eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 5/10

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2002
510 Dronsch Strecker Vogel

The »Matrix« und Röm 6 - Christliche Taufvorstellung in popkulturellem Science-Fiction-Ambiente

121
2002
Uwe Böhm
Gerd Buschmann
znt5100069
ZNT 10 (5. Jg. 2002) 69 Paulinische Kreuzes-Theologie als Crux der Religionspädagogik Paulinische Theologie ist, - gemessen an ihrer christentumsgeschichtlichen Bedeutung - , in der Religionspädagogik de facto »beträchtlich unterrepräsentiert«, 1 - das gilt, selbst wenn Paulus in Lehrplänen und Schulbüchern einen unbestreitbaren Platz einnimmt. 2 Wenn das Thema »Paulus« überhaupt begegnet, dann häufig auf biographische Aspekte verkürzt; 3 stellvertretend für viele andere Materialien sei hier auf »Stationen 9: Paulus - Apostel der Völker« 4 verwiesen mit den entsprechenden Kapiteln: »Wer war Paulus? «, »Vom Verfolger zum Christusnachfolger«, »Stationen und Stützpunkte« und »Gefangener Jesu Christi«. So erscheint »Paulus im Religionsunterricht vernachlässigt«, 5 seine Theologie ist eine Crux der Religionspädagogik, sie kommt kaum vor, nirgends - durch alle Schulstufen hin - werden die Paulusbriefe zum Thema erhoben. 6 Das hat sich auch nach der Überwindung eines oft problematischen problemorientierten Religionsunterrichts nicht sonderlich verändert, wo Bibeltexte oft verdrängt oder ahistorisch und unvermittelt zur Lösung gegenwärtiger Probleme herangezogen wurden (wozu paulinische Briefe ja ursprünglich in der Tat dienten). Im Zentrum der Religionspädagogik stehen nach wie vor Person und Botschaft Jesu und damit die Dominanz der Evangelien. Ob Paulus nun für die Religionspädagogik zu sehr im Kontrast zu Jesus steht, zu »veraltet« ist, zu »dogmatisch« oder »ganz einfach zu schwierig«, 7 - es kommt jedenfalls darauf an, neue Zugänge zu finden und zu wagen, wenn das paulinische Kreuz nicht weiter Crux der Religionspädagogik bleiben soll! Die Symboldidaktik in ihrer neugefassten, semiotisch, massenmedial und popkulturell erweiterten Form 8 könnte dazu einen hilfreichen Beitrag leisten, wie er hier gewagt werden soll. Religion - Kino - Mythos Das Medium Film darf als die Kunstform des 20. Jahrhunderts gelten. Zugleich wird Medienkompetenz im 21. Jahrhundert wahrscheinlich das Problem Alphabetismus ablösen (Peter Weibel). In einer zunehmend medial bestimmten Lebenswirklichkeit verlagert sich auch die religiöse Dimension in Kino, Clips, 9 Fernsehen, 10 Comics 11 und Cyberwelt. Theologisch und religionspädagogisch wurden besonders in den vergangenen 10 Jahren religiöse Elemente in Kino und populärem Film vielfältig entdeckt. 12 Kino als Ersatzkirche läßt Erlösung durch den dreiteiligen »Standardmythos« 13 miterleben: Verlust - Kampf - Erlösung. Die Grundstruktur der meisten Kino-Erzählungen bildet ein dreiaktiges Drama, an dessen Anfang Verlust, Entzweiung, Schuld oder Abschied steht, gefolgt von einer Phase der Bewältigung, der Konflikte und Prüfungen, in deren Zentrum zumeist ein stellvertretendes Opfer steht, das endlich die Erlösung, die Versöhnung oder Wiedergewinnung der Unschuld mit sich bringt. 14 »Religiös gesprochen ist es der Dreischritt von Schuld, Sühne und Erlösung, den wir als Betrachtende miterleben und in den wir durch das Betrachten des Films mit hineingezogen und miterlöst werden.« 15 Hermeneutik und Vermittlung Uwe Böhm / Gerd Buschmann The »Matrix« und Röm 6 - Christliche Taufvorstellung in popkulturellem Science-Fiction-Ambiente* »Ob Paulus nun für die Religionspädagogik zu sehr im Kontrast zu Jesus steht, zu ›veraltet‹ ist, zu ›dogmatisch‹ oder ›ganz einfach zu schwierig‹, - es kommt jedenfalls darauf an, neue Zugänge zu finden und zu wagen, wenn das paulinische Kreuz nicht weiter Crux der Religionspädagogik bleiben soll! « 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 69 70 ZNT 10 (5. Jg. 2002) Hermeneutik und Vermittlung Warum funktionieren ausgerechnet mythische Textformen (der Antike) in postmodernen 16 Zeiten? »Eine Welt, die keine allgemeinen Fixpunkte und keine transzendental legitimierten Gewissheiten hat, weil die Individuen ihren Alltag und ihre Lebenslauf selber gestalten müssen, braucht in besonderem Maße kommunikative Formen, die zu intersubjektiver Gewissheit verhelfen. Diese Gewissheit kann nur in der Spannung von fassbarem Alltag und eigenem Lebenslauf ... sowie tradierten Denkgewohnheiten ... entstehen.« 17 D.h. insbesondere postmoderne Individualisierung und Fragmentierung machen neue Formen eines gemeinsamen symbolischen Bezugsrahmens notwendig. Der Sciencefiction-Film »Matrix« Nach »Nirvana« (Gabriele Salvatore, Italien / Frankreich / England 1997) und der »Truman Show« (Peter Weir, USA 1998) greift auch der Oskar-prämierte Film »Matrix« (Larry und Andy Wachowski, USA 1999) 18 die Erfahrungsdifferenz von Wirklichkeit und Fiktion auf. 19 »Hattest Du schon einmal einen Traum, Neo, von dem Du glaubtest, er sei real? Und was wäre, wenn Du aus diesem Traum nicht mehr aufwachst? Woher wüsstest Du, was Traum ist und was Realität? « Der ausgewählte Film ist synkretistisch angefüllt mit Symbolen und Anspielungen der Religions- und Theologiegeschichte. 20 »In dem Herausarbeiten von Anspielungen und Zitaten nicht nur aus dem jüdisch-christlichen Symbolbereich (vgl. Anlage 1) besteht die Chance, dass die Schüler quasi durch einen Verfremdungseffekt zu einem vertieften Verständnis der jeweiligen religiösen Inhalte gelangen können.« 21 Da das Sujet die Computerwelt ist, entspricht der Film der Weltanschauung und der Alltagswelt sowie den Interessenlagen Jugendlicher. Er kann in beinahe jeder Kreisbildstelle kostenlos ausgeliehen werden und ist in Videotheken auch auf DVD erhältlich. Der Inhalt des Films: »Die Erde ist zerstört, und der Rohstoff Mensch liegt embryonal eingebettet in künstlichen Fruchtblasen, durch Computerstöpsel wird ihnen eine Welt vorgegaukelt, die Ergebnis des Computerprogrammes Matrix ist. Die erlebte Wirklichkeit findet also ausschließlich in den Köpfen statt, in einer verinnerlichten platonischen Höhle.« 22 In diesem Kontext entwickelt sich die Initiationsgeschichte des Programmierers Thomas Anderson ( = Neo) zum Erlöser: »Der Computerexperte Neo erfährt durch Morpheus, einem Rebellenanführer, dass die Welt nur eine Illusion in den computermanipulierten Gehirnen der Menschen ist, die ›Matrix‹ genannt wird. In Wirklichkeit werden die Menschen von Maschinen mit künstlicher Intelligenz als Batterien gehalten. Morpheus, Trinity und die Crew des Rebellenschiffes Nebukadnezar befreien Neo aus der Matrix, weil sie ihn für den Auserwählten halten, der die Welt retten soll. Neo nimmt den Kampf gegen die Wächter der Matrix, die sogenannten Agenten, auf und erweist sich letztendlich als der Erlöser, auf den alle gewartet haben.« 23 »Matrix« als »Sciencefictionfilm über Wirklichkeitsverständnis, Glauben und einen Erlöser« ist »eine Zukunftsvision als Brennspiegel von Gegenwartsfragen«, 24 ist Spiegelung philosophischer Trends der Gegenwart (Gnosis, 25 s.u. / Konstruktivismus 26 ) und Ausdruck von »Religion im Alltag«. 27 Hier warten aktuelle Ängste angesichts zunehmender Vermischung realer und virtueller Welten auf mediale Erlösung: »Im Zeichen des neuen Jahrtausends hat sich im Kino die Sorge ausgebreitet, angesichts einer von rasanten technischen Fortschritten geprägten Welt zunehmend die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung und damit ihre Verlässlichkeit als Orientierungspunkt zu verlieren.«. 28 »Zukunftsszenarien im Kino dienen ... dazu, gesellschaftliche Entwicklungen durch überspitzte Projektion kritisch zu hinterfragen und können in dieser Funktion die Rezeption und Diskussion dieser Entwicklungen stark beeinflussen.« 29 In »Matrix« wird der Zuschauerschaft in Anknüpfung an Platos Höhlengleichnis 30 suggeriert, »dass die Menschen eigentlich in einer virtuellen Welt leben, die von intelligenten Maschinen beherrscht wird. Der auserwählte messianische Held ist Neo (Anagramm von »one«), der mit einer Gruppe von Hackern nach atemberaubenden Kämpfen, der Befreiung aus fast aussichtslosen Situationen, dem Verrat von Cypher (»Null«) das Ende der Matrix einläutet«, 31 die als computergenerierte Scheinwelt nicht länger die Menschheit versklaven soll. Neben der Mitspielerin Trinity (Betonung der Weiblichkeit in der Trinität) ist Morpheus (altgriechischer Gott 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 70 ZNT 10 (5. Jg. 2002) 71 Uwe Böhm / Gerd Buschmann The »Matrix« und Röm 6 der Träume, Sohn des Hypnos) 32 als dem Kopf der wirklich befreiten Menschen in der geheimen Stadt Zion (! ) bedeutsam. Er »wird im Film als eine Figur gestaltet, die Züge Johannes des Täufers, aber auch eines Gott-Vaters trägt: Er erkennt in Neo den prophezeiten Auserwählten und bereitet ihn auf seine zukünftige Erlösungstat vor«. 33 Damit Neo, der Eine, der Neue, der Erlöser und Befreier aus der virtuellen Welt, in die Matrix eindringen kann, muss er verwandelt werden. Hierzu leitet Morpheus den Neuen in tibetanisch-kämpfender Manier an. Filmszene und biblischer Befund - Die paulinische Vorstellung von der Taufe, antike Mysterienkulte und die Wiedergeburtsszene in »Matrix« Die Filmszene: Neos Einweihung / »Taufe« Die hier näher zu behandelnden Filmszenen 6 (Minute 24-28) und 7 (Minute 28-33) können als Tauf-, Wiedergeburts-, Initiations- und Einweihungs- oder Erkenntnis (Gnosis-) 34 und Entscheidungs-Szene überschrieben werden. Dabei fällt auf: »In Matrix spielt sich die ›Initiation‹ der Hauptfigur in die Geheimnisse der Matrix in einem Raum ab, der bis auf einen Fernseher leer ist: Selbst die Erkenntnis der Wahrheit wird medial vermittelt, der Fernseher ist weit mehr als das ›Schaufenster zur Welt‹: Seine Bilder bestimmen die Rezeption von Wirklichkeit.« 35 Der Inhalt: »In einem alten Haus trifft Neo auf Morpheus, der ihm erklärt, die Matrix sei eine illusorische, die Menschen gefangen haltende Welt. Er stellt Neo vor die Wahl, die Matrix und ihre Hintergründe kennen zu lernen oder unwissend zu bleiben. ›Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus. Du wachst in deinem Bett auf und glaubst, woran du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus. - Bedenke, alles was ich dir anbiete ist die Wahrheit, mehr nicht.‹ Neo nimmt die rote Kapsel. Neo wird an ein Suchprogramm angekoppelt, das den Standort seines betäubten und in ein Energiekraftwerk eingegliederten Körpers ermittelt. Er findet sich außerhalb der Matrix in der ›realen‹ Welt wieder, in der Maschinen mit künstlicher Intelligenz sich Menschen als Energiespender halten. Die Maschinen nutzen die virtuelle Welt der Matrix, um den menschlichen Gehirnen ein zivilisatorisches Leben vorzugaukeln und sie so ruhig zu stellen. Aus dem künstlichen Schlaf Uwe Böhm Dr. paed., Jahrgang 1963, Lehramtsstudium (Mathematik, Musik, Ev. Religionslehre), Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Promotion über »Ökumenische Didaktik«, Referent für Schulentwicklung und RU beim Ev. Oberkirchenrat in Stuttgart, PTZ Haus Birkach. Weitere Informationen im Internet unter: http: / / www.ph-ludwigsburg.de/ insphiltheo/ hpg_evth/ boehm/ boehm.htm Gerd Buschmann Dr. theol., Jahrgang 1958, Studium der Ev. Theologie, NT-Promotion über »Martyrium Polycarpi«, 1987-1996 Berufsschulpfarrer, seit 1996 Akad. Rat bzw. Oberrat am Institut für Philosophie und Theologie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg/ Württ. Weitere Informationen im Internet unter: http: / / www.ph-ludwigsburg.de/ insphiltheo/ hpg_evth/ buschmann/ buschmann.htm 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 71 72 ZNT 10 (5. Jg. 2002) Hermeneutik und Vermittlung geweckt und also nutzlos für die Maschinen, wird Neos Körper abgestoßen. Morpheus’ Piratenboot (Nebukadnezar) birgt ihn aus dem Abwasser.« 36 Neo entscheidet sich also für die Metamorphose, die Umgestaltung und Einbettung in die Nährlösung, die ihn aus der Matrix herausführen wird, ihn in ein Neues Sein verwandeln wird durch ein Tauf- und Tauchbad, ein Bad der Wiedergeburt durch eine Art Geburtskanal hindurch, in dem das »Einbohren des Neuen Seins« geschieht und an dessen Ende Morpheus zu Neo sagen kann: »Willkommen in der wirklichen Welt«. Die gesamte Szene weist deutliche Nähen zu religiösen Initiationsriten, Vorstellungen von Wieder- oder Neu(Neo-! )geburt und christlicher Taufvorstellung auf, - verbunden mit der für den Täufling bzw. Mysten notwendigen Entscheidungssituation: Neo, allein mit (Gott) Morpheus, wird vor die Entscheidung gestellt, die blaue oder die rote Kapsel einzunehmen; aber nur die rote Kapsel verheißt das neue Sein, den Ausstieg aus der versklavenden Matrix. Während der gesamten Szene blitzt und donnert es, Zeichen von Theophanie 37 (vgl. z.B. Ex 19,16ff.). Nachdem sich Neo für die rote Kapsel (der Erkenntnis) entschieden hat, spricht Morpheus: »Folge mir! « Nach dem Betreten eines anderen Raums wird Neo »angekoppelt« an die Verwandlungsgeräte. In Bildern, die an eine Operation, an ein apokalyptisches Tauch- und Taufbad und an einen überdimensionalen Geburtskanal erinnern, wird der verwandelte Neo schließlich aus dem nackten Ganzkörpertauchbad senkrecht empor ins Licht gehoben: »Willkommen in der wirklichen Welt! « »Wir haben es geschafft, Trinity! « »Bin ich tot? « fragt Neo. »Weit davon entfernt! «, antwortet Morpheus. »Warum tun meine Augen so weh? « (Neo) »Weil Du sie noch nie benutzt hast.« (Morpheus). Paulinische Taufvorstellung Hier begegnet vielfältige Symbolik wie sie nicht nur aus der biblischen Sündenfallerzählung (Wahl zwischen Erkenntnis und Unwissenheit / rote Pille - roter Apfel / Pille schlucken - Apfel essen), sondern auch aus frühchristlicher Tauftradition vertraut ist, vgl. z.B. Röm 6,3f.: »Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir sind also durch die Taufe auf seinen Tod mit ihm begraben worden, damit, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln«. Das griechische Verb für »taufen« ist das Intensivum baptizein, das »eintauchen, untertauchen, versinken« bedeutet. Insofern ist Taufe reinigendes und veränderndes Bad. Taufe bedeutet: • Absterben des alten Menschen (Röm 6,3f.11) • Verwandlung und neues Leben (Röm 6,4; Gal 3,26-28; 1Kor 6,11) • Entscheidung (für Jesus Christus) (Gal 3,27) • Bad der Wiedergeburt • Verherrlichung und Auferweckung (Röm 6,4; Kol 2,12) • Befreiung von versklavenden Mächten • Erkenntnis • Leben für Gott (und das Gute) (1Kor 10,1-13). In Röm 6 geht es nicht eigentlich um die Entfaltung paulinischer Tauftheologie; »Paulus exemplifiziert in Röm 6 nur an Hand der Taufe ... ,was für ihn christliche Existenz heißt«. 38 Genau darum geht es auch in der »Taufe« des Thomas Anderson: er gelangt als Neo zu einer neuen Existenz, die sich gebunden weiß an den Kampf gegen die Matrix. Wenn für Paulus Christus das Ende des Gesetzes / der Tora bedeutet (Röm 10,4) und wenn mit Christus die Zeit der Tora vorüber ist (Gal 3,23ff.), dann ist mit Neos Taufe die Zeit der versklavenden Matrix zu Ende. Taufe bedeutet neues Leben, mithin kann das Leben nicht der Sünde bzw. der Matrix überlassen werden. In der christlichen Taufe geht es (nach Röm 6) immer um Mitgekreuzigtsein, Mitgestorbensein, Mitbegrabensein (mit Christus) und damit um den Anfang einer neuen Existenz, um Auferstehung (Röm 6,8; Phil 3,10f.). Die Lebenden leben nicht mehr für sich selbst (2Kor 5,14f.). Antike Mysterienreligionen Das Christentum ist nach Auffassung der sog. religionsgeschichtlichen Schule zu Beginn unseres Jahrhunderts eine von anderen Religionen stark beeinflusste synkretistische Religion. 39 Insofern bedarf es zum einen keiner besonderen Empörung über einen Film wie »Matrix« aus christlicher Perspektive. Zum anderen ist speziell die christliche Taufe und insbesondere Röm 6 40 schon früh als religionsgeschichtlich durch die antiken Mysterienreligionen beeinflusst gesehen 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 72 ZNT 10 (5. Jg. 2002) 73 Uwe Böhm / Gerd Buschmann The »Matrix« und Röm 6 worden. Das ganze Leben des Christen erweist sich durch die Taufe als Mysterium. Antike Mysterientexte und Röm 6 stimmen in der Vorstellung einer Identifikation des Mysten mit dem Schicksal der Gottheit grundsätzlich überein, 41 der Myste wird vergottet. Die Mysterien waren Geheimkulte, die vom 7. Jahrhundert v.Chr. bis ins 3. Jahrhundert n.Chr. praktiziert wurden. Das Heil besteht in der Befreiung von der Herrschaft des Schicksals und der kosmischen Mächte und des Todes sowie in der Fähigkeit, den Hades ohne Vernichtung zu durchschreiten. Der Myste nimmt Teil am zunächst leidvollen und dann doch siegreichen Schicksal des Gottes, das auf den Mysten übertragen wird und ihn endlich über Schicksal und Tod triumphieren lässt. Auch die Relevanz der Gnosis für das Neue Testament ist früh gesehen worden. Beide für das Neue Testament relevanten religionsgeschichtlichen Phänomene (Mysterien 42 und Gnosis) sind auch für »Matrix« von Bedeutung; denn Gnosis ist »ein Produkt des skeptischen spätantiken Zeitgeistes, der seinen Ausdruck in einem radikalen Dualismus, der Verwerfung des Irdischen und Sichtbaren sowie einer großen Sehnsucht nach jenseitiger Erlösung fand«. 43 Der Sinn der Mysterienreligionen liegt darin, dass der Myste das Ende des Lebens und den von Zeus geschenkten neuen Anfang kennt. Die Mysten erhalten durch ihre Einweihung / Initiation, deren Kult in abgeschlossenen, von Nichteingeweihten nicht zugänglichen Räumen vollzogen wird und in denen der Novize sich unter strikter Geheimhaltung bestimmter Reinigungsriten unterzieht, Anteil am Geschick der Gottheit und überwinden so Schicksal und Tod. Mit den Mysterienreligionen 44 haben christliche Taufe und der Film »Matrix« folgendes gemein: • (geheimer) Initiationsritus • vorausgehende Belehrung des Mysten • Entscheidung des Einzelnen • Verheißung der Zugehörigkeit zur Gottheit / jenseitigen Welt • Symbolik von Tod und Wiedergeburt; der Initiand teilt den Tod der Gottheit im eigenen Sterben; Wiedergeburt als Erneuerung irdischen Lebens • Reinigungszeremonien • Überwindung von Todesfurcht • Gewissheit: »Ich bin dem Unheil entflohen, habe Besseres gefunden«. • Die Initianden müssen sich harten Prüfungen unterziehen. Unabhängig von der umstrittenen Frage, ob die christliche Taufe einen religionsgeschichtlichen Zusammenhang mit den antiken Mysterienreligionen aufweist oder nicht, 45 Waschungen und Wasserriten aller Art gehören zu den Grundphänomenen der Religionsgeschichte und Wasser ist ein elementares Symbol auch im popkulturellen Kontext von »Matrix«; Wasser kann Reinheit und Erneuerung symbolisieren, Fruchtbarkeit und Leben, aber auch Chaos, Gericht und Tod (vgl. Gen 7,11). Die christliche Taufe steht von Anbeginn im Zusammenhang der prophetisch-eschatologischen Umkehr (vgl. Johannes d. Täufer) und der Aufnahme in die endzeitliche Gemeinschaft (der Heiligen). Der Täufling wird der alten Existenz entnommen und erfährt eine Geburt zu neuem göttlichen Leben. »Dass die Taufe Herrschaftswechsel sei, ist der Skopus der Taufinterpretation des Paulus, wie er sie in Röm 6,1-14 entfaltet«, 46 indem er sie in den Kontext der Ethik stellt. Taufe bedeutet Freiheit von der Sündenmacht - und damit ist der Christ zum Gehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus befreit. Das alles gilt auch für die »Taufszene« in »Matrix«. Wie der antike Myste (ein)geweiht wird und mit anderen »Geweihten« eine heilige Gemeinschaft bildet oder der christliche Täufling mit den anderen Christen den Auszug / Exodus in eine neue Existenz erlebt und ein messianisches Gottesvolk bildet, so erlebt auch Neo die eigentliche Weihe als Fahrt in die Welt des Todes und als Aufstieg zu den Göttern des Lichts als Wiedergeburt zu neuem Leben. Zu vergleichen ist nicht nur Röm 6,1-14, sondern auch ein Mysterientext aus dem Isis-Kult: Apu- »Wenn für Paulus Christus das Ende des Gesetzes / der Tora bedeutet (Röm 10,4) und wenn mit Christus die Zeit der Tora vorüber ist (Gal 3,23ff.), dann ist mit Neos Taufe die Zeit der versklavenden Matrix zu Ende.« 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 73 74 ZNT 10 (5. Jg. 2002) Hermeneutik und Vermittlung leius, metamorphoses XI 23,1b-24,6a, lässt seinen Romanhelden Lucius seine Einweihung in den Isis-Kult in Korinth schildern. Dabei erlebt Lucius eine rituell festgelegte Reise durch die untere und die obere Welt, die einige Parallelen zu Neos Erlebnissen aufweist. 47 Erschließung des Symbolischen im Religionsunterricht Die jüngere Symboldidaktik öffnet sich auch den massenmedialen Symbolen. Massenwirksame Filme thematisieren oftmals drängende gesellschaftliche Lebensprobleme. Gleichwohl ist die Einschränkung zu beachten: »Was populärkulturelle Inszenierungen zu dem macht, was sie sind: dass sie funktionieren, dass sie hier und jetzt das Lebensgefühl der Leute erreichen, ist im schulischen Unterricht nicht zu schaffen.« 48 Es kann hier nur um die Begleitung der Rezeption von Popkultur gehen: »Weil immer mehr SchülerInnen dem kirchlichen Lebensvollzug der christlichen Religion fremd gegenüberstehen, müssen im symboldidaktischen Unterricht zur populären Kultur beide pädagogischen Haltungen gleichberechtigt vorkommen: Das Entdecken und das Zeigen. Wer beispielsweise christologische dogmatische Entscheidungen und die neutestamentliche Passionsgeschichte nicht kennt, wird den Erlösermythos im Kinofilm Matrix (1999) nicht entdecken (er / sie wird übrigens in diesem Film auch die Erzählvorlage des Platon’schen Höhlengleichnisses nicht entdecken, wenn kein Schimmer aufleuchtet, worum es sich da handelt). Deshalb ist symboldidaktischer Unterricht zur populären Kultur verhältnismäßig aufwendig: Es muss in der Regel immer auch gezeigt werden, was entdeckt werden soll; und beides muss in einer guten Gestalt miteinander vermittelt werden, so dass der Unterricht nicht langweilig wird (wieso - das hatten wir doch gestern schon! ).« 49 Die Um- und Verwandlung Neos weist Entsprechungen zur paulinischen Vorstellung von der Taufe auf, wie sie sich in Röm 6 darstellt. Durch diese Szene (ca. 28. - 34. Film-Minute) erfahren die Jugendlichen in postmodernem Gewand das Neuwerden durch Christus. Es handelt sich hierbei um eine ästhetische Wahrnehmung und Erschließung symbolischer Präsentation. Sym- Szenen aus dem Film »Matrix« 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 74 ZNT 10 (5. Jg. 2002) 75 Uwe Böhm / Gerd Buschmann The »Matrix« und Röm 6 bole haben wirklichkeitserschließende Wirkung. Peter Biehl unterscheidet vor allem in seinem jüngsten phänomenologisch-ästhetischen Ansatz drei Symbolebenen: 50 1. Lebensweltliche Symbole: Biehl spricht von Phänomenen. 2. Religiöse Symbole: Hier handelt es sich nach Biehl um Symbole, die Sehnsucht zum Ausdruck bringen, die durch nichts Endliches zu stillen ist. 3. Christliche Symbole: Für Biehl sind dies eher Symbolkomplexe, da verschiedene Symbole zu Symbolhandlungen und Ritualen verschmelzen. Die Symboldidaktik hat nach Biehl »die Aufgabe, die lebensgeschichtliche Verankerung eines Symbols wahrzunehmen, es in seiner religiösen Dimension zu erschließen und das in seinem anthropologischen wie religiösen Sinn erschlossene Symbol zu deuten«. 51 Diesen didaktischen Weg geht die religionspädagogische Bearbeitung des Films »Matrix«. Taufe als Symbolhandlung tritt rituell in unterschiedlichen Religionen auf. Zudem ist das Phänomen der Verwandlung die Voraussetzung für die notwendige Aufgabe eines Auserwählten. Somit können die Schülerinnen und Schüler aus eigener Wahrnehmung Beispiele von Verwandlungs- und Veränderungsprozessen für eine bestimmte Aufgabenbewältigung entdecken. Durch diesen didaktischen Ansatz finden im Unterricht Gesprächsanlässe statt, die die Wahrnehmung fördern und die religiös-christliche Spurensuche inszenieren. War für Biehl der didaktische Leitsatz »Symbole geben zu lernen« in seinen früheren Büchern zur Symboldidaktik grundlegend, so vollzieht er in der Auseinandersetzung mit der Semiotik (Umberto Eco) einen Paradigmawechsel: »Symbolische Kommunikation gibt zu lernen«. 52 Die Rezipienten erschließen die Symbole im wechselseitigen kommunikativen Prozess und bearbeiten durch subjektive Wahrnehmung das Dargebotene. Die Frage nach der Wahrheit wird durch die »Wahrnehmung der Spuren Gottes« 53 nicht suspendiert. Im Gegenteil, durch die Kommunikation über die symbolische Handlung nehmen die Beteiligten das Unsichtbare im Sichtbaren, das Unfassbare im Fassbaren wahr. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer nehmen am Prozess des »Wahrnehmens, Deutens und Verstehens, Handelns und Gestaltens« 54 teil. Für die unterrichtliche Konkretion der Bearbeitung der Taufszene des Films »Matrix« ergeben sich somit vier Ziele in Anlehnung an die neuere Symboldidaktik nach Biehl: a) Wahrnehmen einzelner Phänomene, Symbole und Symbol-Ebenen im Film, b) Kommunikation über die subjektive Wahrnehmung, c) Entdecken der religiösen Dimension, d) Herausarbeiten der biblisch-christlichen Dimension. »Wichtiger als die Actionszenen war den Schülern und Schülerinnen die Haltung und das Lebensgefühl, das der Film vermittelt ... ›Sich mit der Welt nicht abfinden, darüber hinaus fragen‹. Dass jemand zur Wahrheit vordringen will, dem Schein nicht traut ... scheint das Lebensgefühl der Jugendlichen zu treffen.« 55 Der Film formuliert Fragen und Ängste um die Wirklichkeit in einem virtuellen Computerkid-Zeitalter, er fragt nach Selbstverwirklichung und Glauben an die Wahrheit und den (Mit-)Menschen und formuliert den Wunsch nach Erlösung und Eindeutigkeit. Der Film bietet vielfältige didaktische Perspektiven, religionspädagogisch inhaltlich z.B.: Problematisierung des Wirklichkeitsverständnisses, Sehnsucht als Wegweiser und Hoffnung, die Menschheit - bedrohend und bedroht, 56 Wunsch nach Authentizität und Wahrheit, Liebe als Ermöglichung von Erlösung, Humanum contra Technologie etc. Hier soll nicht primär auf die methodische (Filmanalyse, Medienkompetenz etc.) oder die kommunikative Kompetenz (authentische und offene Kommunikation) abgeho- »Der Film formuliert Fragen und Ängste um die Wirklichkeit in einem virtuellen Computerkid- Zeitalter, er fragt nach Selbstverwirklichung und Glauben an die Wahrheit und den (Mit-)Menschen und formuliert den Wunsch nach Erlösung und Eindeutigkeit.« 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 75 76 ZNT 10 (5. Jg. 2002) Hermeneutik und Vermittlung ben werden als vielmehr auf die theologische Kompetenz, die aber immer noch vielfältige Aspekte (Lernziele) umfassen kann: • Populäre Filme können thematisieren, was Menschen »unbedingt angeht« (Paul Tillich). • Symbol und Mythos begegnen in Religion und Kinofilm. • In »Matrix« begegnen vielfältig religiöse und spezifisch jüdisch-christliche Anspielungen; einzelne Filmszenen können analysiert werden, u.a. »Verräterszene / Cypher«, »Orakelszene«, Schluss- und Kuss-Szene: Auferweckung Neos durch Trinity. • Der Erlösungsmythos von »Matrix« weist Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Erlösungsvorstellung in Gnosis einerseits und Christentum andererseits auf, insbesondere kann die Erlösergestalt »Neo« mit Jesus Christus als Erlöser verglichen werden. Neben den vielfältigen Parallelen zwischen Jesus und Neo (vgl. Anlage 1) kann hinsichtlich der Erlösung in Christentum, Gnosis und »Matrix« z.B. aufgelistet werden: Wissen die Menschen um ihre Unfreiheit? Wollen Sie erlöst werden? Wovon werden sie erlöst? Und was verändert sich dadurch? In unserem Beitrag steht die theologische Kompetenz im Mittelpunkt; mit Hilfe des Films soll spezifisch und exemplarisch (Taufe) ein für Jugendliche relevanter Bezug zwischen Bibeltext, antiker Religiosität und heutiger Zeit hergestellt werden. Hinweis! : Das vollständige Unterrichtsmaterial sowie die Bilder finden Sie als Download im Internet unter: www.znt-online.de. l Anmerkungen * Der Tochter Anna Buschmann, geb. 11.10.2000, gewidmet zur Taufe. 1 E. Quinten, Paulus für die Schule? Die traditionellen Schwierigkeiten des Religionsunterrichts mit Paulus und ein Vorschlag zur Lösung, in: KatBl 103 (1978), 753-763. 2 Vgl. Chr. Machalet, Paulus im Schulbuch. Eine Untersuchung zum Thema Paulus in Religionsbüchern der Sekundarstufe I, in: EvErz 37(1985), 503-510. 3 Vgl. H. Fischer, Stundenblätter Paulus. Sekundarstufe I, Stuttgart / Dresden 1993, 6f. 4 R. Kühne / G. Neumüller / U. Pasedach, Paulus - Apostel der Völker, Stationen 9, Materialien für den Religionsunterricht in der Sekundarstufe I, Speyer (Ev. Presseverlag) 2 1995. 5 J. Heinrich / B. Rech, Paulus im Religionsunterricht - vernachlässigt? , in: KatBl 103 (1978), 747-752. 6 A.a.O., 747. 7 Quinten, Paulus für die Schule? , 753. 8 Vgl. dazu: G. Buschmann, Rezension: Peter Biehl, Festsymbole. Zum Beispiel: Ostern. Kreative Wahrnehmung als Ort der Symboldidaktik, Neukirchen-Vluyn 1999, in: PrakTh 35 (2000), 306-308. 9 Vgl. A. Mertin, Videoclips im Religionsunterricht. Eine praktische Anleitung zur Arbeit mit Musikvideos, Göttingen 1999; U. Böhm / G. Buschmann, Popmusik - Religion - Unterricht. Modelle und Materialien zur Didaktik von Popularkultur (Symbol - Mythos - Medien 5), Münster 2000; M. Everding, Land unter! ? Populäre Musik und Religionsunterricht, Münster 2000. 10 Vgl. G. Thomas, Medien - Ritual - Religion. Zur religiösen Funktion des Fernsehens, Frankfurt / M. 1998; M.L. Pirner, Fernsehmythen und religiöse Bildung. Überlegungen zur einer lebensweltorientierten und medienpädagogisch sensibilisierten Religionspädagogik am Beispiel fiktionaler Fernsehunterhaltung, Habilitationsschrift Bamberg 1999. 11 Vgl. F.Th. Brinkmann, Comics und Religion: das Medium der »Neunten Kunst« in der gegenwärtigen Deutungskultur (Praktische Theologie heute 44), Stuttgart 1999. 12 Vgl. u.a. I. Kirsner, Erlösung im Film. Praktisch-theologische Analysen und Interpretationen (Praktische Theologie heute 26), Stuttgart 1996; I. Kirsner, / M. Wermke (Hrsg.), Religion im Kino. Religionspädagogisches Arbeiten mit Filmen, Göttingen 2000; M. Ammon / E. Gottwald (Hrsg.), Kino und Kirche im Dialog, Göttingen 1996; P. Hasenberg (Hrsg.), Spuren des Religiösen im Film. Meilensteine aus 100 Jahren Filmgeschichte, Mainz / Köln 1995; M. Tiemann, Bibel im Film. Ein Handbuch für Religionsunterricht, Gemeindearbeit und Erwachsenenbildung, Stuttgart 1995; W. Roth / B. Thienhaus (Hrsg.), Film und Theologie. Diskussionen, Kontroversen, Analysen (epd-Texte 20), Frankfurt / M. 1989; G. Seeßlen, König der Juden oder König der Löwen. Religiöse Zitate und Muster im populären Film (EZW-Texte 134), Berlin 1996. 13 Vgl. E. Gottwald, Die widerständige Sehnsucht nach dem Mythos. Erlösermythen in der täglichen Unterhaltung, in: EvErz 44 (1992), 585-599; R. Sistermann, Symboldidaktik und gebrochener Mythos, in: EvErz 42 (1990), 321-341. 14 Vgl. G. Seeßlen, Das Kino und der Mythos, in: EvErz 44 (1992), 537-554. 15 I. Kirsner, Religion im Kino, in: M. Wermke (Hrsg.), Jugend & Kultur & Religion. Theologische und religionspädagogische Annäherungen an die Alltagskultur Jugendlicher (Schwerpunkte), Rehburg-Loccum 2000, 67-75, hier: 72. 16 Zur Postmoderne vgl. G. Buschmann, Postmoderne als Herausforderung. Christentum in der Erlebnis- und Optionsgesellschaft, in: DtPfrBl 101 (2001), 19-22. 17 B. Bachmair, Telemythen. Eine Aktualisierung mythischer Weltauslegung, in: G. Thomas (Hg.), Religiöse Funktionen des Fernsehens? Medien-, kultur- und religionswissenschaftliche Perspektiven, Wiesbaden 2000, 161-177, hier: 165. 18 Produktion: Warner Bros. Film GmbH, Tel.: 040/ 22650390, Joel Silver, Länge 136 Min., deutscher 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 76 ZNT 10 (5. Jg. 2002) 77 Uwe Böhm / Gerd Buschmann The »Matrix« und Röm 6 Kino-Start 17.6.1999, FSK: Freigabe ab 16 Jahre, Hauptdarsteller: Neo - Keanu Reeves, Morpheus - Laurence Fishburne, Trinity - Carrie-Ann Moss, Agent Smith - Hugo Weaving, Cypher - Joe Pantoliano. / Filmbesprechungen u.a.: S. Fina, The Matrix, in: ZOOM 1999, Heft 6/ 7, 54; O. Rahayel, Matrix, in: filmdienst 52 (1999), 28f. 19 Vgl. Kirsner / Wermke (Hrsg.), Religion im Kino, 33. 20 Vgl. http: / / awesomehouse.com/ matrix/ parallels.html (Lesedatum: 29.12.2000). 21 B. Brinkop / W. Nitz, Erlösung aus der feindlichen Scheinwelt. Der Film »Matrix« als Beispiel für Religion in der populären Kultur, online-Beitrag: http: / / www.rpi-loccum.de/ matrix.html (Lesedatum: 29.12.2000). 22 Kirsner, Religion im Kino, in: Wermke, Jugend, 71f. 23 P. Burkhart, »... in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus«. »Matrix« - ein Sciencefictionfilm über Wirklichkeitsverständnis, Glauben und einen Erlöser als Grundlage für ein Unterrichtsprojekt in der gymnasialen Oberstufe, in: rhs 43 (2000), 249. 24 Burkhart, Tiefen, 242-254, hier: 242. 25 »Kein geringerer als Peter Sloterdijk bezeichnete jüngst den Film MATRIX als ›den einzigen philosophisch relevanten Film dieses Kinojahrgangs‹«. F.G. Weyrich, Virtual theology? Medienkritik und die Frage nach Gott im Medium Film, in: Informationen für ReligionslehrerInnen im Bistum Limburg 2/ 2000, 21-25, hier: 24. 26 Vgl. I. Reuter, Matrix - oder über den Sinn einer an sich bedeutungslosen Frage, in: PrakTh 35 (2000), 263-274, der aber auch den Unterschied von »Matrix« zum Konstruktivismus benennt: » ... die Realität erscheint als Konstruktion, nicht aber als Konstruktion des agierenden Subjekts, sondern vielmehr als von außen hergestellte Fiktion, in der das manipulierte Subjekt zur Marionette fremder Interessen gerät.« (264). Zum Konstruktivismus in religionspädagogischer Perspektive vgl.: M.L. Pirner, Religion als medial konstruierte Wirklichkeit? Anmerkungen zum Verhältnis von Medienerfahrungen und religiöser Bildung aus einer konstruktivistischen Perspektive, in: EvErz 51 (1999), 280-288. 27 Vgl. H. Rupp, Religion im Alltag, in: GlLern 15(2000), 106-118, hier: 115. 28 M. Hollstein, Das Leben ein Computerspiel. Zukunftsvisionen im Kino, in: Medien praktisch 24 (2000), 23-26, hier: 23. 29 Hollstein, Leben, 26. 30 Vgl. Platon, resp. 514A-521B11, in: Werke in acht Bänden, Vierter Band: Politeia / Der Staat, hg. v. Gunther Eigler, Darmstadt 1990. 31 Vgl. Rupp, Religion, 115. »Cypher« (Null) ist in der Computerlogik das Gegenteil / der Gegenspieler zu »Neo« (One / Eins). 32 Aber auch »Orpheus« kann assoziiert werden: dieser berühmteste Künstler der griechischen Sagenwelt wollte kühn in die Unterwelt hinabsteigen, um Hades zur Rückgabe seiner Gattin zu bewegen. 33 Burkhart, Tiefen, 243. 34 Wie sehr die Gnosis als religions-hermeneutischer Schlüssel zum Verständnis postmoderner Popkultur herangezogen werden kann, darauf hat (in Anlehnung an Peter Sloterdijk) besonders hingewiesen: B. Schwarze, Die Religion der Rock- und Popmusik. Analysen und Interpretationen (Praktische Theologe heute 28), Stuttgart 1997. Hinsichtlich »Matrix« arbeiten besonders Brinkop / Nitz, Erlösung, hermeneutisch und religionspädagogisch mit dem Schlüssel »Gnosis«, unter Verwendung von H. Jonas, Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes, Frankfurt / Leipzig 1999, 56ff. 35 Hollstein, Leben, 24. »Das macht auch das ›Janus- Gesicht‹ des Films aus: Er warnt vor den Gefahren einer technischen Entwicklung in einem Medium, das ohne jene aber nicht auskommt.« (Weyrich, Virtual theology? , 24). 36 Burkhart, Tiefen, 250. 37 Zum Motiv der Theophanie in popkulturellem Kontext vgl. z.B. Michael Jackson’s »Earth Song«-Video, vgl. U. Böhm / G. Buschmann, Michael Jackson - der Erlöser als synthetisches Medienprodukt, in: dies., Popmusik - Religion - Unterricht, 113-125. 38 G. Eichholz, Die Theologie des Paulus im Umriss, Neukirchen-Vluyn 7 1991, 203. 39 Vgl. H. Gunkel, Zum religionsgeschichtlichen Verständnis des Neuen Testaments, 1903, 35f. 40 Vgl. kritisch gegenüber Einfluß durch die Mysterienreligionen: G. Wagner, Das religionsgeschichtliche Problem von Röm 6,1-11 (AThANT 39), Zürich / Stuttgart 1962; A.J.M. Wedderburn, Baptism and Resurrection. Studies in Pauline Theology against its Graeco-Roman Background (WUNT 44), Tübingen 1987. 41 Vgl. U. Schnelle, Einführung in die neutestamentliche Exegese (UTB 1253), Göttingen 5 2000, 139. 42 Vgl. D. Zeller, Art. Mysterien / Mysterienreligionen, in: TRE 23, Berlin / New York 1994, 504-526. 43 Schnelle, Einführung, 140. 44 Vgl. G. Haufe, Die Mysterien, in: J. Leipoldt / W. Grundmann (Hrsg.), Umwelt des Urchristentums, Bd. 1: Darstellung des neutestamentlichen Zeitalters, (Ost-) Berlin 7 1985, 101-126; G. Haufe, Die Mysterien, in: J. Leipoldt / W. Grundmann (Hrsg.), Umwelt des Urchristentums, Bd. 2: Texte zum neutestamentlichen Zeitalter, (Ost-)Berlin 3 1972, 81-101. 45 Vgl. O. Michel, Der Brief an die Römer (KEK 4), Göttingen 5 1978, 202-204: »Exkurs - Die religionsgeschichtliche Fragestellung in Röm 6«. 46 J. Roloff, Neues Testament, Neukirchen-Vluyn 6 1995, 238. 47 Textabdruck in: Haufe, Mysterien, in: Leipoldt / Grundmann (Hrsg.), Umwelt , 94-96. 48 H.-M. Gutmann, Populäre Kultur im Religionsunterricht, in: P. Biehl / K. Wegenast, Religionspädagogik und Kultur. Beiträge zu einer religionspädagogischen Theorie kulturell vermittelter Praxis in Kirche und Gesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2000, 179-200, hier: 197. 49 Gutmann, Kultur, 199. 50 Vgl. P. Biehl, Festsymbole, Neukirchen-Vluyn 1999, 95ff. 51 Biehl, Festsymbole, 99. 52 Biehl, Festsymbole, 15. 53 Biehl, Festsymbole, 75ff. 54 Biehl, Festsymbole, 105. 55 Burkhart, Tiefen, 243. 56 Vgl. Burkhart, Tiefen. 070302 ZNT 10 - Inhalt 26.09.2002 17: 16 Uhr Seite 77