ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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2005
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Dronsch Strecker VogelHerodes - weiser König. Hintergründe seiner Herrschaftsideologie
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2005
Sarah Japp
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Kontroverse ' Sarah Japp ' Hemdes ein weiser König. Hintergründe seiner Herrschaftsideologie Herodesder Kindermöirder? Anknüpfen: : ! . an die Schlußbemerkungen meines Vorgängers möchte auch ich mich kurz dem Mo tiv des be: hlehemitischen Kindermords widmen. Diese Perikope des Matthäu s- Evangeliums is t zwar auch in der jüngeren neutestamentlichen Forschung als unhistorisch erkannt worden, doch hat sie das Urteil über den Herrscher entscheidend mitbestimmt. »Als aber Jesus in den Tagen des Königs Herodes in Bethlehem in J u däa geboren war, siehe, da kamen Magier von Os t en nach J emsalem und sag1: en: ,Wo ist der neugeborene Judenkönig? Wir haben nämlich seinen Stern beim Aufgehen gesehen und kamen, um ihm zu huldige : 1 ., : \ls de r König Herodes das aber hörte, wurde er bestürzt.« (Mt 2,16) Demnach informierten die Sc hilderung eigentlich nur darauf ankam, die gra samen und abstoßenden Seiten des Herodes plakativ herauszustellen, eine objektive Bewertung seines Charakters oder seiner Herrschaft war nicht beabsichtigt. Herodes weiser Herrscher oder blutrünstiger Despot? Hero des als Person zu fassen, ist nicht nur schwierig, sondern in vielerlei Hinsicht auch hypothetisch. Die Quellenlage steilt sich gemessen an den Schriften über andere Herrscherpersönlichkeiten der Antike als relativ dürftig dar. Zudem muß man sich stets die ideologischen Hintergründe dieser Zeugnisse vor Augen halten. Die jüdischen Quellen begegnen dem König nicht nur mit Vorbehalten, sondern sie drei Magier Herodes darüb e: -, daß ein neuer König, ein Messias, -.md damit eine Gefahr für seine Herrschaft geboren worden sei. Seine Re aktion wird als Bestürzun g beschrieben. Nu n beauftragt »Herodes als Person zu fassen, ist nicht nur schwierig, sondern in vielerlei Hinsicht auch hypothetisch.« lehnen ihn und seine Herrschaft mehrheitlich ganz ab. Nur Flavius Josephus bemüht sich, verschiedene Facetten des Herrschers zu dokumentieren. Die christlichen Queler aber nicht etwa eigene Spione, diesen künftigen Nebenbuhler zu finden nein, er bittet eben jene Magier, ihm doch Beseneid zu geben, sollten sie das Kind eudeck en. Und es wird noch unglaubhafter. Trotz seines immer Vi' iec.er beschworenen Mißtrauens soll Herodes so erfahren wir weiter verwundert und verärgert darüber gewesen sein, daß die Magier, o hne ihn zu benachrichtigen, das Land wieder verließen. Diese Naivität steht in einem solch vehementen Gegens atz zu den überlieferten Wesensschilderungen des Herodes. So betont Flavius Josephus vor allem das Bedürfnis des Herrschers nach umfassender Kontrolle und unverzügliche: n Ein greifen. Schließlich, nach all diesen Pannen, soll der König auch noch den politisch höcist unklugen Massenmord an Kindern befohlen haben? Es wird deutlich, daß es bei de: vorliegenden 48 len machen sich die negativen jüdischen Urteile zu eigen. Wenn wir von Herodes dem Großen als »weisem Herrscher« sprechen, so darf hier nicht das Bild eines älteren und würdigen Herrn entstehen, der voller Milde, Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit regiert und sich einzig um das Wohlergehen seiner Untertanen sorgt. Vielmehr soll der Begriff einen charismatischen Charakter umschreiben, und zwar den eines machtbewufüen Herrschers, der seine Handlungen an persönlichen Vorteilen und am Wohle seines Volkes gleichermaßen orientiert. Heirodes ein politischer Taktiker Daß Herodes ein politisch hochbegabter Mann gewesen ist, der es durch geschicktes Taktieren verstand, verschiedene Situationen zu seinen ZNT 16 (8 . Jg. 2005) Sarah]app Dr. Sarah Japp, Jahrgang 1966. Studium der Klassischen Archäologie, der Alten Geschichte und der Kunstgeschichte an den Universitäten in Frankfurt/ Main und München. 1992 Magister. 1997 Promotion an der Universität in Köln (Die Baupolitik Herodes' des Großen). Seit 1991 jährliche Teilnahme an der Pergamongrabung (Türkei) des Deutschen Archäologischen Institutes (DAI), seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Unternehmungen des DAI m Marib und Sirwah Qemen). Forschungsschwerpunkte: Herodes der Große und seine Zeit; jüdisches Leben in der Diaspora; antike Keramik, insbesondere in Kleinasien; Archäologie des Sabäischen Reiches. Gunsten zu wenden, zeigen zahlreiche Episoden seiner Lebensgeschichte. Herodes erkannte schon früh das Potential der expandierenden Weltmacht Rom und machte es sich gezielt zunutze. Exemplarisch verdeutlicht dies sein Vorgehen nach dem Machtverlust seiner Familie um das Jahr 40 v.u.Z. Der Bruderkrieg zwischen den Hasmonäern um die Herrschaft in Judäa hatte zu einer völligen Ausschaltung der herodianischen Sippe geführt. Deren Angehörige wurden teilweise gefangen genommen, zu den wenigen, denen die Flucht gelang, zählte Herodes. Nach der Ablehnung seines Hilfegesuches im Nabatäischen Reich da seine Mutter eine nabatäische Prinzessin war, hätte er durchaus mit Unterstützung rechnen können kam er zu der Überzeugung, nur noch Rom könne ihm wieder zu seinem Recht verhelfen. So reiste er in das Machtzentrum der römischen Welt und versicherte sich des Beistandes von Marcus Antonius, der schon seinem Vater Antipater freundschaftlich verbunden gewesen war. Antonius überzeugte den Senat davon, Herodes offiziell als König von Judäa anzuerkennen. Nach Josephus' Schilderung ZNT 16 (8 . Jg. 2005) Sarah Japp Herodes ein weiser König sah der Römer in ihm den richtigen Mann auf dem Thron Judäas im Gegensatz zu dem Hasmonäer Antigonus, welchen er als Feind Roms bezeichnet (AJ 14,14,4 = 14,382). Entscheidend dabei war - und man darf gewiß sein, daß Herodes diesen Trumpf vor dem Senat ausspielte die Tatsache, daß Antigonus nur mit Hilfe der Parther das Land hatte erobern können. Die Feindschaft zwischen Parthern und Römern wurzelte tief, und so bot sich dem Senat die Möglichkeit, ohne eigene direkte Einflußnahme dem Vormarsch des Gegners Einhalt zu gebieten und einen loy alen Pufferstaat zum Parthergebiet zu schaffen. Um der Entscheidung des Senats zu huldigen, opferte Herodes gemeinsam mit Marcus Antonius und Oktavian im Tempel des Jupiter auf dem Kapitol. Dieses Vorgehen wird oft als Beweis dafür angesehen, daß Herodes nicht dem jüdischen Glauben angehangen habe. Meines Erachtens geht diese Schlußfolgerung fehl, da sie den Aspekt der Staatsräson für Herodes ging es ja um alles oder nichts völlig außer acht läßt. Eine ebenso weise wie radikale Entscheidung traf Herodes zehn Jahre später nach der Niederlage des Marcus Antonius und der Kleopatra in der Seeschlacht von Actium. Sein politischer Instinkt offenbarte ihm, daß dieser Erfolg Oktavians die Machtverhältnisse im Römischen Reich grundlegend verändern würde. So begab sich Herodes 30 v.u.Z. nach Rhodos, um dem Sieger seine unbedingte Treue gegenüber Rom zum Ausdruck zu bringen. Dabei stellte es sich als Vorteil heraus, daß von ihm keine Hilfstruppen zu Marcus Antonius gesandt worden waren dies freilich auch nur deshalb, weil Kleopatra in völliger Verkennung der Lage auf einen derartigen Truppeneinsatz verzichtet hatte. Ungeachtet dessen war der Thron des Herodes aufgrund seiner Freundschaft zu Marcus Antonius gefährdet. Durch die Art seines persönlichen Auftretens gelang es ihm jedoch, sein Königtum zu retten. Josephus überliefert (AJ 15,6,6 = 15,187), daß Herodes, als sein Schiff in Rhodos ankam, sein Diadem ablegte, ab er kein anderes lnsignium seiner Macht. In seiner Rechtfertigung gegenüber dem Sieger von Actium leugnet er weder seine Verbindung zu Antonius noch seine Hilfestellungen während des Krieges. Dieses Vorgehen überzeugte den nicht minder gewieften Taktiker Oktavian von der politischen Befähigung und der Loyalität des Herodes, und so be- 49 Kontroverse stätigte er ihn nicht nur in seiner Herrschaft über Judäa, sondern erweiterte das Klientelköoigreich noch um umfangreiche Gebiete im ~orden. In den folgenden Jahren seiner Herrschaft war Herodes darum bemüht, das. von Kriegen zerrissene und wirtschaftlich damiederliegende Land zu stabilisi<: ren und das ihrr. von Rom entgegengebrachte Vertrauen durch entspr~chende Taten zu stärken. Zeit seines Lebens unterhielt er rege Kontakte nach Rom, und mit einem engen Vertrauten des Augustus, Marcus Agrippa, verband Herodes wohl sogar eine tiefere Freundschaft. Herodes und die administrative Struktur des Landes Da Herodes als römisch er Klient~lkönig in der Innenpolitik freie Hand hatte, kc,nnte er den unterschiedlichen religiösen und ethnischen Ge gebenheite r. im Lande Rechnung tragend differenzierte ·verwaltungssy se<: me entwerfen. Obwohl über deren Struktur wenig bekannt ist, scheinen administrative U ntersd.iede im jüdischen Kernland, in den mehrheitlich von Nicht- Juden bewohnten Gebieten im Norden und Sü den sowie i: i den autonomen Städten existiert zu haben. An der Spitze jeder Verwaltung stand ein Stratege, welcher dem König unmittelbar verantwortlich w; ; _r. Dieses System erforc.erte zwar eine ständige Präsenz des Königs, doch seine direkte Kontrolle gestattete es ihm, auf die Forderungen und Bedür: nisse der jeweiligen Bevölkerungs gruppen gezielt reagieren zu könne: i. Herodes und seine Fürsorge für das Volk Daß Herodes Verantwortung gegenüber seinem Volk empfand, zeigen zwei bei Josephus überlieferte Episoc.en: Während der beiden großen Hungersnöte in den Jahren 24 u~d 21 v.u.Z. erwar~ er auf eigene Kosten Korn in Agypten und verteilte es unter der Bevölkerung (AJ 15,9,1 - 2 = 15,299- 316) . Ferner soll der König r.ach der verheerenden Mißernte des Jahres 20 v.u.Z. die Steuern gesenkt haben, um das wirtschaftliche Gleichgewicht im Land nicht zu gefährden (AJ 15,1: : J,4 = 15,365). Sicherlich waren diese Maßnahmen : iicht nur philanthrophisch motiviert, doch ga: > und gibt es so Ansicht der Bauten am Fuße des Oberen Herodeions mit einem großen Schwimmbassin im Mittelpunkt genügend Herrscher und Regierungen, die sich durch die Not ihrer Völker keineswegs zu solchen Taten veranlaßt sahen bzw. sehen. Herodes als Unterstützer von Wirtschaft und Handel Nach der Konsolidierung seiner Herrschaft kümmerte sich Herodes auch um die wirtschaftliche Situation innerhalb des Reiches . Durch die zahlreichen Kriege und innenpolitischen Auseinandersetzungen verfügte das Land nicht mehr über eine eigenständige Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. So versuchte der König gezielt, diese Produktion zu steigern. Er sorgte dafür, daß gerade die fruchtbaren, aber weithin unbewohnten Gebiete im Norden, die ihm von Oktavian geschenkt worden waren, neu besiedelt wurden. Er veranlaßte Veteranen als auch viele der durch die pompeianische Neuordnung landlos gewordenen Bauern, sich dort niederzulassen. Einen archäologischen Hinweis darauf geben die zahlreichen landwirtschaftlichen Siedlungen und Gehöfte, die aufgrund ihrer Stratigraphie in die herodianische Zeit datiert werden können. J osephus zufolge (AJ 16,5,2 = 16,145) gründete der König beispielsweise die Siedlung Phasaelis in Erinnerung an seinen Bruder, der bei der parchischen Invasion den Hasmonäern in die Hände gefallen war und Selbstmord begangen hatte. Dieses sehr fruchtbare Gebiet in der Nähe von Jericho soll auch über zahlreiche Palmenhaine verfügt haben. Zur Kultivierung von Dattelpalmen und Balsamsträuchern dienten ebenfalls die königlichen Domänen in der ZNT 16 (8. Jg. 2005) Oase von Jericho. An den Ufern des Toten Meeres befanden sich wohl Werkstätten zur Gewinnung und Weiterverarbeitung von Asphalt, da dieser Rohstoff nicht nur zur Abdichtung von Booten und Schiffen, sondern auch für medizinische Zwecke und zur Einbalsamierung begehrt war. Archäologisch besonders gut faßbar sind Herodes' Aktivitäten hinsichtlich des Handels. Der König erweiterte nicht nur zahlreiche bestehende Hafenanlagen, sondern legte sein besonde res Augenmerk auf die Neugründung der Stadt Caesarea. Dort entstand mit dem Hafen Sebastos eine der modernsten Anlagen der damaligen Welt. Der Standort bot zahlreiche günstige Voraussetzungen: Aufgrund seiner Lage konnte der Hafen das gesamte Jahr über angelaufen werden und schuf so die Möglichkeit, auch während der Wintermonate Waren zu verschiffen. Die drei hintereinander gestaffelten Hafenbecken vermochten nicht nur eine große Menge an Schiffen aufzunehmen, sondern gewährleisteten zudem einen rei bungslosen Ablauf der Be- und Entladearbeiten. Die Durchführung dieses Bauprojektes war indes nicht nur in der Vergrößerung des judäischen Handelsvolumens und den Einnahmen aus Steuern und Zöllen begründet. Herodes versuchte weiterhin in Konkurrenz zu Alexandria zu treten, über dessen Hafen die Römer einen Großteil des Getreidehandels abwickelten, und sich dabei als zuverlässigerer Handelspartner zu erweisen. Die geographische Nähe Caesareas zur Weihrauchstraße ließ es überdies zweckmäßig erscheinen, die begehrten Gewürze und Duftwaren direkt von hier nach Rom zu verschiffen. Beim Aufbau der neu gegründeten Stadt orientierte sich Hero des an hellenistisch-römischen Vorbildern samt Blick auf den Empfangsraum in der Palastfestung des Oberen Herodeions ZNT 16 (8. Jg. 2005) Sarah Japp Herodes ein weiser König den für sie typischen Einrichtungen. So veranlaßte er neben dem Bau von Hafen und Wohnquartieren auch die Errichtung eines Tempels für Augustus und Roma sowie eines Hippodroms und eines Theaters. Solche Festspielstätten kannte man in Judäa bislang nicht. Die von Herodes intendierte Bindung des Landes an Rom kam nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, daß er die Stadt (Caesarea) wie auch deren Hafen (Sebastos) nach seinem Gönner Augustus benannte. Am Hafen selbst ließ er zahlreiche Statuen der kaiserlichen Familie aufstellen, und der Leuchtturm (Drusion) erhielt seinen Namen nach dem Stiefsohn des Augustus. Mittels groß angelegter Einweihungsfeierlichkeiten warb der König um einheimische und ausländische Händler, sich in dieser Stadt niederzulassen bzw. den Hafen zu nutzen. Diese Maßnahmen verschafften dem Land insgesamt einen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung und eine Stabilität, die es in den Jahren vor der Herrschaft des Herodes nicht gekannt hatte und die auch nach dessen Tode nicht mehr erreicht wurden. Herodes und die Religionen Herodes herrschte über ein Reich, das sich aus zahlreichen Gebieten mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und abweichenden Glaubensvorstellungen zusammensetzte. Neben dem jüdischen Kernland bestehend aus Judäa, Galiläa und Peräa umfaßte es Samaria (dessen Einwohner vornehmlich dem samaritanischen Glauben anhingen) und Idumäa sowie die mehrheitlich von Nicht-Juden bewohnten Gebiete im Norden, nämlich Gaulanitis, Auranitis, Trachonitis und Batanäa. Den religiösen Bedürfnissen der jeweiligen Bewohner suchte Herodes auch durch den Bau entsprechender Einrichtungen gerecht zu werden. Das wohl wichtigste Bauprojekt des Herodes war die Erneuerung des jüdischen Tempels in Jerusalem. Josephus kommt der Wahrheit über die Beweggründe des Königs wohl sehr nahe, wenn er Herodes folgende Worte in den Mund legt (AJ 15,9,17 = 15,381): »Die Erfüllung dieser Aufgabe, die die bemerkens werteste unter seinen Projekten gewesen sei, wäre beachtlich genug, um ihm ewiges Gedenken zu sichern«. 51 Ko n tro v erse Herodes verfolgte mit dem Bau des neuen Tempels sicherlich mehrere Ziel e: Primär wollte er gegenüber dem jüdischen Bevölkerungsteil des Landes seine Ehrfurcht vor der Religion und seinen Einsatz für das Volk unt er Beweis stellen. D ies zeigt sich e: wa darin, daß e: bei der Bauplanung den Rat der Pries ter einholte, denn für bem: immte Abschnitte der Anlage galten besondere Vorgaben. Vor a[em aber sollte ber der schönste und prachtvo llste Tempelbau entstehen, der sich jemals an ieser Stelle befun den ha tte . Dafür ließ Herodes ein hoh es Podiu m errichten, das an drei Seit en umlaufende Säulenhallen umgaben, während die vierte Seite eine dreischiffige Basilika beherrsche. Im Zentrum dieses : : \1arkt- · Jnd Versammlungsplatzes erhob sich die eigentliche Tempelanlagcmit ihren verschiedenen Vorhöfen, für welche gewisse Zugangs beschränkungen gemäß den religiösen Vorschriften bestanden. In der architekto nischen Gestaltung des inneren Heil igtums folgte Herodes dem Vorbild des sak>monischen Tempels. Dem mo: : mmentalen Neubau konnten auch die Juden ihren Respekt nic ht versagen, w ie eine Passage im Talmud illustriert (b Suk 516): »Wer den Tempel nicht ge s el-_en, hat im Leben kein prächtiges Gebäude gesehen«. Aber nich t nur dem j üdischen Tempel in Jerusalem, sonde: : -n auch den beiden reEgiös en Monumenten in Hebron und Mamre widmete Herodes seine Aufmerksamkeit. Jene Ort e s i nd in der jüdischen Traditio n mit Personen der Thora v erbunden, denn Mamre gilt als ei: : istiger Wohmitz des Abraham, und in Hebro n befinder_ sich die Patriarchengräber. Beide Stätten versah Herodes mit einer monumentalen architekt onischen Einfassung. Den Quellen ist ferner zu entnehmen, daß sich Herodes um die Belange jüdischer Gemeinden in der Diaspora kümmerte. J c-sephus berichtet von einem an Agrippa gerichteten Gesuch kleinasiatischer Juder_, das H erodes unterstü: zte (AJ 16,2,3- 5 = 16,27-65). Dar in baten die Gemeinden darum, nach den eigenen religiöse: i Gesetzen leben zu dü rfen. A us der Zeit des A-Jgustus sind i: : -n übrigen zahlreiche Dekrete überliefert, in denen der Kaiser bzw. Mar cus Agrippa verschiedene Städte und Geme i nden im Reich dazu rnffordern, die Juden ni c ht in ihrer Lebensweise zu behindern. 52 Das Obere Herodeion: eine Palastfestung innerhalb eines künstlichen Hügels Sie verdanken ihr Entstehen gewiß auch der Einflu nahm e des Herodes, welcher sich bemühte, : lie Juden der Diaspora zu schützen. Für die Samaritaner scheint der König kein ne 1es Heiligtum errichtet zu haben, vermutlich wollte er sich aus dem religiösen Konflikt zwischen ihnen und den Juden heraushalten. Zumin- : le -t erfuhr aber die Stadt Samaria unter seiner Herrschaft eine weitreichende architektonische Ausgestaltung. Weder schriftliche Quellen noch archäologische Befunde geben Hinweise darauf, daß Herode„ Heiligtümer für griechisch-römische oder orien: alische Götterkulte errichten ließ, allerdings ist uns der Bau von drei Augusteia überliefert. In Cc..esarea, in Samaria und im Paneion, einem dem Gott Pan geweihten heiligen Bezirk, stehen heute noch die Überreste dieser Tempel. Die Entscheidung des Königs, lediglich Tempel für Roma und Augustus zu errichten, war sicherlich von politischen Notwendigkeiten diktiert, denn damit erkannte er die Vorherrschaft Roms an und dokumentierte zugleich seine persönliche Loyalität. D rch die Wahl der Standorte sie befanden sich in Gebieten, die mehrheitlich oder sogar ausschließlich von Nicht-Juden bewohnt waren vermied Herodes den Widerstand der Juden, da er deren religiöse Gefühle so nicht verletzte. Im Ausland jedoch scheint Herodes durchaus auch nicht-jüdische Heiligtümer unterstützt zu haben, so ist beispielsweise seine Beteiligung am Wiederaufbau des abgebrannten Tempels für den py thischen Apollon in Rhodos überliefert. ZNT 16 (8.Jg. 2005) Gerade seine Religionspolitik verdeutlicht, daß Herodes den unterschiedlichen Bedürfnissen Sarah Japp Herodes ein weiser König Antipater, der seine Chance witterte, gegen die Spätergeborenen und bewirkte ihre Verurteilung und Exekution. Doch auch der jeweiligen Bevölkerungs gruppen Rechnung zu tragen suchte, wenngleich er den Belangen der Juden offenbar besonderes Augenmerk zukommen ließ. Er orientierte sich damit an der Herrscherethik der hellenistischen Zeit, der sich auch Augustus verpflich- »Gerade seine Religionspolitik verdeutlicht, daß Herodes den unterschiedlichen Bedürfnissen Antipater liebte seinen Vater nicht, vielmehr versuchte er, nachdem er die Nebenbuhler ausgeschaltet hatte und zum Nachfolger auserkoren war, den Machtwechsel vorzeitig herbeizuführen. Ein Unterder jeweiligen Bevölkerungsgruppen Rechnung zu tragen suchte[. . .].« tet fühlte. Herodes und seine Familie Ohne Zweifel gehört das Verhalten Herodes' ge genüber seiner Familie zu den blutigsten Kapiteln seines persönlichen Werdegangs. Doch darf man ihm wohl nicht unterstellen, er hätte im Verlaufe seines Lebens zahlreiche unschuldige Verwandte völlig grundlos dahingemetzelt. Vielmehr scheinen sich die familiären Bande insgesamt weniger durch Eintracht ausgezeichnet zu haben, als durch Intrigen und den Hunger nach Macht und Einfluß. Seiner zweiten Frau Mariamme, so überliefert es Josephus, war Herodes in tiefer Liebe verbunden. Doch offensichtlich konnten weder er noch sie die Kluft überwinden, die ihre unterschiedliche Herkunft bedingte. Mariamme lebte im Zwiespalt ihrer Zuneigung zu Herodes immerhin fünf Kinder zeugen von anderem als unablässigem Haß - und ihres Abscheus. Als Hasmonäerin trauerte sie wohl der verlorenen Herrschaft ihrer Familie nach und verachtete die geringe Herkunft der herodianischen Sippe. Einflüsterungen schürten ihre Unsicherheit und ihren Argwohn. So deutete sie ihren Aufenthalt in Masada, wohin Herodes sie und auch andere Mitglieder der Familie vor den Parthern in Sicherheit gebracht hatte, als Gefan genschaft. Diese Ambivalenz von Liebe und Haß, Unverständnis und Fremdeinwirken führten letztlich zu seiner Entscheidung, sie töten zu lassen. Allerdings stellen sich auch die Söhne des Herodes den Quellen zufolge nicht unbedingt als Musterbeispiele treusorgender Nachkommen dar. Die Söhne der Mariamme, Alexander und Archelaos, distanzierten sich von ihrem Vater, auf die Aussicht der Herrschaftsnachfolge wollten sie aber nicht verzichten. So intrigierte sein ältester Sohn ZNT 16 (8.Jg. 2005) fangen, welches mißlang und zu seiner Hinrichtung führte. Herodes und sein politisches Konzept Herodes hatte nach der Konsolidierung seiner Macht im Jahre 30 v.u.Z. versucht, ein Herr schaftsmodell nach hellenistischem Vorbild zu etablieren. Er unterstand als römischer Klientelkönig dem Princeps in Rom und konnte ohne dessen Einverständnis keine außenpolitischen Entscheidungen treffen. In der Innenpolitik verfügte er freilich über weitreichende Freiheiten, welche es ihm gestatteten, Verwaltung und Rechtssprechung nach eigenen Maßgaben zu gestalten. Unter der Vorherrschaft Roms, die dem Land ein großes Maß an Sicherheit und Frieden gewährte, war er bemüht, Judäa als prosperierendes Reich mit einer autarken Grundversorgung und einem wachsenden Wirtschafts - und Handelsvolumen in die hellenistisch-römische Welt zu integrieren. Folgerichtig machte er die Bewohner Judäas mit verschiedensten Elementen dieser für sie neuen Kultur vertraut, indem er etwa neue Architekturformen im Land einführte, Festspielstätten einrichtete und sich um religiöse Toleranz für alle Bevölkerungsgruppen innerhalb des Reiches bemühte. Doch dieses Konzept wollte nicht ge lingen. Die Mehrheit der Juden lehnte die Öffnungsbestrebungen des Herodes ab, da sie befürchtete, die religiöse Identität zu verlieren und im Völkergemisch der hellenistisch-römischen Welt unterzugehen. Die eigentliche Tragik daran ist, daß eine Akzeptanz der herodianischen Politik es den Juden vermutlich ermöglicht hätte, sich ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und politischer Freiheit zu bewahren. Statt dessen führten die beiden bald folgenden jüdischen Aufstände zu deren völligem Verlust. 53