eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 25/50

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
znt
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
121
2022
2550 Dronsch Strecker Vogel

Editorial

121
2022
Susanne Luther
Jan Heilmann
Michael Sommer
znt25500003
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Mit dem vorliegenden fünfzigsten Heft der ZNT blicken die Herausgeberinnen und Herausgeber dankbar auf 25 Jahre des Bestehens dieser Zeitschrift zurück, die unter den exegetischen Periodika ihren Platz „in Universität, Kirche, Schule und Gesellschaft“ gesucht und, wie wir wohl sagen dürfen, auch gefunden hat. Der Zeitschrift ist zu wünschen, dass sie auch weiterhin und je länger desto mehr das Neue Testament auch außerhalb der exegetischen Binnendiskurse zu Gehör bringt, ohne den fachwissenschaftlichen Anspruch zugunsten der (dann zu teuer bezahlten und zu billig angebotenen) außerfachlichen Verständlichkeit zu ermäßigen. Zusätzlich zu den üblichen Beiträgen enthält dieses Heft ein Register der Aufsätze und Buchre‐ zensionen sämtlicher bisher erschienenen Hefte. Wir danken herzlich dem Verlag für seine Zustimmung zu der dadurch entstandenen nicht unerheblichen Überlänge des Heftes. Der Jakobusbrief, dem das aktuelle Heft gewidmet ist, leidet bis heute an der geringen Meinung, die Luther über ihn äußerte, musste allzu lange herhalten als schlechte theologische Alternative zu Paulus. Die aktuelle Forschung entdeckt ihn ge‐ genwärtig neu als eigenständige Stimme zu Themen, die auch Paulus interessierten, als markante Position zu Fragen von Reichtumskritik und sozialem Statusdenken, als Fortschreibung jüdischer Weisheit und als einen frühchristlichen Zeugen helle‐ nistisch-römischer Bildung. Zu entdecken ist der Jakobusbrief nicht zuletzt auch in postkolonialer Perspektive und als wichtige Schrift im Zusammenhang einer erheblich in Bewegung geratenen Kanondiskussion. Susanne Luther informiert unter der Rubrik „Neues Testament aktuell“ zu diesen und weiteren Trends der aktuellen Forschung. Die drei Beiträge „zum Thema“ werden eröffnet von Karl-Wilhelm Niebuhr, der das geflügelte Lutherwort von der „strohernen Epistel“ in den Kontext zahlreicher auch positiver Referenzen Luthers auf den Jakobusbrief stellt, sowie in den größeren historischen Zusammenhang von Äußerungen anderer Reformatoren des 16. Jh. über seinen theologischen und kanonischen Rang. Sigurvin Jónsson beleuchtet in seinem Beitrag die profunde literarische und literarisch-rhetorische Bildung, über die der Verfasser des Jakobusbriefes verfügte, und die auch Rückschlüsse auf den Bildungsstand der intendierten Adressaten zulässt. Deutlich wird, dass sich frühchristliche Sozialkritik auch eines gehobenen Stils bedienen konnte, um die gehobene gesellschaftliche Schicht zu erreichen. Den sozialkritischen Aspekt pointiert auf eigene Weise Ingeborg Mongstad-Kvammen, die den Reichen in Jak-2,2f. als römischen Ritter identifiziert, der seine Kontakte zur Gemeinde für seine politischen Zwecke nutzen will. Hier zeigt sich, dass die vom Briefverfasser geforderte Orientierung am Mosegesetz sich tiefgreifend auf die soziale Selbstpositionierung der Adressierten auswirken musste. Die zwischen Matthias Klinghardt und Rainer Metzner ausgetragene Kontroverse berührt nicht nur Fragen der Datierung und Zuschreibung des Jakobusbriefes, son‐ dern auch das komplexe Problem der Entstehung des neutestamentlichen Kanons. Unter der Rubrik „Hermeneutik und Vermittlung“ skizziert Manuel Vogel eine soziokulturelle Lektüre des Jakobusbriefes, die den Brief als vehementes Plädoyer für soziale Abwärtsorientierung und als ebenso vehementen Einspruch gegen soziales Aufwärtsstreben zum Sprechen bringt. Der ebenfalls von Manuel Vogel verfasste Buchreport stellt eine Monographie vor, die den Jakobusbrief unter postkolonialer Perspektive als nativist letter erschließt und die Frage nach dem Verhältnis von Jakobus(brief) und Paulus(briefen) in neuem Licht erscheinen lässt. An Personalia ist zu vermelden, dass Matthias Klinghardt mit Eintritt in den Ruhestand aus dem Kreis der Herausgebenden der ZNT ausscheiden wird. Matthias Klinghardt war Gründungsmitglied der ZNT und hat die Zeitschrift über 25 Jahre mit wichtigen eigenen Beiträgen und zahllosen guten Ideen begleitet und mitgestaltet. Ihm gebührt unser besonderer Dank. Zu danken ist auch Christian Strecker und Manuel Vogel, die künftig als Mitglieder des erweiterten Kreises weiterhin bei der ZNT mitarbeiten werden. In den Jahren ihrer Hauptherausgeberschaft haben sie sich um die ZNT überaus verdient gemacht und hierbei keine Mühen gescheut. An ihre Stelle treten nun Jan Heilmann und Michael Sommer, denen an dieser Stelle ein herzliches Willkommen gesagt sei, ebenso Heidrun Mader, die neu zum Kreis der Herausgebenden hinzugekommen ist. Und last but not least soll hier auch dem Verlag ein großer Dank ausgesprochen werden für alle Unterstützung, die wir im Laufe von 25-Jahren in allen Belangen der ZNT erfahren haben. Und Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, wünschen wir nun eine anregende Lektüre unseres Jubiläumsheftes. Susanne Luther Jan Heilmann Michael Sommer 4 Editorial