ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
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2006
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Dronsch Strecker Vogel»Hast du gehört, Armageddon ist da«
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2006
Michael Schneider
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Michael Schneider »Hast du gehört, Armageddon ist da« 1 Rezeption biblischer Texte und Motive in ausgewählten Texten Xavier Naidoos »You're a song written by the hands of God« 2 - Popmusik und Theologie Man könnte annehmen, mit diesem Artikel werde auf gewisse Art und Weise ein Klischee gepflegt: Deutschsprachige Popmusik als Teil populärer Gegenwartskultur, dazu noch mit offensichtlich biblisch motivierten Texten eine wahre Fundgrube für theologische Studien, die sich mit Religion im Rahmen der Alltagskulturen auseinandersetzen. Dass es solche Veröffentlichungen im Bereich der Theologie gibt, wurde schon im Februar 1999 mit Blick auf die Songtexte Xavier Naidoos von der Musikzeitschrift Rolling Stone kommentiert: » Von Religionslehrern dankbar rezipiert, werden sie zu Interpretationszwecken im Unterricht eingesetzt. ,Deinen Namen trägt mein Herz./ Dein Fehlen ist mein Schmerz' bei derartigen Textzeilen, entnommen aus der aktuellen Single >Führ mich ans Licht<, glüht das Theologenherz und der Lehrkörper erreicht wieder seine Schäfchen. Alles mittels Rödelheimer Popkultur.«3 Einige einleitende Bemerkungen scheinen angebracht, wenn nun das Spannungsfeld zwischen Popmusik mit biblischen Bezügen und Theologie im Rahmen einer exegetischen Zeitschrift bearbeitet wird. Denn: »Was haben Theologen davon, wenn Bruce Springsteen von seinem >hungrigen Herzen< singt, wenn Sting den Erlöser dafür anklagt, daß er so unüberwindlich fern bleibt? Wenn R.E.M. den Verlust der Religion besingen und Van Morrison die Möglichkeit letztgültiger Klarheit in spirituellen Dingen verneint, was heißt das für die Theologie? Sind es nur kleine Zeichen der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen, wenn Peter Gabriel die Sintflut erwartet und Prince im Liebesabenteuer einen Funken der göttlichen Offenbarung verspürt? Oder kann man sehr viel mehr daraus lernen? « 4 Diese allgemeine Frage mit Bezug auf die Theologie gilt es mit Blick auf die Exegese im Besonderen zu stellen. Bei näherem Hinsehen ergeben sich für die Untersuchung wenigstens zwei ganz prinzipielle ZNT 17 (9.Jg. 2006) Problemfelder: I. In welchem Zusammenhang kann die Analyse populärer Musik Aufgabe der Exegese sein? Welches Verständnis von den Aufgaben der Bibelwissenschaften liegt einer solchen Untersuchung zugrunde? II. Welche (methodischen) Probleme ergeben sich bei einer solchen Untersuchung? Ad 1: Gerade in jüngerer Zeit sind einige Arbeiten im Bereich der Theologie erschienen, die sich mit der Rezeption christlicher Motive im Bereich Film, Videoclip und zeitgenössischer Musik auseinandersetzen. Diese sind i.d.R. im Bereich der Praktischen Theologie bzw. Religionspädagogik angesiedelt; exegetische Arbeiten, die die Rezeption biblischer Texte in zeitgenössischen Kontexten untersuchen, gibt es im deutschsprachigen Raum nur wenige. Somit ist für zeitgenössische Rezeptionen biblischer Texte im Allgemeinen wie für populäre Musik im Speziellen wohl die Diagnose Helmut Utzschneiders zutreffend: »Es könnte aber auch sein, daß die Exegese auf einem Auge, dem historischen, sehr scharf sieht, auf dem anderen Auge, dem ästhetischen und dem rezeptionsästhetischen, aber nahezu blind ist, dann wäre der Akzeptanzverlust ein Indikator für ein Theorieproblem der Exegese selbst. [... ] Erfreulicherweise findet nahezu jedes antike Inschriftenfragment alsbald seinen Weg in die wissenschaftliche Öffentlichkeit; moderne Rezeptionen atl. Texte werden durch die Wissenschaft hingegen kaum zur Kenntnis genommen.« 5 Es ist nicht Aufgabe dieses Artikels, dezidiert eine weitere Position in die Diskussion um Aufgaben und Perspektiven der Bibelwissenschaften einzubringen.6 Die Folgerungen Utzschneiders aus seiner Diagnose deuten jedoch an, wie eine solche Zielbestimmung aussehen könnte und in welcher Form auch Bibelrezeptionen der populären Kultur für die Exegese interessant sein können: »Indem sie [die Exegese, M.S.] sich der beschreibenden Wahrnehmung des Textes, und zwar auch und gerade des vorliegenden Textes, sowie der Rolle seiner Leser bei der Bedeutungskonstitution 53 und zuwendet, ist die Exegese zunächst eine literarisch-ästhetische Disziplin. Gleichwohl bleibt die Exegese immer auch historisch. Sie ist es aber nicht nur im Blick auf die Entstehungskontexte der Hebräischen Bibel, sondern für alle Kommunikations- und Rezeptionskontexte. Sie reicht somit als historische Disziplin von den ersten erreichbaren Lesern bis zu den gegenwärtigen Rezipienten und Interpreten. Das heißt, daß die Rezeption biblischer Texte mehr als bisher auf die Agenda der atl. Exegese zu setzen wäre. Daraus ergeben sich Schnittstellen zur gegenwärtigen kontextuellen Lektüre und Applikation der Texte, aber auch Verbindungen zu den anderen theologischen Diszplinen.« 7 Mit dieser Zielbestimmung kann es also auch Aufgabe der Bibelwissenschaften sein, Popmusik der Gegenwart kritisch zu untersuchen. Exegese als so verstandene »literarisch-ästhetische Disziplin« könnte sich im ergänzenden Gegenüber zu anderen theologischen Disziplinen, aber auch zur Musikwissenschaft und pädagogik intensiver mit den jeweils zugrunde liegenden Texten und v.a. mit unterschiedlichen Rezeptionen biblischer Texte befassen. Noch mehr und über die von Utzschneider genannten Felder hinaus kommen zeitgenössische Rezeptionen biblischer Texte ins Blickfeld der Exegese, wenn man die Ergebnisse der verschiedenen (exegetischen) Beiträge zur Intertextualitätsforschung der letzten Jahre mit bedenkt. 8 Unabhängig von allen Versuchen, das Paradigma Intertextualität für spezielle Textuntersuchungen in ein methodisierbares Konzept zu überführen, bietet die grundlegende Definition zunächst einmal auch eine Basis für Untersuchungen wie die vorliegende: »Indem Texte auf vielerlei Weise einander bedingen und miteinander verzahnt sind, wird deutlich, daß ein Text niemals ganz autonom sein kann, sondern immer in ein Geflecht von Beziehungen zu anderen Texten eingebunden, immer selbst Intertext ist. « 9 Dieses »Geflecht von Beziehungen« kann Untersuchungen neutestamentlicher Texte im Rahmen der verschiedenen biblischen Kanones, im Gegenüber zu anderen Texten des 1. und 2. Jahrhunderts, aber auch im Vergleich zu verschiedenen Rezeptionen bis in die Gegenwart motivieren. Dabei kann die Disposition zu einer intertextuellen Beziehung bereits durch die Textproduktion angelegt sein, das Herstellen bestimmter Bezüge geschieht aber immer 54 durch die die jeweilige Rezeption bestimmende Enzyklopädie. So geht beispielsweise bereits eine Betrachtung neutestamentlicher Texte im Rahmen des biblischen Kanons oftmals über die ursprünglich historischen Beziehungen der Einzelschriften hinaus. Obwohl sich eine Untersuchung zur Rezeption biblischer Texte im 21. Jahrhundert noch weiter von diesem ursprünglich historischen Kontext entfernt, ist sie aus wenigstens zwei Gründen sinnvoll und geboten: Erstens nimmt sie das Konzept der Intertextualität in seiner Weite ernst und benutzt es nicht lediglich als modernen Anstrich überkommener exegetischer Untersuchungen. Zweitens leistet eine solche Untersuchung einen Beitrag zur Erarbeitung der enzyklopädischen Voraussetzungen, also der Deutungsfolien für zeitgenössische Bibelrezeptionen. Ad II: Wenn im Folgenden also nach einigen biographischen Bemerkungen ausgewählte Liedtexte Xavier Naidoos bzw. seiner Gruppe Die Söhne Mannheims aus jüngster Zeit betrachtet werden, dann liegt der Fokus dabei auf der Frage nach Rezeption und Verarbeitung biblischer Texte und Motive. Ein prinzipielles Problem liegt bei dieser Untersuchung allerdings in der Natur der Sache: »Das Verstehen der Rockmusik ereignet sich zunächst im Hören, im Erleben und nicht im Herausarbeiten von Bedeutungsgehalten. [... ] Es genügt nicht, sich auf die Texte zu konzentrieren: Melodie, Harmonie, Rhythmus, Sound usw. sind unvernachlässigbare Aspekte der Gesamtheit eines Rocksongs.,/ 0 Ist also eine exegetische Untersuchung im Sinne einer reinen Textanalyse dem Gegenstand überhaupt angemessen? Diese Frage lässt sich m.E. durchaus positiv beantworten, wenn man einige Einschränkungen bzgl. der Zielsetzung eines solchen Unternehmens bedenkt: Eine reine Untersuchung der Liedtexte wird nicht den Anspruch erheben können, einem Song oder gar der Person eines Künstlers in all seinen Facetten gerecht zu werden, sondern sich vielmehr als kritische Anfrage zu einem Teilaspekt populärer Kultur, nämlich der Rezeption und produktiven Bearbeitung biblischer Texte und Motive verstehen. 2. »Erst kommt Gott, dann lange nichts« 11 - Zur Person Xavier Naidoos Sicherlich lassen sich solche Untersuchungen zur ZNT 17 (9.Jg. 2006) Michael Schneider Michael Schneider, Jahrgang 1977., studierte Evangelische Theologie, Mathematik und Philosophie in Frankfurt am Main und Gießen. Nach der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien zunächst Wissenschaftliche Hilfskraft, d.ann Wissenschaftlicher Mita: rbeiter für Neues Testament am Fachbereich Ev. Theok>gie der JWG-UniveJ: Sität in Frankfurt. Arbeit an einer Dissertation zur Intertextualität im 1Kor. Weitere Informationen: http: / / www.evtheol.uni-frankfurt.de/ nt/ personen/ schneider Rezeption biblischer Texte und Motive auch am Beispiel anderer Künstler durchführen. Im Rahmen der deutschsprachigen Popmusik nimmt jedoch Xavier Naidoo eine gewisse Sonderstellung bzw. Vorreiterrolle ein. Es gibt nur wenige Künstler in der deutschen Musikszene, die in ihren Songtexten so intensiv und so umfassend auf die Bibel zurückgreifen und darüber hinaus ihre religiöse Überzeugung immer wieder an die Öffentlichkeit bringen wie das Naidoo z.B. mit seinem persönlichen »Bekehrungserlebnis« getan hat: »Die Änderung kam von '92 auf '93 ganz kraß: Da hab ich Zivildienst gemacht, Behindertenfahrdienst. Silvester hatte ich von zehn bis zwölf Uhr keine Fahrt, und da hab ich mich halt hingesetzt, Bob Marley gehört und in der Bibel gelesen. Ich hatte so 'ne Kerze mit der Jahreszahl drauf, hab die Bibel auf genau der Seite aufgeschlagen; das waren die letzten Worte des zweiten Petrus-Briefes, und ich habe dann weitergelesen bis weit in die Offenbarung hinein. Und da war mein Leben auf einmal verändert seit dem Tag denke ich an nichts anderes mehr als an diese Sache. [... ] Weißt du, das kann immer nur komisch klingen, wenn ich jetzt ins Detail gehen würde über diesen Abend [... ] Ich kann nur ZNT 17 (9. Jg. 2006) Michael Schneider »Hast du gehört, Armageddon ist da« sagen: Andere würden behaupten, sie seien erleuchtet worden das ist mir alles viel zu groß. Ich will nicht sagen, daß mir Gott begegnet ist, ich kann nur sagen, daß in der Bibel der Typ mit mir spricht. Fertig. Und wenn der Typ mit mir spricht, dann muß an der Sache auch was dran sein. Und ich habe dann weitergelesen und habe dann so viel Zeug entdeckt, von dem ich sagen muß: Das haben die alle mir immer verschwiegen! In all den Jahren, in denen ich in die Kirche gegangen bin, ist mir nie erzählt worden, daß der Johannes eine Offenbarung geschrieben hat, die so kraß ist, daß es dir die Schuhe auszieht. Das Ende wird immer in die Zukunft geschoben, eigentlich sogar in eine andere Dimension. Aber unsere Generation wird das sehen, wir sind in den letzten Tagen.« 12 In dem in lPetr 5,12 genannten Namen »Silvanus« erkennt Naidoo eine direkte Anspielung an den Silvestertag: »Das hat so perfekt gepasst, das hat mich wirklich von den Socken gehauen.«u Nach einigen Jahren als Solo-Künstler (u.a. mit dem sehr erfolgreichen Album »Nicht von dieser Welt«) bringt Naidoo im Jahr 2000 mit der Gruppe Söhne Mannheims deren erstes Album »Zion« heraus. »Inhaltlich ist die Scheibe von vorne bis hinten hochreligiös und missionarisch: eine Art >musikalischer Kreuzzug, für den einen Gott. Das ganze Booklet ist mit Bibeltexten unterlegt. >Wir haben den Göttern abgeschwor'n und geh'n für einen Herrn, lautet ein Titel. Immer wieder tauchen apokalyptische Kampfmotive auf. Und Xavier Naidoo kündigt das Sendgericht Gottes an. Ziel ist es, eine Community derer herzustellen, die angesichts endzeitlicher Zeiten sich zum Guten, zu Gott hinwenden.« 14 Mit den Söhnen Mannheims sieht Xavier Naidoo seine Rolle als apokalyptischer Mahner: »Ich muss ja schon die Leute ein bisschen aufrütteln und schon den Leuten klarmachen, dass das Ende kurz vor der Tür steht, auch wenn es nur das Ende von Neid, Missgunst usw. ist. Aber wir wollen doch, dass alle die Party feiern. 144 000 feiern halt ein bisschen besser. Aber Armageddon ist ganz klar das Ende von Angst, Hass, Neid, Missgunst. Und das Ende ist da.« 15 Aus verschiedenen Perspektiven ist es sicherlich sehr lohnenswert, sich mit der Biographie und bestimmten religiösen Grundüberzeugen N aidoos weiter auseinanderzusetzen. Die beiden 55 Hermeneutik und wesentlichen Grundzüge der Naidooschen Glaubensüberzeugung seine »Berufung« sowie sein besonderes Interesse, mit seinen Liedern vor der bevorstehenden Apokalypse zu warnen sollen für diesen Artikel als Vorbemerkung ausreichen, um einige ausgewählte Songtexte zu analysieren. 3. Exegetische Anmerkungen zu ausgewählten Liedtexten Xavier Naidoos 3.1. Eine zeitgenössische Theologie der Verstockung? - » Vielleicht« I eh verstehe jeden Zweifel, I schätze jeden Glauben hoch, I auch ich misstraue Übereifer./ Es sei am besten jeder froh, mit dem was er glaubt oder I mit dem was er weiß.! Doch der an den ich glaube, I ist auch der den ich preis'. I Refrain: Vielleicht hör'n sie nicht hin, I vielleicht seh 'n sie nicht gut, I vielleicht fehlt ihnen der Sinn I oder es fehlt ihnen Mut. I eh versuche zu verstehn, I was andere in Dir sehn./ Warum sie Kriege anfangen I und in deinen Augen Morde begeh 'n. l Warum sie M enschen dazu zwingen, I an einem Virus zu sterben. l 2000 Jahre nach Dir,! liegt hier alles in Scherben./ (2x Refrain) Vergib mir meine Schuld, I dann wenn ich Dich seh '. I Solange trag ich meine Sünden, I wenn ich schlaf und wenn ich geh'. II eh will keine Versprechen, I die mir Menschen geben, I die sie dann wieder brechen, I so sind Menschen eben! I Alles was zählt, I ist die Verbindung zu Dir I und es wäre mein Ende, I wenn ich diese Verbindung verlier'! (3x Refrain) [CD N oiz, Söhne Mannheims / Universal 2004, Track 2] Der Text selbst enthält kein explizites Bibelzitat, obwohl sich leicht Bezüge zu biblischen Texten herstellen lassen. Diese biblischen Motive werden aber nicht als Zitat oder mit einem expliziten Verweis übernommen, sondern auch syntaktisch in den Text integriert. Dabei finden sich eine Reihe teils allgemein religiöser Wendungen, teils Rekurse auf spezifisch Christliches, teils Anklänge an biblische Motive und Texte. Auf der allgemein religiösen Ebene bewegen sich Begriffspaare wie Zweifel - Glauben, Glaube - Wissen, während die Frage nach Schuld und Sünde zumindest Begriffe aufgreift, die in christlich-theologischer Sprache eine wichtige Rolle spielen eine Verbindung, die durch die Zeitangabe »2000 Jahre nach Dir« motiviert wird. 56 Sechsmal erscheint der Refrain » Vielleicht hör'n sie nicht hin,/ vielleicht seh 'n sie nicht gut.«, der auffällige Parallelen zu biblischen Verstockungsaussagen enthält: »Und als er allein war, fragten ihn, die um ihn waren, samt den Zwölfen, nach den Gleichnissen. Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber draußen widerfährt es alles in Gleichnissen, damit sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde.« (Mk 4,10-12) - »Häret und verstehet's nicht; sehet und merket's nicht! Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. Ich aber sprach: Herr, wie lange? « (Jes 6,96-11). Das Motiv des Nicht- Hörens bzw. Nicht-Sehens findet sich also analog zu den biblischen Vorlagen auch im Songtext, allerdings mit der einschränkenden Einleitung »vielleicht« sowie erweitert um »vielleicht fehlt ihnen der Sinn/ oder es fehlt ihnen Mut«. Nicht weiter reflektiert wird die Frage, wer Subjekt dieser Verstockung ist. Während bspw. im Jesajatext ganz klar ein Auftrag mit dem Nicht-Hören und Nicht-Sehen verbunden ist(» Verstocke das Herz dieses Volks«), beschreibt der Songtext eine scheinbar festgelegte menschliche Grundeigenschaft sie hören nicht hin, sie sehen nicht gut, sie haben weder Sinn noch Mut. Wenig später wird diese Grundposition bestärkt: Ich will keine Versprechen,/ die mir Menschen geben,/ die sie dann wieder brechen,/ so sind Menschen eben! Die beschriebenen Handlungen bzw. Eigenschaften werden als anthropologische Konstanten beschrieben, die offensichtlich unveränderbar sind. Liest man allerdings den gesamten Text, ergibt sich eine deutliche Gegenüberstellung zwischen dem Subjekt der Aussage (»Ich«) und »die Menschen«. Eine klare Opposition wird aufgebaut: Diejenigen, die Kriege anfangen, Morde begehen, nicht hören und nicht sehen, in biblischer Terminologie die Verstockten einerseits und andererseits der zunächst außen stehende neutrale Beobachter. Dieser erweist sich schließlich auch als derjenige, der um Schuldvergebung bittet bzw. die Wichtigkeit der Gottesbeziehung betont: Alles ZNT 17 (9. Jg. 2006) was zählt,/ ist die Verbindung zu Dir/ und es wäre mein Ende,/ wenn ich diese Verbindung verlier' ! Durch diese konträre Figurenzeichnung wird das Motiv der Verstockung im Vergleich zu Markus oder Jesaja gerade auf den Kopf gestellt. »Das Konzept der Verstockung dient im Markusevangelium nicht einem ausgrenzenden Freund/ Feind-Schema, sondern als pragmatischer Appell an alle Rezipienten des Evangeliums, sich als solche zu erweisen, die nicht verstockt sind.« 16 Auch wenn das Ergebnis mit einer gewissen Vorsicht formuliert wird (»vielleicht«) reiht sich der gesamte Titel mit Blick auf das Verstockungsmotiv in eine ganz bestimmte Auslegungstradition ein: »Verstockt sind in fundamentalistischer Perspektive immer die anderen.<F So sehr sich der Text einerseits biblischer Motive bedient, so wenig wird dieses Aufgreifen und der biblische Gesamtrahmen bestimmter Motive reflektiert. Ob intendiert oder nicht: Der Songtext » Vielleicht« wirkt zunächst wie eine Klage über die Fehlbarkeit menschlichen Verhaltens insgesamt, entpuppt sich auf den zweiten Blick aber als selbstkritiklose Kritik an anderen. Auch die Bitte um Vergebung es Rettung geben./ Hast du gehört, Armageddon ist da./ Nichts ist, wie es ist und nichts bleibt, wie es war. Zu Beginn scheint der Text eine Gleichheit aller Menschen im apokalyptischen Geschehen anzunehmen (»denn jetzt sind wir in der Zange«). Wenig später wird jedoch die besondere Rolle deutlich, in der sich die Produzenten des Titels (! ) selbst sehen: Fast schon überfallartig gehen wir über euch weg./ Erst guckt ihr voll apathisch und dann liegt ihr fett im Dreck./ Weil uns auszubremsen geht halt jetzt leider gar nicht mehr./ Und der Michel im SB, der gibt so einiges her./ Also, duckt euch, Armageddon haben wir fett im Nacken./ Diese Platte haben wir produziert, um das alles zu verpacken,/ dass ihr es in den Schädel bekommt./ Wir werden geschickt von einer höheren Stelle./ Wir bringen Licht und eure dunkle Welt wird hell. Die besondere Dringlichkeit der geschilderten Ereignisse wird im Folgenden deutlich, wenn die apokalyptischen Ereignisse direkt in die Gegenwart datiert werden: »Der Songtext> Vielleicht< wirkt zunächst wie eine Klage über die Fehlbarkeit menschlichen Verhaltens insgesa,mt, entpuppt sich auf den zweiten Blick aber als selbstkritiklose Kritik an der Schuld bleibt in diesem Schema, wenn aus der Matthäus-Vorlage in der 1. Person Plural die persönliche Bitte » Vergib mir meine Schuld« wird. Der vermeintlichen Klage über die Schuldhaftigkeit der Menschheit folgt gerade nicht die inklusive Bitte um Schuldvergeanderen,« Armageddon kommt schnell, noch ein Jahr oder vier./ Scheiß auf die Daten - Armageddon ist hier./ Die Bombe könnt ihr nicht entschärfen./ Armageddon kommt prompt und zerfetzt euch die Nerven./ Da explodiert es, da reißen die Wände./ Dann passiert es, dann kommt das Ende./ Ihr habt scheiß lang gepennt und jetzt wird halt scheiß lang geflennt./ Du weißt ja wohl, dass es gerade um alles geht - Scheißbung, sondern das Gebet eines Menschen, der sich seiner endzeitlichen Rettung sicher ist (»dann wenn ich Dich seh' «). 3.2. Der Beginn der Endzeit - »Armageddon« und »Dein Leben« Mit noch drastischerer, von apokalyptischen Motiven durchsetzter Sprache wird der Zustand der Welt im Titel »Armageddon« (im Original in Mannheimer Dialekt) beschrieben: Armageddon kommt oder ist in vollem Gange./ Macht euch große Sorgen, denn jetzt sind wir in der Zange./ 1 eh bange um mein Leben, denn ich höre von den Beben./ Und nur für 144 000 wird ZNT 17 (9.Jg. 2006) gefühl, / wie Petrus, weil der Hahn dreimal kräht./ Jetzt wird gebetet und gefleht. Der Titel schließt dann wiederum mit dem Gegenüber zwischen Mahnendem und Ermahnten: Guck zu, dass du zu den Auserwählten zählst/ und beim Durchzählen nicht fehlst. I informiere dich. Was glaubst du warum du hier bist? I Oder bist du halt nur ein Zierfisch und glücklich an deinem Stammtisch? / Ich warne dich, jetzt, wo alles abgeht, die Welt so kurz vor knapp steht./ Wo man erntet was man aussät./ 1 eh hoffe nur, dass ihr einseht: Die Welt ist ein Pulverfass/ und es wird zuviel gezündelt./ Wir haben soviel Scheiß gebaut und jetzt kommt der Scheiß gebündelt./ Für ein paar Milliarden Seelen, die sich mit ihrem Zustand herum quälen./ Haben 57 Hermeneutik halt leider keinen Schimmer./ Du scheißt dir in die Hose,/ aber für andere wird es tausendmal schlimmer./ Und Armageddon ist nicht Hollywood - Bruce Willis und so einer.... / Die Nutte Babylon fällt, wie Börse mit Geld./ Es erschüttert die Welt. Wir sind alle geprellt./ Ihr wisst nicht, wie es sich verhält./ Fällt euch nicht auf, dass es anfängt zu enden? / Mein Buch spricht Bände über deinen Scheiß. I Und für mich schließt sich gerade ein Kreis./ Deswegen trete ich lieber leise, aber bei vollem Materialverschleiß. I Reiße dir den Arsch auf/ Wenn du dabei bist dann fährst du hinauf in den Himmel./ Weiß wie ein Schimmel sind deine Gewänder./ Und ich schreibe lieber darüber wie ein Simmel. / Bände über alles was ich aufschnappe./ I eh suche mir aus was ich mir draufpacke / und weiß auf was ich draufkacke. / I eh kacke auf die falschen Lehrer, die scheiß Götzenverehrer./ I eh schicke sie zum Scherer, der Schlachtbank, Armageddon. / Da wird es viele ledern, wie Seiten in Schreddern. Ihr lasst Federn. [CD Zion, Söhne Mannheims / Universal 2000, Track 9] Der Song »Armageddon« liest sich wie eine große Aneinanderreihung biblischer Motive: • Armageddon (vgl. Offb 16,16), • das dreifache Krähen des Hahns (vgl. die Erzählungen der Verleugnung Petri - Mt 26,74parr.) • Himmelfahrts- und Entrückungsmotive (vgl. etwa J esu Himmelfahrt - Lk 24,50-53 oder auch die Entrückung Henochs - Gen 5,22-24) • die 144.000 endzeitlich Erretteten (vgl. Offb 7,4 und 14,1-3) • Irrlehrer und Götzenverehrer (vgl. Mt 24,24parr. sowie über das Ende der Götzendiener Offb 21f.). Bemerkenswert ist insgesamt aber nicht die starke Präsenz dieser Motive im Text die Liste ließe sich noch fortsetzen-, sondern v.a. der radikale Gegenwartsbezug apokalyptischer Geschehnisse. Dabei stehen in Naidoos Songtext nicht nur Aussagen über die Gegenwart neben den biblischen Texten, sondern folgen letztlich einem Schema: biblische Verheißung - Erfüllung im Hier und Jetzt. Mehr noch: Darstellungen, die in den biblischen Texten vergangene Ereignisse schildern (Himmelfahrt, Verleugnung des Petrus) oder in eine nicht genau festlegbare zukünftige Zeit datiert werden (apokalyptische Szenarien), fallen in »Armageddon« zeitlich zusammen, und zwar in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts. Dieser Umgang mit neutestamentlichen Texten ist 58 umso erstaunlicher, da die biblischen Schriften, aus denen Naidoo Motive entnimmt, mit Zeitangaben doch eher zurückhaltender operieren. Mk 13,32f. bemerkt ausdrücklich: »Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.« Auch die Johannesapokalypse vermeidet eine genaue Datierung und bemerkt lediglich das unmittelbare Bevorstehen der geschilderten Ereignisse: »Dies ist die Offenbarung J esu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll.« (Offb 1,1). Drei Charakteristika prägen das apokalyptische Szenario, das der Song entwirft: • Die Endzeit, »Armageddon« hat begonnen. Die endzeitlichen Geschehnisse sind mit großen Schrecken und dem Ende der kompletten gegenwärtigen Welt verbunden. Biblisch-apokalyptische Bilder illustrieren die beginnenden Schreckensszenarien, ein düsteres Bild wird gezeichnet: Der letzte Kampf hat begonnen, nur (! ) 144.000 werden errettet werden, wir »haben Armageddon im Nacken«, die Menschheit erkennt (wie Petrus) zu spät oder gar nicht den Ernst ihrer eigenen Lage. • Es gibt einige (prophetisch Begabte, Weise, wahre Christen? ), die das bevorstehende und sich Bahn brechende schreckliche Ende erkennen. Diese sehen sich durch diese Erkenntnis in der besonderen Rolle, andere darüber zu informieren: Diese Platte haben wir produziert, um das alles zu verpacken,/ dass ihr es in den Schädel bekommt. I Wir werden geschickt von einer höheren Stelle./ Wir bringen Licht und eure dunkle Welt wird hell. Der Songtext erhebt also selbst den Anspruch apokalyptische Auditionen und Visionen den Hörerinnen und Hörern mitzuteilen. Ein besonderes Gewicht erhalten die Aussagen durch ihre Legitimation von »einer höheren Stelle«. Diese göttliche Sendung wird nur noch überboten durch die Fähigkeit, »Licht in die dunkle Welt zu bringen«, während gerade biblisch-apokalyptische Texte eher dem Tenor von Dan 22,2 folgen und das Licht in unmittelbarem Zusammenhang mit Gott selbst sehen: » Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.« Der Songtext reklamiert somit für sich nicht nur prophetische ZNT 17 (9. Jg. 2006) Weitsicht, sondern nimmt für diese Mission auch einen göttlichen Auftrag in Anspruch. Die verwendete Lichtsymbolik zeigt, dass dabei die Grenze zwischen der Vorstellung einer göttlichen Sendung einerseits und der Übertragung göttlicher Eigenschaften auf diese Gesandten teilweise nicht mehr klar zu ziehen ist. • Die Rettung vor den Schrecken des Endes wird durch den klassischen Tun-Ergehens- Zusammenhang charakterisiert: Guck zu, dass du zu den Auserwählten zählst und beim Durchzählen nicht fehlst. - Wo man erntet was man aussät. Alle Menschen haben ihre Zielbestimmung verfehlt (Wir haben soviel Scheiß gebaut), sie unterscheiden sich nur noch darin, ob sie ihr Fehlverhalten erkennen. Es ist Aufgabe des irdischen Lebens, »sich zu informieren« und darauf zu achten, dass man »zu den Auserwählten zählt und beim Durchzählen nicht fehlt« Die Rettung vor dem schrecklichen Ende wird gerade nicht zu einem Akt der göttlichen Gnade, sondern durch die Auswahl der Texte zur Zielbestimmung des menschlichen Strebens. Der Titel »Armageddon« zeigt noch stärker als » Vielleicht« ein bestimmtes Vorgehen des Textdichters Xavier Naidoo: Biblische Motive, Textpassagen und apokalyptische Bilder führen drastisch vor Augen, dass das Ende der Zeit angebrochen ist. Geschickt werden dabei Differenzen zwischen Alltagssprache des 21. Jahrhunderts und biblischer Sprache überbrückt, indem nicht nur Bibelstellen voll und ganz syntaktisch in den Songtext integriert werden, sondern auch ihr Inhalt radikal in die Gegenwart projiziert wird. Dass gerade in Bezug auf die Datierung apokalyptischer Ereignisse in den Songtexten Xavier Naidoos auch andere Vorstellungen begegnen als in »Armageddon« zeigt ein kurzer Blick auf den Titel »Dein Leben«: Wenn die Zeit es zeigt wird man sehen,/ Ob wir die richtigen Wege gehen./ Die Überlebenszeit ist jetzt, denn die Messer sind gewetzt./ Der Schwätzer hat geschwätzt, die Kampagne hat gehetzt,/ Die Regeln sind verletzt, Überlebenszeit ist jetzt! / Refrain: Kümmer' Dich um dein Leben und dann kümmer' Dich um uns! / Die Schäden können wir beheben, das ist nicht die Kunst./ Wir müssen was bewegen, sonst bewegt sich nix. / Es geht nicht nur um Dein Leben, sondern ob es ein Leben ist./ Mache es Dir nicht so schwer, zu viele Blicke sind ZNT 17 (9.Jg. 2006) schon leer./ Wir stellen die Ordnung wieder her, die keine Ordnung ist./ Gib die Sorgen wieder her, wenn das in Ordnung ist./ Dann lebt jeder wieder mehr und alles ordnet sich./ Hoffnung ist größer als das Meer./ [ ... ] [CD Zion, Söhne Mannheims / Universal 2000, Track 11] Im Mittelpunkt dieses Titels steht die Frage nach dem diesseitigen Verhalten mit Blick auf das Ende der Zeiten nochmals im Vordergrund. Dabei geht es deutlich weniger um einen direkten Tun-Ergehens-Zusammenhang wie in »Armageddon«. Der Aufruf, sich »um sein Leben zu kümmern« steht nicht direkt im Zusammenhang einer Heilszusage für die zukünftige Welt. Vielmehr bleibt die Beurteilung des menschlichen Lebens bis zu einem gewissen Grad offen: » Wenn die Zeit es zeigt wird man sehen, ob wir die richtigen Wege gehen«. 4. Bibeltext und Songtext: Ein Modell zur Skalierung intertextueller Bezüge Wie lässt sich die Rezeption biblischer Texte und Motive in den Songtexten zusammenfassend charakterisieren? Wie verhalten sich biblischer Text und Songtext zueinander? Wie lassen sich diese Bezüge formal und inhaltlich beschreiben? Zur Beantwortung dieser Fragen bietet es sich an, auf Modelle bzw. Methoden zurückzugreifen, die die (litera turwissenschaftliche) In tertextualitätsforschung entwickelt hat, um das Verhältnis zwischen zwei oder mehr Texten möglichst genau zu analysieren. 18 Für diesen Aufsatz soll auf die Terminologie bzw. das Skalierungsmodell des Literaturwissenschaftlers Manfred Pfister zurückgegriffen werden. Er unterscheidet intertextuelle Bezüge einerseits 19 nach quantitativen Kriterien, die in erster Linie »Dichte und Häufigkeit intertextueller Bezüge, zum anderen die Zahl und Streubreite der ins Spiel gebrachten Praetexte« 20 untersuchen und andererseits sechs qualitative Kriterien für solche Text-Text-Bezüge. Hier differenziert er im Einzelnen zwischen »Referentialität (Wird ein Wort oder eine linguistische Struktur verwendet oder wird auf sie verwiesen? ), Kommunikativität (Wie deutlich wird der intertextuelle Bezug beim Autor, beim Rezipienten und im Text selbst? ), Autoreflexivität (Werden intertextuelle Bezüge im 59 Text selbst metakommunikativ diskutiert? ), Strukturalität (Wie werden Praetexte syntagmatisch in den Text integriert? ), Selektivität (Wie prägnant ist der intertextuelle Verweis? ) und Dialogizität (Wie stehen ursprünglicher und neuer Kontext eines Wortes/ Satzes in Spannung zueinander? ),/ ' 4.1. Songtext und biblischer Praetext - Zur Referentialität, Strukturalität und Selektivität Die drei untersuchten Liedtexte greifen eine Reihe biblischer Textpassagen auf, integrieren sie in einen neuen Zusammenhang und bieten so nicht nur eine Relecture alter Texte in neuen Kontexten. Charakteristisch für die Rezeption der Bibeltexte in allen betrachteten Songs sind die fast ausschließliche Auswahl apokalyptischer bzw. endzeitlicher Schreckensszenarien verbunden mit einem sehr wörtlichen Verständnis der Bibeltexte und ihre direkte Beziehung auf die gegenwärtige Zeit. Auf die Bibel wird nicht einige Interviews, dass seine Songtexte durch den Rückgriff auf christliche bzw. biblische Texte klar einem bestimmten Zweck dienen: »Ich dringe mit meiner Musik in die Herzen der Menschen ein. Und was will ich mehr? Ich gebe alles, was ich habe, für die Sache für Gott. [... ] Der einzige Schlüssel, der meine Musik darstellt, ist: Erkenne Gott - und alles wird gut! Ich glaube nicht an den Tod. Mein Glaube wird mich befähigen, den Himmel zu sehen. Warum sterben wir Christen Tag für Tag, wenn Christus den Tod schon vorweggenommen hat? In der Bibel steht ganz klar, dass der Tod nur ein Schatten ist,[ ... ] Wir leben schon im Himmel. Wir haben es nur noch nicht kapiert.« 22 Naidoo sieht das in seinen Songs dokumentierte Gottesbild wohl als Produkt seines intensiven Bibelstudiums: »Ich habe drei Jahre im Alten Testament gelesen. Ich habe es verschlungen. Wow! Jesaja, Jeremia, die zwölf Prophetenbücher, das ist ja eine ganz andere Welt! Sie sprechen immer noch von aktuelverwiesen, aus der Bibel wird nicht zitiert es geht vielmehr um das Unterstreichen der eigenen religiösen Grundüberzeugung und des eigenen religiösen Sendungsbewusstseins durch biblische Motive. Sicherlich zeigt dieser Umgang mit apokalyptischen »Die drei untersuchten Liedtexte greifen eine Reihe biblischer Textpassagen auf, integrieren sie in einen neuen Zusammenhang und bieten so nicht nur eine Relecture alter Texte in len Dingen. Aber ohne Jesus wäre ich nie dazu gekommen.«" Dass diese Bibellektüre auch zu eher außergewöhnlichen Erkenntnissen wie der Gleichsetzung Zions mit der Stadt Mannheim und zu einer Bibelcode-ähnlichen neuen Kontexten.« Schriften einerseits eine große Vertrautheit Xavier Naidoos mit der Bibel verbunden mit der unbedingten Intention, deren zentrale Aussagen auch an das Publikum weiterzugeben. Andererseits geht Naidoo mit der christlichen Überlieferung auch sehr selektiv um und erarbeitet so ein apokalyptisches Szenario, das mit klaren Oppositionen zwischen hell und dunkel, Erkennenden und Verstockten, Geretteten und Verlorenen arbeitet. Biblische Texte, die diesem Bild gegenüberstehen, scheinen in den untersuchten Songs ausgeblendet zu werden. 4.2. Songtext und die Bibelauslegung Naidoos - Zur Kommunikativität und Autoreflexivität Interessant bleibt somit v.a. die Frage, inwieweit der Autor Xavier Naidoo oder die Texte selbst seinen Umgang mit der Bibel kritisch reflektieren. Für den Autor Xavier Naidoo dokumentieren 60 Suche nach verborgenen Zahlenrätseln in biblischen Texten geführt hat, sei hier nur mit einem kurzen Beispiel erwähnt: »Wir waren auf 1541 Metern. Und sobald ich die Zahl 41 höre, denke ich an Jesaja. Weil Jesaja mein Lieblingsprophet ist. Dann habe ich die Zahlen einfach umgedreht und zu meinem Beifahrer gesagt: >Schlag mal auf: Jesaja 41,15<. Er fing dann erst für sich an zu blättern. In einer verängstigten, aufrüttelnden Stimme hat er dann laut gelesen. Die Stelle hieß: >Ich mache Dich zu einem Dreschschlitten. Mit scharfen Zähnen. Berge und Hügel wirst Du dreschen und zu Staub zermahlen.< Mir sind die Tränen in die Augen geschossen.«24 Nach diesem Erlebnis fährt Naidoo durch ein durch Lawinen verwüstetes Tal und zieht direkte Verbindungen zur Jesaja-Stelle: »Die Berghütten und Strommasten lagen, wie zu Staub zerbröselt im Tal [... ] Da wird einem klar, dass Gott nicht nur Gutes, sondern auch solche Momente für uns bereithält.«" ZNT 17 (9. Jg. 2006) So klar die Intention, biblische Texte in der Gegenwart zur Sprache zu bringen, auf Autorenseite erkennbar ist, so wenig findet man in den untersuchten Songtexten eine Reflexion des Bibelgebrauchs. Mehr noch: Die Texte arbeiten mit der unbedingt gesetzten Wahrheit und dem ebenso unumstößlichen Gegenwartsbezug apokalyptischer Szenarien. Dieser Umgang mit den biblischen Schriften wird aber in den Songtexten an keiner Stelle reflektiert oder kritisch hinterfragt. Interessant bleibt somit die Frage, wie die in die Songtexte eingespielten biblischen Motive auf Rezipientenseite wahrgenommen werden. Werden die Lieder Naidoos bzw. der Söhne Mannheims als authentische Zeugnisse biblischer Themen oder als Anregung zur eigenen Lektüre aufgenommen? Verstärken die Texte Zukunftsängste oder regen sie dazu an, sich mit dem eigenen Dasein kritisch auseinanderzusetzen? Und schließlich: Wird der Sänger Naidoo eher als Vermittler biblischer Texte, Prophet, Visionär, Prediger wahrgenommen und welchen Status hat seine ganz spezielle Bibelrezeption bei seiner Hörerschaft? 4.3. Rückblick und Ausblick - Zur Dialogizität Steht also an dieser Stelle zusammenfassend eine negative Kritik Xavier Naidoos und seiner Musik a la »Und die Exegese hat doch recht«? Kommen wir am Ende dieses Artikels doch zu einer klischeehaften Kritik durch die theologische Exegese an der Bibelrezeption innerhalb populärer Kultur? Nein, der Anspruch ist ein anderer und zugleich viel bescheidener: Betrachtet wurden ausgewählte Texte Xavier Michael Schneider »Hast du gehört, Armageddon ist da« ren Texte kontrastiert werden nie in einer einzigen Interpretation auflösen lassen. So sehr es theologische Aufgabe ist, mit dieser Vielfalt möglicher Interpretationen umzugehen, so sehr gilt es, exegetisch begründet Einspruch zu erheben, wenn diese Weite zugunsten einer absolut gesetzten Deutung aufgegeben wird. Durch die Analyse der Songtexte dürfte klar erkennbar sein, dass die Motive, die Xavier Naidoo aus der Bibel für seine Songs auswählt, lediglich einen ganz bestimmten Ausschnitt repräsentieren. Auch wenn man letztlich von keinem Popsong eine exegetisch genaue Detailarbeit am biblischen Text erwarten kann, stellt sich gerade bei Xavier Naidoo die drängende Frage, wie mit der gleichermaßen quantitativ starken und eklektischen Rezeption biblischer Texte theologisch umzugehen ist. Die Untersuchung der drei Songtexte erweckt den Eindruck, dass Naidoo offensichtlich weniger mit der teilweise deutlichen Spannung zwischen biblischem und neuem Kontext spielt, um durch dieses dialogische Gegenüber bestimmte Sinneffekte hervorzubringen. Vielmehr scheint sich in den Songtexten eine Theologie zu manifestieren, die ausgewählte apokalyptische Inhalte gegenüber anderen Themen deutlich hervorhebt, die den Aspekt der Fremdheit biblischer Texte sehr viel weniger berücksichtigt als ihren direkten Gegenwartsbezug und auf dieser Basis die unbedingte Notwendigkeit einer Hinwendung zu Gott besingt. Als Konsequenz dieser Form der Bibellektüre entsteht ein Weltbild, das zwischen Wissenden und Unwissenden, Erkennenden und Verstockten, ja sogar zwischen Geretteten und Verlorenen scharf trennt - Naidoos unter den oben diskutierten hermeneutische Prämissen, die eine reine Textanalyse von Popsongs immer als aspekthaft erschei nen lassen. Das zu Beginn skizzierte Konzept der Intertextualität versucht zunächst »Gerade eine intertextuelle Analyse lehrt aber auch, dass sich (biblische) Texte besonders dann wenn sie mit anderen Texten kontrastiert werden nie in einer einzigen Interpretation auflösen lassen.« immer voraussetzend, dass man selbst zu den ersten gehört. Es ist nicht Aufgabe der Exegese, Phänomene der populären Kultur theologisch umfassend zu analysieren. Gerade mit Blick auf die einmal, diese Songtexte als Rezeption biblischer Motive ernst zu nehmen und ihre Charakteristika und die des biblischen Texts angemessen zu beschreiben. Gerade eine intertextuelle Analyse lehrt aber auch, dass sich (biblische) Texte besonders dann wenn sie mit ande- ZNT 17 (9. Jg. 2006) Rezeption biblischer Texte in der Gegenwart kann sie aber auf Besonderheiten und Probleme hinweisen, die ein solches Aufgreifen im Allgemeinen aber auch in speziellen Zusammenhängen wie hier in den Liedtexten Xavier Naidoos impliziert. Umso drängender wird diese 61 Hermeneutik und exegetische und theologische Aufgabe, wenn als Garant für die Bedeutung und Richtigkeit der getroffenen Aussagen einzelne biblische Schriften oder die Bibel als Ganze herangezogen werden. Die primäre Intention Naidoos, durch die Songtexte biblische Texte in die Gegenwart zu transportieren und dabei auch ihren mahnenden Charakter ernst zu nehmen, mag aus verschiedenen theologischen Gründen nachvollziehbar, ja vielleicht sogar begrüßenswert sein. Exegetisch gilt es aber genauer hinzuschauen, wenn die Lieder zugunsten eines Gegenwartsbezugs die Fremdheit der biblischen Texte nicht ausreichend berücksichtigen, wenn neu- und alttestamentliche Motive ohne Rekurs auf ihren Kontext aufgegriffen werden und wenn die hermeneutischen Grundüberzeugungen, die einer solchen Rezeption zugrunde liegen, fragwürdig erscheinen. Die Wahrnehmung der verschiedenen intertextuellen Bezüge biblischer Texte zu Texten der Gegenwartskultur ist somit auch ein Desiderat exegetisch-theologischer Forschung. Nicht durch Beschränkung auf enzyklopädische Untersuchungen im Umfeld der Autoren und Erstleser, sondern durch diese Erweiterung präsentiert sich Exegese als theologisch-historische Disziplin. 26 Die Lieder Xavier Naidoos bzw. der Söhne Mannheims sind gleichermaßen interessante wie weit verbreitete Dokumente der Gegenwartskultur, die mit intertextuellen Bezügen zu biblischen Texten arbeiten. Als solche eignen sie sich jedenfalls nicht als popkultureller Appetizer, der ausschließlich als Einstiegsmotivation für verschiedene Lerneinheiten im kirchlichen und schulischen Unterricht eingesetzt wirddazu verlangen bereits die Songtexte zu sehr nach einer ausführlicheren exegetischen Diskussion durch Lehrende und Lernende. Anmerkungen 1 Zitat aus dem Titel »Armageddon«; vgl. unten 3.2. Ich danke herzlich Herrn stud. paed. Michael Weber, der mir zur Abfassung dieses Artikels seine Wissenschaftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für Lehramt, v.a. aber auch seine Sammlung aller Liedtexte Xavier Naidoos zur Verfügung gestellt hat. 2 Beginn des Titels »Underneath Your Clothes« der Sängerin Shakira, Album Laundry Service, Sony BMG 2002. 3 Zeitschrift Rolling Stone, Februar 1999, 25. 4 B. Schwarze, »Everybody's Got a Hungry Heart ... «. 62 Rockmusik und Theologie, in: P. Bubmann/ R. Tischer (Hgg.), Pop & Religion. Auf dem Weg zu einer neuen Volksfrömmigkeit, Stuttgart 1992, 187-201. 5 H. Utzschneider, Text - Leser - Autor. Bestandsaufnahme und Prolegomena zu einer Theorie der Exegese, BZ 2/ 1999, 224-238. Zu den wenigen Arbeiten zur zeitgenössischen Rezeption von Bibeltexten zählen: S. Alkier, Wunder Punkt Jesusfilm, Pastoraltheologie 86 (1997), 167-182. Für die deutlich umfangreiche Diskussion im englischsprachigen Raum vgl. z.B. G. Aichele, Kanon als Intertext: Einschränkung oder Befreiung? , in: S. Alkier / R.B. Hays (Hgg.), Die Bibel im Dialog der Schriften. Konzepte intertextueller Bibellektüre (NET 10), Tübingen, Basel 2005, 159-178. ' Vgl. neben dem Entwurf Utzschneiders u.a. M. Hengel, Aufgaben der neutestamentlichen Wissenschaft, NTS 40 (1994), 321-357 und U. Luz, Kann die Bibel heute noch Grundlage für die Kirche sein? Über die Aufgabe der Exegese in einer religiös-pluralistischen Gesellschaft, NTS 44 (1998), 317-339. S. Alkier, Neutestamentliche Wissenschaft - Ein semiotisches Konzept, in: Chr. Strecker, Kontexte der Schrift. Bd. II, Kultur, Politik, Religion, Sprache-Text, Stuttgart 2005, 343-360. 7 Utzschneider, Text, 237f. 8 Vgl. zu einer ersten Orientierung M. Schneider, Texte - Intertexte - Schrift. Perspektiven intertextueller Bibellektüre, in: C. Strecker (Hg.), Kontexte der Schrift II. Kultur, Politik, Religion, Sprache, Stuttgart 2005, 361- 376 und den Sammelband S. Alkier / R.B. Hays, Die Bibel im Dialog der Schriften. Konzepte intertextueller Bibellektüre (NET 10), Tübingen u.a. 2005. 9 G. Weise, Zur Spezifik der Intertextualität in literarischen Texten, in: J. Klein/ U. Fix (Hg.), Textbeziehungen. Linguistische und literaturwissenschaftliche Beiträge zur Intertextualität, Tübingen 1997, 39-48, hier: 41. 10 Schwarze, Rockmusik, 194f. 11 M. Fuchs-Gamböck/ J.-P. Klotz, Xavier Naidoo. Seine Wege, München 2002, 100. 12 Zitiert nach M. Schröder, »Könnt ihr mich hören? « Gespräche mit Popstars über die religiöse Dimension ihrer Musik, in: G. Fermor/ H.-M. Gutmann/ H. Schroeter (Hgg.), Theophanie. Grenzgänge zwischen Musik und Theologie, 40-77, hier: 47. 13 Fuchs-Gamböck/ Klotz, Naidoo, 52. 14 P. Buhmann, »Die Jesusfalle« oder: »Alles für den Herrn«? Popmusik als Medium von Mission, in: PGP 58/ 1 (2005), 23-27, hier: 24. 15 Die Söhne Mannheims, Zion; Kommentar Xavier Naidoos zum Titel »Armageddon«. 16 S. Alkier, Die Bibel im Dialog der Schriften und das Problem der Verstockung in Mk 4. Intertextualität im Rahmen einer kategorialen Semiotik biblischer Texte, in: S. Alkier / R. Hays (Hgg.), Die Bibel im Dialog der Schriften. Konzepte intertextueller Bibellektüre (NET 10), Tübingen u.a. 2005, 1-22, hier: 14. Vgl. zum Thema jetzt auch den Beitrag von V.A. Lehnen, Die >Verstockung Israels< und biblische Hermeneutik. Ein exegetisches Kabinettstückchen zur Methodenfrage, ZNT 16 (2005), 13-19 sowie ders., Die Provokation Israels. Die paradoxe Funktion von J es 6, 9-10 bei Markus und Lukas. Ein textpragmatischer Versuch im Kontext gegenwärtiger Rezeptionsästhetik und Lesetheorie (NTDH 25), Neukirchen-Vluyn 1999. 11 Alkier, Bibel, 13. 18 Vgl. zur Einführung und zum Überblick M. Schneider, Texte, 361-376 und den Sammelband Alkier/ Hays (Hgg.), Bibel im Dialog. 19 M. Pfister, Konzepte der Intertextualität, in: U. Broich/ M. Pfister, Intertextualität. Formen, Funktionen, angli- ZNT 17 (9. Jg. 2006) stische Fallstudien (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 35), Tübingen 1985, 1-30, hier: 30. 20 Ebd. 21 Zusammenfassung nach M. Schneider, »Des vielen Büchermachens ist kein Ende.« Exegetische Anmerkungen zum literaturwissenschaftlichen Begriff der Intertextualität (bisher unveröffentlichtes Manuskript eines Vortrags im Rahmen der IX. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft neutestamentlicher Assistenten und Assistentinnen an evangelisch-theologischen Fakultäten (AG-ASS). Vgl. als Beispiel zur Anwendung dieser Kriterien in einer exegetischen Studie: M. Grohmann, Aneignung der Schrift. Wege einer christlichen Rezep- Alexander Mittclstaedt Lukas als Historiker Zur IMienmg des luk; misdwn Doppt'lwt•rk('s Anja Cornils Vom Geist Gottes erzählen Ana! yst•n 1.11r ,\pos1dgeschid11l' Narr Ftancke AtteJllpt~ VerJag GmbH+Co.KG Postlac~ 2567 • IJ-72015 Tübingi; n Telefax (07071) 75288 www.francke.de • info@francke.de , ZNT 17 (9. Jg. 2006) Alexander Mittelstaedt Lukas als Historiker Zur Datierung des lukanischen Doppelwerkes Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter Band 43 2006, 271 Seiten, €[0] 59,-/ SFR 100,- ISBN 3·7720·8140·1 Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems im Lukasevangelium gilt allgemein als »vaticinium ex eventu «, weshalb man das Evangelium und die Apostelgeschichte erst nach dem vermeintlichen Eintreten dieser Prophezeiung im Jahr 70 ansetzt. Dabei lieferte die Apokalyptik die entscheidenden Vorlagen; Markus wie Lukas erwarteten eine Zerstörung Jerusalems als Teil der endzeitlichen Geschehnisse. Zudem offenbart die gesamte Gestaltung des Doppelwerkes eine völlige Unkenntnis seines Autors über die Christenverfolgung unter Nero. Stattdessen legen Indizien nahe, dass der Großteil der Arbeit am Doppelwerk während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea (57-59 n.Chr.) geleistet wurde. Anja Cornils Vom Geist Gottes erzählen Analysen zur Apostelgeschichte Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter Band 44 2006, VIII, 283 Seiten,€ [D] 68,-/ SFR 115,- ISBN 3·7720·8156·8 In dieser Arbeit wird der Nachweis erbracht, dass ein biblischer narrativer Text wie die Apostelgeschichte mit den modernen Methoden der Narratologie sinnvoll und äußerst ertragreich exegesiert und interpretiert werden kann. Die mit hoher narratologischer Kompetenz durchgeführte Untersuchung ist nicht nur für Theologen, sondern auch für interdisziplinär arbeitende Philologen und Kulturwissenschaftler von großem Interesse, zumal die zielstrebige Argumentation und die gute sprachliche Gestaltung zur Lektüre einladen. Michael Schneider »Hast du gehört, Armageddon ist da« tion jüdischer Hermeneutik, Neukirchen-Vluyn 2000. Grohmann verwendet die Kriterien nicht nur, sondern unterzieht sie einer kritischen Würdigung. 22 Fuchs-Gamböck/ Klotz, Naidoo, 55. 23 H. Gerwin, Was Deutschlands Prominente glauben, Gütersloh 2005, 154. 24 Fuchs-Gamböck / Klotz, N aidoo, 106. 25 Fuchs-Gamböck/ Klotz, Naidoo, 106. 26 Vgl. wiederum Utzschneider, Text, 237f.: »Gleichwohl bleibt die Exegese immer auch historisch. Sie ist es aber nicht nur im Blick auf die Entstehungskontexte der Hebräischen Bibel, sondern für alle Kommunikations- und Rezeptionskontexte.« Klaus Berger »Tradition und Offenbarung« Studien zum frühen Christentum herausgegeben von Matthias Klinghardt und Günter Röhser 2006, 590 Seilen, gebunden « {DJ14B,-/ SFR 234,- ISBN 3-7720-810! ! '8 Narr F~ancke Attempto- VerJag GmbH+Co.KG Postfach 2567 • D-72015 Tübingen Telefax (07071) 75288 w\vw.francke.de , i11fo@francke.de Aus dem Inhalt: Hartherzigkeit und Gottes Gesetz: Zur Vorgeschichte des antijüdischen Vorwurfs in Mk 10,5 • Materialien zu Form und Überlieferungsgeschichte neutestamentlicher Gleichnisse• Apostelbrief und apostolische Rede. Zum Formular frühchristlicher Briefe• Zum Problem der Messianität Jesu • Volksversammlung und Gemeinde Gottes. Zu den Anfängen der christlichen Verwendung von ekklesia • Almosen für Israel. Zum historischen Kontext der paulinischen Kollekte • Hellenistisch-heidnische Prodigien und die Vorzeichen in der jüdischen und christlichen Apokaliyptik • Die impliziten Gegner. Zur Erschließung von »Gegnern« in neutestamentlichen Texten • Petrus in der gnostischen apokalyptischen Offenbarungsliteratur • Jesus als Pharisäer und frühe Christen als Pharisäer• Henoch • Innen und Außen in der Welt des Neuen Testaments • Jesus als Nasiräer. 63
