ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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2004
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Dronsch Strecker VogelDie Stellung der Rechtfertigungslehre in der paulinischen Theologie
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2004
Stefan Alkier
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Kontroverse 1 1 Die Stellung der Rechtfertigungslehre in der paulinischen Theologie Ei ne Einführung zur Kontroveirse Die Theologie der Re chtfertigung ist d as Herzstück pro testantisch er Theologie. Sie ge ht zurück auf Martin Luthe rs Interp retati on de s Galat er- und des Römerbrief es. Sie antwor tet auf Luth ers existentiell e Frage: »Wie beko: nme ich einen gnädigen G ott? « D ies e Frage w i : -d in ihr er bed rängenden Unmittelba r kei t h eute kaum noch verstanden , denn unsere » Light-Kultur« hat auch den Jesus-Li ght un d den Gott-Light hervorgebracht: D er barmher zige und gerechte Gott, des sen Ge re cht igke it sich in d en altun d neutesta mentlichen Bibelt ext en eben auch in sei nem Zo rn äußert, wird all z u häufig auf de n »lieben Gott« reduziert und der aggressive Jesu s, der den armen unschuld igen Feige baum verflu cht, pas st nicht in das d omestizi ert e Jesusbild einer S~Jaßgesellschaft, in der Jesus bestenfalls als guter Freun d wahrgenommen werde n kann. Die b edrohliche Tiefe der biblisch en G ottes r ece und die Komplexität n eu t estamentlich er J esuserzählungen wird nicht selten auch von Theo lo ginnen und Theolo gen in U niversi tät , Kirche, Schule u n d Gesell schaft gering gesc hätzt, verd rän gt o de r auch aus »didaktischen« Gründen zurüc kges t ellt, zum Schaden ein er ganzheitlichen und umfassenden Gottesbegegnung. In der F rage nach d er Gerechtigkeit Gottes und der Rechtfe rti gu n g d er Sünd er geht es nicht um ein überholtes do gmatisches Relikt, sondern um die Grundfrage d er G ottesbeziehung un d eine d amit zusamm enhängende mutige Wahrneh mung des Menschen, auch seiner zers-ö rerischen und selbs t zerstörerisc h en Seiten . Das Evangelium, die gu t e Nac hricht, die Paulu s ver kündet, »is t eine Kr aft Gott es, die jeden rettet, der gla ubt « (Röm 1,16 ). Wovor aber müssen die Menschen gerett et werden? Pau lus gibt in Röm 1, 18 eine klare Antwo rt: Vor dem Zorn G ot tes , der die gerechte Antwort auf die Ungerechtigkeit der Mensc hen ist. Wer diese bedrohliche Seite Gottes v erdrängt, ·ird die gute Nac h richt von der dur ch Got te s Gnade in der Jes us-Chr istus- Geschichte ermöglic ht en Rettung nic ht verstehen. Dass diese Rettun g ic ht d ur ch eine m enschliche Leistung, sondern n ur du rc h die Gnade G otte s, 40 die allein durch die Jesus-Christus-Geschichte den alleinigen He ilsweg des Glaubens eröffnet hat, davon wissen wir allein aus der Schrift. Aber beruft sich diese protestantische Grundüberzeugung zu Recht auf Paulus? Interpretiert Luther Paulus angemessen? Stehen die pau linischen Aussagen, auf denen die protestantische Rechtferti gungstheologie basiert, tatsii.chlich im Z en trum paulinischer Theologie? Die Kontroverse zwischen Hans -Joachim Eckstein und Hendrik Boers geht insbesondere der letzten Frage nach - und sie wird von beiden mit triftigen Argumenten aber sehr unterschiedlich beantwortet. Stefan Alkier NET - Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie Oda Wischmeyer (Hrsg.) Herkunft und Zukunft der neutestamentlichen W i ssenschaft )leu testamentliche Entwürf e z ur Theologie 6, 2003, VIII, 284 Seiten,€ 48,-/ SFr 82,50 ISBN 3 -7 720-8( 16 -2 I: •ie neutestamentliche Forschung der letzten Generation hat sich religionsgesch i chtlich und methodisch exponenziell au sgeweitet. Das Fach : r- ·e ues Testament wurde zu e iner kaum noch überschau bar en und nach außen wenig kommunizierenden Eigenwelt . Eine Analyse von "Herkunft und Zukunft der neutestamen tlichen V ✓issenschaft" ist e in Desidera t . Das 2. Erlanger Keutestamentlicbe K olloquium ist dem Thema in eli Beiträgen in l ändischer und ausländjscher J- ,eutestamentlerinnen und Neut e stamentler nachgegangen. Di e neutestamentliche Wissens,: haft braucht neben dem Bewusstsein ihrer e igen en Geschichte und de r kritischen Auseinandersetzung mit ihren Methoden einen Modernisierungs,; chub, der ; ie in produktiven Austausch mit Religionswi ssenschaft, Sprachwissenschaft, Sprachphilosophie, Hermeneutik und Kulturwissenschaft bringt . Dieses Buch vers: eht sich als programmatischer Schritt in diese Richtung. A. Francke Verlag · Tübi nge n und Basel ZNT 14 (7. Jg . 2004)
