eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 8/15

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
61
2005
815 Dronsch Strecker Vogel

Richtet sich der Missionsauftrag in Mt 28,19 auch an Israel?

61
2005
Axel von Dobbeler
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Richtet sich der Missionsauftrag in Mt 28, 19 auch an Israel? Eine Einführung zur Kontroverse Der Streit, ob »Matthäi am Letzten« inklusiv oder exklusiv zu verstehen ist, die Sendung der Jünger durch den Auferstandenen zu »allen Völkern« Israel mit einschließt oder aber ausschließlich die nichtjüdische Völkerwelt im Blick hat, ist zumindest in den letzten Jahrzehnten ein Dauerbrenner im exegetischen Ringen um ein rechtes Verstehen des Matthäusevangeliums. Dass es sich dabei keineswegs nur um eine jener Quisquilien handelt, um die sich Exegeten so gerne streiten, sondern vielmehr um eine Frage, deren Klärung von grundlegender Bedeutung auch für die gegenwärtige theologische Debatte ist, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, welche Themenkomplexe hier tangiert sind. Immerhin hat die für die Herausbildung des christlichen Antijudaismus bedeutsame »Substitutionstheorie« von je her und bis in die jüngste Vergangenheit hinein in Mt 28, 19 eine ihrer wesentlichen Belegstellen gesehen. Zudem spielt der Epilog des Matthäusevangeliums in einer Frage, die trotz vielfältiger kirchlicher Verlautbarungen und eines weit fortgeschrittenen Umdenkungsprozesses in der Zunft der Exegeten in Theologie und Kirche mit enervierender Regelmäßigkeit immer wieder aufbricht, ob nämlich der Kirche Jesu Christi von ihren neutestamentlichen Grundlagen her »Judenmission« erlaubt, geboten oder verboten ist, eine entscheidende Rolle. Liegt die aktuelle Brisanz dieser Frage für die Entwicklung einer » Theologie nach Auschwitz« auf der Hand, so bietet sie auch für die theologiegeschichtliche Einordnung des ersten Evangeliums jede Menge Zündstoff: Denn exklusiver Partikularismus (Mt10,5f.; 15,24) und Universalismus (Mt 28,19) stehen im Blick auf die Sendung J esu und seiner Jünger im Matthäusevangelium scheinbar unverbunden nebeneinander. Die folgende Kontroverse zwischen Hubert Frankemölle und Florian Wilk ist vor allem deswegen so lehrreich und interessant, weil sie einerseits auf der Basis eines weitgehenden methodologischen Konsenses geführt wird und andererseits dennoch im Ergebnis in einen grundlegenden 44 Dissens mündet. Beide Exegeten entscheiden sich für eine primär synchrone Auslegung und betonen freilich mit unterschiedlichen Akzentsetzungen den Wert der durch das Matthäusevangelium selbst gesetzten Leselenkungen. Sie machen damit deutlich, dass die Frage, wie der Schlussakkord des ersten Evangeliums zu verstehen ist, nicht durch Wortstatistik o.ä., sondern befriedigend nur im Kontext einer Theologie des Matthäus zu lösen ist. Während diese für Hubert Frankemölle vor allem durch eine theozentrische Christologie geprägt ist, die in Jesus (» Immanuel«, Mt 1,23) den Repräsentanten des Gottes Israels sieht und ihn entsprechend dem in den Schriften Israels vorgegebenen spannungsvollen Nebeneinander von Universalismus und Partikularismus zu Israel und den Völkern gesandt sein lässt, so dass sich auch für Mt 28,19 ein inklusives Verständnis ergibt, ist für Florian Wilk im Rahmen der matthäischen J esusgeschichte grundsätzlich zwischen dem Christus Israels und dem über die (nichtjüdischen) Weltvölker herrschenden Menschensohn und damit auch zwischen den Sendungsaufträgen in Mt 10,Sf. und 28,19 zu unterscheiden. Wie jede gute Exegese bietet auch die folgende exegetische Kontroverse keine Lösung, sondern erweist ihre Produktivität dadurch, dass sie zur weiteren exegetischen Arbeit am Matthäusevangelium geradezu herausfordert. Axel von Dobbeler Stefan Alkier / Hermann Deuser (Hrsg.) Religiöser Fundamentalismus Analysen und Kritiken 2005, ca. 200 Seiten, ca.€ 26,90/ SFr 47,10 ISBN 3- 7720-8099-5 Dieser Band öffnet den Blick dafür, dass Fundamentalismus kein islamisches bzw. arabisches Sonderproblem darstellt. Was ist Fundamentalismus? Woher bezieht er seine verführerische Kraft? Diese Frage wird religionsphänomenologisch, soziologisch, philosophisch und politikwissenschaftlich erörtert. A. Francke Verlag Tübingen ZNT 15 (8.Jg. 2005)