eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 7/13

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
61
2004
713 Dronsch Strecker Vogel

»Christus ist mein Leben«. Leben und ewiges Leben nach dem Neuen Testament

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2004
Günter Röhser
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22 ZNT 13 (7. Jg. 2004) »Christus ist mein Leben« - dieser Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die (möglicherweise) erste christliche Gemeinde in Europa (Philippi ist an der Küste Mazedoniens in Nordgriechenland gelegen; vgl. Apg 16,9-40) 1 ist in einer Situation entstanden, die wir im Allgemeinen eher als lebensfeindlich ansehen würden: Paulus sitzt im Gefängnis, genauer wohl: in einer Art Untersuchungshaft, und sieht einem ungewissen Ausgang seines Prozesses entgegen. Wir wissen nicht genau, an welchem der verschiedenen Haftorte des Apostels (Ephesus, Cäsarea oder Rom) der Philipperbrief geschrieben ist; 2 wir bekommen aber einen wichtigen Einblick in die Art und Weise, wie Paulus seine schwierige Lebenssituation (die ja nicht auf diese eine Bedrohungserfahrung beschränkt war) theologisch deutet und so einen tiefen, über den Augenblick hinausreichenden Sinn darin zu finden vermag. Damit ist bereits die Relevanz unseres Textes und sein Bezug zum Thema »Leben und ewiges Leben« angedeutet. 1. Zwischen gegenwärtiger Krafterfahrung im Leiden und vollendeter künftiger Gemeinschaft mit Christus a) Beobachtungen zu Phil 1,12-26 Ich gebe zunächst eine möglichst wörtliche Übersetzung der Verse 12-14 und 18d-26 aus dem 1. Kapitel des Philipperbriefes in strukturaler Darstellung, so dass man aus der Anordnung der textlichen Elemente exegetisch schon möglichst viel erkennen kann: siehe die Darstellung auf der nächsten Seite! Paulus teilt zunächst mit, dass seine (schlechte) Lage (»das in Bezug auf mich« 3 ) mehr zur Förderung, d.h. Ausbreitung des Evangeliums gedient hat denn zu seiner Behinderung. Es ist ihm nämlich auch als Gefangener gelungen, die Botschaft von dem Christus Jesus zu verkündigen - wahrscheinlich hat man an eine öffentliche Gerichtsverhandlung zu denken -, so dass jetzt bei allen Leuten in dem römischen Amtsgebäude und denen, die dort ein- und ausgehen, bekannt ist, dass Paulus infolge dieser seiner Verkündigung inhaftiert ist (seine Fesseln sind »in Christus«). Die Mehrzahl der Christen an seinem Haftort nimmt dies zum Anlass, die Missionsverkündigung noch entschlossener voranzutreiben: Sie haben »im Herrn Vertrauen / Zuversicht gewonnen durch meine Fesseln« (V.14). Diese Aussage enthält m. E. eine doppelte Voraussetzung: Christen haben die Erfahrung gemacht, dass selbst durch äußere Unterdrückung (wie Inhaftierung und Todesdrohung) das Evangelium nicht aufgehalten werden kann. Ja, sie konnten sogar die paradoxe Erkenntnis gewinnen, dass gerade die äußere Bedrohung zur Ausbreitung der Missionsbotschaft beigetragen hat. Worin liegt die Plausibilität einer solchen Aussage? Paulus würde wohl antworten: Gefangenschaft, äußere Machtlosigkeit und Schwäche sind eine Situation, in der sich die Kraft Christi und Zum Thema Günter Röhser »Christus ist mein Leben«. Leben und ewiges Leben nach dem Neuen Testament Günter Röhser Günter Röhser, Jahrgang 1956, Studium der Evangelischen Theologie in Erlangen, Heidelberg und Neuendettelsau. Promotion (1986) und Habilitation (1993) in Heidelberg. Pfarrer der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, Lehrtätigkeit in Bamberg und Siegen, 1997-2003 Professor für Bibelwissenschaft an der RWTH Aachen, seit 2003 für Neues Testament an der Universität Bonn (mit anfänglicher Rückabordnung nach Aachen). Forschungsschwerpunkte: Religiöse Vorstellungen der (biblischen) Antike, paulinische Theologie. 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 22 ZNT 13 (7. Jg. 2004) 23 Günter Röhser »Christus ist mein Leben« die Kraft des Glaubens an ihn besonders deutlich erweisen kann (vgl. 2Kor 4,7-12; 6,4-10; 12,9f.). Unübersehbar kann deutlich werden, dass der Erfolg der Mission, das treue und standhafte 4 Ausharren in der jeweiligen Lebenslage und ggf. auch die Errettung aus der Not ganz und gar auf das Wirken Christi bzw. die Kraft Gottes (und nicht der Menschen) zurückgehen - und dies hat selbst glaubenstärkende, ja missionarische Wirkung. 5 Somit wird äußeres Leiden sinnvoll, ja geradezu »Gnade« - wenn es Leiden »für Christus« und um des Evangeliums willen ist (vgl. Phil 1,29f.). Es dient gewissermaßen der Gewinnung und der Weitergabe einer »höheren Lebensqualität« im Glauben, welche das Leiden zu umfassen vermag, in der es aber punktuell auch überwunden werden kann. Wichtig ist, dass es sich hier um die gegenwärtige und irdische Dimension christ- »Somit wird äußeres Leiden sinnvoll, ja geradezu ›Gnade‹ - wenn es Leiden ›für Christus‹ und um des Evangeliums willen ist (vgl. Phil 1,29f.).« V. 12-14: Wissen lassen aber will ich euch, Brüder, dass das in Bezug auf mich mehr zur Förderung des Evangeliums gedient hat, (13) dergestalt dass meine Fesseln (als) in Christus (geschehen) bekannt geworden sind bei dem ganzen Prätorium und allen übrigen (14) und die Mehrzahl der Brüder, nachdem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Fesseln, viel mehr wagen, furchtlos das Wort zu sagen. V. 18d-26: Ja, ich werde mich auch (weiterhin) freuen, denn ich weiß, dass dieses mir ausschlagen wird zur Rettung durch euer Gebet und Unterstützung des Geistes Jesu Christi (20) gemäß meiner festen Erwartung und Hoffnung, dass in nichts ich werde beschämt werden, sondern in aller Offenheit wie allezeit, (so) auch jetzt Christus groß gemacht werden wird an meinem Leibe - sei es durch Leben, sei es durch Tod. (21) Denn für mich (ist) das Leben Christus und das Gestorben-Sein (ein) Gewinn. (22) Wenn aber das Leben im Fleisch (mir beschieden ist), (so ist) dieses für mich Frucht des Werkes; und was ich wählen soll, weiß ich nicht. (23) Ich werde ja gezogen von den beiden (Möglichkeiten) - das Verlangen habend nach dem Aufbrechen und Mit-Christus-Sein, denn (das wäre) sehr viel besser; (24) das Bleiben im Fleisch aber (ist) nötiger euretwegen. (25) Und darauf vertrauend weiß ich, dass ich bleiben werde und verbleiben werde euch allen zu eurer Förderung und Freude des Glaubens, (26) damit euer Rühmen überreich sei in Christus Jesus durch mich kraft meiner erneuten Anwesenheit bei euch. 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 23 24 ZNT 13 (7. Jg. 2004) Zum Thema lichen »Lebens« handelt, die immer wieder neu vom Leiden bedroht ist, und nicht um die zukünftig-eschatologische Dimension, nicht um »ewiges Leben«. 6 Davon ist erst im Folgenden die Rede. Zurück zu Paulus im Gefängnis: Zwar versuchen innergemeindliche Rivalen von ihm, seine Situation auszunutzen und sich selbst und ihrer Verkündigung Geltung zu verschaffen - wie die hier nicht abgedruckten Verse 15-18c zeigen. Doch selbst damit tragen sie ja noch zur Ausbreitung des Evangeliums bei - und allein darauf kommt es Paulus an. Darüber freut er sich, aber er wird auch - dessen ist er sich sicher - zukünftig Grund zur Freude haben. In den folgenden beiden Versen (19f.) bringt er - ablesbar an den Begriffen »wissen«, »feste Erwartung« und »Hoffnung« sowie drei Futurformen - seine feste Gewissheit bezüglich seiner persönlichen heilvollen Zukunft zum Ausdruck. Seine schlechte Lage wird ihm gewisslich zur »Rettung«, zum »Heil« (griech. soteria, lat. salus) dienen. Damit ist nicht die Errettung aus dem Gefängnis bzw. vor dem Henker gemeint - auch wenn eine solche nicht ausgeschlossen erscheint. Vielmehr geht es um das letzte Ziel des Lebens nach dem Tode, das künftige »Heil Gottes« (vgl. V.28), welches der Apostel dadurch zu erreichen gedenkt, dass er - was auch immer mit ihm geschieht - kraft der Fürbitte der Gemeinde und des Beistandes des heiligen Geistes 7 Christus an seinem »Leibe« (griech. soma) verherrlichen wird - »sei es durch Leben, sei es durch Tod«. Paulus hofft fest, in seiner apostolischen Existenz auch jetzt nicht zu scheitern, sondern im Gegenteil: Durch seine ganze Existenz (»somatisch«), durch sein Verhalten in der Haft und darüber hinaus soll Christus »groß gemacht« werden, d.h. will Paulus Zeuge sein für die Macht und Herrlichkeit Christi. Dies ist mehr als Verkündigungstätigkeit, schließt solche aber natürlich mit ein. Achten wir nun auf den Übergang von V.20 zu V.21: In der Schlusswendung von V.20 sind mit »Leben« und »Tod« die beiden Möglichkeiten angesprochen, mit denen der Gefangene realistischerweise rechnen muss - nämlich sein Leben (in oder außerhalb der Haft) weiterleben zu dürfen oder den Tod durch Hinrichtung zu erleiden. Trotz der begrifflichen Opposition und der scheinbaren Passivität eines Gefangenen ist auf der Ebene des ganzen Satzes in beiden Fällen von einem aktiven Einsatz für Christus die Rede (Verherrlichung durch Leben oder Tod) - wodurch der begriffliche Gegensatz relativiert ist. In dem folgenden V.21 erfährt der Lebensbegriff eine semantische Erweiterung (»Leben« überhaupt) und eine Näherbestimmung (»Christus«), die abermals den Gegensatz der beiden Begriffe relativiert und ihr Verhältnis noch einmal in einem neuen Licht erscheinen lässt. Sehen wir uns diese und die folgenden Formulierungen etwas genauer an: V.21-22a werden durch vier Sätze ohne Verben gebildet und besitzen dadurch einen fast sentenzhaften Charakter. Dreimal sind Subjekt und Prädikatsnomen ohne die Kopula (das Hilfsverb »sein«) nebeneinander gestellt, einmal (V.22a) fehlt das Prädikat ganz. Weiter fällt (v.a. im Griechischen) auf, dass die Begriffe »Leben« und »Tod« aus V.20 nicht wörtlich aufgenommen, sondern durch substantivierte Infinitive der zugehörigen Verben ersetzt sind. Dadurch liegt das Gewicht stärker auf dem Vorgang und der Erfahrung als auf der begrifflichen Fixierung. Entscheidend ist jedoch, dass dem Verbum für »Leben« das Prädikatsnomen »Christus« zur Seite gestellt ist, so dass es (V.21b) seinen Oppositionsbegriff (»Gestorben-Sein«) mit zu umfassen und zu übergreifen vermag 8 - was gleichbedeutend mit einer neuen Bewertung der Todeserfahrung (»ein Gewinn«) ist. Abermals wird damit ein äußeres Leiden - das Sterben, der Tod - sinnvoll - weil es ein Sterben in der Bindung an Christus ist und deshalb die unmittelbare Gemeinschaft mit ihm eröffnet (vgl. V.23). In V.22a kommt Paulus auf das (Weiter-)Leben von V.20fin zurück und bezeichnet es als Leben »im Fleisch«, d.h. als irdisches, vergängliches Leben - was hier ohne jeden negativen Beigeschmack gemeint ist, da es für Paulus ein Leben weiterer Missionserfolge und der Erwartung des kommenden Heiles bedeuten würde. Unter Beachtung der genannten Gesichtspunkte schlage ich für V.21-22a folgende verdeutlichende Übersetzung vor: »Denn für mich ist das Leben als solches nicht anders denkbar denn als 9 gleichbedeutend mit Christus und (deshalb) das Gestorben-Sein ein Gewinn. Wenn aber das (Weiter-)Leben im Fleisch mir beschieden ist, so ist dieses für mich gleichbedeutend mit (weiterem) Erfolg der Missionsarbeit«. , 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 24 ZNT 13 (7. Jg. 2004) 25 Günter Röhser »Christus ist mein Leben« Paulus sieht die beiden Möglichkeiten seines Prozessausgangs vor sich und ist hin- und hergerissen, welche er sich wünschen soll. Einerseits hat er das Verlangen »nach dem Aufbrechen und Mit-Christus-Sein« (V.23), denn das wäre für ihn das Beste und Schönste; andererseits aber ist das »Bleiben im Fleisch« (V.24), d.h. das Weiterleben wie vorher, nötiger um der Bedürfnisse der Gemeinde willen. Am Ende siegt die Gewissheit, dass er der Gemeinde als Apostel erhalten bleiben und sie wiedersehen werde. Der Anflug von Todessehnsucht in V.23 wird überwunden durch den Blick auf die Aufgaben, die noch vor ihm liegen. b) Vergleich mit Phil 3, 1Thess 4 und 1Kor 15 Phil 1,23 ist ein klassischer Topos für die Hoffnung der Glaubenden auf eine sofortige individuelle postmortale Existenz bei Christus. Traditionsgeschichtlich gesehen, entstammt diese Erwartung jedoch der frühjüdischen Märtyrertradition, welche auch beispielsweise für die makkabäischen Märtyrer ein sofortiges postmortales Leben »für« oder »bei« Gott bzw. »immerwährendes« (= ewiges) Leben kannte 10 und die auch für die verfolgte christliche Minderheit im 1. Jh. aktuell war. Es ging dabei um die Stärkung der Widerstandskraft im Glauben und der Motivation zum Durchhalten durch die Verheißung einer unmittelbaren ewigen Gemeinschaft mit Gott bzw. Christus. Von Märtyrertradition zeigt Paulus sich auch in Phil 3,10f. berührt. 11 Er gibt dort als Ziel seiner in der Bekehrung gewonnenen Gemeinschaft mit Christus (V.8f.) an, diesen zu »erkennen«. Und zwar ist eine Erkenntnis als Erfahrung gemeint (vgl. hebr. jd c ), denn Christus zu erkennen, heißt nach Paulus nichts anderes, als »die Kraft seiner Auferstehung« zu erfahren »und die Gemeinschaft (griech. koinonia) seiner Leiden, wodurch ich gleichgestaltet (›symmorph‹) werde seinem Tode«, in der Hoffnung, »ob ich wohl gelangen möchte (Futur) zur Auferstehung von 12 den Toten«. Die Verbindung mit Christus von Phil 1 ist hier gesteigert von einer »Parallelität« im Leiden zu einer »Partizipation«, durch welche der Apostel dem Tode Christi »gleichgestaltet« wird. Solche Leidensteilhabe entsteht durch Märtyrergeschick und ist die Voraussetzung für Teilhabe auch an der Auferstehung von den Toten. Sie zieht diese gewissermaßen notwendig nach sich, da Christus, an dessen Geschick man Anteil hat, diesen Weg bereits vorausgegangen ist (vgl. auch Röm 8,17fin: Wir leiden mit Christus mit, um auch mit ihm mitverherrlicht zu werden). Man sollte nicht bestreiten, dass Traditionen, wie sie hinter Phil 1,23 und 3,10f. stehen, auch eine - für uns problematische - Leidenssehnsucht von Christen befördern konnten - wie besonders das Beispiel des Märtyrerbischofs Ignatius von Antiochien zeigt, der sich von seinem einmal eingeschlagenen Weg in den Tod nicht mehr abbringen lassen will. 13 Hier äußert sich eine Radikalität in der Nachfolge Jesu, die für uns kaum mehr nachvollziehbar erscheint. Interessanterweise findet sich ein anderes griechisches Wort für »Leben« (psyche) in einem vergleichbar radikalen Zusammenhang bei Jesus selbst. Mk 8,34f. sprechen vom »Retten« des Lebens unter der Maßgabe einer offenbar wörtlich verstandenen Nachfolge bis ans Kreuz: Wer sein (vergängliches) Leben um Jesu willen preisgibt, der wird wahres, unvergängliches Leben gewinnen (vgl. Joh 12,24-25: »ewiges Leben«). Die Bedingungslogik dieser Aussage ist derjenigen der dargestellten Martyriumstradition durchaus analog. Anders als in Phil 1,23 ist als Zeitpunkt des endgültigen Heilsgewinns in 3,10f. jedoch nicht an den individuellen Tod, sondern an die künftige Totenauferstehung bei der Parusie Christi gedacht. Leider hat die lateinische Vulgata durch ihre Fehlübersetzung »dissolvi« (»aufgelöst werden« in vermeintlich wörtlicher Wiedergabe des griech. »analysai« [auflösen, aufbrechen, scheiden]) das Missverständnis befördert, es handele sich bei dem »Mit-Christus-Sein« von 1,23 um eine (bis zur Auferstehung) leiblose, rein geistige Existenz (der unsterblichen Seele); 14 sie hat damit eine unsachgemäße Harmonisierung der genannten Stellen ermöglicht. Tatsächlich gibt es eine solche Geist- oder Seelenvorstellung bei Paulus nicht, 15 auch keine Reflexionen über einen sog. Zwischenzustand zwischen dem persönlichen Lebensende und dem Ende der Welt; vielmehr ist in Phil 1,23 eindeutig die endgültige und ganzheitliche individuelle Heilsgemeinschaft mit Christus gemeint, die keiner Veränderung oder Vollendung mehr bedarf (vgl. als nächste Parallele bei Paulus 2Kor 5,8: »daheim sein bei dem Herrn« als Ziel des Sterbeprozesses). 16 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 25 26 ZNT 13 (7. Jg. 2004) Zum Thema Der Befund wird noch komplizierter, wenn wir eine frühere Darlegung des Paulus in einem Brief an die Gemeinde in Thessalonich mit hinzu nehmen (1Thess 4,13-17). Dort steht die Mit- Christus-Formel am Ende eines längeren apokalyptischen Szenariums: »... er selbst, der Herr, wird unter dem Befehlswort, unter der Stimme des Erzengels und unter der Trompete Gottes herabsteigen vom Himmel, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst, danach werden wir, die Lebenden, die Übrigbleibenden zugleich mit ihnen hinweggerissen werden in Wolken zur Einholung des Herrn in die Luft; und so werden wir allezeit mit dem Herrn sein« (V.16f.). Auch hier ist nicht erkennbar, dass auf das - hier bei der Parusie anhebende - Mit-Christus- Sein noch etwas folgt - zumindest für die Christen handelt es sich, wie in Phil 1,23, um das voll- und endgültige Heilsziel. Im Zusammenhang kommt es Paulus ohnehin nur darauf an zu zeigen, dass die bei der Parusie Lebenden den dann bereits Verstorbenen nichts voraus haben werden (V.15). Und so äußert er wenig später im Brief noch einmal seine Überzeugung, dass wir, ob wir jetzt leben oder tot sind, zugleich (= alle zusammen) mit Christus leben werden (1Thess 5,10). Voraussetzung dafür ist hier nicht Leidensteilhabe oder Martyrium, sondern einfach die Zusammengehörigkeit mit Jesus. Diese bringt die Christen in die zukünftige Lebensgemeinschaft mit dem Auferstandenen (vgl. 4,14; 2Kor 4,14). »Weil Jesus Christus (gestorben und) auferstanden ist, deshalb werden auch wir« - die wir zu Jesus gehören - »der Auferstehungswirklichkeit teilhaftig werden.« 17 Wiederum in einer ganz anderen Terminologie spricht Paulus in Phil 3,20f. von dem Heilsereignis, welches die Wiederkunft Christi mit sich bringen wird: Christus »wird umgestalten den Leib unserer Niedrigkeit - gleichgestaltet (›symmorph‹) dem Leibe seiner Herrlichkeit...« Wie in 3,10f. ist auch hier von einer »Symmorphie« die Rede - allerdings nicht mit dem Tode Christi, sondern mit seinem Herrlichkeitsleib. Und Paulus hofft auch nicht eigentlich auf die Auferstehung von den Toten (durch Gott), sondern er erwartet die Verwandlung des Leibes (durch den eschatologischen Retter Christus). »Dabei ist ›Leib der Niedrigkeit‹ nicht irgend etwas Negatives am Menschen (etwa seine Körperlichkeit im Gegensatz zur Seele, die entsprechend griechischer Dichotomie nur Last oder Gefängnis der Seele wäre). Vielmehr bezeichnet ›Leib der Niedrigkeit‹ die ganze irdische Existenz des Menschen überhaupt, die der Hinfälligkeit, ja der tödlichen Vergänglichkeit angehört.« 18 Deshalb verwundert es auch nicht, dass auch Christus und den zukünftig erretteten Christen Leiblichkeit, nämlich ein (unvergänglicher) »Leib der Herrlichkeit« zugesprochen wird. Diese Grundkonzeption einer Gegenüberstellung von Vergänglichkeit auf der einen und Herrlichkeit auf der anderen Seite in Verbindung mit dem Verwandlungsmotiv findet sich auch in dem großen paulinischen Auferstehungskapitel 1Kor 15. Nach V.22f. und V.51f. rechnet Paulus dort mit einer Verwandlung aller Christen, der lebenden wie der toten (und dann auferstehenden), bei der Parusie Christi (deren Umstände er ähnlich beschreibt wie in 1Thess 4,15f.). Das einzige Kontinuum zwischen dieser und der künftigen, zwischen irdischer und himmlischer Existenz ist das Ich des Menschen bzw. das Wir der zu verwandelnden Gläubigen, derer, die zu Christus gehören. Genau genommen liegt die Kontinuität also nicht wie in Phil 3,21 in der umzugestaltenden Leiblichkeit, 19 sondern ausschließlich in der sich durchhaltenden »Identität« des Menschen als solcher, in seinem »Selbst« - welches jedoch nicht substanzhaft zu denken ist. 20 Vielmehr ist das Verhältnis von Sterblichkeit und Unsterblichkeit durch radikale Diskontinuität gekennzeichnet: Das eine wird durch das andere »überformt« (Metapher des »Anziehens«) und so das Sterbliche wie der Tod gleichsam »verschlungen« (V.53f.) 21 - d.h. restlos beseitigt. Und die jetzige somatische Existenzform wird durch die künftige, ebenfalls somatische nicht eigentlich verändert, sondern ersetzt: Vergänglichkeit und Unvergänglichkeit, Unansehnlichkeit und Herrlichkeit, Schwachheit und Kraft, irdischer Leib und geistlicher Leib stehen sich in V.42-44 antithetisch gegenüber. »Vielmehr ist das Verhältnis von Sterblichkeit und Unsterblichkeit durch radikale Diskontinuität gekennzeichnet.« 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 26 ZNT 13 (7. Jg. 2004) 27 Günter Röhser »Christus ist mein Leben« 2. Theologische Zwischenbilanz Wir haben ein auf Christus bezogenes Lebensverständnis kennen gelernt, welches auch Leiden und Sterben zu umfassen vermag und vor der Grenze des Todes nicht Halt macht. Im Blick auf die Zukunft finden wir eine Reihe verschiedener, teilweise aus der Situation heraus zu erklärender Aussagen und Vorstellungen hellenistischer bzw. apokalyptischer Provenienz nebeneinander. Eine systematische Logik ist darin nicht zu finden, entspräche auch nicht der Eigenart religiösen Denkens in der Antike. Paulus steht in dieser Beziehung nur stellvertretend für das ganze Neue Testament. Die Aufgabe theologischer Interpretation kann in dieser Lage nur sein, Grundlinien der Zukunftserwartung herauszuarbeiten und Grunderfahrungen darzustellen, die bestimmten Vorstellungen zugrunde liegen. Die Gefahr bei einem solchen Vorgehen ist deutlich, und Theologie und Kirche sind ihr heute weithin erlegen: Je abstrakter und allgemeiner solche Grundlinien formuliert und je betonter und ausschließlicher von den Grunderfahrungen des Glaubens jetzt die Rede ist, desto blasser und unkonkreter wird unter Umständen die Zukunftserwartung selbst und kann keine tragende Hoffnung mehr bilden. Ich versuche daher im Folgenden einen Mittelweg zu gehen: 1) Ein in den vorgestellten Texten immer wiederkehrendes Grundmotiv paulinischer Zukunftshoffnung ist »Gemeinschaft mit Christus«. Gemeint ist immerwährendes engstes Zusammensein mit dem Erlöser im Kreise der Märtyrer bzw. in der Familie aller Kinder Gottes. Es ist natürlich kein Zufall, dass auch der Inhalt gegenwärtiger Glaubenserfahrung von Christen so beschrieben werden kann (wie wir noch weiter sehen werden). Das Leben mit Christus, durch den sich Gott den Menschen erschlossen hat, wird als so intensiv und durchgreifend positiv erfahren (gerade auch im Leiden), dass man es für keine reale Möglichkeit mehr halten kann, dass dieses Leben im Tode versinken soll. Vielmehr erwartet man für die Zukunft seine Vollendung und Erfüllung. 22 Gleichzeitig unterscheidet sich dieses Leben so sehr von allem anderen, umgebenden Leben, dass man sich auch und gerade die Existenzform des künftigen, daran anschließenden Lebens nur in radikaler Diskontinuität zu allem bisherigen, irdisch-negativen Leben vorstellen kann. Zwei Linien finden sich hier in biblischer Tradition nebeneinander: eine schöpfungstheologisch bzw. an der »neuen Schöpfung« orientierte, die gelingendes gegenwärtiges Leben eher als Vorabbildung bzw. Grundlegung des zukünftigen Lebens versteht, und eine apokalyptisch-dualistische, die den Bruch zwischen Jetzt und Dann betont. 23 2) Ein ebenso zentraler Begriff für das Verständnis paulinischer Eschatologie und Anthropologie ist - wie wir gesehen haben - »Leiblichkeit«. Damit ist als ein Konstitutivum des Menschen der Ort seiner Beziehungsfähigkeit gemeint, nicht seine Körperlichkeit oder Materialität als solche - ohne die es aber freilich nicht geht. »Sozialität« und »Kommunikativität« - so könnten wir, auch in Aufnahme von Punkt 1, sagen - machen wesentlich Mensch-Sein aus - und zwar nach Paulus im jetzigen wie im künftigen Leben. Die Art der Beziehungen wird im ewigen Leben von wesentlich anderer Qualität sein - aber es werden »Sozialbeziehungen« zu »Personen« sein: zu Christus, zu Gott, zu den anderen Menschen. Denken wir in diesem Zusammenhang auch an die Bilder aus der Jesus-Überlieferung vom »Reich« Gottes, vom eschatologischen »Mahl«, von der »Hochzeit«. Ein leibloses - und nicht irgendwie auch »materielles« - Dasein ist für alttestamentlich-jüdisches wie für neutestamentliches Verständnis ein freudloses Dasein und kann deshalb nicht das Ziel menschlichen Lebens sein. 24 Vielmehr gilt gerade dem »Leib« als dem Organ der Gemeinschaftsfähigkeit des Menschen die Hoffnung der Auferstehung bzw. Verwandlung. 25 Ich mache darauf aufmerksam, dass auch die Er- »Ein in den vorgestellten Texten immer wiederkehrendes Grundmotiv paulinischer Zukunftshoffnung ist ›Gemeinschaft mit Christus‹.« »Vielmehr gilt gerade dem ›Leib‹ als dem Organ der Gemeinschaftsfähigkeit des Menschen die Hoffnung der Auferstehung bzw. Verwandlung.« 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 27 28 ZNT 13 (7. Jg. 2004) Zum Thema wartung eines künftigen »Wiedersehens« mit anderen Menschen in der Ewigkeit - die bekanntlich zum Gegenstand vieler Witze geworden ist - in den dargestellten Zusammenhängen ihre Grundlage hat und keineswegs lächerlich gemacht werden sollte. 3. Präsentische Eschatologie bei Paulus und Johannes Wenden wir uns im Folgenden noch einem weiteren Text des Apostels Paulus zu, der einen besonders wichtigen und spannenden Aspekt unserer Fragestellung betrifft: das Kapitel 6 des Römerbriefes. Es geht darin um nicht weniger als um die Grundlegung des christlichen Lebens und einer christlichen Ethik. Diese Aufgabenstellung ergibt sich aus dem Argumentationsgang des Römerbriefes wie folgt: Wenn die grundsätzliche Zugehörigkeit des Menschen zu Gott durch den Glauben an Jesus Christus und nicht durch die »Werke des Gesetzes« hergestellt ist (Röm 3,26- 28), welchen Grund gibt es dann eigentlich noch, die Gebote Gottes zu achten und ein Leben frei von Sünde zu führen? Wird durch die Sünde nicht vielmehr der Gnade umso mehr Raum gegeben (5,20; 6,1)? - Paulus antwortet darauf mit einem bestimmten Verständnis der Taufe, wonach in diesem Vorgang der Mensch aus seiner das ganze Dasein korrumpierenden Verflechtung mit der Sünde herausgelöst (6,2: »der Sünde gestorben«) und in eine grundsätzliche Freiheit von der Sünde gestellt ist und deswegen der Sünde nun auch keinen Raum mehr in seinem Leben geben soll. Und hier begegnen uns nun alle Elemente wieder, die wir im Zusammenhang mit der Rede vom künftigen Leben bereits kennen gelernt haben - hier nun aber bezogen auf die Gegenwart: Das Leben der Getauften ist »neues Leben«, weil die Taufe Vorwegnahme und Überwindung des der Sünde geschuldeten Todes ist, da sie in eine Geschicksgemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus stellt (6,3-11). Das neue Leben ist »leibliches« Leben - und kein irgendwie vergeistigtes -; es geht darum, Leib und Glieder - und d.h. »sich selbst« - in den »Dienst der Gerechtigkeit« zu stellen (V.12ff.). Ein Leben »in Christus Jesus« ist ein Leben »für Gott« (V.11). Die Christen sind »gleichsam Lebende aus den Toten« (V.13). 26 Mit- Christus-Formulierungen, wie wir sie oben kennen gelernt haben, werden hier im Zusammenhang mit Taufe und christlichem Lebenswandel gebraucht (V.4: Mit-Begraben-Werden, V.6: Mit- Gekreuzigt-Werden) - dann aber auch für das künftige, ewige Leben, welches Christus bei Gott schon lebt (V.8-10). Das heißt: Das gegenwärtige christliche Leben ist der Beginn des Neuen; vom künftigen Leben wird in diesem Text so geredet, dass von seiner Grundlegung im gegenwärtigen Leben die Rede ist (vgl. Röm 8,10). Umgekehrt bleibt aber das künftige, ewige Leben die Zielperspektive des gegenwärtigen (6,22f.). Der eigentliche Bruch, die Diskontinuität zwischen zwei Phasen liegt hier - anders als in 1Kor 15 - nicht zwischen dem Jetzt und dem Dann, sondern zwischen dem vorchristlichen und dem christlichen Leben. Und so hat auch die »Gnadengabe« des ewigen Lebens in V.23 bereits einen stark präsentischen Charakter. 27 Traditionsgeschichtlich kann man diese Akzentverschiebung folgendermaßen erklären: 28 Die Aussagen und Vorstellungen der oben skizzierten Märtyrertradition werden »realsymbolisch« auf die Taufe und ihre Folgen bezogen; 29 Leben »für Gott«, »aus den Toten« und »mit Christus« sind Formulierungen, die traditionell für vollendete Märtyrer gelten können und jetzt in theologisch kühner Weise auf die Gegenwart aller Christen angewendet (s. auch Gal 2,19) - und damit übrigens auch in gewisser Weise »entschärft«, und d.h. lebbar gemacht werden. Denn es stirbt sich »leichter« in der Taufe als an einem echten Galgen. 30 Erreicht wird damit aber vor allem eine enorme Konzentration der Heilserfahrung auf die Gegenwart - wir sprechen von »präsentischer Eschatologie« -, wie sie sich noch deutlicher in der deuteropaulinischen Briefliteratur und den dortigen Mit-Christus-Formeln findet. Man vergleiche Eph 2,5f.: Gott hat uns »mit Christus lebendig gemacht..., und er hat uns mitauferweckt und im Himmel miteingesetzt in »Derjenige Theologe im Neuen Testament, welcher die Gegenwart des Heils am nachhaltigsten akzentuiert, ist zweifellos der Evangelist Johannes.« 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 28 ZNT 13 (7. Jg. 2004) 29 Günter Röhser »Christus ist mein Leben« Christus Jesus...« - Kol 2,12f.: Mit Christus wurdet ihr »begraben in der Taufe, in der ihr auch mitauferweckt wurdet durch den Glauben an die Macht Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Und euch ... hat er mit ihm zusammen lebendig gemacht...« Die entscheidende Heilserfahrung, die Wende zum Leben haben die Glaubenden und Getauften demnach bereits hinter sich; sie sind von daher zu einem neuen Leben (samt allen praktischen Folgerungen) ermächtigt. Derjenige Theologe im Neuen Testament, welcher die Gegenwart des Heils am nachhaltigsten akzentuiert, ist zweifellos der Evangelist Johannes. Er spricht dem in der Jüngergemeinde gegenwärtigen Jesus die höchsten nur denkbaren Heilsprädikate zu: »Ich bin die Auferstehung und das Leben« (11,25). »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich« (14,6; das »Leben« steht jeweils als Höhepunkt der Aufzählung am Ende). »Ich bin das Brot des Lebens« (6,48). Gemeint ist nicht: Wer zu Jesus gehört, wird zur künftigen Auferstehung (vgl. 11,24) und zum künftigen ewigen Leben gelangen; sondern: Wer zu Jesus gehört, dem wird jetzt schon alles nur denkbare Heil von Gott her durch Jesus zuteil. Begründet ist dies in der einzigartigen Präsenz des göttlichen Logos in Jesus; damit ist Gott den Menschen so intensiv nahe gekommen, dass der Glaube mit der Erfahrung unzerstörbaren Lebens selbst verschmilzt (vgl. 17,3). Dann aber gilt auch: Die Entscheidung über Tod und (ewiges) Leben - also das eschatologische »Gericht« - vollzieht sich bereits hier und jetzt, in der Entscheidung gegenüber dem Wort des Menschensohnes (Jesus). Fast lapidar heißt es in 3,18: »Wer glaubt ..., wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet...« Und 5,24: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat (Präsens) ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen (Perfekt).« 31 4. Schlussbetrachtung Was ist »ewiges Leben«? Ewiges Leben - auch »immerwährendes« Leben zu übersetzen - ist zunächst einmal kaum anders vorstellbar als zeitlich (unendlich). Es ist zugleich nach wichtigen Texten des Neuen Testaments ein Leben, das jetzt beginnt (oder zumindest grundgelegt wird) und den Tod »in Ewigkeit« überdauert. Dennoch unterliegt »ewiges« Leben anderen Bedingungen als das bisherige Leben: Es ist nicht die unendliche Verlängerung des bisherigen Lebens, auch nicht seine Steigerung, sondern seine Erfüllung im Sinne einer qualitativen Veränderung - wobei die Identität der Menschen erhalten bleibt. Selbstverständlich bleibt davon auch die Zeit-Erfahrung selbst nicht unberührt. In der »Ewigkeit«, die nach Johannes jetzt beginnt, ist die Erfahrung der verfließenden, ablaufenden Zeit aufgehoben. Wo der Mensch sich selbst vergisst im Tun des Willens Gottes, im Tun der »Gerechtigkeit«; wo er ganz aufgeht im Glauben an Jesus Christus und an den, der ihn gesandt hat - da ist »ewiges Leben«, unverlierbares, unzerstörbares Leben. Und da ist vor allem Leben, kein »paradiesischer Zustand«, kein Schlaraffenland. »Ewiges Leben« ist erfülltes, engagiertes, individuell-persönliches Leben, ganz einfach »richtiges« Leben. Es ist die Verwirklichung der göttlichen Bestimmung des Menschen zum Kind und Gemeinschaftspartner Gottes. In diesem Sinne kann man sagen: Wenn es kein »ewiges Leben« jetzt gibt, im faszinierten, begeisterten Hingegeben-Sein an das Tun dessen, was Gott von mir will, dann gibt es überhaupt keines. Wenn es kein »ewiges Leben« jetzt gibt, im anhaltenden Widerstand gegen die Mächte des Bösen und in der Erfahrung der Kraft des auferstandenen Gekreuzigten, dann gibt es überhaupt keines. Der Sinn des Lebens entscheidet sich jetzt, in der Zeit. »Ewiges Leben - auch ›immerwährendes‹ Leben zu übersetzen - ist zunächst einmal kaum anders vorstellbar als zeitlich (unendlich).« »›Ewiges Leben‹ ist erfülltes, engagiertes, individuellpersönliches Leben, ganz einfach ›richtiges‹ Leben.« 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 29 30 ZNT 13 (7. Jg. 2004) Zum Thema l Anmerkungen 1 Zwei Einschränkungen sind zu machen: 1) Schon vorher gab es offensichtlich (nichtpaulinische) Christen in Italien (Apg 28,13-15). 2) Der Übergang nach Mazedonien stellt nicht wegen des Kontinental- oder gar wegen eines Kulturkreiswechsels (der er zu dieser Zeit nicht war) einen durch göttliche Führung veranlassten Einschnitt innerhalb der sog. zweiten Missionsreise (Apg 16,9f.) dar, sondern als Beginn der selbstständigen Missionstätigkeit des Paulus zur weiteren Ausbreitung des Evangeliums (vgl. Apg 15,39ff.; Phil 4,15). - Anders zuletzt B. Orth, Lehrkunst im frühen Christentum (Beiträge zur Erziehungswissenschaft und biblischen Bildung 7), Frankfurt a.M. u.a. 2002, 163: »Eintritt des Christentums in die westlich-abendländische Kulturwelt«. 2 Für Rom (und damit für eine Abfassungszeit um 60 n.Chr.) hat sich zuletzt mit guten Gründen U. Schnelle (Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 4 2002, 153-156) ausgesprochen, für Ephesus (und dann ca. 55 n. Chr. als Entstehungsjahr) U.B. Müller, Der Brief des Paulus an die Philipper (ThHK 11/ 1), Leipzig 2 2002, 16- 24; ders., Der Brief aus Ephesus. Zeitliche Plazierung und theologische Einordnung des Philipperbriefes im Rahmen der Paulusbriefe, in: U. Mell / U.B. Müller (Hgg.), Das Urchristentum in seiner literarischen Geschichte, FS J. Becker (BZNW 100), Berlin / New York 1999, 155-171; vgl. auch W. Thiessen, Christen in Ephesus (TANZ 12), Tübingen / Basel 1995, 116-128. 3 Die offene Formulierung rührt wohl daher, dass Paulus sich mit ihr auf die Anfragen der Philipper nach seinem persönlichen Ergehen bezieht (vgl. K. Barth, Erklärung des Philipperbriefes, Zollikon 6 1947, 23). 4 Zu dieser Grundbedeutung von griech. pistis (Glaube) vgl. K. Berger, Theologiegeschichte des Urchristentums, Tübingen / Basel 2 1995, 89f. 5 Zum Ganzen vgl. jetzt J. Krug, Die Kraft des Schwachen. Ein Beitrag zur paulinischen Apostolatstheologie (TANZ 37), Tübingen / Basel 2001, der allerdings auf Phil 1,14 nicht eingeht. Siehe aber ebd. 159 (zu 1Kor 2,4f.): »Wenn Paulus schwach ist, und dennoch in seiner Verkündigung eine glaubenstiftende Kraft wirksam ist, wird offenbar, daß Gott und nicht ein schwacher Mensch Fundament des Gemeinde-Glaubens ist.« 6 Vgl. Krug, Kraft des Schwachen, 220f. (zu 2Kor 4,10f.); 272f.; 290f. (zu 2Kor 12,9f.); 315. Im Leben des Apostels zeigen sich deshalb auch gegenwärtige »Kraft«-Erfahrungen (griech. dynamis, z.B. 2Kor 6,7; 12,9.12). 7 Zum Beistand des heiligen Geistes vor Gericht s. auch Lk 12,12. 8 Vgl. ähnlich Lk 20,38, wo das Prädikat »leben« auch die Verstorbenen umgreift. 9 Die Formulierung soll deutlich machen, dass es sich primär um eine »intellektuelle« Aussage des Paulus handelt (durch das betont vorangestellte »für mich« grenzt er sie als seine Ansicht von anderen ab). Gleichwohl ist die »existenzielle« Dimension natürlich nicht ausgeschlossen, so dass die traditionelle Übersetzung »Christus ist mein Leben« (Luther) als durchaus sachgemäß erscheint (genauer wäre allerdings: »Mir ist Christus das Leben«, im Sinne von: Ich lebe von Christus; vgl. Kol 3,4: Christus als »euer / unser Leben«). - Anders S. Vollenweider, der vor dem Hintergrund seiner - an sich durchaus zutreffenden - formgeschichtlichen Bestimmung von V.21ff. als »Synkrisis von Leben und Tod« V.21a und V.21b lediglich »in parallelem Verhältnis zueinander« stehen sieht (Die Waagschalen von Leben und Tod. Phil 1,21-26 vor dem Hintergrund der antiken Rhetorik, in: Ders., Horizonte neutestamentlicher Christologie. Studien zu Paulus und zur frühchristlichen Theologie (WUNT 144), Tübingen 2002, 237-261, die Zitate 241; 243). V.21a bringe »ein Leben um Christi willen zur Sprache..., ein Leben zugunsten der Verkündigung des Evangeliums...« (ebd. 243f.). Dabei bleibt jedoch zweierlei unerklärt: a) wie Paulus überhaupt in V.21b unabhängig von V.21a zu einer positiven Wertung des Gestorben-Seins gelangen kann (in den von Vollenweider ebd. 248f. angeführten Parallelen geht die Begründung immer gerade aus dem Spruch selbst bzw. aus seinem unmittelbaren Zusammenhang hervor), b) der Sinn des adversativen de (»aber«) am Beginn von V.22, wenn denn V.21a ebenfalls nur (wie V.22) das irdische Leben im Blick hat (vgl. Müller, Philipper, 61; S. Schreiber, Paulus im ›Zwischenzustand‹: Phil 1.23 und die Ambivalenz des Sterbens als Provokation, NTS 49 [2003], 336-359: 338f. mit Anm. 9; kritisch zu Vollenweider auch ebd. 346f.). 10 Vgl. 2Makk 7,36 (nach kurzer Pein immerwährendes Leben jetzt); 4Makk 9,8 (»wir werden bei Gott sein, um dessentwillen wir auch leiden«); 16,25 (die um Gottes willen Sterbenden leben für Gott wie alle Patriarchen); 17,18 (wegen ihrer Ausdauer »stehen sie jetzt am göttlichen Thron« und leben ewig); ferner Weish 3,1-9; 4,7- 9.16; 1Clem 5,4.7; 6,1 und zum Ganzen: Müller, Philipper, 66-71. - Die Makkabäerbücher zeigen zudem, dass - neben der Auferstehungsvorstellung - die Erwartung der unmittelbaren postmortalen Gemeinschaft mit den Patriarchen auch auf alle Frommen übertragen werden kann (vgl. 2Makk 7,14; 4Makk 7,18f. und dazu Schreiber, Paulus, 348f.). 11 Anders Müller, Philipper, 162f., der von Röm 6,3-5 und der Taufe her erklären will (zu beidem s.u.). Eher ist noch an das hellenistische Freundschaftsideal zu denken, in dem das Motiv der Gemeinschaft (griech. koinonia) im Leiden und Sterben eine zentrale Rolle spielt, »insofern sich erst in der uneingeschränkten Teilhabe am Leidensgeschick des Freundes die Echtheit der Freundschaft erweist«; s. dazu M. Wolter, Der Apostel und seine Gemeinden als Teilhaber am Leidensgeschick Jesu Christi: Beobachtungen zur paulinischen Leidenstheologie, NTS 36 (1990), 535-557: 544-547 (mit Belegen; das Zitat 545). Von daher lässt sich m.E. auch die Übertragung von Aussagen über die himmlische Gottesbzw. Christusgemeinschaft der Märtyrer (s.o. Anm. 10 und Phil 1,23) auf die irdische Christusgemeinschaft im Leiden gut erklären: Freundschaft ist etwas Irdisches und die irdische Gemeinschaft muss der zukünftigen gemeinsamen Herrlichkeit vorausgehen. 12 Es ist zu beachten, dass ansonsten »die Rede vom Auferwecken bzw. Auferwecktwerden ›von den Toten‹ bei Paulus ausschließlich Christus gilt..., niemals den Christen überhaupt, denen die Auferstehung der Toten verheißen ist. Anscheinend denkt Paulus hier so stark von der conformitas mit Christus aus..., daß er seine eschatologische Zukunftserwartung mit den Worten von Christi Auferstehung formuliert« (Müller, Philipper, 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 30 ZNT 13 (7. Jg. 2004) 31 Günter Röhser »Christus ist mein Leben« 164). - Eine zusammenhängende Darstellung der hier und im Folgenden herangezogenen »apokalyptischen« Texte des Paulus findet sich z.B. jetzt bei M. Hengel, Paulus und die frühchristliche Apokalyptik, in: Ders., Paulus und Jakobus (Kleine Schriften III; WUNT 141), Tübingen 2002, 302-417: 343-398 (»Parusietexte bei Paulus«). Hengels Tendenz besteht darin, die einzelnen Aussagen des Apostels in eine einheitliche Gesamtanschauung einzuordnen. 13 Vgl. Ignatius an die Römer: Erst der Märtyrer beginnt ein wirklicher Jünger Jesu zu sein (4,2; 5,3; vgl. Lk 14,27). Ignatius will »sterben hin zu Jesus Christus« (6,1) und ein »Nachahmer des Leidens« seines Gottes sein (6,3). 14 So auch wieder der »Katechismus der Katholischen Kirche«, München u.a. 1993, Nr. 1005 (S. 288). 15 Vgl. aber z.B. Tob 3,6 BA (Gebet Tobits): »Befiehl, meinen Geist aufzunehmen, damit ich abscheide und zu Erde werde...« 16 Dieselbe Heilsgemeinschaft spricht Jesus nach Lk 23,43 dem reuigen Verbrecher am Kreuz neben ihm zu: »Wahrlich, dir sage ich: Heute wirst du mit mir sein im Paradies.« - Vgl. weiter Offb 2,10: »Fürchte nicht, was du erleiden wirst! ... Sei treu bis zum Tod, so werde ich dir den Kranz des Lebens geben.« 17 T. Holtz, Der erste Brief an die Thessalonicher (EKK 13), Zürich u.a. 3 1998, 193f. - Vgl. weiter ebd. 204 mit Anmerkungen (Lit.! ), wo Holtz (mit P. Siber) auf »jüdisch-messianische Heilserwartung« als Hintergrund verweist (z.B. 1Hen 62,14). 18 Müller, Philipper, 184. 19 So übrigens auch in Röm 8,11, wonach Gott die sterblichen Leiber der Christen durch seinen in ihnen wohnenden Geist lebendig machen wird, und Röm 8,23, wo es um die erwartete »Erlösung des Leibes« aufgrund des »Geistes als Erstlingsgabe« geht. - Dieser Unterschied zwischen Röm 8 und Phil 3 einerseits, 1Kor 15 andererseits wird z.B. nicht gesehen von N. Walter, Leibliche Auferstehung? Zur Frage der Hellenisierung der Auferweckungshoffnung bei Paulus, in: M. Trowitzsch (Hg.), Paulus, Apostel Jesu Christi, FS G. Klein, Tübingen 1998, 109-127: 119f. 20 Am ehesten kann Lk 10,20b zur Veranschaulichung dienen: »... freut euch aber, dass eure Namen eingeschrieben sind im Himmel« (sc. im »Buch des Lebens«: Offb 3,5; 20,12). - Zur Kategorie des Namens s. K. Berger, Ist mit dem Tod alles aus? , Stuttgart 1997, 80-86. - Dass das Kontinuum »nicht in dem im Sinne einer sich unverändert durchhaltenden ontologischen Struktur verstandenen soma (steckt)« - so richtig W. Schrage, Der erste Brief an die Korinther IV (EKK 7/ 4), Zürich u.a. 2001, 300 -, schließt also eine eigene »personale Identität« des Menschen nicht aus (gegen Schrage ebd., der diese »allein in Gottes Schöpfertreue als eschatologischer Neuschöpfer« begründet sieht). Wirklich »substanzhaftes« Denken finden wir in dieser Frage erst mit der - unpaulinischen (1Kor 15,50! ) - Rede von der »Auferstehung des Fleisches«, die im Laufe des 2. Jh.s zunehmend an theologischer Bedeutung gewinnt (s. dazu die Untersuchung von H.E. Lona, Über die Auferstehung des Fleisches. Studien zur frühchristlichen Eschatologie [BZNW 66], Berlin / New York 1993, z.B. 266f.). 21 Zur Metaphorik vgl. 2Kor 5,4 und zum Kontext dieser Stelle: B. Bosenius, Die Abwesenheit des Apostels als theologisches Programm (TANZ 11), Tübingen / Basel 1994, 63-70. - Etwas anders akzentuiert Schrage, 1Kor IV, 378f., der auch für das Sterbliche von einem Verwandelt- und Hineingezogen-Werden in das Leben spricht, ohne jedoch die Diskontinuität in Frage stellen zu wollen. Stärker die Kontinuität und künftige Vollendung als die Diskontinuität bringt die Metapher vom »Geist als Angeld« in 2Kor 5,5 zum Ausdruck (vgl. Röm 8,23 und Bosenius, Abwesenheit, 70). 22 Vgl. bei Paulus auch die schwierige Stelle 2Kor 3,18, nach der die Christen sich auf dem Weg in immer größere Herrlichkeit befinden, da sie in die urbildliche Herrlichkeit Christi hineinverwandelt (»transformiert«) werden. 23 Vgl. die Darstellung bei A. Vögtle, Das Neue Testament und die Zukunft des Kosmos, Düsseldorf 1970 (z.B. 61- 63). »Apokalyptische Diskontinuität und natürliche Kontinuität stehen logisch unausgeglichen nebeneinander, eine Problemanzeige, die in unterschiedlichen Akzentuierungen letztlich alle Aussagen über das ewige Leben betrifft« (Leben V: Historisch / Systematisch [J. Hübner], TRE XX, Berlin / New York 1990/ 2000, 530-561: 552). 24 Vgl. zum Ganzen: Leib / Leiblichkeit (H.-H. Schrey), TRE XX, Berlin / New York 1990 / 2000, 638-643. 25 Von einem Zurücktreten dieser »leiblichen« Erwartung im Zuge einer »Hellenisierung der Auferweckungshoffnung« (vgl. Walter, Leibliche Auferstehung? ) kann ich bei Paulus aufs Ganze gesehen nichts erkennen. Gerade das in diesem Zusammenhang viel diskutierte 2Kor 5,1- 10 muss nicht zwangsläufig in diesem Sinne verstanden werden (vgl. zur Auslegung K. Erlemann, Der Geist als arrabon [2Kor 5,5] im Kontext der paulinischen Eschatologie, ZNW 83 [1992], 202-223, bes. 213ff.). 26 Zur Diskussion dieser Formulierung s. U. Wilckens, Der Brief an die Römer II (EKK 6/ 2), Zürich u.a. 1980, 21f. mit Anm. 76. 27 Der Aspekt der gegenwärtigen Teilhabe am Leben des Auferstandenen wird für Röm 6,1-11 sehr stark betont von H.-J. Eckstein, Auferstehung und gegenwärtiges Leben nach Röm 6,1-11. Präsentische Eschatologie bei Paulus? , ThBeitr 28 (1997), 8-23, bes. 19ff. 28 Vgl. Berger, Theologiegeschichte, 327f. 29 Das heißt auch: Sie werden sekundär (von Paulus) mit der Taufe in Verbindung gebracht (vgl. Wilckens, Röm II, 11f., der ebenfalls keinen ursprünglichen Zusammenhang zwischen der Tauftradition von Röm 6,3a und der Todesdeutung in Röm 6,3b-4 sieht), und zwar wohl aufgrund der möglichen metaphorischen Assoziation zwischen dem »Untertauchen« (griech. baptizein) und dem Sterben / Tod / Begraben-Werden (V.2-4). - Eine indirekte Bestätigung erfährt diese Auffassung durch EvPhil (Ende 2. Jh.) 109, wo der genannte Zusammenhang ausdrücklich bestritten wird: »Wir steigen zwar ins Wasser hinab, wir steigen aber nicht in den Tod hinab.« Vgl. hingegen Herm sim IX 16,4 (»Ins Wasser steigen sie tot hinab und steigen lebendig empor«) und zum Ganzen: R. Schlarb, Wir sind mit Christus begraben. Die Auslegung von Röm 6,1-11 im Frühchristentum bis Origenes (BGBE 31), Tübingen 1990, 54-57.250f. 30 In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Hippolyt von Rom Formulierungen aus Röm 6,8.11 tatsächlich auf das Schicksal von Märtyrern (alttestamentliche Propheten, verfolgte Christen) angewendet 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 31 32 ZNT 13 (7. Jg. 2004) Zum Thema hat (De Antichr 31; Com Dan 1,21,3ff.; s. dazu Schlarb, Begraben, 111-114). 31 Vgl. weiter Joh 3,15f.; 6,47.63; 10,28 und zum Ganzen: J. Becker, Die Hoffnung auf ewiges Leben im Johannesevangelium, ZNW 91 (2000), 192-211. Wichtig ist die Klarstellung, dass auch »präsentische Eschatologie« nicht individualistisch, sondern kosmisch zu verstehen ist, indem jeder einzelne Fall von Glaube oder Unglaube »als ein Aspekt eines kosmischen Trennungsprozesses angesehen ist« (ebd. 205). TANZ - Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter A. Francke Verlag Tübingen und Basel Stefan Alkier / Jürgen Zangenberg (Hrsg.) Unter Mitarbeit von K. Dronsch und M. Schneider Zeichen aus Text und Stein Studien auf dem Weg zu einer Archäologie des Neuen Testaments Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter 42, 2003, XVI, 535 Seiten, div. Abb. u. Tab., 78,-/ SFr 131,- ISBN 3-7720-8007-3 Der rapide Fortschritt der archäologischen Forschung im östlichen Mittelmeerraum, vor allem jedoch im Palästina der griechisch-römischen Zeit, ist für fachfremde Personen kaum noch zu überblicken. Nicht nur die Qumran-Forschung hat erwiesen, dass die Ergebnisse von Grabungen, Surveys und von verschiedenen archäologischen Spezialforschungen gerade für die neutestamentliche Wissenschaft Quellen ersten Ranges darstellen, die immer wieder die Art und die Ergebnisse der Textauslegung nachhaltig beeinflussen können. Der Band stellt die Breite der gegenwärtigen archäologischen Forschung zur neutestamentlichen Zeit exemplarisch und auch für Fachfremde verständlich dar und bemüht sich zugleich darum, das hermeneutische Theoriedefizit archäologischer Forschung aufzuarbeiten. Eine prägnante Auswahlbibliographie am Ende jedes Beitrages regt zur eigenen Weiterarbeit an; ein ausführliches Register erleichtert die Orientierung. 004104 ZNT 13 - Inhalt 09.03.2004 14: 46 Uhr Seite 32