aus; philosophisch-theologisch verantwortete Aufarbeitung der Gebetsproblematik und praxisgesättigte Darstellung neuer und alter Gestalten des Betens sind in Anlage und Aufbau des Bandes aufeinander bezogen. A. Francke Verlag Tübingen und Basel 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 53