eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 10/20

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2007
1020 Dronsch Strecker Vogel

Einleitung zur Kontroverse

121
2007
Kurt Erlemann
znt10200046
46 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Gibt es eine Kontinuität von der vorösterlichen Lehre Jesu hin zur nachösterlichen, später schriftlich fixierten Jesustradition? Gibt es überhaupt den einen Ausgangspunkt der Jesusüberlieferung? Oder schöpften die frühchristlichen Autoren aus einer Vielfalt von Traditionen, die letztlich von Jesu Lehre unabhängig waren? Diese Fragen bestimmen die nachfolgende Kontroverse zum Konzept des »erinnerten Jesus« zwischen James D.G. Dunn und Jens Schröter. Es ist spannend zu verfolgen, wie alte Gegensätze im methodischen Zugang zu Jesus sich bis in die neuesten Debatten hinein fortsetzen: Auf der einen Seite die Hochschätzung des (erinnerten) Jesus als der originären Traditionsquelle bereits vor Ostern und weiter in der frühchristlichen Ausbildung der Christologie (Dunn). Auf der anderen Seite die Hochschätzung der Autorität des auferstandenen und erhöhten Herrn als Legitimator frühchristlicher Lehre (Schröter). Abgesehen von den Differenzen im Detail, die ich hier nicht vorweg nehmen möchte, teilen die beiden Jesusforscher dieselbe hermeneutische und erkenntnistheoretische Grundlage, wie im gemeinsamen Abschlussstatement betont wird: Erstens, es gibt keinen Weg hinter die Texte zurück zu Jesus. Zweitens, die Rede vom »historischen Jesus« ist missverständlich und durch die vom »erinnerten Jesus« zu ersetzen. Drittens, alle Jesusbilder sind kreative Konstruktionen und bleibend revidierbar. Viertens, die Einbindung Jesu in das Judentum seiner Zeit ist unerlässlich. Die Frage nach Jesus dient heute nicht mehr dem (psychologischen) Nachvollzug seiner geistigen Entwicklung, nicht mehr die genauen biographischen Abläufe sind Ziel und Zweck der Jesusforschung. Im Fokus steht heute Jesus als Zentralfigur der historischen Erklärung für die Entstehung der Christologie. James D.G. Dunn und Jens Schröter führen durch ihre Kontroverse die Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift in spannender Weise an den Stand der gegenwärtigen Jesusforschung heran. Kurt Erlemann Kontroverse Der erinnerte Jesus als Begründer des Christentums? Einleitung zur Kontroverse 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 46 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100%