eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 6/11

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
61
2003
611 Dronsch Strecker Vogel

Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext

61
2003
Renate Kirchhoff
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ZNT 11 (6. Jg. 2003) 25 Renate Kirchhoff Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext Billigen wir die Ehescheidung und eine zweite Ehe theologisch, weil Jesus das auch getan hat? Müssen wir das Lebenspartnerschaftsgesetz kritisieren, weil Paulus Homosexualität abgelehnt hat? Solche Fragen nach der Bedeutung biblischer Texte für die ethische Urteilsfindung und -begründung wirft der Titel dieses Heftes auf. Denn da es im Neuen Testament keine Ethik im Sinne einer systematischen Durchdringung von Themen der Lebensführung gibt, spricht der Titel das Interesse der Leserinnen und Leser an der Verbindung zwischen biblischem Text und aktuellen ethischen Themen an. So weckt der Titel »Ethik im Neuen Testament« die Erwartung, das eine Auge auf die Texte werfen zu können und das andere Auge bereits auf die Situationen, in denen sie appliziert werden sollen. Das ist attraktiv, weil diese Art Zusammenschau nur einen Augenblick dauert. Allerdings ist diese Haltung nicht nur für die Augen ungesund, sondern sie ermöglicht es der Betrachterin und dem Betrachter nicht, Konturen genau wahrzunehmen. Dieser Blick lässt leicht verschwimmen, was vor Augen steht, so dass möglicherweise weder der Text noch die aktuelle ethische Frage, die eine Rückfrage nach den biblischen Texten anstößt, genau betrachtet wird. Es sind mehrere Blicke in die eine und in die andere Richtung nötig, um biblische Texte und aktuelle ethische Fragen aufeinander zu beziehen. Dass solche Beziehungen hergestellt werden müssen ist klar; denn sonst verlören die Texte an Bedeutung und ethische Argumentationen einen wesentlichen christlichen Bezugspunkt. Wenn nun eine schnelle Zusammenschau von Text und Situation nicht empfehlenswert ist, wie sind Beziehungen zwischen Text und aktueller Situation stattdessen herzustellen? Am bekanntesten ist es, den Text als das allgemein Gültige auf die Situation als das Konkrete anzuwenden. Eine andere Möglichkeit mit zusätzlichem Innovationspotential besteht darin, die Fragen aufzusuchen, auf die der Text reagiert, um sich von seinen Antworten anstoßen zu lassen zu einer theologischen Beschreibung und Bewertung der aktuellen Situation. Diese letztgenannte Möglichkeit agiert nicht auf einer (scheinbar) vorausgesetzten Autorität der Texte, sondern versteht den Text als ein Problemlösungsmodell. Ganz entsprechend verstehe ich Ethik im Folgenden nicht autoritär als Lehre vom Handeln, 1 sondern als Sichverständigen darüber, wie Männer und Frauen zum guten Leben für viele beitragen können. 2 1. Der Bibelbezug in ethischen Texten Wer christlich-ethisch argumentiert, bezieht sich entweder anknüpfend oder abgrenzend auf biblische Texte. Dabei impliziert jede Bezugnahme eine Vorstellung von der Bedeutung biblischer Texte, und sie arbeitet mit dem weitgehenden Konsens zwischen den Diskurspartnerinnen und -partnern darüber, dass eine Bezugnahme auf diese Texte erforderlich und weiterführend sei. 1.) Für anknüpfende Bezugnahmen auf biblische Texte ist es typisch, dass sie weder begründen, warum sie sich auf die Texte beziehen, noch deren Autorität beschreiben. Das wirkt, als verstünde es sich von selbst, dass und welche Autorität den biblischen Texten zukommt. 3 Wer sich positiv auf biblische Texte bezieht, geht in der Regel aufgrund eines bestimmten Wortes oder einer passenden Wendung in der klassischen, d.h. der lutherischen Bibelübersetzung davon aus, dass der betreffende Text das gleiche Thema behandelt, das ethisch zur Zum Thema Renate Kirchhoff Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext »Ganz entsprechend verstehe ich Ethik im Folgenden nicht autoritär als Lehre vom Handeln, sondern als Sichverständigen darüber, wie Männer und Frauen zum guten Leben für viele beitragen können« 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 25 26 ZNT 11 (6. Jg. 2003) Zum Thema Diskussion steht. So sind z.B. die Stichworte Ehe / Scheidung / Trennung in Mk 10,1-12 der Anlass, um diesen Text zum Problemkreis Ehe, Liebe, Sexualität, Homosexualität heranzuziehen. Z.B. begründet Eilert Herms seine Akzeptanz der Ehescheidung mit einem Verweis auf diesen Text: Für Jesus sei das Rechtsinstitut der Ehe und damit auch die Ehescheidung »der Wille Gottes für die gefallene, unter der Herrschaft des bösen Triebs lebende Menschheit«. 4 Die Art der Bezugnahme lässt Leserinnen und Leser annehmen, die Texte oder die Position Jesu seien gegebene Autoritäten, so dass mit der Interpretation des Textes seine Anwendung gegeben und die angesprochene Frage eigentlich entschieden sei. Sich auf diese Weise Autorität zu leihen, ist keinesfalls grundsätzlich abzulehnen. Denn argumentieren heißt, Argumente zusammenzustellen, um eine Zielgruppe vom eigenen Ziel zu überzeugen. Wer das eigene Ziel mit einer Größe positiv verknüpfen kann, die in der Zielgruppe Wertschätzung genießt, hat ein starkes Argument. Die Frage ist jedoch, ob der Bibel die Autorität zukommt, die die Argumentation an dieser Stelle suggeriert und ob die Textinterpretation und die Textanwendung angemessen sind. Nun ist nicht anzunehmen, dass die mit lutherischer Terminologie umschriebene Position wirklich die Position »Jesu und seine(r) Zeitgenossen war«, 5 denn für sie hatte die Nichterfüllung des Willens Gottes keine ontologische Qualität. Hier setzt die exegetische Kritik an. Wichtiger als die exegetische Kritik ist jedoch in diesem Zusammenhang die Kritik an der Hermeneutik und der Praxis des Diskurses: Die Argumentation wirft zwar eine vorausgesetzte Autorität der Bibel in die Waagschale, faktisch aber ist der biblische Text auch in dieser Argumentation nicht der einzige und nicht einmal der ausschlaggebende Grund für das ethische Urteil. Vielmehr ist das Urteil bereits getroffen, und die Schrift wird dann als ein kompatibles Argument herangezogen. Herms entfaltet zuerst sein eigenes Verständnis von »Liebe in ihren Beziehungen zu Sexualität, Elternschaft und Ehe« und führt dann anhand seiner Interpretation von Mk 10,2-12par. aus, dass es »dem biblischchristlichen Menschenbild« entspräche. 6 Problematisch ist nicht, dass die explizite Bezugnahme auf den biblischen Text lediglich den Rang eines kompatiblen Arguments hat. Problematisch ist jedoch die Vorstellung, man müsse für die Begründung ethischer Positionen Texte finden, die die eigene Position stützen. Denn gibt es solche Texte nicht, führt die Vorstellung zur Manipulation der Texte im Interesse der Plausibilität der eigenen Argumentation. So wird eine ethische Argumentation ideologisch, 7 und ihre autoritäre Struktur verhindert Beteiligung am Diskurs. 2.) Abgrenzende Bezugnahmen auf biblische Texte, also die explizite Auseinandersetzung mit biblischen Texten, die dem eigenen ethischen Urteil zuwiderlaufen, sind seltener, und sie sind im Unterschied zu den zustimmenden Bezugnahmen von Begründungen begleitet. Als Begründungen für einen Widerspruch gegen biblische Texte dienen z.B.: a) der Hinweis auf die Unterschiede im Welt- und Menschenbild zwischen einerseits dem Text bzw. der Kommunikationssituation, in die er hineingehört und heutigen (europäischen und nordamerikanischen) Menschen andererseits. 8 b) Die Legitimität eines Widerspruchs gegen die Schrift wird auch begründet mit dem Hinweis auf solche Texte, über deren Ablehnung es einen weitgehenden Konsens gibt, denn dieser ist Indiz dafür, dass biblische Texte grundsätzlich keine gegebene Autorität darstellen und Abgrenzung theologisch legitim sein kann. 9 c) Die Abgrenzung von einem biblischen Text kann auch begründet werden mit dem Verweis auf ein übergeordnetes Auslegungsprinzip, einen Kanon im Kanon. So fungieren z.B. Luthers »was Christum treibet« (WA DB 6,385f.), die Rechtfertigungslehre, das Liebesgebot als zentrale Botschaft des Alten und des Neuen Testaments oder die Parteilichkeit Gottes für die Unterdrückten und Marginalisierten als Auslegungsprinzipien. Keines dieser Prinzipien kann aus sich heraus überzeugend sein, weil sie alle mit den Texten gegen Texte argumentieren und also auf Entscheidungen basieren, die dem »Problematisch ist jedoch die Vorstellung, man müsse für die Begründung ethischer Positionen Texte finden, die die eigene Position stützen« 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 26 ZNT 11 (6. Jg. 2003) 27 Renate Kirchhoff Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext Textbezug vorausgehen. Trotzdem sind sie nicht grundsätzlich und auch nicht alle abzulehnen. Denn es gibt keine Alternative zu einem Auslegungsprinzip, an dem sich Textauswahl und Applikation in konkreten Kommunikationssituationen orientieren. Diese Prinzipien müssen jedoch wiederum sowohl exegetisch als auch ethisch-theologisch beurteilt werden. Z.B. ist Rechtfertigung als Kanon im Kanon aus exegetischer Sicht zu kritisieren, weil er Paulus lutherisch und also unhistorisch liest, 10 und weil die Rechtfertigung nicht einmal innerhalb der paulinischen Schriften ein zentraler Terminus ist. Weiterhin ist Rechtfertigung als Kanon im Kanon ethisch problematisch, weil die Rede von der Rechtfertigung des Sünders heute faktisch die Tendenz zur spiritualisierenden Lektüre biblischer Texte und der Gestaltung christlichen Lebens fördert. 11 Es ist - verkürzt gesagt - nicht heilvoll, sondern unrealistisch und unbarmherzig, implizit die Relevanz des menschlichen Handelns für die Gottesbeziehung und ein heilvolles Leben zu unterschlagen. Das hatte Luther selbst natürlich auch nicht im Sinn. Die Parteilichkeit Gottes für die Unterdrückten und Marginalisierten 12 hat eine breitere textliche Basis, die nicht nur Macht kritisiert, sondern auch Vorgaben für den rechten Gebrauch von Macht enthält. Sie wertet die religiöse Relevanz der Lebenspraxis auf und leitet insbesondere die sicher und wohl lebenden Menschen an, die Wirklichkeit mit den Augen der Anderen zu sehen. Das wiederum ist eine Voraussetzung dafür, etwas beizutragen zu einem guten Leben für viele Menschen und eine wesentliche Möglichkeit, Sinn zu erfahren. Argumentationen, die sich kritisch auf biblische Texte beziehen, sind transparenter gestaltet. Sie stehen unter größerem Legitimationsdruck als die anknüpfenden Bezugnahmen. Zustimmung gilt demnach als normal, Ablehnung als unnormal. Den abgrenzenden Bezugnahmen kommt das zugute, denn sie eröffnen alle Felder, auf denen im Kontext einer Diskussion um ethische Themen gestritten werden muss: a) über die Art der Autorität der Bibel, b) über die Interpretation der Texte, c) über die Weise ihrer Applikation und d) natürlich über das ethische Problem und die Faktoren, die bei einer Urteilsfindung und -begründung außerdem noch leitend sind. Ein gutes Beispiel für eine transparente und beteiligende Argumentation ist die Orientierungshilfe der EKD »Mit Spannungen leben«: 13 sie trägt unter dem Thema »Biblische Aussagen zur Homosexualität« dem Rechnung, dass mit dem Thema »Homosexualität« unterschiedliche Phänomene angesprochen und Texte unterschiedlicher Intentionen aufgerufen sind. Sie stellt auswertend fest, dass die biblischen Zeugnisse homosexuelle Praxis ablehnen, das Liebesgebot jedoch zu einem Verbot im Widerspruch stehe. Hier ist sichtbar, dass die Verantwortlichen ein Interesse daran haben, die aktuelle Tradition der Stigmatisierung homosexueller Paare nicht ungebrochen fortzuführen und deshalb mit der Schrift nach Möglichkeiten suchen, die dem eigenen Interesse zuwiderlaufenden Texte zu entkräften. Diese Transparenz des Begründungsganges verwirklicht den demokratisierenden Duktus des lutherischen sola scriptura, und zielt auf Beteiligung der Zielgruppe. 2. Die Autorität biblischer Texte Seit der Aufklärung hat die Bibel ihre Autorität im Sinne einer Gültigkeit des Literalsinns und einer vorausgesetzten Normativität der in die Renate Kirchhoff Dr. Renate Kirchhoff, Jahrgang 1960, studierte Evangelische Theologie in Göttingen, Tübingen und Heidelberg und war anschließend Wiss. Mitarbeiterin in Heidelberg. Promotion 1992 in Heidelberg. Nach Vikariat und mehrjährigem Pfarramt in Frankfurt / M. seit 1998 Wiss. Assistentin am Lehrstuhl für Biblische Theologie in Augsburg. 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 27 28 ZNT 11 (6. Jg. 2003) Zum Thema jeweilige Gegenwart zu transferierenden Sätze prinzipiell verloren. Denn die Bibel wird als eine von Menschen mit bestimmten Zielen produzierte und nicht den Menschen gegebene Größe wahrgenommen, und ihre Aussagen werden mittels der eigenen deduktiv und induktiv verfahrenden und historisch strukturierten Vernunft und Urteilskraft beurteilt. 14 Auch exegetisch nicht geschulte Menschen nehmen ihre »Irrtümer« wahr, die Unterschiede zwischen dem antiken und dem eigenen Weltbild und die Kontextualität ihrer Aussagen. Auch die wissenschaftliche Exegese versteht die Texte als Kommunikation zur Zeit ihrer (jeweiligen) Endredaktion oder versucht sogar frühere Kommunikationssituationen von älteren Texten zu ermitteln. Es gehören zwar auch solche Methoden zum Standard, die nicht den Werdegang eines Textes nachzeichnen. Doch auch diese fragen nach der Situation der Textentstehung und -verwendung und / oder werden zumindest im deutschsprachigen Raum von Exegetinnen und Exegeten zusammen mit historisch-kritischen Methoden gebraucht. 15 Das heißt, dass in den verschiedenen Bereichen, in denen biblische Texte gelesen werden, sie immer auch als historische und damit fremde Texte gelesen werden. 16 Das sieht methodisch unterschiedlich aus, die Fremdheit hat auch je nach Situation, in der der Text gelesen wird, andere Ursachen, Gestalten, Funktionen und ein je anderes Gewicht. 17 Dass die Texte mindestens auch distanzierend gelesen werden, hat seinen Grund jedoch nicht in einem Konsens über die prinzipielle Normativität der biblischen Texte. Der prinzipielle Grund liegt darin, dass der Prozess der Bildung von individueller und kollektiver Identität ein kommunikativer Akt ist, zu dem die Rekonstruktion der eigenen Geschichte notwendig dazugehört. Wenn ein Dokument wie die Bibel nicht nur Teil der Geschichte ist, sondern Geschichte gemacht hat und also durch viele Hände und Lebensgeschichten gegangen ist, gewinnt es zusätzlich an Bedeutung. Wer nun Geschichte rekonstruiert, trifft notwendigerweise eine Auswahl. Diese Auswahl erfolgt teilweise bewusst (ich will etwas nicht als eigene Geschichte bewerten), teilweise unbewusst (ich verdränge) und teilweise erzwungenermaßen (ich erfahre Teile meiner Geschichte nicht). 18 Wer Geschichte rekonstruiert, bewertet notwendigerweise. Denn nicht alles, was ich von meiner eigenen Geschichte weiß oder von der Geschichte eines Kollektivs, zu dem ich gehöre, erfährt meine Zustimmung. Vielmehr gibt es bei einem mündigen Menschen neben dem anknüpfenden auch das ablehnende Verhalten, das Voraussetzung für das Herausbilden und das Erleben von individueller und kollektiver Identität ist und der Antrieb für Veränderungen. 19 Daraus folgt für das Verstehen von Texten, dass es idealerweise nicht grundsätzlich zur Zustimmung führt. Vielmehr schließt eine Applikation ein Urteil darüber ein, ob ich an diesen Text anknüpfen will oder nicht. 3. Die Objektivität und das Interesse Der Grundsatz, dass der Gebrauch der biblischen Texte die Möglichkeit eines ablehnenden Urteils einschließt, ist Teil des Programms derjenigen feministischen Hermeneutik, die Elisabeth Schüssler Fiorenza 1983 entfaltete Emil Nolde, Streitgespräch © Nolde-Stiftung Seebüll 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 28 ZNT 11 (6. Jg. 2003) 29 Renate Kirchhoff Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext und der die feministische Hermeneutik auch in Deutschland nach wie vor prägt. 20 Das ablehnende Urteil über einen Text bzw. eine Textintention in einer bestimmten Kommunikationssituation impliziert nun aber gerade nicht eine Verzeichnung der Texte, sondern sie ist vielmehr Bedingung der Möglichkeit, biblische Texte in ethische Diskurse einzubringen und trotzdem das herauszuarbeiten, was fremd ist und / oder was abzulehnen ist. Denn durch die Umsetzung der Entscheidung, dass die Texte keine gegebene Autorität darstellen, entfällt die Notwendigkeit, Unerwünschtes zu eliminieren oder Gewünschtes in den Text einzutragen (oder dieses Geschäft der Applikation überhaupt anderen zu überlassen). In der feministischen Hermeneutik hat es heuristische Funktion, mit solchen Ergebnissen zu rechnen, die das sowieso Gedachte nicht nur nicht bestätigen, sondern auch ein Negativurteil nach sich ziehen. Denn die Rekonstruktion auch von dem Teil der Vergangenheit, der von Restriktion und Entmachtung von Frauen bestimmt ist, ist Teil der Geschichte von Frauen. Dass biblische Texte zur Legitimation von ebensolchen Interessen funktionalisiert werden konnten, zwingt zur Hermeneutik des Verdachts beim Lesen der Texte und zu einem Urteil bei der Applikation. Eine feministische Exegese zeichnet sich oft durch ein erkennbares Interesse an der Situation von Frauen als direkte oder indirekte Adressatinnen des Textes aus. Dieses Interesse bestimmt die exegetischen Fragestellungen, aber eben gerade nicht das Ergebnis der Exegese. 21 Jedes Verstehen von Texten ist zwar in dem Sinne kontextuell, dass es ist nicht nur durch die Themen bestimmt ist, die der Text vorgibt. Verstehen ist vielmehr auch geprägt durch den sozio-kulturellen Kontext, in dem die verstehende Person lebt und ihre Rollen wahrnimmt und damit durch die eigene sich durchaus wandelnde Weise, die Wirklichkeit zu interpretieren und zu bewerten. Deshalb gibt es auch kein neutrales Verstehen und keine zeitlos und kontextübergreifend gültige Interpretation. Objektiv kann eine Exegese trotzdem sein, und zwar in unserem Kontext genau dann, wenn sie mit wissenschaftlichen Methoden operiert. Das Urteil über das exegetische Ergebnis im Kontext von heutigen Kommunikationssituationen ist prinzipiell getrennt von der Exegese, und es gibt deshalb keinen Grund, Textaussagen zu konstruieren, damit sie das eigene Interesse bestätigen oder ihm widersprechen. 22 Denn ein Text ist nicht dadurch relevant, dass er etwas Bestimmtes sagt oder verschweigt, etwas intendiert oder nicht intendiert, sondern dadurch, dass er ethisch verantwortlich und der jeweiligen Kommunikationssituation entsprechend appliziert wird. Wird im Zuge der Exegese oder der Applikation deutlich, dass der Text in der Kommunikationssituation nicht so appliziert werden kann, dass mit ihm die gewünschte Wirkung zu erzielen ist, dann muss ein anderer Text gewählt werden. Das impliziert übrigens gerade nicht, unbequeme Texte von vornherein von Applikationsprozessen auszuschließen. Diese haben grundsätzlich ein größeres Innovationspotential als die scheinbar Bequemen. Aber eine Applikation ist nicht dann gut, wenn sie die exegetischen Ergebnisse angemessen referiert und Fremdheit herausarbeitet; das ist eine notwendige Vorarbeit der Applikation. Entscheidend für die Qualität einer Applikation ist, ob das Ziel, dass die applizierende Person verfolgt, ethisch akzeptabel und die Applikation der Kommunikationssituation angemessen ist. Die Bibel ist eine Autorität, die des mündigen Umgangs mit ihr bedarf, wenn sie eine Autorität bleiben soll. Also muss es erklärtes Ziel sein, diesen mündigen Umgang mit biblischen Texten zu praktizieren und zu lehren. Dazu müssen Bezugnahmen auf biblische Texte in ethischen Argumentationen in oben beschriebener Weise transparent und beteiligend sein; dazu muss es erklärtes Ziel auch universitären Unterrichts werden, Exegese mit der Applikation zu verbinden. Das würde bedeuten, Interessen offenzulegen, Exegese selbstkritisch frei von Interessen hinsichtlich der Ergebnisse zu betreiben und sie dann zu verbinden mit einer Applikation, die ein urteilendes Verhalten über Zielaussagen und Interessen des Textes ein- »Die Bibel ist eine Autorität, die des mündigen Umgangs mit ihr bedarf, wenn sie eine Autorität bleiben soll« 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 29 30 ZNT 11 (6. Jg. 2003) Zum Thema schließt. Der Geruch der Unwissenschaftlichkeit, der im universitären Kontext leicht mit der Applikation verbunden wird, kann sich nur dort breit machen, wo nicht klar genug zwischen Exegese und Applikation unterschieden wird. 4. Exegese, Applikation und theologische Ethik Das methodische Arbeiten an neutestamentlichen Texten verfolgt das Ziel, sich dem Textverständnis anzunähern, das Leserinnen und Leser im 1. / 2.Jh.n.Chr. haben konnten. Die Exegetin und der Exeget agiert also als Anwältin bzw. Anwalt des Textes gegenüber den Assoziationen, Lesegewohnheiten und Interessen, die sich bei der interpretierenden Person bereits durch die im Text gebrauchten Wörter einstellen. Methoden können zwar nicht gegenüber Eigeninteressen und Gewohnheiten immunisieren, sie können jedoch bewirken, dass sich die Fremdheit des Textes von dem Eigenen zunehmend abhebt. Ist die Exegese aufgrund eines mündigen Umgangs mit der Autorität der Bibel frei von dem bewussten oder unbewussten Interesse, bestätigende Ergebnisse zu ermitteln, präsentiert sie die Fremdheit der Texte und wirkt dadurch grundsätzlich dogmen- und normenkritisch. Jede Immunisierung der dogmatischen und ethischen Theologie gegen diese wesentliche Wirkung exegetischer Arbeit funktionalisiert die Texte und tendiert dazu, autoritär zu argumentieren. 23 Es ist deshalb nicht nur eine Frage der Redlichkeit, bei der Verwendung biblischer Texte im Kontext ethischer Argumentation, sperrige Textaussagen oder -intentionen zu berücksichtigen, sondern dies ist Voraussetzung für einen die Zielgruppe beteiligenden Diskurs. Denn einen geschönten Text zu verwenden, bedeutet, in strategischem Interesse mit scheinbaren Autoritäten zu argumentieren. Aufgabe der Exegese ist es des Weiteren, Alternativen zu dem reinen Stichwortverfahren und der primär normativen Verwendung der Texte anzubieten. Werden Texte als Modelle 24 einer Antwort auf bestimmte Problemstellungen gelesen, setzt die Interpretation nicht nur die Tatsache um, dass es sich bei den Texten wie aktuellen ethischen Argumentationen um kontingente, einmalige Beiträge zu spezifischen Kommunikationssituationen handelt. Die Texte können außerdem dazu anleiten, die in Rede stehenden Probleme aus anderer Perspektive zu beschreiben und Textintentionen nachzuahmen bzw. sich von ihnen abzugrenzen. So regt z.B. 1Kor 7,1-16 die Frage an, welche Konsequenzen es für ethisch-theologische Rede über Partnerschaft und Sexualität hat, dass Paulus (u.a) von einer spirituellen Relevanz praktizierter Sexualität ausgeht. Oder - um ein anderes Thema zu wählen - im Kontext der Diskussion um die Konsequenzen aus dem Rückgang an charismatischen Machterweisen (ein Problem, auf das der Text reagiert) bzw. der Attraktivität von Kirche (heutiges Problem) kann die Erzählung von der Heilung des Geraseners zum einen dazu dienen, den Rückgang an missionarischem Erfolg und die damit verbundenen Ängste zu reflektieren. Zum anderen bietet er als Weg, mit diesen Ängsten umzugehen, eine Lebenspraxis an, die das Selbstverständnis durch Kommunikation in Wort und Tat entwickelt. Ein Text kann gerade aufgrund seiner Fremdheit in bestimmter Hinsicht die Klärung der eigenen Position in einer Frage veranlassen. So kann der exegetische Hinweis darauf, dass Jesus in Mk 10,2-12 weder Ehescheidung noch Wiederheirat verbietet, sondern genau genommen den Sexualverkehr eines Mannes mit einer zweiten Frau und umgekehrt, dazu dienen, die eigenen Kriterien für die Bewertung von Sexualkontakten und Lebensformen zu klären. Mit diesem Text, der voraussetzt, dass Gott eine Ordnung für Sexualkontakte mitgeschaffen hat, lässt sich übrigens auch normativ argumentieren und eine Anerkennung homosexueller Partnerschaften begründen. Es ist nicht die Aufgabe der Exegetinnen und Exegeten, diesen Brückenschlag immer selbst zu leisten; ihre Ergebnisse vervielfältigen jedoch die Möglichkeiten, in orientierenden Beschreibungen heutiger »Methoden können zwar nicht gegenüber Eigeninteressen und Gewohnheiten immunisieren, sie können jedoch bewirken, dass sich die Fremdheit des Textes von dem Eigenen zunehmend abhebt« 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 30 ZNT 11 (6. Jg. 2003) 31 Renate Kirchhoff Ethik in der Bibel - Bibel in der Ethik: Über die Verwendung biblischer Texte im ethischen Kontext Problemstellungen an die Texte anzuknüpfen. Insoweit Exegese vielfältigere Bezugnahmen auf die Texte ermöglicht und sich autoritätskritisch versteht, führt sie heute den demokratisierenden Duktus des reformatorischen Schriftprinzips fort. Die so verstandene und praktizierte Exegese hat eine Affinität zu autoritäts- und damit auch selbstkritischen Auslegungsprinzipien. Das bedeutet nun nicht, dass alle christliche Welt wissenschaftliche Exegese lernen müsste, sondern dass jede Bezugnahme auf biblische Texte in ethischen Kontexten ihrer Fremdheit Rechnung tragen muss, damit die Bezugnahme bleibt, was sie ist: nicht Anleihe an einer gegebenen Autorität, sondern Auseinandersetzung mit einer zugeschriebenen Autorität. Solche Exegese hat eine gewisse Affinität zu kritischen Auslegungsprinzipien wie der o.g. Parteilichkeit Gottes. Denn soll der prinzipiell autoritäts- und selbstkritische Zug der Exegese in der Applikation fortgesetzt werden, dann erfolgt die Applikation im Blick auf und in Kommunikation mit den von der ethischen Entscheidung direkt oder indirekt betroffenen numerischen und sozialen Minderheiten. Die Frage ist dann, ob das ethische Ziel, in dessen Interesse auch die Applikation biblischer Texte steht, Impulse für ein gutes Leben für viele beiträgt. 25 Ethik verstanden als Nachdenken und Sichverständigen darüber, wie Männer und Frauen durch ihr Tun und ihr Lassen zum guten Leben beitragen können, erfordert in diesem Sinne einen transparenten, historisch redlichen und mündigen Umgang mit biblischen Texten. l Anmerkungen 1 Ethik in diesem Sinne als Lehre verstanden z.B. bei Eilert Herms, Art. Ethik V: Als theologische Disziplin, RGG 4 II, 1611-1624. 2 So in Anlehnung an Ina Praetorius, Skizzen zur feministischen Ethik, Mainz 1995. Eine kurze Erklärung der Definition von Ethik s. Ina Praetorius, Frauenforschung in der Ethik, in: Schlangenbrut 34 (1991), 6-12. 3 Klassische Vertreter einer Hermeneutik des Einverständnisses sind neutestamentlich Peter Stuhlmacher, Vom Verstehen des Neuen Testaments: Eine Hermeneutik, NTDE.6, Göttingen 1979; philosophisch Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Tübingen 4 1975. 4 Eilert Herms, Liebe, Sexualität, Ehe, in: ZThK 96 (1999), 94-135, hier 124.128. 5 A.a.O., 124. 6 A.a.O., 122ff. 7 Ideologisch nenne ich eine Argumentation, die das eigene Interesse verschleiert, um bestehende Machtverhältnisse zu eigenen Gunsten zu stabilisieren. Zur Definition s. M. Barrett, The Politics of Truth. From Marx to Foucault, Stanfort 1997, 167. 8 Rat der EKD (Hg.), Mit Spannung leben. Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD zum Thema »Homosexualität und Kirche« 1996, Abschnitt 2. 9 Eine Zusammenstellung dieser Begründungen s. bei Markus Öhler, Homosexualität und neutestamentliche Ethik, in: Protokoll zur Bibel 6 (1997), 133-147 hier 143-147). 10 Zur »New Perspective« und ihren internen Unterschieden s. Christian Strecker, Paulus aus einer »neuen« Perspektive: Der Paradigmenwechsel in der jüngeren Paulusforschung, in: Kirche und Israel 11 (1996), 3-18. 11 Als Beispiel verweise ich auf die knappe Darstellung der vermeintlich paulinischen Rechtfertigungslehre von Harald Schweizer mit dem Titel »Aber wie erzeugt man den Glauben«, in: Publik-Forum 20 (2002), 36f. 12 Die Rede »Unterdrückten und Marginalisierten« ist eine Abstraktion sowohl von den biblischen Einzeltexten und den Situationen, in denen sie wirkten. Jede Konkretion heute ist ebenfalls kontextuell bedingt und abhängig von dem Ausschnitt der Wirklichkeit, die die Betrachterin bzw. der Betrachter wahrnimmt und der folgenden Interpretation von Wirklichkeit. Zu den Befreiungstheologien und ihren Bibelbezügen s. Doris Strahm, Art. Befreiungstheologien, Wörterbuch der Feministischen Theologie, 56-60. 13 Ich beziehe mich auf Teil 2 der Orientierungshilfe. 14 Falk Wagner, Auch der Teufel zitiert die Bibel, in: Richard Ziegert (Hg.), Die Zukunft des Schriftprinzips, Bibel im Gespräch 2, Stuttgart 1994, 236-258, hier 238f. 15 Literaturwissenschaftliche Exegese, die mit autor-, text- oder rezeptionsorientierten Aspekten verbunden ist, stellt immer auch genuin historische Fragen. Auch die strukturalistische Exegese berücksichtigt den Kontext der Textentstehung und -verwendung. 16 Leider verzichten auch wissenschaftliche Argumentationen darauf, der historischen Lesart Rechnung zu tragen und messen z.B. geschichtlich-kontingenten Sachverhalten normatives Gewicht bei. So z.B. Wagner, a.a.O., 249, der die historische Tatsache, dass ein zeitlicher Abstand zwischen Jesu Tod und den neutestamentlichen Christologien besteht, zur Legitimation eines Vorrangs der Dogmatik vor der Exegese nutzt. 17 Auch wenn die Texte identifikatorisch gelesen werden, werden sie als historische Texte vergleichzeitigt; niemand vergisst, dass sie eigene und fremde Geschichte sind. 18 Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, München 1992, 70-73.125-129.; Aleida und Jan Assmann, Nach- »Insoweit Exegese vielfältigere Bezugnahmen auf die Texte ermöglicht und sich autoritätskritisch versteht, führt sie heute den demokratisierenden Duktus des reformatorischen Schriftprinzips fort« 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 31 32 ZNT 11 (6. Jg. 2003) Zum Thema wort: Schrift und Gedächtnis, in: dies. (Hg.), Schrift und Gedächtnis, München 1983, 265-284, hier 277-279. Feministische Thematisierung s. Britta Jüngst, Art. »Erinnerung«, Wörterbuch der feministischen Theologie, 105-110. 19 Klassisch s. Jürgen Habermas, Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik (1970), in: ders., Kultur und Kritik, Frankfurt 1973, 264-301. 20 In Memory of Her: A Feminist Theological Reconstruction of Christian Origins, New York 1983; deutsch München 1988. In seinem hermeneutischen Entwurf betont auch Klaus Berger, Hermeneutik des Neuen Testaments, Tübingen 1999, dass Exegese das Handwerkszeug des Anwalts und der Anwältin der Texte ist, und dass Applikation sich nicht wie ein »Naturereignis« daraus ergibt, sondern ein eigenes verantwortliches Tun ist (138.140). 21 Zur klassischen Kritik am naiven Objektivismus s. philosophisch z.B. Gadamer, Kleine Schriften I, Tübingen 1967, 101ff; befreiungstheologisch s. Schüssler Fiorenza, Zu ihrem Gedächtnis, 29-33. 22 Es ist kein Geheimnis, dass Textaussagen trotzdem retouchiert werden. Doch das ist kein Privileg feministischer Exegesen. In der akademischen Theologie sind nur konservativ-erbauliche Textinterpretationen akzeptierter als politische. Die interessegebundene Verzeichnung von Texten ist nicht an eine bestimmte Wahrnehmung und Interpretation von Wirklichkeit gebunden, nicht einmal daran, dass der eigene politische oder theologische Standpunkt bewusst ist. Diese Einsicht hat Gerd Theißen entfaltet in: Methodenkonkurrenz und hermeneutischer Konflikt, in: J. Mehlhausen (Hg.), Pluralismus und Identität, VWGTh 8, Gütersloh 1995, 127-140, hier 132. Christoph D. Müller, »Gleichursprünglichkeit«, in: G. Lämmermann (u.a.) (Hg.), Bibeldidaktik in der Postmoderne, 50-62 analysiert aus didaktischer Analyse Kritik an exegetischen Arbeiten, die ihr Interesse in den Text zurückverlegen. 23 Z.B. Falk Wagner, s.o. Anm. 10. 24 Zur Interpretation von Texten als Modelle s. z.B. Elisabeth Schüssler Fiorenza, Brot statt Steine, Freiburg 1988, 76-79 und Klaus Berger, Hermeneutik des Neuen Testaments, Tübingen 1999, 156f. Berger ist sich dieser Vor- und Parallelgeschichte seiner Rede vom Modellcharakter der Schrift nicht bewusst. 25 Zur Praxis einer »reflexiven Solidarität« s. Christine Firer Hinze, Identität in der feministisch-theologischen Diskussion, in: Concilium 36 (2000), 231-248, hier 234- 237. TANZ - Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter A. Francke Verlag Tübingen und Basel Byung-Mo Kim Die paulinische Kollekte TANZ 38, 2002, 220 Seiten, 44,-/ SFr 72,80 ISBN 3-7720-2830-6 In seiner Arbeit untersucht Kim das Wesen der Kollekte, die die paulinischen Heidenchristen in Galatien, Kleinasien, Makedonien und Achaja für die armen Judenchristen in Jerusalem durchgeführt haben. War diese eine Art kirchliche Steuer, ein Ausdruck christlicher Liebe, eine eschatologische Demonstration oder ein Almosen? Zur Beantwortung dieser Fragen unternimmt Kim sowohl eine exegetische Untersuchung von 2 Kor 8f. als auch eine historische Untersuchung der Kollektenvereinbarung auf dem sog. Apostelkonzil in Gal 2,1- 10. Johannes Krug Die Kraft des Schwachen Ein Beitrag zur paulinischen Apostolatstheologie TANZ 37, 2001, 350 Seiten, 64,-/ SFr 105,80 ISBN 3-7720-2829-2 Kraft und Schwachheit sind für den Apostel Paulus Grundbedingungen seines missionarischen Wirkens. Die Legitimationskrise seines Apostolats zwingt ihn allerdings, die beiden Dimensionen direkt aufeinander zu beziehen: “Die Kraft wird in Schwachheit vollendet” (2 Kor 12,9). Die Studie bietet erstmals eine religionsgeschichtliche Fundierung der Begriffskombination in Profangräzität, Judentum und frühem Christentum. In Auseinandersetzung mit der Kreuzestheologie Luthers leistet sie ferner einen Beitrag zu einer entkonfessionalisierten Exegese. 011603 ZNT 11 - Inhalt 31.03.2003 15: 02 Uhr Seite 32