ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
61
2005
815
Dronsch Strecker VogelEditorial
61
2005
Stefan Alkier
Axel von Dobbeler
Jürgen Zangenberg
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Liebe Leserinnen und Leser! Mit dem vorliegenden Heft greifen wir ein Thema auf, das nicht zuletzt aufgrund der Problematik unserer pluralistischen Gesellschaft seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts mit einem vertieften Problembewusstsein kontrovers diskutiert wird. Mission als das Weitertragen des Evangeliums wird in den Schriften des Neuen Testaments als göttlicher Auftrag verstanden, der der Rettung dient. Zu oft aber wurde in der Geschichte der Christenheit Mission als gewaltsamer Zwangsakt praktiziert, so dass der Begriff der Mission eben auch die Konnotationen an das »christlich« verursachte Leid mit sich trägt. Der Versuch der theologischen Bearbeitung des Holocaust hat zu Recht die antijüdischen und antisemitischen Implikationen christlicher Judenmission bewusst gemacht. Viele westliche Christinnen und Christen, die einen interkulturellen Dialog entschieden bejahen, wollen mit Mission nichts mehr zu tun haben, da sie ganze Kulturen ausgelöscht habe und stets aggressiv und ideologisch sei, auch wenn sie sich gerne als Wolf im Schafspelz vor sich selbst verstecke. Sind Mission und pluralistische Gesellschaft zu vereinbaren? Gibt es überhaupt lebendigen christlichen Glauben, der das Evangelium für sich behalten kann, oder ist christlicher Glaube, der auf dem Hören der Guten Nachricht beruht, nicht per se zum Weitersagen des Evangeliums, zur Mission, motiviert, vielleicht sogar verpflichtet? Was meint der Begriff »Mission« eigentlich und wie wurde Mission im antiken Judentum und Christentum verstanden und praktiziert? Thomas Schmeller bearbeitet diese Problematik bezüglich des frühen Christentums. Dabei stellt er heraus, dass der Begriff auch in der neutestamentlichen Wissenschaft keineswegs einheitlich benutzt wird und auch verschiedene ideologische Implikationen aufweist. Jürgen Zangenberg thematisiert insbesondere die Mission im antiken Judentum, während er in den nicht-christlichen und nicht-jüdischen antiken Religionen keine Missionsaktivitäten feststellen kann. Winrich Löhr informiert über ZNT 15 (8. Jg. 2005) die historiographischen und theologischen Konzepte der Erforschung der Ausbreitung des antiken Christentums und skizziert Grundlinien eines Neuansatzes der Missionsforschung. Werner Kahl hingegen plädiert bei der Behandlung der Frage nach Wunder und Mission für eine differenzierte Wahrnehmung fremder Kulturen, wie sie im Rahmen eines ethnologischen bzw. kulturanthropologischen Ansatzes gewährleistet ist und den er auch der neutestamentlichen Forschung anempfiehlt. Der schwierigen Frage der Reichweite des Missionsauftrages in Mt 28,19 stellen sich in der Kontroverse Hubert Frankemölle, der die Juden in den Missionsauftrag einbegriffen sieht, und Florian Wilk, der eine exklusive Deutung von Mt 28,19 vertritt. In der Rubrik Hermeneutik und Vermittlung befasst sich Robert Jewett mit den biblischen Wurzeln des amerikanischen Messianismus und trägt damit zur Gegenwartsanalyse des nordamerikanischen Christentums erheblich bei. Kristina Dronsch rundet das Heft ab mit ihrer Rezension des Buches Miracle and Mission von James A. Kelhoffer. Wir danken der Autorin und den Autoren dieses Heftes für ihre informativen und gedankenreichen Beiträge, die dazu helfen, differenziert, informiert und gegenwartsorientiert Mission im Spannungsfeld von Tradition und pluralistischer Gesellschaft zu reflektieren. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gute Erkenntnisse durch die Lektüre dieses Heftes. Abschließend gilt es noch einen besonderen Dank an Herrn Dr. Stephan Dietrich auszusprechen. Herr Dietrich stand auf Seiten des Francke Verlags immer mit seinem kompetenten Rat und seiner Hilfe in allen Belangen, die die ZNT betrafen, zur Seite. Die Herausgeberinnen und Herausgeber der ZNT möchten Herrn Dietrich auf diesem Wege nochmals ganz herzlich für sein herausragendes Engagement für die ZNT danken und ihm in seinem neuen beruflichen Wirkungsfeld alles Gute wünschen! Stefan Alkier Axel von Dobbeler Jürgen Zangenberg
