ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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2004
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Dronsch Strecker VogelPaulus in Amerika
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2004
Margaret M. Mitchell
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I Zum Thema ' i • Margaret M. Mitchell Paulus in Amerika 1 Wer ist Paulus he te in Nordamerika? Ich beginne meine Erwägungen dieser p rovozierenden Frage m: t z r ei Testbeispielen w s meiner eigenen Erfahrung als amerikanische G elehrte, die tätig ist u.a. in d er Erforschung und L ehre des Corpus Paulinum. Bevor wir im RaLmen einer allgemeinen Einführung in die p aulinischen Schriften für College- und Magis terstudiengän ge an der Universität Chicago zur Textlektüre kommen, zeige ich zunächst der Teilnehmergruppe eine Reihe von 25 künstlerischen Darstellungen des Pau lus, und zwar kommentarlos . Wenn die Studierenden diese Darstellungen si-hte n, die zwischen dem 4. J h. und dem 20. Jh. entstanden und auf Holz, Elfenb ein, Fresken, M etall oder Stein fe stgehalten sind, stelle ich die Fra ge: »Welches Bild kommt Ihrer Vorstellung von Paulus am nächsten, und w elch es ist ih r am entfrrntesten? « Typische Reaktione auf diese Darstellungen reichen von Langeweile (in Bezug auf einige der mittelalterlichen an sk riptillus trationen) zu begeisterter Zustimmung (Rembrandts Darstellung des Paulus im Gefä gnis) oder Aha-Erleb nissen des Wiedererkennen s bis zu Schock-Reaktionen (beispielsweise auf Lovis Corinths wild um sich blickenden Paulus [Kirche von Tapiau]), zu Gelächter im Fall einer halbsatirischen Behandlung von Paulus (Mozar ; ; .b isch es Fresco in der Kirche von San Procob in Naturno aus derr, 9.Jh.). Im Anschluss an di e B i.l dbetrachtu ng ergib t sich immer eine interessie rte und lebendige Diskussion, bei der deutlich wird, wie sehr sich die Studierenden an ihre übe.: -nommenen Paulusbildern kla mmern, ohne dies e hi: 1.t erfragt zu haben bzw. ohne sich selbst über den eigenen Standpunkt im klaren gewesen zu seir: .. Einige Stu dierende bringen alljährlich ihren Argwohn Paulus gegenüber zum Ausdruck, insbesondere gegenüber den berühmt berüchtigten Auss gen gegenüber Frauen, Ho mo sexu ellen, Sklav 'n und Juden, die mit Paulus assoziiert werd en. N immt man dieses päd agogische Experiment als Maßstab, wird se hr deutlich, dass es viele »Pauluse« im Amerika des Jahres 10 2004 gibt. Ebenso aufschlussreich ist es, dass es keine amerikanischen Künstler in meiner Sammlung klas sischer Paulusdarstellungen gibt. Es gibt keine Paulusentsprechung zu dem berühmten J esusporträt von W ARNER S ALLMAN , das er im Jahr 1924 in Chic ago ersann und das dann dank des modernen Marketings in so vielen amerikanischen Wohnungen hing und viel dazu beigetragen hat, die auf Jesus gerichtete Frömmigkeit des amerikanischen Christentums über fünf Generationen zu formen. 2 Der amerikanisch-kulturelle Kontext, in dem meine Lehrveranstaltung auf der Südseite Chicagos eingebettet ist, hat wohl eine angemessenere Einschätzung auf Seiten der Bevölkerung kein Interesse an Paulus, zumindest im Vergleich mit dem Interesse an Jesus, der mit ironischer Regelmäßigkeit des liturgischen Kalenders in der sekularen Presse erscheint und zwar allösterlich auf den Titelseiten von Newsweek, Time Magazine, U.S. News und World Report mit einer Übersicht über die (neue od er weniger neue) Erforschung des historischen Jesus. Im Gegensatz dazu erinnere ich mich nicht, dass es seit meiner Zeit Paulus jemals auf die Titelseiten irgendeines Wochenmagazins geschafft hätte. Die Hinwendung des Jesus-Seminars zu den Paulusbriefen hat nicht das geringste Interesse bei der populären Presse hervo rgerufen. Besonders in letzter Zeit ist Jesus in den Mittelpunkt der amerikanischen Massenmedien gerückt, und zwar aufgrund einer ironischen Trilogie kultureller Werke, welche in die populäre Kultur und Vorstellungswelt hineingeplatzt sind: Das »Jakobus-Ossuar«, The Da Vinci-Code und MEL GrnsoNs Film »Die Passion Christi«. Jes us ist auf der Hauptbühne der amerikanischen Massenmedien erschienen. Die Abwesenheit von Paulus wird anschaulich demonstriert durch den überwältigenden Erfolg der Konspirations-Theorie des Da Vinci Code (einer Novelle von DAN BROWN, deren Auflagen die sieben Millionen- Grenze erreicht haben), wonach die Evangelien als die älteste und wichtigste christliche Literatur gelten und über welche der Kampf über Jesu ZNT 14 (7. Jg. 2004) Margaret M. Mitchell Margaret M. Mitchell lehrt als Associate Professor for New Testament and Early Christian Literature an der University of Chicago. Ihr Interesse gilt der Erforschung der Bezüge zwischen frühchristlicher Literatur und der griechisch-römischen Umwelt (Epistolographie, Rhetorik), dabei liegt ihr besonderes Augenmerk auf den paulinischen Briefen und ihrer Nachwirkung in der Alten Kirche u . a. bei Johannes Chrysostomos . Weitere Informationen unter: http: / / divinity. uchicago.edu/ faculty/ profile_mmitchell.html Göttlichkeit und Menschlichkeit stattfand. Darüber hinaus war Brown allem Anschein nach fähig, Millionen von Amerikanern dazu zu bewegen zu glauben, dass Konstantin der Große der erste gewesen sei, der Jesus für den Sohn Gottes hielt eine angesichts der paulinischen Briefe unhaltbare Annahme. Aber der amerikanische Berufszweig der Bibelwissenschaftler, der durch die SOCIETY OF Brn- LICAL LITERATURE (= SBL) repräsentiert wird, stimmt wie mein zweiter Testfall zeigt nicht mit der amerikanischen populären Kultur über ein. Den größten Teil der Dekade der 90er war ich Mitglied und zusammen mit STEVEN KRAFT- CHICK Vorsitzende des Vorbereitungsteams der Paulusbriefsektion der SBL, deren Mitglieder nicht nur aus nordamerikanischen Bibelwissenschaftlern, sondern zunehmend aus der ganzen Welt stammten. Das Programm-Komitee wies unserer Sektion eine Ausnahme zwei zweieinhalbstündige Sitzungen für jedes Jahrestreffen zu, doch wohl in Anerkenntnis des ungebrochenen Interesses, das Paulus unter den Mitgliedern erregte. Dies lässt sich deutlich bestätigen durch die durchgängig hohen Besuchszahlen unserer ZNT 14 (7. Jg. 2004) Margaret M. Mitchell Paulus in Amerika Sitzungen. Es fiel in den Bereich unserer Verantwortung, neue Untersuchungen zu Paulus und seinen Schriften den Mitgliedern von SBL zu gänglich zu machen sowie diesbezügliche Forschungen zu sichten und zu unterstützen. So kam jeden März ein Paket mit Vorschlägen bei uns an, aus welchem ich zusammen mit vier Kollegen des Komitees die Aufgabe hatten, ein Programm von zehn aus 40-50 Vorschlägen zusammenzustellen. Und Jahr für Jahr ergab sich dasselbe Muster nämlich kein Muster! Die Auswahl aus diesen Vorschlägen gestaltete sich noch schwieriger, weil es sich hierbei um ein Potpourri verschiedenster Ansätze und Anliegen handelte. Obwohl alle diese möglichen Vortragenden durch ein großes Interesse an Paulus miteinander verbunden wa ren, so gab es doch größte Unterschiede bezüglich ihrer Definition des Forschungsgebietes paulinischer Studien und bezüglich der Ansicht darüber, was eine interessante und beantwortbare Untersuchungsfrage ausmache. Typisch war es, einen Vorschlag zu erhalten, der Paulus und Aristoteles unter dem Aspekt der Organisation eines Haushaltes vergleichen wollte, direkt anschließend einen Vorschlag, bei dem es inhaltlich um Paulus und zeitgenössische Debatten über sexuelle Vorlieben gehen sollte, gefolgt von einem anderen über die Frage, ob der Galaterbrief eine deliberative oder forensische Rhetorik bietet, daran anschließend eine lexikalische Untersuchung zu pisteuein (gr. »glauben«) bei Paulus, Josephus, Philo und Plutarch, welche möglich wurde durch die Suchmaschinen von TLG, 3 und, unverzichtbar, ein Antrag die Frage zu beantworten, was Paulus, mit der Aussage »Christus ist das Ende des Gesetzes« (Röm 10,4) wirklich meinte! Aus diesem Knäuel von Vorschlägen stellte sich uns die Herausforderung, ein Menü zusammenzustellen, welches zumindest akzeptabel zu werden versprach für den Fall, dass es an Übereinstimmung und Zufriedenheit unter den Konferenzteilneh mern mangelte. Die Situation aus dem Jahr 2004 ist in dieser Hinsicht noch bemerkenswerter. Zur paulini schen Briefsektion (welche in ihrem Aufruf zu Vorträgen deutlich macht, dass sie Vorlagen akzeptiert über »jegliches Thema in jeglichem Brief, der den Namen des Paulus trägt«), nun unter dem Vorsitz eines britischen Wissenschaftlers QOHN BARCLAY), haben sich vier komplette 11 Z um T he ma Programmeinhe: ten des jährlichen SBL-Meetings hinzugesellt, in de n en es direkt um f aulinische Studien geht: »Die u mstrittenen Paulin en« (Vorsitz: J ERRY SUM , EY ); »Paulus und d~e Politik« (Vorsitz: RICHARD _ . H0RSLEY, CYN TI-IIA KITT- REDGE); »Paulinis ch e Soteriologie« ( / orsit z: A. KATHERINE GR IEB ) und »Der Römerb r ief in der Geschichte und in d en Kulturen « (Vo : s itz: LAU- RE NCE L. W E LB 0 RN) . Obw ohl es hinsichtlich der Beteiligung einige -C.berlapp ungen gib t, hat doch jede Ein heit ihre n fe sten Teilnehmerk reis, und jede Einheit spiegelt ein gemeinsame, Interesse wider, einen eig ene n Bezug zur Sache und einen eigenen methodo lo gischen Zugang zu finden, sowie die Überz eug un g, dass die allge o eine paulinische Br iefsei t ion fü r diese spezie llen Blickwinkel nichts austr ägt, sei es aus intelle ktuellen, praktischen od er me thod ologischen Gründen. Dies lässt vermu ten, dass es inner halb : ler amerikanischen Paulusforschung einen Mangel an Konsens gibt hinsich lich der Frage, worauf die Energie verwandt w e rd en soll bzw. worau f man sich konzentrieren soll. Aber ebenfalls spie gelt diese Situation ein auß erge wö h nliches Engageme: : 1t der SBL wider, jedes dieser pau linischen P rojekt e zu unterst ü tzen, u nd z wa r p rinz ipiell wie auch faktisc h . Je nac h P e rspekt ive mag m an dies als Zeichen eines 1 endigen u nd vorwärtsschreit enden Fo rschungsdiskurses betrach ten o der als ein Zeichen sich ,on einande r abschott c: nder Gesprächsgruppen , o bw o hl m an natürli ch ersteres wünscht . Doch wa s h at dieses ganze Unternehmen eigentlich geleistet? Im Folgender. werde ich sechs unterschiedliche Trends innerhalb der Paulusfo rschung in Amerika und Kanada inn er h~ lb der letzten Jahrzehnte h erausarbeiten, welche in unte rschiedlicher Hi nsi cht mit den oben genan nt en SBL-Sektionen übereinst immen und an d er erseits deren Gre: : 1zen ü berschreiten. Was all die se Richtunge n mi teinander verbin d et, ist m. E . die jew eilige Aus.vahl einer bestimmt en Gr up p e v on L ektürepartnern (antik, modern, dazwischen), mit d enen der h eu tige F orscher Pau lus begegn et und ihn in terp : etiert. Die Interpr e tat i on st ellt hier bei imm er ein e Form der Begegnu n g zw : sch en einem Leser 1: .nd Pau lus dar,4 de r d urch diese Texte irgendwie spricht und konstrui e rt wi: d, un d zw ar immer in ein em weiteren oder engeren Feld von Kon versat ionspartnern. lnderr _sie dieses tun, sind no rdamerika- 12 Rem: : irandt, Paulus im Gefängnis, 1627, Öl auf Eiche: 1.holz nische Paulusforscher nicht einzigartig und sind auch ni cht nur mit sich sel bst im Gespräch, aber es erge i: : i en sich einige identifizierbare Trends, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. 1. Literarische: Analysen der Paulus-Briefe Von den euopäischen formgeschichtlichen S: udien geprägt, haben amerikanische Exegeten sich seit de n 7Cern mit der literarischen Analyse der pau linischen Briefe befasst, wobei sie sowohl antike Brieftheorien als auc h antike Briefe bzw. antike rhe: orische Theorien und entsprechende Literatur herangezogen haben. Erstere St1: .dien gingen he r vor aus der Arbeit von ABRAHAM MA : : ., HERBE von der Yale Universität und seinen Studente: : 1 (sie nahmen damit die wichtige Arbeit von PAUL SCHUBERT u.a. auf). Sie machten e, sich zur Au i gabe, antike Werke über Brieftheorien zu sammeln und zu übersetzen. Auf dieser Grundlage ve: : -suchten sie, bereits existierende Zuordnungen ant iker Briefe zu verfeinern. 5 JOHN WHITE u.a. ·1 on der SBL-Arbeitsgruppe über antike Brie: : e leisteten viel, um diese Anliegen im Bewusstsein zu heben. 6 Heute lesen alle ernsthdt an Paulus interessierte Studenten die Handbi: .cher ZNT 14 (7 . Jg. 2004) von Demetrios und Pseudo-Libanios und beißen sich die Zähne aus sowohl an den Briefen der Oxyrhynchus Papyri als auch an den Platon und Demosthenes zugeschriebenen Briefen, als auch an denen, die Sokrates, Diogenes und anderen Kynikern zugeschrieben werden. 7 Die weite Palette antiker Briefschreiber ist heutzutage ein nicht mehr wegzudenkender Teil innerhalb neutestamentlicher Forschung und Lehre zu den paulinischen Briefen. HANS DIETER BETZ' Galater- Kommentar aus dem Jahre 1979 war ein Pionierwerk für die Untersuchung paulinischer Briefe nach den Prinzipien antiker Rhetorik, das ein ganz neues Feld der Lektüre eröffnete. Während die Wurzeln dieser Untersuchungen bei JOHANNES WEiß und RU- DOLF BULTMANN liegen dürften, diskutierte Betz Margaret M . Mit chell Paulus in Amerik a Paideia, Formen ethischer Unterweisung und ihrer Beziehung zu tatsächlichen Lebenssituationen, die Mechanismen der Komposition und Publikation paulinischer Briefe und ihrer Bedeutung für die Untersuchung von Autorschaft und Interpretation sowie endlich die Verbreitung und die antike Formation einer christlichen literarischen Kultur. Ein bedeutendes Nachschlagewerk, welches eine leichte Einstiegsmöglichkeit hierfür bietet, wurde Ende 2003 von DAVID. E. AUNE 9 veröffentlicht. 2. Sozial-geschichtliche Untersuchungen Amerikanisches Interesse an den soziologischen Dimensionen des frühen Christentums geht paulinische Rhetorik nicht nur hinsichtlich stilistischer Merkmale, sondern bezog Fragen rhetorischer Gattungen und argumentativer Dispositionen mit in seine Untersuchungen ein. Nun, 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung, sind Bände von rhetorischen Analysen der Briefe dem Kommentar nachge- »Diese Art der direkten zurück auf meine Vorgänger an der Universität von Chicago (die »Chicago-Schule«, zu der SHIRLEY JACKSON CASE und SHAIL ER MATHEWS zählen). 10 WAYNE MEEKS von der Yale University begründete eine neue Richtung dieser Forschungsart mit seinem 1983 erschienen Werk »The Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Neutestamentlern, und zwar sowohl im Feld als auch im Seminar, ist von grundlegender Bedeutung für die Vertiefung einer historischen Forschung.... « folgt. 8 Während die Methode selbst Anlass für Kontroversen bietet (einiges davon ist brauchbar, anderes basiert mehr auf theologischen Rückzugsgefechten), ist doch festzustellen, dass die Frage danach, wie Paulus seine Argumente zusammenstellte, und wie seine frühesten Zuhörer seine Logik aufgefasst haben könnten, bzw. was der intendierte Effekt seiner Argumente gewesen sein könnte, zur bleibenden Standardfrage innerhalb der amerikanischen Paulusforschung geworden ist. Wiederum sei gesagt, dass der »Kanon« antiker Literatur in einer solchen Weise erweitert worden ist, dass ernsthafte Studierende mehr als bloß eine oberflächliche Bekanntschaft mit antiker Theorie und antiker Briefliteratur, beispielsweise von Autoren wie Demosthenes, Cicero, Dionysius von Halicarnassus, Quintillian, Dio Chrysostomus und Aelius Aristides gemacht haben müssen. Fragen, welche den neueren Generationen aufgegeben sind, betreffen die Beziehungen zwischen Epistolographie und Rhetorik in der griechisch-römischen literarischen Kultur und ZNT 14 (7. Jg. 2004) First Urban Christians«. Meeks zeigte deutlich, dass Neutestamentler von heutigen soziologischen Theorien zu lernen hätten, worauf auch GERD THEißEN zur selben Zeit in Deutschland hinwies. Während Einzelheiten von Meeks eigener Rekonstruktion des sozialen Standes der frühen Christen noch immer Anlass zur Diskussion geben, bewirkte sein Werk doch, dass die Diskussion über Paulus sich hinwegbewegte von einer Konzentration auf den Apostel selbst zu den weiteren Zirkeln seiner Missionskollegen und vor allem seiner Konvertiten bzw. ihren Motivationen und bedeutungsproduzierenden Mechanismen. 11 In einer Studie mit dem Titel »Portraits of Paul« (1996) haben JE ROME NEYREY und BRUCE MALINA versucht, spezifische theoretische Modelle auf Paulus in seinem kulturellen Umfeld anzuwenden; sie insistieren darauf, dass es einen besonderen Typus einer mediterranen Personalität gegeben hätte, der sich grundsätzlich unterscheiden würde von Menschen in der Moderne. Andere haben einen mehr sozialgeschichtlichen Zugang bevorzugt, der von allgemeinen 13 Z 1 L1m Thema ökonomischen Ge ebenheiten aus au f Paulus zurückschließen möchte . Man denke hier an RONALD HocKs St ud ien zur paulinis: : hen Zeltmacherei oder PAUL SAMPLEYs Analyse der finanziellen Arrangements, die Paulus mit seiner_ Kirchen in Philippi vereinbarte. 12 STE V EN F3.IESEN hat kürzlich versucht, zu Fragen des sozio-ökonomischen St atus paulinisc her Gemeinden zurückzukehren. Nach einer Überzeugung lebten die meisten der paulinis chen Christen unt er bzw. am Existenzminimum. Seine Untersuchung basiert auf einer Integration prosopographischer Evidenz innerha lb der chris tlichen literarischrn Quellen über Mitglieder pa linischer Gemeinden, die in den Kontext materieller Demographier. und theoretischer Erwägung n über ökonomische Realitäten der imperialen Periode gesetzt we : -d en. 13 Wir können erwarten, ass sich diese Deba tte über Armut und die pa ulinischen Kirchen fortsetzt. Soziologische St dien über die paulinschen Gemeinden haben sich immer an Kor : nth orientiert, da es die besten Möglichkeiten für solche Analysen bietet. Da liegt an dem glücklichen Zusammenfluss von textuellen Daten un: i einer gut ausgegrabenen und dokumentierten archäologischen Fläche. Ei: ie Konferenz, die von ehemaligen Studenten von HELM UT KOES TER (Harvard University) zum Them a » Urban Religion ~n Ancient Korinth« im Jahr 2002 organisiert wurde und welche die wichtigst en Ausgräber in Ko rinth und lsthmia mit Fac le ten über frühes C h ristentum zusammenbrachte, mag als wichtige Errungenschaft begrüßt werd en und als Beispiel iür weitere interdiszipl inär e Anstrengungen die: ien. D iese Art der direkten Zusammenarbeit von Archäologen und Neutestamentlern sowohl im Feld als auch im Seminar, ist von grundlegenci.er Bedeutung für die Ve rtie i ung einer hi stori sc hen Forschung, welcher daran gelegen ist, mehr als nur einen ersten Kon t akt mit den Realien der paulinischen Stätten zu etablieren. 14 3. Religionsgeschichte Die einflussreich ste der amerikanischen Studien zur Religionsgeschichte bleibt E.P . SANDERS' Studie aus dem Jahre 1977 mit dem Titel »Paul and Palestinian Judaism: A Comparison of Patterns of Religion«. Dieses Buch hat ausdrück lich die Art 14 Rem: >randt, Selbstporträt als .~poste! Paulus, 1661, Öl auf Eichenholz und Weise in Frage gestellt, wie christlich-theolo gische Überzeugungen die U: itersuc h ung des Judentums c.US dem 1.Jh. n.Chr. bestimmt kben, nämlich als bewusster oder unbewusster Versuch, die Predigt : ! es Pau lus, i: isbeso: idere seine Rede von der Re; : : ~1.tferti gunr als augenscheinlich höherwertig darzustellen. Es ~ar das Ziel von Sanders, eine Theologie anzugreifen, die sich als Ges: : hi: : htswissens chaft a-.: .sgab Lnd das Judent um des 1. Jh. n.Ch: -. als legalistisches Religionssystem beschrieb, welches in Werkgerecitigkeit gründete. Die Schockwellen dieses Buches kön n en heute noch vernommen werden, und noch immer erschein: ei: ie e: 1 - : : >rme Mense ..-on Untersuchungen, welche versuchen, die He r auforderu ng von San ders anzunehmen und die Si, : ht des Gesetzes und seines Ortes, so wie es Paulus und seine Glauberngenossen sahen, neu zu bedenken . Wir kön nen hier : fiese Debatten nicht wieder aufrollen, aber zwei Beobachtungen sollen mitgeteilt werden. Es ist doch erstaunlich, dass d~e D: skussion von Sanders' F.ekc-nstruktion dc>s Bundesnomismus als Pattern c.er jüdischen ReEgion de, 1. J h. n.Ch r. besonc.ers von Forscherr_ aufgegriffen wurde, die ein klares lr.teresse an pa ·.: .~ in.i.scher und moderner ZNT 14 (7. Jg. 2004) christlicher Theologie haben. 15 Bei einer Konferenz Sanders zu Ehren im Jahr 2003 war es interessant, seine eigene von ihm so beschriebene - Odyssee zu hören, bis hin zu seiner Paulusinterpretation als Teil seines ungebrochenen und glühenden Interesses an einer religionsgeschichtlichen Untersuchung des alltäglichen religiösen Judentums (und Christentums) im 1.Jh. n.Chr. So erfolgreich Sanders in seinem Bemühen der Demaskierung einer als Geschichtswissenschaft getarnten Theologie innerhalb der Paulus-F orschung gewesen ist, so ist doch sein Werk ironischerweise in das Netz theologischer Wettkämpfe gefallen, anstatt der Eruierung der Geschichte der mediterranen Religion zu dienen. Als zweite Beobachtung sei angeführt, dass die Art von Untersuchungen, wie sie Sanders in einer Linie mit seinem Lehrer W.D. DAVIES so zuverlässig ausgeführt hat, d.h. eine sorgsame Textanalyse der Mischna und anderer rabbinischer Traditionen sowie der Schriftrollen vom Toten Meer heute innerhalb der amerikanischen Paulusforschung sehr selten geworden ist (wichtige Ausnahme DANIEL BOYARIN, 16 der sich von rabbinischen Studien ausgehend Paulus zugewandt hat). Und es ist nicht ersichtlich, woher solche Forscher in Zukunft kommen werden d.h jene, die kompetent hebräische und aramäische Quellen lesen können und ebenso die Zeugnisse eines griechisch schreibenden und sprechenden Judentums, einschließlich Paulus. Neben den Untersuchungen von Sanders in Bezug auf die religiöse Praxis und die Lehre des Paulus im Kontext des Judentums des 1.Jh. n. Chr. hat die amerikanische Paulus -Forschung in den letzten Jahrzehnten einen vielleicht noch stärkeren Akzent auf den hellenistischen Hintergrund des Paulus gelegt, die den Apostel zu einem Teilnehmer der religiösen, kulturellen und philosophischen Welt der griechisch-römischen Antike machte. Hier ist HANS DIETER BETZ am einflussreichsten gewesen, indem er sich auf Paulus konzentrierte als den Gründer einer neuen Religion, die durch Paulus definiert und ritualisiert wurde. Darüber hinaus sind die wichtigen Beiträge von Betz zu nennen zum »Corpus Hellenisticum Novi Testamenti«, in welchem es darum geht, Kontaktstellen zwischen der frühchristlichen und der griechisch-römischen Literatur zu erhellen. Schließlich ist es Betz zu verdanken, dass er die ZNT 14 (7.Jg. 2004) Margaret M. Mitch e ll Paulus in Amerik a Fragen und Ressourcen innerhalb der neutestamentlichen Forschung lebendig gehalten hat, die ihre Wurzeln in dem Projekt »Antike und Christentum« (initiiert von FRANZ JOSEPH DöLGER) haben. 17 ABRAHAM MALHERBE hat einen großen Einfluss mit seinen Forschungen ausgeübt, die die philosophischen Konturen paulinischer Aussagen betonen, so wie sie sich im Kontext der griechisch-römischen Popularphilosophie der frühen Kaiserzeit darstellen. In wichtigen Arbeiten versuchte Malherbe, die paulinische Praxis der Seelsorge zu erhellen, indem er sie mit paränetischen Ermahnungen solcher Philosophen wie Dio Chrysostomus verglichen hat bzw. mit Seneca's epistulae morales. Dieses Forschungsprogramm ist weiter geführt worden bei der sehr aktiven SBL-Sektion »Hellenistic Moralists and the New Testament« unter der Leitung von L. MICHAEL WHITE von der University of Texas at Austin sowie JOHN FITZGERALD von der Miami University. Diese Sektion hat sich einem eindrucksvollen Übersetzungs- und Interpretationsprogramm gewidmet, welches griechisch-römische Belehrungen über Freundschaft und in den vergangenen Jahren die allegorische Interpretation miteinbezogen hat. Beides hatte einen bedeutsamen Einfluss auf die paulinische Interpretation beispielsweise hinsichtlich der Bewertung des Phil als »Freundschaftsbrief« oder in Bezug auf die paulinische Allegorie in Gal 4,2 lf. 18 Eine kürzlich erschienene Sammlung von Studien, herausgegeben von J. PAUL SAMPLEY, bietet eine Synthese dieser Art von vergleichenden rhetorisch-philosophischen Studien, in der Paulus in den klassischenphilosophischen Traditionen verortet wird. 19 Eine Überwindung der scheinbar parallelen Zugänge zu Paulus als Jude, als Grieche bietet das Buch »Paul Beyond the Judaism / Hellenism Divide« (2001), ein Konferenzband, der zurückgeht auf die Zusammenarbeit von amerikanischen, britischen und skandinavischen Forschern unter der Leitung von TROELS ENGBERG-PEDER- SEN. Zukünftige Paulusforschung wird nicht länger den Hintergrund von Paulus aufspalten können als »entweder Jude oder_Grieche« (um Gal 3,28 schlecht zu paraphrasieren). Die Erfordernisse stellen sich somit als äußerst anspruchsvoll dar: alle Paulus Studierenden müssen alles lesen die Literatur und die dokumentarischen Überreste des palästinischen und des hellenis- 15 Z111m Thema tischen Judentums, d er Griechen und Römer, deren kultureller Einfluss die mediterra: i.e Welt im gendeiner Weise verschieder: .e Vorverständnisse an den Tag legte, was denn »paulinische Theolol .Jh. dominierte . Die meisten Doktorprogramme haben ihre jeweiligen Schwerpunkte, aber die meisten Stu enten in diesen Programmen belassen es bei einer intensiveren Kenntnisnahme von ein oder zwei Forschungs methoden, wogegen andere Ri htungen übergangen od er abgelehnt werden. Nach me iner Meinung besteht die w ichtigste zu bewältigende Aufgabe da- »Nach meiner Meinung besteht die w ichtigste zu bewältigende Aufgabe darin, Doktoranden so auszubildenden, dass sie keine voreilige Schlüsse über Paulus ziehen, die in ihrer eigenen gie« sei. Die SBL-Gruppe zur paulinischen Theologie ermöglichte einen interessanten und erheJenden Gesprächskreis, ins·: : >esondere, weil die Teilnehmer sich wieder mit den Texten beschäftigen mussten, so wie es von der Methodologie anvisiert war. In den Vordergrund rückte auch eine Neubesinnung auf die Bedeutung von »pistis Jesou« und zwar als »Glaube von Jebeschränkten Bekanntschaft mit dem. weiten Feld der antiken Literatur, Kultur, Philosophie una Religion gegründet sind.« rin, Do toranden so auszubilden, dass sie keine voreiligen Schlüs se üb er Paulus ziehen, die in ihrer eigenen beschränkten Bekanntschaft mit dem weiten F eld der antiken Literatur, Kultur, Philosophie und Religion gegründet sind. 4. Paulinische Th eologie In den späten 90 ern at die SBL eine Arbeitsgrup pe zur paulinischen Theologie gefördert, welche sich über einige Jahre getroffen hat Lnd sich in eine fundierte Srndie zur paulinis chen Theologie vertiefte . Ergebnis dieser Bemühunge n sind vier über eine Periode von sechs Jahr en erschienene Bände, welche die Methodologien, die d ie Gruppe anwandte, repriisentieren: Auf die intensive U n tersuchung der Theologie einzelner Briefe oder Briefgruppen felg te als zweiter Schritt die Frage nach einer gesamtp aulinischen Synthese. 20 Diese Vorgehensweise is t gewählt worden, uo die Gefahr einer vorsc hnellen Harmonis ie rung des paulinisch en Drnkens zu minimalisieren und um die Situationsbezogenheit der »zufälligen Theologie« de s Paulus ernst zu nehmen. Ebenfalls liegt hier ein demokratischerer und ökumen ischer Zugang innerhalb der Bibelwissenschaften vor, inso fern als sowohl ältere als auch jüngere Forscher beteiligt sind und nicht nur eine einzelne Denomination oder demographische Größe die Diskussion dominierte. Die Arbeit dieser Gruppe re präsentiert einen Schnappschuss der Probleme und Themen, w elche sich im Rahmen d es S: .: hreibens einer paulinischen Theologie stellen. Es gab keine Sitzung oder Vortrag, welche nicht in ir- 16 sus Christus« in Abgrenzung zu der eher traditionellen Wiedergabe »Glau be an Jesus Christus«. 21 Obwohl wahrscheinlich nur wenige ihre Ansichten änderten, die Arbeit dieser Gruppe war doch die intensivste und öffentlichste methodologische Selbstüberprüfung innerhalb der amerikanischen Paulusforschung unserer Zeit. Dabei handelte es sich in bestimmter Hinsicht um ein besonderes nordamerikanischen Bemühen (unter Einbeziehung britischer und skandinavischer Forscher), erkennbar an ihrem gesprächsorientierten Modell und am anhaltenden Optimismus bezüglich der Resultate von Gemeinschaftsarbeit. Der Einfluss des »contingency model« ist dabei ziemlich stark gewesen, mit dem Ergebnis, dass in den letzten Dekaden keine einzige umfassende synthetische Behandlung einer paulinischen Theologie durch einen einzelnen amerikanisch en Forscher unternommen worden ist. Aber weitere Faktoren seien ebenfalls reflektiert. Einer ist die zunehmende Trennung von biblischen Studien innerhalb der amerikanischen Doktorausbildung von Theologie und Philosophie. Die Methoden theologischen Arbeitens und das grundsätzliche Vertrauen in sie sind nicht mehr allzu sicher, wie das noch für frühere Generationen war. Aber ein weit-erer Grund ist, dass sich diejenigen, die sich mit : .paulinischen Theologien« beschäftigen, nicht mehr in innerkonfessionellen Zirkeln bewegen, sondern in einem weiteren Netz von Forschern und interdenominationellen Lesern, inklusive solcher, die die Bezeichnung Theologe vehement von sich weisen würden. Die ökumenische Bewegung hat sowohl kritische biblische Forschung in Nordamerika ZNT 14 (7. Jg. 2004) angeregt als auch von ihr profitiert. Ein Resultat ist z.B. die erstaunliche Annäherung von Protestanten und Katholiken (wie auch Juden) innerhalb nur einer Generation. Die Ergebnisse und der anhaltende Einfluss einer solchen Arbeit sind bedacht worden auf einer Konferenz im Jahre 2002 an der Notre Dame Universität zum Thema »Rereading Paul Together«. Hier waren biblische Forscher und Theologen zusammengekommen, um die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre als Errungenschaft zu zelebrieren, die 1999 in Augsburg/ Deutschland vom Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet worden war. Es wurde die Frage gestellt, was dieses ökumenische Klima für Margaret M. Mitchell Paulus in Amerika mit ihrer Integration rhetorischer Analysen bei der Frage nach den korinthischen Prophetinnen zu nennen, während sich die Arbeit von MARGA- RET MACD0NALD und DENNIS MACD0NALD der Frage nach der »antifeministischen« Stellung des Autors der Pastoralbriefe widmet, andererseits die Studien von MARY ROSE D' ANGELO über die augusteische Ehegesetzgebung und die Paulinisten der späteren Generation. 23 Zudem ist ein erhöhtes Interesse an Familienthemen innerhalb des frühen Christentums, wie es von CAR0LYN ÜSIEK und DAVID BALCH verfolgt wird, zu verzeichnen.24 In der letzten Dekade sind einige wichtige Nachschlagewerke zur sich weiter entwickelnden feministischen Exegese entstanden, »Die ökumenische Bewegung hat sowohl kritische biblische welche wichtige Grundlagen für weitere Forschungen bieten. 25 die Lehre der paulinischen Theologie in Ausbildungsstätten in ökumenischen Kontexten bedeutet. Es ist vielleicht typisch für die heutige amerikanische Paulusforschung, dass es nicht mehr Forschung in Nordamerika angeregt als auch von ihr profitiert.« Die paulinische Lehre über Sklaven und Sklaverei ist ebenfalls viel bedacht warlänger möglich ist, nur auf Grund der institutionellen denominationalen Zugehörigkeit der Vortragenden auf ihre eigenen Positionen und Glaubenshaltungen zu schließen. Die beständig zunehmende interreligiöse Zusammensetzung der Fakultäten, Universitäten und Seminare hat solche Gespräche viel weniger vorhersehbar gemacht, aber dafür um so lebendiger. In einigen Fällen hat dies zu neuen Problemen geführt: Nämlich Studenten, denen die althergebrachten Debatten über paulinische Theologie fremd sind, darin zu unterrichten, was der geschichtliche Streitpunkt eigentlich war! 5. Paulus und die soziale Ordnung in der Antike und in der Moderne Die paulinischen Äußerungen und seine Praxis in Bezug auf Frauen, Sklaven und die Anpassung an die »säkularen Mächte« sind - und bleiben - Gegenstand eingehender Analysen. Die grundlegende Arbeit von ELISABETH SCHÜSSLER FI0RENZA, welche als erste die Bedeutung einer abgesicherten textualen und theoretischen Fundierung für die feministische Bibelwissenschaft aufgezeigt hat, hat sich in verschiedene Richtungen hin entwickelt. 22 Hier ist einerseits ANT0INETTE WIRE ZNT 14 (7.Jg. 2004) den: Von J. ALBERT HARRILLs sorgfältiger Studie zum historischen Kontext bis hin zu ALLEN CALLAHANs provozierendem, aber doch erfolglosem Versuch der Behauptung, dass Onesimus nicht Philemons Sklave gewesen sei, sondern sein Blutsbruder. Hinzu kommen interpretationsgeschichtliche Studien, einschließlich solcher, in denen es um die Wiederentdeckung einiger bemerkenswerter amerikanischer exegetischer Abhandlungen zu diesen problematischen Passagen geht, die von den Vertretern der Sklaverei vorgebracht wurden bzw. von ihren Gegnern aus dem amerikanischen Süden aus der Zeit vor und nach dem Bürgerkrieg. 26 Neueste Studien haben ebenfalls dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht, in welchem Ausmaß Sklaven sexuell ausgeliefert waren, und haben die Frage gestellt, wie diese Tatsache die Lektüre paulinischer Texte beeinflussen könnte. 27 In letzter Zeit gab es einige Versuche zu zeigen, dass sich Paulus kritisch und offen mit dem römischen Imperium und seiner Ideologie und Praxis von Macht auseinander gesetzt hätte. Solche Studien müssen sich noch einiger exegetischen Anstrengungen unterziehen, um beispielsweise Röm 13, 1-8 zu erklären (z.B. NEIL ELLI0TT, » Liberating Paul«), aber auch die für lKor in Anspruch genommene Ideologie der Harmonie (RICHARD A. H0RSLEY, »1 Corinthians«) überzeugt noch 17 Z um Thema nicht. A b er diese Lektüren finden im paulinischen Bekenntnis zu Jesus als Herrn ein G e genargu ment zu jedem kaiserlichen Macht anspruch. Ebenso finden sie in seinem Taufformu lar in Gal 3,28 ein e fundame n tale Charta für christliche Gemeinschaft. S: e n e hmen ebenfalls vieles an der gegenwärtigen amerikanischen Politik war, was die Furcht vor einer imperialen Politik nähren kann (sowohl da: nals wie heute). Das kontroverseste Them a innerhalb der paulinischen Ethik u n d ihrer Forschung über die Interpretation der Paulusbriefe in Amerika am meisten auszeichnet, ist die sorgfältige Erwägung der historischen und rhetorischen Kontexte der patris: ischen Interpreten selbst. PAULA FREDRIKSEN hat sich in verdienstvoller Hinsicht der augustinischen Interpretation von Paulus und seinen Briefen gewidmet, ebenso wie THOMAS F. MARTIN in seiner jüngst erschienenen Dissertation und in einem Artikel. 30 ELIZA- BETH CLARKs vorzügliche Studie über die Art kulturellen Norme n ist die paulinische Sicht de Homosexualität, die sich in Röm 1,26-27 und lKor 6.9 widerspiegelt .2 8 Hier ist kein Konsens in Sicht, u nd es wird auch keinen geben, denn es »Das kontroverseste Thema imzerh,db der paulinischen EtlJik und ihrer kulturellen und Weise, wie patristische Forscher methodisch die Schrift interpretierten, einschließlich wichtiger paulinischer Texte, um ihre monastischen ? rogramme zu unterstützen, ist von großem N ~rmen ist die paulinische Sicht der Homosexualität. ... « gibt keine Übereinstimmung hicsichtlich der Bewertungskriterien, v ir elche hinter und v or individuellen exegetischen Vorschlägen stehen: Wo antiker Text und mode ner Kontext sich treffen und auseinander gehen oder inwiefern philologische oder historische Argumentation die biblische Au torität informieren muss oder mit ihr ko existieren oder sich beugen mu ss. Diese Gegensätze spiegeln wie bei keinem anderen Thema •die "liberalen/ konservativen« Trennungen innerhalb des a: neri kanischen Kirchenlebens und at: .ch inn erhalb der Bibelwissenschaft w ider und verstärken sie. 6. Geschichte d1 er Interpretation In den l etz t en zwe i Jahrzehnte n ist es zu einer Explosion von Werk en über die I nterpretationsgeschichte in der Alten Kir: : he gekommen. HARRY GAMBLE s Stu dien über die Geschichte der unterschiedlichen Editionen des Cor: ms Paulinum ma chen hier d ie vielversprechen: lste Richtung aus. 29 Er legt überze u gend dar, dass jene Briefzusammenstellungen ihren Grund darin hatten, dass die Chr isten den Kodex als privilegiertes bibliographisches Fo r mat annahmen. In Bezug auf die antike Interpretation und Anei; nung von Paulus in versch iedenen Kontexten w ird weiterhin ELAI: \! E PAGELS' Studie aus dem J ahr 1975 (Neuauflage 1992) mit dem Titel » The Gnostic Paul« gelesen, und zwar auch v on ei ner mehr populären Lesersch aft. Was die gegenwärtige 18 Interesse, und zwa r sowohl für die Einzelheiten wie auch für die wertvolle Problematisierung der alten Polarität von literaler versus allegorischer Interpretation. Augustins früher Zeitgenosse im Osten, Johannes Chrysostomus, ist Gegenstand meiner eigenen Forschung gewesen, in der ich versuchte, die Schriften dieses produktiven und einflussreichen Interpreten über Paulus in die gegenwärtige Diskussion einzubrin- 31 gen. Das wieder erwa.chte Interesse an patristischer Interpretation strebt seinem Höhepunkt innerhalb der amerikanischen ForEchung entgegen mit dem Erscheinen solcher ambitiösen bzw. ambivalenten Werke wie dem »Ancient Christian Commentary on Scripture«, welches Auszüge ausgewählter antiker Exegeten bietet, die Sätze und Passagen der Paulinen kommentierend begleiten. 32 Obwohl diese Bände gerechtfertigt zu sein scheinen durch die Hinführung der Leser zu den antiken Originalen, besteht doch die Gefahr, dass sie einen gegenläufigen Effekt haben werden und die Leser sich eher verlassen auf diese durch die Editoren ausgewählten Auszüge, ohne die Originale im Kontext zu studieren. Ebenso problematisch ist es, dass diese Zugangsweise modernen Lesern den falschen Eindruck verm: tteln wird, dass die Kirchenväter selbst kommentierend schrieben analog zur modernen Bibelwissenschaft. Diese Beobachtung führt uns zu unserem letzten Punkt und zum Fazit dieses Essays. ZNT 14 (7. Jg. 2004) Ein letztes Thema: Interpretationsarten innerhalb der amerikanischen Paulusforschung Der vorliegende kurze Überblick thematisiert einige Haupttrends in der Paulusforschung, welche normalerweise verstreut vorliegen in Konf erenz -Papers, Monographien und Nachschlagewerken, und möchte als letztes danach fragen, wie es Paulus in Kommentarreihen ergangen ist. Diese Kommentarreihen richten sich in Aufmachung und inhaltlicher Stellungnahme stark an den Erwartungen ihrer Leserkreise aus, wobei diesen Zielgruppen die paulinische Forschung und ihre Einsichten im entsprechenden Zuschnitt vorgetragen werden. Forscher haben schon immer gewusst (und zwar eher als die übrige Leserschaft), dass sich individuelle Bände innerhalb einer Serie hinsichtlich Qualität und Zugangsweise erheblich unterscheiden können. Aber einige Reihen können mit einiger Sicherheit mit bestimmten Leserzirkeln und bevorzugten Untersuchungsmethoden assoziiert werden. Einige zeitgenössische Kommentarreihen werden weiterhin assoziiert mit bestimmten Denominationen oder besonderen christlichen Gruppierungen innerhalb der amerikanischen Kultur oder über sie hinausgehend (InterVarsity Press New Testament Commentary preist sich selbst als das »beste evangelikale Werk«, und Sacra Pagina-Kommentare unterstehen seit jeher der Domäne katholischer Exegeten"). Erstaunlich ist jedoch die in den letzten Jahren zunehmende ökumenische Mischung der Kommentarreihen, insbesondere der katholischen und protestantischen Gelehrten (z.B. Abingdon New Testament Commentary oder New Testament Library 34 ). Die wissenschaftlichste Kommentarreihe Nordamerikas ist »Hermeneia«, welche seit der Zeit ihres Erscheinens (ab 1970) interessanterweise nur zwei originale Bände zu paulinischen Briefen herausgebracht hat (HANS DIE- TER BETZ' Galaterkommentar aus dem Jahr 1979 sowie seinen Kommentar zu 2 Korinther 8 und 9 aus dem Jahr 1985). Ebenso auffällig ist es, dass die amerikanische biblische Kommentarreihe »Word Biblical Commentary«, welche bisher am erfolgreichsten darin gewesen ist, Bände zu allen biblischen Büchern hervorzubringen (neuerdings auch als CD-Sets zu erhalten), sich für die paulinische Literatur auf Autoren abgesehen von ZNT 14 (7. Jg. 2004) M a rga ret M . M it che ll Paulus in Amerika einigen Ausnahmen außerhalb Nordamerikas spezialisiert hat. Damit bleibt die »Anchor Bible« die Kommentarreihe, in der amerikanische Exegeten katholische wie protestantische sich am ausführlichsten zu Wort gemeldet haben. 35 Diese Beobachtung ist von Interesse, da es sich bei der »Anchor Bible« nicht um eine Kommentarreihe handelt, sondern um eine »Bibel« eine Übersetzung mit Anmerkungen und einem beigegebenen Kommentar. Diese Art von Genre- Konfusion bringt die Frage auf nach der Zukunft des wissenschaftlichen Kommentars in den nächsten Generationen. Kommentatoren stöhnen unter dem Gewicht ihrer Vorgänger, selbst wenn sie sich auf die europäische Wissenschaft nach der Aufklärung beschränken. Die Bände der »Anchor Bible« bestehen aus einem unhandlichen Format: Übersetzung, Anmerkungen, satzweise und absatzweise Kommentierung. Es handelt sich und es handelt sich nicht um eine Bibel; es ist und es ist nicht ein Kommentar. In diesem Format liegt eine Art Mischmasch von traditionell antiken und mittelalterlichen Formen der Glosse, des Satzkommentars und der Responsa-Literatur vor, dies in Kombination mit der Form der Version, der Übersetzung und mit einigen textkritischen Notizen einer editio princeps (allerdings ohne den Originaltext) und einem Forschungsbericht. Diese große Verworrenheit von Interpretation und in terpretativem Apparat wird in einem visuellen Format dargeboten, welches eher hindert als nützlich ist bei der kommentierenden Erklärung. All das lässt uns nach dem Ziel eines modernen Paulus-Kommentars fragen: Sollen diese Werke gelesen oder nur konsultiert werden? Wer soll diese Werke lesen und warum? Wer soll sie schreiben? Wer liest sie tatsächlich? Um welche Art von Diskurs geht es dabei? Sollte ein Kommentar neue Interpretationen weitergeben oder ein Kompendium konsensfähiger Entscheidungen bieten? In Bezug auf Paulus ist alles in Bewegung. Anmerkungen 1 Der Aufsatz wurde von Werner Kahl übersetzt. 2 S. Prothero, American Jesus: How the Son of God Became a National Icon, New York 2003, 116- 123, zu Sallmans berühmtem Bild. 3 Die Thesaurus Linguae Graecae Datenbasis der griechischen Literatur von Homer bis zum Ende der byzanti- 19 2.um Thema nischen Zeit stellt je, zt ein Grundlagenwerk amerikanischer Forschung d r. Es ist zugänglich sowohl auf CD Rom und über C: .,.s Internet (vgl. www.tlg .uci.edu). 4 Siehe dazu die These meines Buches: M.M. Mitchell, The Heavenly Trun: pet: John Chrysostom and the Art of Pauline Interpretation ( HUTh 40), Tübingen 2000; Louisville 2001. 5 A.J. Malherbe, Anc ient Epistolary Theorists (Sources for Biblical Stu y 19 ), Atlanta 1988; P. Scbubert, Form and Function of th e Pauline Thanksgivings, Chicago 1935. ' J.L. White (Hg.), Studies in Ancient Let t er Writing, Semeia 22 (1981 ). 7 Zugang zu den Oxy rhynchus Papyri über das Internet APIS (Advanced P apyrological Informa tion System) Projekt (http: / / www.columbia.edu/ cu/ lweb/ projects/ digital/ apis/ ) . Zugang zu den kynischen Quellen: A.J. Malherbe, The Cynic Epistles: A Study E: fition (Sources fo r Biblical Stud y 12), Atlanta 1977 und J.L.White, Light from Ancient Letters, Philadelphia 1986. 8 Vgl. M.M. Mitc eil, Paul and the Rhetoric of Reconciliation: An Exegetical Investigation of the Language and Composition of 1 Corinthians (HUTh 28), Tübingen 1991; dies., Reading Rhetoric with Patristic Exegetes : John Chrysostom on Gal atians, in: An tiquity and Humanity: Essays o Ancient Religion an: i Philosophy Presented to H ans ieter Betz on His 7 Ct h Birthday, hg. v. A.Y. Collins / M.M. Mitchell, Tübingen 2001, 333- 355; T. Engberg-Pedersen/ J. Starr (Hgg.) Early Christian Paraenesis in C ontext (BZNW 125), Berlin/ New York 2004. 9 D.E. Aune, The We tminster Dictionary c: New Testament and Early Christian Literature and Rhetori: , Louisville 2003. 10 W.J. Hynes, Shirley Jackson Cas e and the Chicago School, The Socio-historical Method (Biblical S: holarship in Norch Amer ica 5), Chico, CA 19 81, mit einer Bibliographie ihrer Werke. 11 Vgl. A.J. Malherbe, Social As pects of Early Chriscianity, Philadelphia 1983. Zur Debatte um Meeks Ansatz: Vgl. die lebendige Kommunikation zwische n J. Meggitt, D.B. Marein und G . Theißen in JSNT 84 (2001). Eine wertvolle Monograp hie mit einer ähnlichen Ausrich tung wie Meeks wu rde von Meeks Student, D.B. Martin, vorgelegt: Slave ry as Salvation: The Yletaphor of Slavery in Pauline Christianity, New Haven 199C. 12 J.P. Sampley, Pauline Partnership in Christ, Philadelphia 1990. 13 S. Fri esen, Povercy in Pauline Stud ies: Beyond ehe Socalled New Conse sus, JSN T 26 (2004), 323-61; vgl. auch die zustimmenden Vo t en von John Barclay and Peter Oakes a.a.O. 14 Vgl. z.B. H. Koester (Hg.), Ephesos Metropolis of Asia: an Interdisciplinary Approach to ics Archaeolo gy, Religion, and Culcure (Harvard Theological Studies 41), Valley Forge 1995; D ers. / C. Bakirtzis, Philippi at the Time of Paul and after H is Death, Valley Forge, PA 1998; D. Schowalter / S. Fries en (Hgg. ), u ~ban Religion in Roman Corinth (Harvard Theological Studies 53 ), Cambridge im Druc k. 15 Zum »Bundesnomis mus«: Vgl. u.a. D.A. Carson / P.T. 20 O'Brien / M. Seifrid (Hgg.), Justifi.cation a: -id Variegated Nom ism: Vol. 1: T he Complexities of Second Temple Judaism ( WUNT 2/ 140), Tübingen 2001; G rand Rapids 2001; A.A. Das, Paul, the Law, and the Covenant, Peabody 2001; Step hen Westerholm, Perspectives Old and New on Paul: T he »Lutheran« Paul and His Critics, Grand Rapids 2004. 16 D. Boyarin, A Radical Jew: Paul and the Politics of Identity, Berkeley 1994. 17 H .D . Betz, Gesammelte Aufsätze Bd. III: Paulinische Studien, Tübingen 1994; ders. , Plucarch's Theological Writings and Early Christian Lterature (Studia ad Corpus Hellenisticum Novi Test.: .menti 2), Leiden 1975; ders., Plutarch's Ethical Writings and Early Christian Literature (Srudia ad Corpus Helleniscicum Novi Testamenti 4), Leiden 1979; hinsichtlich des weitergefassten Forschungsprogramms, vgl. die neue, 2. Auflage von The Greek Magical Papyri in Translation, Chicago 1996; ders., Antiquity and Christianity. Presidential Address to the Society of Biblical Literarure, JBL 117 (1998), 3- 22; wiederabgedruckt in G esammelte Aufsätze Bd. IV: Antike und Christentum, Tübingen 1998, 267-290; ders., Antike und Christentum, RGG 4. Auflage, Bd. 1 (1998), 542-46. 18 J.T. Fitzgerald (Hi; .), Friendship, Flattery, and Frankness of Speech: Studies on Friendship in the New Testament World (NT.S 82), Leiden 1996; ders. (Hg.), Greco- Roman Perspectives on Friendship (Resources for Biblical Srudy 34), Atlanta 1997; ders.iD. Obbink/ G.S. Holland (Hgg.), Philodemus and the New Testament World (NT.S 111), Leiden 2004. 19 J. Paul Sampley (Hg.), Paul in t: i.e Greco-Roman World: A Handbook, Valley Forge, PA 2003. 20 J.M . Bassler (Hg.), Pauline Theology, Vol. I, Minneapolis 1991; D.M. Hay (Hg.), Pauline Theology, Vol. II: 1 and 2 Corinthians" Minneapol: s 1993; D.M. Hay / E.E. Johnson (Hgg .), Pauline Theology, Vol. III: Romans, Minneapolis 1995; E .E. Johnson (Hg.), Pauline Theology, Vol. IV: Looking Back, Pressing On, Atlanta 1997. 21 Als Einführung in die Argumente und Debatten vgl. die 2. Auflage von R. Hays' The Faith of Jesus Christ: the Narrative Substrucrure of Gai 3: 1-4: 11 (The Biblical Resource Series), Grand Rapid, 2001. Dem Band ist ein neues Vorwort von Luke Timochy Johnson (der mit Hays übereinstimmt) vorangestellt und eine Debatte mit J.D.G. Dun n (der die ->Glaube von«-Position ablehnt). Unter amerikanisc: 1.en Forschern gibt es hinsichtlich dieser Frage keinen Konsens, aber zumindest garantiert doch diese Forschung, dass Srudierende die Bedeutung der Phrase nicht kritiklos hinnehmen. 22 E. Schüssler Fiorenza, In Memory of Her: A Feminist Theological Reconstruction of Christian Origins, 10th anniversary ed., New York 1994. 23 M.Y. MacDonald, Early Christian Women and Pagan Opinion: The Power of ehe Hysterical Woman, Cambridge 1996; D.R . MacDonald, The Legend and ehe Apostle: The Battl,~ for Paul in Story and Canon, Philadelphia 1983; M.R. D' Angelo, Eusebeia: Roman Imperial Family Values and the Sexual Politics of 4 Maccabees and ehe Pastorals, BI 11 (2003); 139-65 A. Clark Wire, The Corinthian Women Pror: hecs: A Reconstruction Through Paul's Rhetoric, Minneapolis 1990. 24 C. Osiek/ D.L. Balch, Families in the New Testament World, Louisville 1997; dies. (Hgg .), Early Christian Families in Context: An Interdisciplinary Dialogue, Grand Rapids 2003. 25 C.A. Newsom/ S.H. Ringe, The Women's Bible Com- ZNT 14 (7. Jg. 2004) mentary, Louisville 1992; E. Schüssler Fiorenza u.a., Searching the Scriptures (2 Bd.), New York 1993-1994; C.L. Meyers/ T. Craven/ R.S. Kraemer, A Dictionary of Named and Unnamed Women in the Hebrew Bible, the Apocryphal/ Deuterocanonical Books, and the New Testament, Boston 2000. 26 J.A. Harrill, The Manumission of Slaves in Early Christianity (HUTh 32), Tübingen 1995; A. Callahan, Paul's Epistle to Philemon: Toward an Alternative Argumentum, HTR 86 (1993), 357-76; ders., The Embassy of Onesimus: The Letter of Paul to Philemon (The New Testament in Context), Harrisburg 1997. Ich habe darauf reagiert in: John Chrysostom on Philemon: A Second Look, HTR 88 (1995), 15-43. Vgl. auch L.A. Lewis, An African American Appraisal of the Philemon-Paul-Onesimus Triangle, in: C. Hope Felder (Hg.), Stony the Road We Trod, Minneapolis 1991, 232- 46 ); W.A. Meeks, The ,Haustafeln< and American Slavery: A Hermeneutical Challenge, in: Theology and Ethics in Paul and His Interpreters: Essays in Horror of Victor Paul Furnish, hg. v. E.H. Lovering u.a., Nashville 1996, 232-53. 27 J.A. Glancy, Obstacles to Slaves' Participation in the Corinthian Church, JBL 117 (1998), 481-501; C. Osiek, Female Slaves, Pomeia, and the Limits of Obedience, in: D.L. Balch/ C. Osiek, Early Christian Families in Context: An Interdisciplinary Dialogue, Grand Rapids 2003, 255-276. 28 B.J. Brooten, Love Between Women: Early Christian Responses to Female Homoeroticism (Chicago Series on Sexuality, History, and Society), Chicago 1996; D.B. Martin, ARSENOKOITES and MALAKOS: Meanings and Consequences, in: Biblical Ethics and Homosexuality, hg. v. R.L. Brawley, Louisville 1996, 117-36, und die verschiedenen Essays in jenem Buch. Für eine gegensätzliche Perspektive, vgl. R.A.J. Gagnon, The Bible and Homosexual Practice: Texts and Hermeneutics, Nashville 2001; für den Versuch eines Dialogs, vgl. J.S. Siker, Homosexuality and the Church: Both Sides of the Debate, Louisville 1994. "" H.Y. Gamble, Books and Readers in the Early Church: A History of Early Christian Texts, New Haven 1995, bes. 58 -65. 30 P. Fredriksen, Augustine's Early Interpretation of Paul, Princeton 1979; vgl. auch: dies., Paul and Augustine: Conversion Narratives, Orthodox Traditions, and the Retrospective Seif, JTS 37 (1986), 3-34; dies., Vile Bodies: Paul and Augustine on the Resurrection of the Flesh, in: Biblical Hermeneutics in Historical Perspective: Studies in Horror of Karlfried Froehlich on His Sixtieth Birthday, hg. v. M. Burrows / P. Rorem, Grand Rapids 1991, 75-87; dies., Allegory and Reading God's Book: Paul and Augustine on the Destiny of Israel, in: Interpretation and Allegory: Antiquity to the Modem Period, hg. v. J. Whitman, Leiden 2000, 125-49; und ihren Übersetzungsband: P. Fredriksen Landes, Augustine on Romans (SBLTT 23 ); Chico, CA 1982; T.F. Martin, Rhetoric and Exegesis in Augustine's Interpre- ZNT 14 (7.Jg. 2004) Margaret M. Mitchell Paulus in Amerika tation of Romans 7: 24-25a (Studies in Bible and Early Christianity 47), Lewiston 2001; ders., Vox Pauli: Augustine and the Claims to Speak for Paul, JECS 8 (2000), 237-72. 31 Vgl. M.M. Mitchell, The Heavenly Trumpet. 32 Ich sage »ambitiös«, weil die Zielgruppe dieser Werke wohl kaum über Wissen bezüglich des historischen oder literarischen Kontexts verfügen wird, der nötig ist, um die hier zur Verfügung gestellten ausgewählten patristischen Quellentexte verstehen und auswerten zu können. Darüber hinaus sind die Prinzipien der Auswahl (wohl ein Ergebnis, das sich aufgrund von Computersuche ergab) so unklar wie ergebnisbestimmend. ACCS Bände umfassen den Römerbrief (hg. v. G. Bray, 1998), 1. und 2. Korintherbrief (hg. v. G. Bray, 1998), Galaterbrief, Epheserbrief und Philipperbrief (hg. v. M.J. Edwards, 1998) sowie Kolosserbrief, 1.-2. Thessalonicherbrief, 1.-2. Timotheusbrief, Titusbrief und Philemonbrief (hg. v. P. Gorday, 2000). Eine ähnliche Serie, hrsg. von R.L. Wilken, ist zur Zeit in Vorbereitung. Sie wird Bände zu den Paulusbriefen umfassen (The Church's Bible; Eerdmans). 33 Neuere Bände in der InterVarsity Reihe sind G.R. Osborne zum Römerbrief (2004), L.L. Belleville zum 2. Korintherbrief (1995) und G. Fee zum Philipperbrief (1999). Sacra Pagina-Autoren zu den Paulusbriefen sind B. Byrne zum Römerbrief (1996), R.F. Collins zum 1. Korintherbrief (1999), F.J. Matera zum Galaterbrief (1992), M.Y. MacDonald zum Kolosserbrief und zum Epheserbrief (2000), sowie E.J. Richard zum 1. und 2. Thessalonicherbrief (1995). 34 Die Abingdon-Reihe, von einem »mainline« methodistischen Verlagshaus, weist sowohl nicht-konfessionell identifizierte, protestantische wie auch katholische Autoren auf, wie z.B. R. Horsley zum 1. Korintherbrief, T.T. Fitzgerald zum 2. Korintherbrief (erscheint 2004), : ).M. Hay zum Kolosserbrief, J.M. Bassler zu den ·Pastoralbriefen und die Katholiken C. Osiek zum Philipper- und Philemonbrief sowie P. Perkins zum Epheserbrief. Zwei neue Bände in der New Testament Library-Reihe von der Presbyterian Publishing Corporation stammen von katholischen Priestern: F.J. Matera (2. Korintherbrief, 2003) und R.F. Collins (Pastoralbriefe, 2002). 35 Neuere Anchor Bible Commentary-Bände umfassen solche von Katholiken wie den Jesuiten J.A. Fitzmyer zum Römerbrief (1992) und Philemonbrief (2000), L.T. Johnson zum 1. und 2. Timotheusbrief (2001), Fr.J.D. Quinn zum Titusbrief (1990) und andere von Protestanten verschiedenster Denominationen, wie V.P. Furnish von der Southern Methodist University zum 2. Korintherbrief (1984), J.L. Martyn zum Galaterbrief (1998) und A. Malherbe zum 1. und 2. Thessalonicherbrief (2000). Es hat sich in jüngster Zeit ein konservativer Trend ergeben: Einige Bände stimmen für die Paulusverfasserschaft in Bezug auf Briefe, denen diese bislang weithin abgesprochen wurde Qohnson zu den Pastoralbriefen; Malherbe zum 2. Thessalonicherbrief). 21
