ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
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1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2007
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Dronsch Strecker VogelJesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung
121
2007
Thomas Nisslmüller
Jesus im Prisma der Medien zu skizzieren ist kein einfaches Vorhaben, zumal Medien sehr weit, sehr eng oder einfach nur im Sinne umgangssprachlicher Begriffsdichte gefasst werden können. Es gibt schöne, kritische und schreckliche Jesusdarstellungen. Wir finden moderne, postmoderne, barocke, antike, realistische, fiktionale, fingierte und palimpsesthafte Jesus-Ikonizität in der Geschichte der Jesus-Depiktionen. Nicht zuletzt geht es in diesem Beitrag um die Jesuspräsenz im aktuellen Wahrnehmungshaushalt: diese spielt sich durch mediale Begegnungsforen, wie Wort, Bild, symbolische Darstellungen i.w.S., sowie durch Erinnerungserfahrungen ein. Im Horizont dieser „Bricolagesemantik“ zeigt sich die Begegnung mit dem Jesusbild als eine offene, heuristisch codierte Aufgabe. Jesusbilder sind Offerten, etwas von der eigentlichen Wirklichkeit Gottes wie des Menschen zu entziffern und zu entdecken. Aus dem Blickwinkel einer auditiven Ästhetik sind Jesusbilder Verweis auf und Erweis von Gotteswirklichkeit sub specie vocis. Weitere Themenfelder: Jesus als Bricolagemodell / „Jesus auf dem Handy“ / Jesusbilder als Kokon im Markenwald / Jesusbilder als „Lebensschnittstellen“ medialer Erinnerung / Der Piktotop der Jesuserinnerung.
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62 ZNT 20 (10. Jg. 2007) »Der Mensch bedarf des Bildes, welches die Ordnungen der Sichtbarkeit selbst sichtbar werden lässt, denn nur so kann er sich darüber aufklären, was es heißt, im Medium seiner Sinne eine Erfahrung zu machen.« Maurice Merleau-Ponty Einleitung: Das Bild von Jesus im Kontext der neumedialen Wahrnehmung Mediale Bedingungen der Erinnerung verweisen auf die Verortung des Menschen in einem neumedialen und hochfiligranen Wahrnehmungs- und Erkenntnisraum. Dabei spielen die Sozialisation sowie die grundlegende Episteme einer Kultur eine basalhermeneutische Rolle. Generell kann man die Frage nach den Medien als Bestimmungsversuch des Weltverhältnisses des Menschen verstehen. Medientheoretisch ist alles Sein und Agieren in der Welt unter dem Vorzeichen von Begegnung und Erkenntnis - und damit stets von medialer Interaktion 1 - gegeben. Ein solcher Medienbegriff rückt schnell in die Rolle von Sprachlichkeit als Erkenntnisgrund von Wirklichkeit. 2 Auf der anderen Seite könnte man Medialität schlicht unter dem Vorzeichen von Druck-, Digital- und Screen-Medien verstehen, was ebenso eine Abweichung von einer balancierten Mediensicht darstellt. In der Mitte zwischen diesen beiden angedeuteten Extremwerten liegt wohl eine sinnvolle Bezeichnung von Medien, die nicht nur auf „die Medien“ reduziert ist und es vermeidet, den Begriff der Medien als zentral-generelle Deutekategorie menschlicher Welt- und Wirklichkeitserfahrung anzusehen. Bilder gestalten Welt, und Bilder von Jesus - an Wänden, in Winkeln, auf Wegen und Kreuzungen des Lebens - prägen unsere Art, diesem Jesus zu ver- oder misstrauen. Bilder haben eine wechselvolle Geschichte im Laufe christlicher Welt- und Christuswahrnehmung durchlaufen, 3 und jedes neue Medium bringt eine Phalanx neuer Jesusdarstellungen mit sich. Es gibt eine Website mit dem »Winking Jesus« 4 : Der Betrachter sieht das Jesusangesicht - und wenn er Glück hat … blinzelt ihm Jesus zu. Manche haben einen Jesus-Bildschirmschoner, und die Jesusbilder zwischen den Cartoons und Comics, den ernsten und humorvollen Jesusbildern unserer heutigen Kultur und der Kultur der zwei Jahrtausende Jesusbilder prägen uns bis heute. Wer sich fünfzig Jesusfilme per DVD-Player an einen Screen anschließt, kann im Schnelllauf die verschiedenen Kamerablicke auf den Gottessohn richten, kann Jesus-Zapping betreiben und sich durch das Meer kollektiver Gedächtnisimpulse 5 zum Jesusthema navigieren. Im Internet kann man stundenlang Jesus-Ikonographie studieren und zwischen den Downloads tausendfache Zwischentöne zwischen den Jesusrezeptionsmustern im Individuellen wie im Kollektiven vernehmen. Bilder bilden Welt. 6 Im Bild erkennen wir uns selbst und Gott. Und in Bildern zeigt sich etwas von dem, was jenseits der Sprache Wirklichkeit ist. Wenn Bilder konstitutiv für Identität sind, dann ist das Jesus- / Christusbild konstitutiv für die christliche Identität. Bilder sind ferner Organisationsplattformen für Wirklichkeit; die Wirklichkeit selbst ist eine Hyper-Plattform, die sich aus Bildern und Begriffen, aus Medien und Machtkomplexen zusammensetzt. Diese(s) Bricolage(ge)sicht der Wirklichkeit liegt meinem Beitrag zugrunde. Dabei spielen nicht zuletzt die nicht nur in der praktisch-theologischen Diskussion virulenten Modelle des Konstruktivismus eine wesentliche Rolle als Referenzrahmen und als Deutevorgabe für eine heuristische Weltsicht, die auch das Jesusbild nicht in fixe Repräsentationen einbunkert, sondern als dynamisch-offenen Prozess versteht. 1. Jesus im Medien-Prisma 1.1. Die plurale Gestalt des Jesusbildes Jesus im Prisma der Medien zu sehen, ist kein einfaches Vorhaben. 7 Zumal Medien sehr weit, sehr eng oder einfach nur im Sinne umgangssprachli- Hermeneutik und Vermittlung Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 62 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% ZNT 20 (10. Jg. 2007) 63 Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung cher Begriffsdichte gefasst werden können. Es gibt schöne, kritische und schreckliche Jesusdarstellungen. Wir finden moderne, postmoderne, barocke, antike, realistische, fiktionale, fingierte und palimpsesthafte Jesus-Ikonizität in der Geschichte der Jesus-Depiktionen. Der Jesus John Hicks ist ein anderer als der Jesus von Tillich; Jesus durch das literarische »Medium« Martin Luther Kings ergibt ein anderes Bild als das Bild von Jesus, das wir bei Luther, Bultmann oder Guardini finden. Das Jesusbild der Befreiungstheologie ist ein anderes als das orthodoxe oder mystische oder Jesusfreaks-Bild von Jesus, dem Meister, dem Lehrer, dem Menschen, dem Vor-Bild. Paulus »mahnt« und macht damit die christliche Grundhaltung deutlich: »Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.« (Kol 3,1f.) In dieser Dynamik des Aufblicks zu Christus ist die ganze christliche Identität geborgen und gesichert. Der Blickkontakt zum Auferstandenen ist sozusagen die geistliche Verbindung zum geglaubten Herrn, zum antizipierten Wiederkommenden. Die Augen des Glaubens antworten gleichsam auf die Frage Horst Georg Pöhlmanns: »Wer war Jesus von Nazareth? « ( 8 2002) Der glaubende Blick ist die wache Aufmerksamkeit für Christus, und die medialen Darstellungen in Kunst, Literatur, Wissenschaft, in Belletristik und Plastik, in neumedialen Kontexten und in kineastischen wie musikalischen Sequenzen und Pattern zeigen Facetten dessen an, wer dieser Jesus ist, der als der geglaubte und im Glauben geschaute Christus in uns und an uns wirkt. War Jesus ein »Reisender ohne Gepäck« (Henry Miller) oder hatte er ein Antlitz, das nichts und niemand verletzen konnte (Shusako Endo)? War er schönster Mensch und zugleich ein Spiegel(bild) Gottes (Fjodor M. Dostojewski)? 1.2. Bilder als »Ansprache« durch anderes Medien sind Transmissionsriemen, die uns als Brückenglieder zu neuen Ufern und Deutehorizonten, zu ungeahnten Erkenntnissen führen. Medien bilden reale und kognitive Foren, in denen sich Christusbegegnung und die Erfahrung eines aktuellen Jesus-Bildes ereignen und auch als rhythmische Melodie, d.h. als »Liturgie« bzw. Ritual einspielen kann. Ich träume von Menschen, die sich in turbulenten Zeiten der Bricolage, ferner des »positiven Prekariats« (M. Horx) sowie prekärer Desorientierungen neu oder erstmals einen Jesus »einbilden«, der analog zu urchristlicher Erfahrung Menschen prägt und ihnen Profil verleiht. Dies alles unter dem Vorzeichen: Bilder bringen Informationen. 8 Und Bilder sind Anstoß zu Kritik und Krise, zu Anfängen neuer Welt-Wahrneh- PD Dr. Thomas Nisslmüller, MBA, geb. 1964, Theologiestudium in London, Mainz, Hamburg, Promotion 1995, Habilitation 2006. 1996-2002 pastoraler Dienst und Wahrnehmung von Lehraufträgen an der Universität Dortmund sowie an der Privaten Universität Witten-Herdecke. Lehrtätigkeiten in Sofia und Moskau. Gastprofessuren am Saint Mary´s College of California in Moraga, CA, USA (2003 und 2004). 2002 einjähriges MBA-Studium zum Medienmanager an der Universität St. Gallen sowie an der Haas School of Business der University of California, Berkeley, USA (Executive MBA Media and Communication). 2004-2005 Radiomoderator in Charlotte, North Carolina, USA, daneben ehrenamtliche Tätigkeit als Pfarrer der Deutschen Kirche in Charlotte sowie als Fußballtrainer des Charlotte Soccer Club. Forschungsschwerpunkte: Kulturhermeneutik, Ästhetik, Medien, theologische Anthropologie und Neurokognitionsforschung. Thomas Nisslmüller »... Bilder sind Anstoß zu Kritik und Krise, zu Anfängen neuer Welt-Wahrnehmung und zur Wahrnehmung Gottes wie des Menschen in erneuerter Perspektive.« 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 63 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% 64 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Hermeneutik und Vermittlung mung und zur Wahrnehmung Gottes wie des Menschen in erneuerter Perspektive. Wahrgenommene (externe) Bilder können gleichsam zu Perspektiv-Agenten avancieren, die unser Portfolio »hausgemachter« mentaler Bildergalerien herausfordern und zugleich irritieren. Im Begegnen von anderen Bildern als den selbst ersonnenen wird die Besinnung auf das Du, die Ansprache von außen, deutlich. In dieser »Ansprache« durchs Bild gewinnt in und für uns eine andere Wirklichkeit Macht und löscht u.U. auch bisherige Deutungs- und Bildmuster aus. 1.3. »Gedächtnis-Piktotop« Im Piktotop des Gedächtnisses sitzen viele Antlitze und »Begegnungen«; im Horizont unserer kleinen Welt von Wahrnehmungsspielen und ästhetischer Selektionsprozesse geht es stets auch um die Differenz zwischen Oberflächen und »Gesichtern« im weitesten Sinne. Das Jesusantlitz ist insofern Teil der weiten Gedächtnislandschaft, Mosaikstein im Piktotop unseres Erinnerungsarchivs sowie unserer aktualen Bewusstseinsprozesse in der Beschäftigung mit dem Christus- / Jesus-Bild-Topos. Medien könnte man als Gesicht der Wirklichkeit (durchaus im Sinne der Huizingschen »Antlitzphänomenologie« 9 ) begreifen, als wirkungsvolle und transmittierende Oberflächen, deren Signalcharakter von ihren codierten Messages nicht immer sofort erkannt wird. Im Gesicht zeigen sich die Weite und Tiefe der Fragen und Sorgen, in denen wir stecken. Und die vielen Gesichter Gottes wie Christi 10 spiegeln sich in den diversen Rezeptionsleistungen des Christusbildes wider. Im Schein der Begegnung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen in der heutigen Welt erinnern wir angesichts des »garstigen Grabens« der Historie (Lessing) Jesus nicht als historisches Faktum, sondern als gegenwärtige Gestalt, die uns aus dem Traum des Vergangenen in die Realität des Augenblicks entlockt. 2. Medien-Theologie und Medienwissenschaft 11 In Zeiten der online-Welt »Second Life« (www.secondlife.com, kreiert von Linden Research, Inc., meist kurz »Linden Lab«) müssen selbst die Medien ihre eigene Geschichte neu denken, wenn etwa rein für diese Plattform designte Medienformate ins Leben gerufen werden, was als Produktion von Meta-Medien anzusprechen wäre. Es ist damit zu rechnen, dass sich viele Zeitgenossen in Zukunft eher mittels ihrer Avatare bzw. »Zweitidentitäten« in virtuelle Andachtskapellen, Meditationsforen und Kirchen setzen und dort ein Jesusbild meditieren (und womöglich dafür einiges zu zahlen bereit sind), als in der »realen Welt« mit eigenen Sinnen Jesusbilder zu imaginieren. Am 09.06.2007 hatte Second Life bereits 7.086.120 »Residents«; der Cash Flow lag immerhin bei 1.641.066 USD innert der letzten 24 Stunden bei Abruf am gleichen Tag. Für einen markanten Ersteindruck dieses Zweit-Welt-Booms s. www.wikipedia.org/ wiki/ Second_Life. Die Medien-Matrix wird gerade »neu gemischt«, und wir sind Zeugen eines Umbruchs im kollektiven wie individuellen Wahrnehmungshaushalt, dessen Auswirkungen auf die Perzeption von Jesusbildern noch nicht wirklich absehbar ist. Zumal (wie am 08.06.2007 in den Newsforen gemeldet) sich die Second-Life-Anhänger nun auch (in Deutschland, bereits geschehen in den USA) in der realen Welt vis-á-vis treffen wollen und so ein Crossover von Imaginationskulturen und Real Life eintritt, die Second-Life- Welt gleichsam in den prioritären »wirklichen Kosmos« entzaubert wird. Auch und gerade die Erfahrung des Heiligen wäre fast hundert Jahre nach R. Otto einmal neu auf die Frage der wahrnehmungspraktischen Ermöglichungsstruktur hin zu überprüfen. Medien bieten Vorlagen und offerieren Versuchsspiele auf immer neue Wahrnehmungen und Neuvertextungen von Wirklichkeit. Medien sind nicht die Botschaft (cf. McLuhans These vom Medium als Message), sondern bieten gleichsam eine offene Kluft für die eigenen Vertextungs- und Wahrnehmungsoperationen. Parallelwelten sind en vogue. Sie können uns in unserer Wahrnehmung flankieren und die Weite des normalen Alltags verdeutlichen, der zwischen den Ambivalenzen des Daseins spielt. Die Jesus-Ikonizität ist in den wahrnehmungskulturellen Feldern einer sich selbst verkennenden Neuauflage von Moderne (Horx) im Set der Werbe- und Markenikonen unterzubringen, ihr 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 64 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% ZNT 20 (10. Jg. 2007) 65 Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung spezifisches Profil ist nicht zu Hause in den Räumen der religiös codierten Seele (wie in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Weltwahrnehmungen noch deutlich vorausgesetzt), sondern im Konsumnetz der Labels und Marken-Launches gibt es auch Jesusikonizität, die sich durchaus noch als solche - etwa in Kreuzform (wie schön zu sehen im Piktogrammkatalog der minipops 12 ) - zu erkennen gibt. In alarmistischen Zeiten, die man (laut Zukunftsforscher M. Horx) heute allzu stark hofiert, wäre es geraten, eine optimistische Optik einzuüben, eine »Future Mind«, in der wir auch die Medialisierung als Einüben in neue Komplextechniken und erweiterte symbiotische Wahrnehmungsräume und nicht als Bedrohung begreifen. 13 Medien und Theologie bilden andere Interaktionsmuster aus, wenn man sich etwa in durchmedialisierten Umgebungen bewegt, wieder andere, wenn man von medial eher unerreichten Gegenden spricht. Kinder, die ohne religiöse Sozialisation in Afrika etwa Jesusgeschichten hören und Bilder davon malen, haben einen sehr unterschiedlichen Wahrnehmungs»background« im Vergleich mit medialisierten und u.U. intensiv religiösen Kontexten. Die Jesuserinnerung ist eine message-Dimension, die gerade in Zeiten eines digitalen Weltentwurfs immer mehr an Bedeutung gewinnt. Rafael Capurro wäre hier mit einem Diktum in Erinnerung zu rufen: »›The medium is the message‹ (MacLuhan). Wir scheinen inzwischen zu wissen, was Medien sind. Was ist aber eine message? Die digitale Weltvernetzung hat zwei Seiten, eine angeletische und eine hermeneutische. Wir leben in einer message society.« 14 3. Jesusbilder als identitätsstiftende Signaturen Die Beschäftigung mit Jesusbildern ist eine Auseinandersetzung sowohl mit der eigenen Religiosität als auch mit den Codierungsversuchen der Jesusgestalt in historischer und / oder aktueller Perspektive. Dabei markiert jedes Jesus-Bild eine konkrete Zuweisung von Identität an die Gestalt Jesu, ferner aber auch die Rückfrage an die Identität des Betrachters, der im Bild Jesu so etwas wie eine Spiegel- und Appellfläche wahrnehmen kann. Der Kanon der Christussymbole 15 kann als eine Art »Vorbildspiegel« für geistliche Reflexionsprozesse, aber auch schlicht als Attributenkatalog der Person Jesu in diawie synchroner Sicht »gelesen« werden. Die Palette der Jesusattribute / -bilder animieren quasi das eigene Bilderpatchwork, das wir in uns tragen im Blick auf die Fragen von Welt- und Wirklichkeitskonstruktion. Jesusbilder können Formgeber für Identität sein, sie entlocken in Zonen potentieller wie provozierender Muster möglicher Welten. Das dynamisierte Bewusstseins»ethos« der aktuellen Welt wirkt dabei auch auf die Art und Weise, wie wir Christus wahrnehmen. Einerseits ist die Rückkehr zu basalen Meditationserfahrungen, Stille, Reduktion u.a.m. unverkennbar virulent, andererseits sind Jesusbilder heute eingereiht in die »fast moving society«, gleichsam als »tableaux vivants«: Jesus als »moving image« im Kontext von Clip-Legenden, i-phone-mobility (die i-pod-Gesellschaft lässt grüßen), Comics und Commerce Philosophies. Die weite Verbreitung der Volxbibel (mit Anwenderhandbuch), die bereits einen markanten Up-date erfahren hat (Volxbibel 2.0; April 2007) zeigt sich als ein Open-Source-Projekt, das jede(n) einlädt, dieses Projekt mitzugestalten und somit am biblischen Jesusbild aus der Perspektive heutiger Sprachverstehensmuster mitzuwirken. Martin Dreyer hat hier mit der intendierten Verzahnung von aktueller »Volkssprache« und biblischer Überlieferung ein m.E. nur schwach positiv thematisiertes und meist nur pejorativ bedientes Projekt vorgelegt. In der Tat als identitätsstiftend im Sinne leiblicher Depiktion Christi ist das breite Portfolio von Christustattoos zu verstehen, die es in vielen Variationen in Sachen Farbe, Form und »message« gibt. Hierzu (und generell zu »christlichen Tattoos«) s. etwa: www.scotcrone.co.uk/ christian_tattoos.html; www.religioustattoos.net. Die Motive für Jesus- Tattoos sind Legion und reichen vom Wunsch, en-vogue zu sein, bis zu Träumen inniger Verbundenheit mit dem Geglaubten: In einem Chatroom sucht etwa jemand nach einem Bibelvers, den er als Gottes- / Jesuserinnerung an sich tragen möchte (und zwar in arabischer Sprache, da diese ästhetischer sei): www.forum.ref.ch/ thread.php? threadid=14222&boardid=58&styleid=1&sid=6860d6 b0ce87a8081d292b291d6575ae. 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 65 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% 66 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Hermeneutik und Vermittlung Man beachte auch: www.jesuschrist.net (Note: »very basic«) oder die Übersichten zu diversen »Jesus Websites« unter: www.world-faiths.com/ Year%209%20Projects/ jesus_websites.htm und www.feltd.com/ jesus.html, ebenso die stark frequentierte Website www.jesus.de, die gewiss eine Art »Mantra-Forum« für manche postmodernen Gläubigen ist, in dem sich die Ikonizität Jesu in diversen Facetten entfaltet und vertieft. Ob man gar mit Raimon Panikkar (Christophanie. Erfahrungen des Heiligen als Erscheinung Christi, Freiburg i.Br. 2006) die christophane Symbolik als »mysterium coniunctionis der göttlichen, menschlichen und kosmischen Wirklichkeit« (ebda. 236ff.) begreifen kann - und dabei wohl mutatis mutandis im Fahrwasser de-Chardinscher Semantik auf der Trendgeistwelle surft -, ist wohl eher zu hinterfragen. Sine dubio ist allerdings eine solche Sicht für nicht wenige Zeitgenossen eine wichtige Folie von Christusvorstellungen, die sich auch und gerade an heiligen Orten manifestieren. Die Idee der Konstruktion von Wirklichkeit in der Frage nach Identität stellt auch und gerade für die Begegnung mit dem Jesusbild eine wichtige Dimension dar. 16 Im Wahrnehmungshaushalt des einzelnen evozieren Jesusbilder häufig Konnotate von Erziehungskontexten, u.U. eingebettet in machtdynamische Verhältnisse, die damit einhergehen können. Eine aktive Begegnung mit Jesusbildern - bei Ausstellungen, in Kirchen, beim Surfen auf GOOGLE/ BILD, beim Blick auf einen »Jesus- Bildschirmschoner«, im Durchblättern eines Bildbandes, beim Verfolgen eines Videoclips oder Films - fordert und fördert Identifikationsmuster, seien diese nun ablehnender oder akzeptierender Natur. Im Karussell der identitätsbildenden Signale unserer Umwelt kann die Adaption von Jesusbildern markante Wirkungen auf emotionale und dezisionale Lebensmuster ausüben, dies alles vor dem Hintergrund einer heutigen MindSphere (M. Horx), die sich im Medienkosmos als Erinnerungsplattform zu behaupten sucht. 4. Der Medienkosmos als Plattform der Erinnerung »Als ›Gesicht‹ (Charakteristikum; Wesen; Individualität; Offenbarung) einerseits und als ›Figur‹ (Modell eines Modells) andererseits zeigt sich die wohl wichtigste theologische Aufgabe der Bildkategorie: im Diesseits Gottes Jenseits evident werden lassen.« Rainer Volp 17 4.1. Jesus als Bricolagemodell In Bricolagekontexten ist auch unsere Jesuserinnerung aufgehoben. Der »homo inveniens« der aktuellen Kulturszene schickt sich an, den Bildern und Begegnungsforen seiner Welt etwas abzugewinnen, das »Sinn macht« und die Sinne nicht nur füttert, sondern auch bleibende Lebensrelevanz generiert. Trotz dieses scheinbar »relativen Rahmens« von Bildern bei der Rede von Bricolage sind nichtsdestoweniger Bilder als Handlungsmaximen beschreibbar; das piktograph-kognitive Verstehen kann ferner als imaginatives Simulieren gefasst werden, das nicht »repräsentiert«, sondern simulative Imaginationen generiert. 18 Jesusbildbricolagen sind Irritationen im Bilderwald der Marken. Doch die Fiktionsressourcen, 19 in denen wir uns in Zeiten virtueller Weltformatierung bewegen, lassen offenbar nicht nur eine gewisse »Durchlässigkeit« für die traditionsinnovativen Gestalten von Jesusbildern an den Tag treten, sondern die Bastelexistenz des spätmodern / postmodern codierten Bewusstseins des homo digitalis generiert Mixgestalten, in denen Jesus eben nicht als singuläre Größe, sondern als Medienformat unter weiteren medial konfigurierten Formaten erscheint. Das ist in gewisser Weise die Crux der Nach-Gutenberg-Ära: die Message, die den Medienverkehr in Gang gebracht hat, ist mittlerweile zu einem Clusterpartikel im Wald der Marken avanciert, aber gerade hier liegt ihre unverhohlen schöne Chance für die Zukunft. 20 4.2. »Jesus auf dem Handy«, oder: Jesusbilder als Kokon im Markenwald Jesusbilder werden an vielen »Orten«, in physisch-realen, semi- und vollvirtuellen Foren, auf Displays, in Tattoo-Studios und in kirchlichen wie mondänen Kunstforen angeboten. Jesus bildet eines unter vielen globalen Markenmustern und reicht von der Handy-Präsenz bis hin zu großangelegten Konzeptwelten. Jesus 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 66 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% ZNT 20 (10. Jg. 2007) 67 Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung gleichsam als ein Kokon im weiten Wald der Markenidentitäten und Designpattern. Da es in den kontemporären Erlebnis- und Wahrnehmungswelten gesteigert um die beiden Pole Competition und Erfolg geht, ist zu überlegen, wie eine künftige »Vermarktung« der Jesus- Chiffre auch und gerade unter diesem Vorzeichen des »Gewinners« aufgezogen wird. Der Tübinger Künstler Martin Burchard jedenfalls bringt in seinem Oeuvre die »positive Energie« 21 Jesu - oder, wenn man so will: die Victory-Qualität des Auferstandenen - zum Ausdruck, indem er Kreuz und Kreativität, den Crucifixus mit dem Ressurectus eng zusammen denkt, ja bis Pfingsten die Linie auszieht. Seine Installationen rund ums Kreuz markieren Aufsprengungen gewohnter Wahrnehmungen und helfen, angesichts vieler Power Images der Marketing- und Werbungsbranche einen Blick zu gewinnen für die eigentümliche Wirklichkeit Christi inmitten des Markenwaldes. M. Burchard/ Tübingen: Jesus - das Licht der Welt (mit freundlicher Genehmigung des Künstlers). 4.3. Jesusbilder als »Lebensschnittstellen« medialer Erinnerung In Zeiten einer de facto erkennbaren digital divide (digitale Spaltung) bilden Medien eine markante »Schnittstelle«, die auch und gerade für Figuren der Jesusrezeption virulent ist. Die virtualisierte Welt zwischen Blackberrybenutzern und Chatroombewohnern formatiert unsere Weltwahrnehmung neu und gibt uns einen Einblick in eine digitalisierte wie artifizielle Weltbewältigung, die nicht zuletzt auch Auswirkungen auf unsere Art des Generierens und Verarbeitens von Jesusbildern besitzt. Wir dürfen das mediale Habitat als Forum der Christus(bild)rezeption begreifen und dabei den Horizont der Medientheologie als eine Art Metareflexion zum Interaktionsdiskurs zwischen christlicher Weltgestaltung und weltlicher Wirklichkeitswahrnehmung entdecken. Dabei gilt das Dictum des Stuttgarter Medienwissenschaftlers R. Capurro: »Als Weltbildner haben wir eine auf das physische und digitale Wohnen ausgerichtete ethische Aufgabe bei der semantischen und pragmatischen Konstruktion des Netzes. Ich nenne diese Aufgabe artifizielle Hermeneutik.« 22 »Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit wie des Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.« (Joh 1,14) Damit ist bereits angedeutet, was Romano Guardini unnachahmlich in der Ouvertüre eines seiner Bücher zu Jesus formuliert: »Für den Christen hängt alles davon ab, ob in ihm das Bild des Herrn ursprünglich und kraftvoll lebt oder aber abgegriffen und matt ist.« 23 Bilder bilden zwar Bewegung ab, und gerade deshalb sind sie letztlich kartographisch relevante Größen. Man könnte in diesem Kontext von einem Piktotop oder auch von einer Inszenierungssemantik im Imagotop sprechen. Gewiss gibt es dabei literarische und graphische Grenzen des Jesusbildes. Evangelien »zeichnen« ihre Sichtweise des Lebens bzw. der Geschichte Jesu; die Jesusdarstellungen des Mittelalters oder Rembrandts setzen andere Akzente als ein Lovis Corinth (cf. etwa »Der rote Christus« von 1922) oder Bettina Rheims und Serge Bramly (cf. ihren legendären Fotozyklusband: I.N.R.I., München 1998). 5. Der Piktotop der Jesuserinnerung »Einer sehr einflussreichen Zeitdiagnose zufolge leben wir in einer ›Gesellschaft des Spektakels‹. Jede Situation muß in ein Spektakel verwandelt werden, damit sie für uns wirklich - das heißt, interessant - wird. Die Menschen selbst sind bestrebt, Bilder aus sich zu machen - Prominente mit einem ›Image‹ zu werden. Die Wirklichkeit hat abgedankt. Es gibt nur noch Repräsentationen: die Medien.« Susan Sontag 24 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 67 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% 68 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Hermeneutik und Vermittlung 5.1. Das fragmentarische Bild Jede Form der Erinnerung ist ein Puzzlestein im Mosaik der Mimesis: »Evaluating pictures as pictures requires seeing them and thereby seeing in them the scenes they depict. As part of this, we normally see in them the emotions, feelings, and moods the scenes express. Expression therefore gives rise to an analogue of the puzzle of mimesis.« 25 Bilder bilden Puzzlesteine des Bewusstseins, sie sind nie »eindeutig«, sondern markieren stets Chiffrenfelder pluriformer Deutungszuweisung. Unfreiheit und Freiheit des Deutens, 26 das Spiel der Hermeneutik, liegt in dieser weltbildenden »offenen Wahrheit« des Bildes begründet. Im Fragment des Bildes, das selbst expressiver Mosaikstein von Weltdarstellung und Weltempfindung ist, gewinnt die Freiheit der Spiegelung eine konkrete Gestalt. Ob wir nun mit abstrakten oder realistischen Bildern / Bildmotiven, mit antiken Darstellungen oder postmodernen Graffitikunstwerken zu tun haben, eins bleibt gleich: Bilder sind Spuren von anderem, Verweisort und im Verweis selbst »aufgehoben«, damit Anzeige von Transit, Aufweis von Energieübertragungen des Offenen ins Gestalt gewinnende Konkrete (sei dies, wie gesagt, abstrakter oder pointiert »wirklichkeitsnaher« Natur). Optische und akustische Qualitäten spielen im semantischen (und konkret erfahrbaren) Kosmos des Sinnlichen eine tragende Rolle; und Bildchiffren sind häufig die Einstiegspforte zu auditiven Annäherungen. Die Wahrnehmung Jesu ist so durchaus in ihrer doppelten ikonischauditiven Dynamik zu begreifen: Gott im Jesusbild »hören« heißt dabei vor allem, dass wir Jesus inmitten der vernetzten, digitalen, virtuell konfigurierten Stimmungen und Befindlichkeiten neu hören. Denn im Hören gewinnt Sehen Gestalt, und nicht zuletzt die moderne Hirnforschung verweist uns darauf, dass alle »Bildsequenzen« in unserem Gehirn zunächst über auditive Spuren / Prozesse verlaufen und somit eigentlich jedes »Bild« in uns ein »gehörtes Bild«, ein übers Hören eingespieltes Visibile ist. »Rede, dass ich dich sehe« (Hamann) oder »ut pictura poiesis« (was das Reversum des eben Gesagten anzeigt) meinen: In der Medienwelt einer durchdigitalisierten Moderne kann das Medium Mensch sich der Gotteswirklichkeit qua Jesusbild und Jesuserinnerung annähern; im Jesusbild scheint die Schönheit Gottes auf, die imago Christi ist das Forum, in dem sich der Glanz der göttlichen Wirklichkeit zeigt. 5.2. Die Kunst der Jesuserinnerung Jesuserinnerung ist Kunst, basale Kunst, Rückkehr und Einkehr, Innehalten und Werden, Wandlung und Erfahrung von Tiefe: Gottesbegegnung. Im Bild Jesu tritt uns Gott entgegen, wird »Heil montiert«. Jesuserinnerung ist und bleibt als Erinnerung an die Schönheit Kunst. Mit dem Songpoeten Michael Card gesprochen: »God is beautiful. His beauty demands a response that is shaped by that beauty. And that is art.« 27 Bilder besitzen eine autoritative Qualität, sie verkörpern gleichsam Autorität (wobei mit Werner Zager zwischen »formaler Autorität« und »Autorität im Vollzug« zu unterscheiden wäre). 28 Das Bild Jesu ist eine »Offenbarungsfolie«, ein Abgleichort, an dem sich die Wirk-lichkeit Gottes, sein Bilden und Schaffen des ihm Wohlgefälligen auf prävalente Weise »abspielt«. Diese aleatorische Notiz (mit Wolfgang Iser und dessen rezeptionsästhetischem Spiel-Gedanken) hat nicht zuletzt eine Affinität zum Offenbarungsbegriff (bzw. zur praesentia Dei) der biblischen Textwelt, der als ein Ort der konstruktiven Kontingenz »je jetzt« eine eigentümlich-besondere Gestalt annimmt. Peter Lampe ist diesem Aspekt in seinem neueren Werk »Die Wirklichkeit als Bild« präzise nachgegangen und formuliert an einer Stelle treffend: «Die (private oder gottesdienstliche) Traditionsaufnahme, der Lese-, Hör- oder Erinnerungsvorgang, vermittelt Gottespräsenz. Der so umrissene Offenbarungsbegriff stellt das Rezeptionsgeschehen in den Mittelpunkt, das das Konstruieren der eigenen Wirklichkeit beeinflusst. Offenbarung, die Erfahrung von Anwesenheit Gottes, ergibt sich im Hör- oder Leseerlebnis. Sie ereignet sich, während biblische Inhalte angeeignet werden, im Vollzug des Wirklichkeitskonstruierens.« 29 Wir sollten neu fragen nach Jesusbildern, die uns nicht nur in unseren aktuellen (»Präsenz«) rezeptiven und kreativen Vernetzungs- und Konstruktionsaktivitäten »treffen«, sondern die ferner 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 68 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% ZNT 20 (10. Jg. 2007) 69 Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung auch das Eintauchen des Bildes in unser Selbst- Bild, in das Umgestaltetwerden ins »Bild Christi« gewährleisten, damit ein wahrhaft erinnerndes Verstehen ermöglicht wird und wir so begreifen, was es auf sich hat mit der memoratio Christi, mit der Erinnerung an den, der eigentliches Verstehen erst möglich und tragfähig macht! Der Medienkosmos ist der Pulsgeber für die Jesuserinnerung. Im semantischen Profil der Jesuserinnerung zeigen sich die vielfältigen Plattformen, die in der Internet- und Cyberspacewelt nicht nur für Furore und Futureskes sorgen, sondern auch und vor allem das Dasein des homo digitalis (et medialis) im Sinne eines Zuhauseseins in Parallel- und Vertikalwelten - sozusagen im Höhenrausch einer Multi- Tasking-Existenz - codieren und seinem virtuellen Codiertsein den Stempel der Entwirklichung aufdrücken. Bilder sind nicht nur optische Repräsentanzen von Äußerem, von Symbolen und Begegnungen mit Materiellem, sondern sie sind gleichsam der Stoff, aus dem unsere Weltdeutungsfähigkeit sowie unsere Beziehungsstrukturen ihren Sinn und Zweck erhalten. Bilder bilden dabei nicht nur Folien, auf denen Bedeutungsbildung generative Spuren hinterlässt, sondern zugleich auch Anstoß und Konturgeber für semantische Potentiale. »Mediale Bedingungen der Erinnerung«, wie hier der Untertitel anzeigt, verweist vor allem auch auf die Fähigkeit, im Rahmen gegebener Medienkonstellationen Erinnerungslandschaften aufzubauen und konkrete Handlungen einzuspielen in der Auseinandersetzung mit inneren Bildern. Dabei haben wir es mit einem Multi-Level- Prozess zu tun, bei dem die wahrgenommene äußere Gestalt eines Bildes in die innere Bewusstseinslandschaft eingespeist wird und im Abgleich damit bewertet wird. Wir haben es dabei mit Prozessen zu tun, die gleichsam vertikal und horizontal das individuelle Bildarchiv berühren und je jetzt (also: akt-uell) piktogene Performanzstrukturen im Bewusstseinshaushalt hervorrufen. Bilder generieren mentale Konfigurationen. Solche Konfigurationen im Kontext des aktuellen Medienkosmos sind Legion, und wir können uns gewiss auch in Zukunft auf eine sich weiter ausdifferenzierende Medienszene und ihre Erscheinungsformen einstellen. Der jeweils aktuelle »Piktotop« unseres Lebens und Denkens ist durch vielerlei Eindrücke, Erfahrungen und Antizipationsfolien geprägt. In diesem »Webteppich« der inneren Bildbühne ist auch das Bild Jesu mit eingewebt, sofern wir denn eine Vorstellung bzw. einen auditiven oder visuellen Eindruck von der Jesusgestalt auf irgendeinem Wege haben gewinnen können. Dieser Eindruck ist in der Tat ein Aspekt der vielen Eindrücke und Empfindungen, die wir im optischen Bilderwald der Seele gespeichert haben. Dabei spielt das Motiv der »hörenden Augen« keine unwichtige Rolle, denn nur das wirklich »empfangende« Gewahren ist ein echtes Erkennen, nur das hörende Herz »zählt« (zumindest coram Deo). Wenn wir auf die Bilder Jesu in uns zu sprechen kommen, dann geht es auch vor allem um die Frage, welche eher konstitutive oder eher figurative Dynamik sich damit jeweils verbindet. 5.3. Epilogische Thesen: Jesuspräsenz im aktuellen Wahrnehmungshaushalt Jesus heute zu sehen umreißt einen Sprung in die Geschichte der Rezeption der Jesusbilder unter spätmodernen Voraussetzungen und neumedialer Codierung des Bewusstseins. Dabei lebt die Vergegenwärtigung des Bildes maßgeblich von ansprechenden Erfahrungsimpulsen, die nicht nur, aber doch wesentlich durch Medien und Orte der Jesuserinnerung ermöglicht werden. Präsenz als Plattform neuer Jesusbildmontagen spielt sich in einer multioptionalinszenierungsfixierten Welt auf verschiedensten Ebenen ein. Hierzu nun abschließend einige Thesen zur Relevanz, Reflexion und Rationalität der Wahrnehmung von Jesusbildern: These 1: J e s u s p r ä s e n z spielt sich durch mediale Begegnungsforen, wie Wort, Bild, symbolische Darstellungen i.w.S., sowie durch Erinnerungs- »Der Medienkosmos ist der Pulsgeber für die Jesuserinnerung.« »Jesuspräsenz spielt sich durch mediale Begegnungsforen, wie Wort, Bild, symbolische Darstellungen i.w.S., sowie durch Erinnerungserfahrungen ein.« 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 69 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% 70 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Hermeneutik und Vermittlung erfahrungen ein. Der Bricolagecharakter jeder Begegnung gilt dabei auch für die Auseinandersetzung mit und der Rezeption von Jesusbildern. In den ureigenen inneren Verbildlichungsprozessen stellen sich die Facetten unserer Jesusbilder als filigrane Montage mit prozeduralem Versatzstückcharakter dar. Im Horizont dieser »Bricolagesemantik« zeigt sich die Begegnung mit dem Jesusbild als eine offene, heuristisch codierte Aufgabe. These 2: Jesusdarstellungen treten nicht zuletzt von der Dimension der Bricolage her als inszeniertes Bild in den Blick: das Jesusbild und unser Bild von der Welt konvergieren; anders gesagt: in der Wahrnehmung Jesu ist unsere Wahrnehmung von Welt in nuce aufgehoben - et vice versa. These 3: Jesusbilder sind Offerten, etwas von der eigentlichen Wirklichkeit Gottes wie des Menschen zu entziffern und zu entdecken. These 4: Die Botschaft ist das Bild: und dies trotz der auf der semantischen Ebene oft vollzogenen, aber letztlich unsinnigen Schwarz-Weiß- Differenzierung zwischen message und Bild (welches Bild böte keine »message«, welche message wäre bildlos? ) These 5: Besprochene und erzählte Welt (H. Weinrich) bilden auch für die Rezeption von Jesusbildern in neumedialen Kontexten den Rahmen von individuellen Aktualisierungsleistungen. Zwischen den Zeilen analytisch-pragmatischer Blicke und weltdeutender Antlitzerkenntnis changieren die Facetten und Figuren unserer bildlichen Wahrnehmung. Die Imagination von Jesusbildern lehrt uns etwas über den Umgang mit Geschichten in unserem Leben wie mit unserer Lebensgeschichte insgesamt. Letztlich könnte man die Frage nach dem Jesusbild im Kontext »Lebenskunst und Evangelium« verorten. 30 These 6: Narrative Welterschließung meint für die Rezeption von Jesusbildern, dass wir innerhalb lebensweltlicher Erfahrungs- und Deutungsmuster Bilder von Jesus entwerfen, die semantische Leerstellen besetzen, ohne dass uns dabei meist bewusst wäre, wie und woher sich die Gestalt des jeweiligen Jesusbildes in uns speist. 31 Im narrativen Horizont findet Erkenntnis als dynamischer Akt statt, als Entzifferung und Entwurf von Welt. 32 These 7: Jesusbilder sind aus dem Blickwinkel einer auditiven Ästhetik 33 Verweis auf und Erweis von Gotteswirklichkeit sub specie vocis. In Erzählungen wird uns eine Stimme nahegebracht. Jedes rezipierte Jesusbild generiert eine auditive Spur im Rezipienten, verweist als akustisches Signal in den Raum der Christuserkenntnis, die ihrerseits unter dem Vorzeichen von Anruf und Hören steht. Jesusbilder sind Übersetzungsleistungen, zunächst von Künstlern, dann der medialen Vermittlungs»agencies« (von digital-medialen Producern bis zu Ausstellungsagenturen), aber letztlich zielen sie auf die Vergegenwärtigung einer Stimme. l Anmerkungen 1 J.F. Jensen hat ein ausdifferenziertes Konzept von Interaktivität vorgelegt (»Interactivity« - Tracking a New Concept in Media and Communication Studies, in: P.A. Mayer (Hg.), Computer Media and Communication, New York 1999, 160-187). Er unterscheidet dabei vier Aspekte / Ausprägungen von medialer Interaktivität: »transmissional interactivity« (Ein-Weg-Verkehr, etwa Teletext, multi-channel systems), »consultational interactivity« (Wahl aufgrund eines bestimmten Angebots, z.B. Video-on-Demand, Online-Informationsdienste), »conversational interactivity« (E-Mails, Videokonferenz et alia), »registrational interactivity« (wozu jede Form von Monitoring, Info-Registration und digitaler Überwachung zählt). S. dazu auch: I. de Feijter, The Art of Dialogue: Religion, Communication and Global Media Culture, Berlin 2007, 63-65. 2 S. dazu S. Blank, Martin Seel - Medialität und Welterschließung, in: A. Lagaay / D. Lauer (Hgg.), Medientheorien: Eine philosophische Einführung, Frankfurt am Main 2004, 249-272: 270. Der Band von Lagaay / Lauer bietet eine gute Perspektive und Einführung zum Kosmos der Medien wie zur Deutung von Medialität als Metapher von Wirklichkeitserfahrung, ferner auch zur Palette der Medienkonzepte, die heute im allgemeinen Mediendiskurs wirksam sind. Die Relation Medien-Wirklichkeit fängt sehr schön der von S. Krämer herausgegebene Band »Medien - Computer - Realität: Wirklichkeitsvorstellungen und Neue Medien« (Frankfurt am Main 1998) ein. S. ferner auch: D. Giles, Media Psychology, Mahwah, N.J. 2003; B. Wyss, Die Welt als T-Shirt. Zur Ästhetik und Geschichte der Medien, Köln 1997. 3 H. Fendrich, Glauben. Und Sehen. Von der Fragwürdigkeit der Bilder, Bonn 2003, 5-20 zeichnet hier in lebendigen Zügen ein »Bild« vom Umgang der Christen mit dem Medium Bild. 4 Cf. www.winkingjesus.com (Abruf: 09.04.2007). 5 Zur Differenzierung des »collected memory« in die zwei »Basis-Register« kommunikatives und kulturelles Gedächtnis s.: A. Erll, Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen: Eine Einführung, Stuttgart 2005, 112-122 (Erll unterscheidet hier bei den modi memorandi kulturtheoretisch und vom Zeitbewusstsein her den sozialen Nahhorizont vom ›kulturellen‹ Fernhori- 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 70 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% ZNT 20 (10. Jg. 2007) 71 Thomas Nisslmüller Jesusbilder: Mediale Bedingungen der Erinnerung zont, ferner kulturgeschichtlich die synchrone von der diachronen Pluralität). 6 Eine konzise und facettenstarke Skizze der Geschichte des Bildes findet sich bei O.R. Scholz, Art. Bild, Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 1, Stuttgart 2000, 618- 669. 7 Neben der Erzählung war die schriftliche Gestalt der Botschaft von Jesus gleichsam der erste Versuch, »Bilder« zu entwerfen; insbesondere das Johannesevangelium ist hier aus semiotischer Perspektive eine Fundgrube für eine »Bilderchristologie«. Cf. hierzu die minutiöse Studie von R. Zimmermann, Christologie der Bilder im Johannesevangelium: Die Christopoetik des vierten Evangeliums unter besonderer Berücksichtigung von Joh 10 (WUNT 171), Tübingen 2004. Der Autor unterscheidet zunächst im zweiten Teil seiner Abhandlung (Kap. 4-9; 91ff.) metaphorische, symbolische, titulare, narrative und konzeptuelle Bildlichkeit, um dann im vierten und letzten Teil zunächst das Mosaik der Christusbilder (Kap. 14; 407ff.) - mit den Kompositionsprinzipien Bildcluster, Bildvariation, Bildnetzwerk - und anschließend die Wirkung der Christusbilder (Kap. 15; 425ff.) zu betrachten. Hier unterscheidet er bei den »Dimensionen christologischer Imagination« die vier Teilbereiche Spiegelbild (anthropologische Dimension), Erinnerungsbild (geschichtliche Dimension), Abbild (theologische Dimension) und Vorbild (ekklesiologischethische Dimension). 8 Eine kritische Reflexion dieses auch für die theologische Durchdringung medialer Deutungs- und Distributionsmuster so wichtigen Begriffs der Information liefert P. Janich, Was ist Information? Kritik einer Legende, Frankfurt am Main 2006. 9 Cf. etwa: K. Huizing, Das erlesene Gesicht. Vorschule einer physiognomischen Theologie, Gütersloh 1992. 10 S. dazu M. Oberle, Jesus hat viele Gesichter. Vom Sinn moderner Jesusbilder, Essen 1996. Zum Verstehen christlicher Bilder im Allgemeinen s. ferner auch M.L. Goecke-Seischab, unter Mitarbeit von F. Harz, Christliche Bilder verstehen: Themen - Symbole - Traditionen. Eine Einführung, München 2004 (zur kreativen Aneignung von Bildern s. ebda. 147). 11 Generell zum Geflecht von Religion / Medien / Kirche s.: Th.H. Böhm, Religion durch Medien - Kirche in den Medien und die »Medienreligion«: Eine problemorientierte Analyse und Leitlinien einer theologischen Hermeneutik, Stuttgart 2005. Böhm steuert in dieser eher synoptisch angelegten Studie auf ein »existentielles« Medienverständnis zu, das im Aufbrechen der »mimetischen Spirale« (ebda. 270) seine eigene theologische Strahlkraft entfaltet. 12 C. Robinson, minipops. Berühmte Leute kleingepixelt, Frankfurt am Main 2006, 97 (Christus Crucifixus; die Seiten davor und danach zieren u.a. die Pixel»größen« Ah-a und Queen). 13 »Vor uns liegt nicht die Auswanderung in den Cyberspace ohne Rückfahrkarte. Die virtuellen Räume, in die wir unsere Intelligenz weiterentwickeln, sind nur ›Übungsräume‹ für den neugierigen, erweiterungsfähigen menschlichen Geist. Nicht der digitale Zombie ist unsere Zukunft, sondern der Wanderer zwischen den Realitäten. Einloggen und ausloggen, Schnittstellensurfen, das ist die zentrale Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts.« (M. Horx, Anleitung zum Zukunfts-Optimismus: Warum die Welt nicht schlechter wird, Frankfurt am Main 2007, 135). 14 R. Capurro, Ansätze zur Begründung einer Netzethik, in: K. Huizing / H.F. Rupp (Hgg.), Medientheorie und Medientheologie, Münster 2003, 122-137: 136. 15 S. hierzu die konzise Übersicht bei M. Frenschkowski, Art. Christussymbole, RGG 4 2 (1999), 340-343. 16 Zum Prozess der Identitätsbildung s. H. Keupp u.a., Identitätskonstruktionen: Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek bei Hamburg, Dezember 1999, 189-271; R. Eickelpasch / C. Rademacher, Identität, Bielefeld 2004, 21-54. Zur visuellen Codierung von Identität und Kultur insgesamt s. auch das neue Werk von J. Naisbitt, Mind Set! Wie wir die Zukunft entschlüsseln, aus dem Amerikanischen von T. Halek und D. Naisbitt, München 2007, 239-286. 17 Art. Bilder VII. Das Bild als Grundkategorie der Theologie, TRE VI (1980), 557-568: 567. 18 Cf. hierzu: K. Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium: Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft, Köln 2003, 281 (Bilder als Handlungsmaximen); 302-307 (Verstehen und Imaginieren). 19 An dieser Stelle möchte ich einmal mehr auf den im Januar 2007 verstorbenen Konstanzer Literaturwissenschaftler und »Pionier« der Auseinandersetzung mit der Erfahrung des Fiktiven/ Fiktionalen verweisen: Wolfgang Iser (22. Juli 1926-27. Januar 2007). Nach wie vor eine der wichtigsten Arbeiten zum Verhältnis von Menschsein und Weltkonstruktion ist sein »Das Fiktive und das Imaginäre: Perspektiven literarischer Anthropologie« (Frankfurt am Main 1991). 20 S. hierzu meinen Beitrag: Th. Nisslmüller, Die »Marke Zukunft« und die Gottesmarke: Anmerkungen zum Zukunftsmanagement, ZThG 9 (2004), 66-71. 21 So in einem Brief des Künstlers an mich vom 14.01.2007. Im Jahr 2003 gestaltete Burchard die Christuswand im Bibelmuseum der DBG in Stuttgart mit einer lebensgroßen blattvergoldeten Christusfigur und erhielt die »Auszeichnung für Kunst im Jahr der Bibel 2003«. Momentan arbeitet er am »Weiterweg«, einem Land-Art-Projekt mit christlichen Impulstexten. 22 Capurro, Ansätze, 134. 23 R. Guardini, Das Bild von Jesus dem Christus im Neuen Testament, Freiburg 1961, 19. 24 S. Sontag, Das Leiden anderer betrachten, München / Wien 2003, 126. 25 D. McIver Lopes, Sight and Sensibility: Evaluating Pictures, Oxford / New York 2005, 49. 26 Wobei Freiheit sich auch und gerade über die Begegnung mit Kunst »einspielt«, wie Ernst Müller in Anspielung auf ein Hegelzitat treffend formuliert: »Die Erfahrung kann es denn auch beweisen, daß die Frömmigkeit, sofern sie Bilder anbetet, weit weniger echte Kunstwerke verehrt. Denn diese führen zu einer inneren Befriedigung und Freiheit, dahingegen jene Frömmigkeit mehr in dumpfer, bewußtloser Abhängigkeit schweben will.« (E. Müller, Religion und Ästhetik, in: Religion in der modernen Lebenswelt: Erscheinungsformen und Reflexionsperspektiven, hg. B. Weyel und W. Gräb, Göttingen 2006, 256-276: 276. 27 M. Card, Scribbling in the Sand: Christ and Creativity, Downers Grove / Leicester 2002, 27. 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 71 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100% 72 ZNT 20 (10. Jg. 2007) Hermeneutik und Vermittlung 28 W. Zager, Jesus aus Nazareth - Lehrer und Prophet: Auf dem Weg zu einer neuen liberalen Christologie, Neukirchen-Vluyn 2007, 106-109; ebda. 110: »Vielmehr kommt Jesus allein eine ›Autorität im Vollzug‹ zu. Indem er uns eine tiefere Wahrheit aufschließt, werden wir von ihm überwunden.« 29 P. Lampe, Die Wirklichkeit als Bild: Das Neue Testament als ein Grunddokument abendländischer Kultur im Lichte konstruktivistischer Epistemologie und Wissenssoziologie, Neukirchen-Vluyn 2006, 165. Wie Hollywood unter der Ägide von James Cameron aus wenig Material eine pseudowissenschaftliche »Wahrheit« entwirft, zeigt Lampe in seinem Beitrag »Jesu DNS-Spuren in einem Ossuar und in einem Massengrab seine Gebeine? Von medialer Pseudowissenschaft und zuweilen unsachgemäßen Expertenreaktionen« (ZNT 19 [2007], 72-76). Zur tv-medialen Umsetzung des Jesusfilmgenres (»Jesus Movies as Biopics«) s. zuletzt die Studie von A. Reinhartz, Jesus of Hollywood, Oxford 2007. 30 Im Blick auf praktisch-theologische Reflexion und Lebenswelt hat dies Wilfried Engemann eindrücklich vorgeführt: Die Lebenskunst und das Evangelium: Über eine zentrale Aufgabe kirchlichen Handelns und deren Herausforderung für die Praktische Theologie, in: ThLZ 129 / 9 (2004), 876-896. 31 Cf. hierzu W. Magass, Der Raum, die Mythen und die Riten, in: Th. Nisslmüller / R. Volp, Raum als Zeichen: Wahrnehmung und Erkenntnis von Räumlichkeit, Münster 1998, 91-96: 96: »De lejos, ›von weither‹ kommt das Wasser zur Mühle, von weither kommen die Besetzer der (räumlichen / semantischen) Leerstellen. Signifikanzen sich einzuverleiben ist ein imperialer Trieb, solche vor sich herzuschieben, ist ein imperium sine fine.« 32 Anhand der Acta pointiert porträtiert von U.E. Eisen, Die Poetik der Apostelgeschichte: Eine narratologische Studie (NTOA 58), Göttingen 2006. 33 S. hierzu demnächst: Th. Nisslmüller, Der hörende Mensch (Habilitationsschrift; Druck in Vorbereitung). Neues Testament aktuell: Beate Ego/ Christian Noack: Religiöses Lernen und Lehren in den Schriften des Alten Testaments und im Neuen Testament Zum Thema: Tor Vegge, Antike Bildungssysteme im Verhältnis zum Christentum Matthias Klinghardt, Die Didaktik der Evangelien - wie die biblischen Schriften ihre Leser belehren Tal Ilan, Eine gender-orientierte Perspektive auf Lesen und Lernen im antiken Judentum Kontroverse: Kinder als Exegeten der Schrift? Kindertheologie auf dem Prüfstand Gerhard Büttner versus Renate Hofmann Hermeneutik und Vermittlung: Johannes Woyke, »Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann« (Ps 77,11). Erwägungen zur bibeldidaktischen Relevanz des Motives der Irritation angesichts der Reminiszenz vergangener Wundertaten Gottes Buchreport: Eckart Reinmuth, Anthropologie im neuen Testament (TUB 2768), Tübingen 2006 (rez. v. Uta Poplutz) Vorschau auf Heft 21 Themenheft: Lernen und Lehren 061607 ZNT 20 03.10.2007 7: 32 Uhr Seite 72 User: Steffen Hack Lpi: 175 Scale: 100%